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Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband
Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband
Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband
eBook464 Seiten

Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband

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Über dieses E-Book

Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband
von Alfred Bekker, Hendrik M. Bekker

Über diesen Band:

Dieses Buch enthält folgende Fantasy-Romane:

Alfred Bekker: Ein Elbenkrieger auf der Drachenerde
Hendrik M. Bekker: Norag und die Elbenmagierin
Hendrik M. Bekker: Norag und der Gottkönig
Hendrik M. Bekker: Norag und der Tod in Arakand
Hendrik M. Bekker: Norag und der magische Hammer
Hendrik M. Bekker: Der Zwerg und das magische Auge

Abseits aller Welten und Zeiten, am Schnittpunkt der Dimensionen, erstreckt sich entlang der Küste des Zeitlosen Nebelmeeres die Ebene von Lyrrhantar.
Dort treffen in einer Ewigen Schlacht vier Heere aufeinander. Es sind die Mächte des Chaos und der Ordnung, des Lichts und der Finsternis, deren Krieger in wechselnden Koalitionen gegeneinander antreten. Es kämpfen hier Menschen und Götter; Elben und Elfen, Orks und Zwerge, Halblinge und Riesen, Trolle und Gestaltwandler, Sterbliche und Unsterbliche, Tote und Untote, Magier und Zauberer, Helden und Schurken, Söldner und Glaubenskrieger. Sie kommen aus allen Zeiten und Welten. Manchmal bringen Schiffe sie an die Küste des Zeitlosen Nebelmeeres. Manchmal versetzt auch ein unbedachter Gedanke, die Magie eines Zauberspruchs oder die Macht eines Traums die Helden an diesen Ort und wirft sie mitten in das Kampfgetümmel hinein. Nicht immer ist es ihre eigene Entscheidung, auf welcher Seite sie stehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum19. Mai 2020
ISBN9783745212440
Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband

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    Buchvorschau

    Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6 - Hendrik M. Bekker

    Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar Band 1-6: Fantasy Sammelband

    von Alfred Bekker, Hendrik M. Bekker

    Über diesen Band:

    Dieses Buch enthält folgende Fantasy-Romane:

    Alfred Bekker: Ein Elbenkrieger auf der Drachenerde

    Hendrik M. Bekker: Norag und die Elbenmagierin

    Hendrik M. Bekker: Norag und der Gottkönig

    Hendrik M. Bekker: Norag und der Tod in Arakand

    Hendrik M. Bekker: Norag und der magische Hammer

    Hendrik M. Bekker: Der Zwerg und das magische Auge

    Abseits aller Welten und Zeiten, am Schnittpunkt der Dimensionen, erstreckt sich entlang der Küste des Zeitlosen Nebelmeeres die Ebene von Lyrrhantar.

    Dort treffen in einer Ewigen Schlacht vier Heere aufeinander. Es sind die Mächte des Chaos und der Ordnung, des Lichts und der Finsternis, deren Krieger in wechselnden Koalitionen gegeneinander antreten. Es kämpfen hier Menschen und Götter; Elben und Elfen, Orks und Zwerge, Halblinge und Riesen, Trolle und Gestaltwandler, Sterbliche und Unsterbliche, Tote und Untote, Magier und Zauberer, Helden und Schurken, Söldner und Glaubenskrieger. Sie kommen aus allen Zeiten und Welten. Manchmal bringen Schiffe sie an die Küste des Zeitlosen Nebelmeeres. Manchmal versetzt auch ein unbedachter Gedanke, die Magie eines Zauberspruchs oder die Macht eines Traums die Helden an diesen Ort und wirft sie mitten in das Kampfgetümmel hinein. Nicht immer ist es ihre eigene Entscheidung, auf welcher Seite sie stehen.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

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    https://alfred-bekker-autor.business.site/

    Zum Blog des Verlags

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!Verlags geht es hier:

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    Alles rund um Belletristik!

    Ein Elbenkrieger auf der Drachenerde

    Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar #1

    von Alfred Bekker

    Fünf Monde und fünf Reiche hat die Welt Drachenerde. Auf ihr treffen sich der Elbenkrieger Branagorn, der Drachenreiter Liisho und ein seltsamer Magier namens Hermann von Schlichten, der sich mit Hilfe einer Drachenhaut selbst in einen Drachen zu verwandeln vermag.

    Sie alle begegnen einem Heer des Schreckens, dass aus dem Nichts aufgetaucht zu sein scheint...

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, SF, Krimis und Jugendbüchern.

    Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE SAGA, die HALBLINGE-Trilogie und die GORIAN-Bücher machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er erfand die Fantasy-Buchserien ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS und ZWERGENKINDER.

    Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /COVER DIETER ROTTERMUND

    © Serienkonzept Fantasy-Serie „Lyrranthar" Alfred Bekker

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    postmaster@alfredbekker.de

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    Prolog

    Abseits aller Welten und Zeiten, am Schnittpunkt der Dimensionen, erstreckt sich entlang der Küste des Zeitlosen Nebelmeeres die Ebene von Lyrrhantar.

    Dort treffen in einer Ewigen Schlacht vier Heere aufeinander. Es sind die Mächte des Chaos und der Ordnung, des Lichts und der Finsternis, deren Krieger in wechselnden Koalitionen gegeneinander antreten. Es kämpfen hier Menschen und Götter; Elben und Elfen, Orks und Zwerge, Halblinge und Riesen, Trolle und Gestaltwandler, Sterbliche und Unsterbliche, Tote und Untote, Magier und Zauberer, Helden und Schurken, Söldner und Glaubenskrieger. Sie kommen aus allen Zeiten und Welten. Manchmal bringen Schiffe sie an die Küste des Zeitlosen Nebelmeeres. Manchmal versetzt auch ein unbedachter Gedanke, die Magie eines Zauberspruchs oder die Macht eines Traums die Helden an diesen Ort und wirft sie mitten in das Kampfgetümmel hinein. Nicht immer ist es ihre eigene Entscheidung, auf welcher Seite sie stehen.

    Aber da diese Schlacht am Schnittpunkt aller Dimensionen geschlagen wird, ist das Schicksal aller Welten und Zeiten mit ihr untrennbar verknüpft. Und hin und wieder materialisieren Kämpfer aller Seiten in diesen Welten, sodass ein Teil der Ewigen Schlacht dort geschlagen wird. Es heißt, dass manche der Kämpfer und Kriegsherren absichtlich ihren jeweiligen Kampf in einer anderen Welt ausfechten, weil sie sich einen Vorteil versprechen. In jeder Welt unterscheiden sich die Gesetze der Magie nämlich voneinander. Und ein Gegner, der in der einen Existenzebene stark und unbesiegbar erscheint, ist in einer anderen vielleicht schwach und verletzlich.

    Auf einem erhabenen Felsen, umspült von der Meeresbrandung, thront Feolorn, der Herr des Gleichgewichts, in seiner Festung und beobachtet den Fortgang der Schlacht. Man sagt, dass seine Magie den Geist eines Kriegers so zu beeinflussen vermag, dass er im Kampf die Seite wechselt. Nicht einmal Blaakon und Arodnap, die Götter von Ordnung und Chaos, oder Ahyr und Taykor, die Götter von Licht und Finsternis, konnten Feolorns Einflüsterungen widerstehen. Ein Gedanke von ihm reicht aus, um diese Götter mitsamt ihrem jeweiligen Heer die Seite wechseln zu lassen. Und manchmal erlaubt sich Feolorn einen grausamen Scherz, indem er zum Beispiel den Gott der Ordnung für einige Zeit die Heere des Chaos anführen lässt oder den Herrn der Finsternis für eine Weile die Mächte des Lichts.

    Feolorn zur Seite stehen der Graue Luun und die Lady der Empfindsamkeit. Es heißt, Ersterer würde sich mit Vorliebe in das Schicksal der Menschen einmischen und Letztere würde auf magische Weise Kraft aus den Leiden der Krieger ziehen.

    Die Schlacht am Schnittpunkt aller Welten, aller Zeitlinien und aller Dimensionen wird allenfalls einen vorläufigen Sieger kennen …

    Denn dieser Krieg ist ewig.

    (Die Chronik von Lyrrhantar)

    *

    Einst segelten die unsterblichen Elben von ihrer alten Heimat Athranor aus los, um die Gestade der Erfüllten Hoffnung zu finden. Ihre Schiffe gerieten in das Zeitlose Nebelmeer, in dem sie für Äonen umherirrten. Als sie schließlich doch noch eine Küste erreichten, war dies nur ein Zwischenland, aber nicht ihr eigentliches Ziel. Die Gestade der Erfüllten Hoffnung erreichten die Elben nie. Stattdessen gründeten sie im Zwischenland ihr neues Reich Elbiana.

    Auf dieser Seereise wurde Branagorn geboren.

    Auf der Suche nach der Seele seiner verlorenen Liebe Cherenwen, die dem unter dem Elbenvolk grassierenden Lebensüberdruss erlegen war, unternahm Branagorn magische Experimente, die ihn in fremde Welten schleuderten.

    Eine dieser Welten war die Drachenerde mit ihren fünf Monden und den fünf Reichen.

    1

    Branagorn blickte auf. Der Elbenkrieger schlug die Kapuze seines Gewandes zurück, sodass die spitz zulaufenden und für einen Elben geradezu typischen Ohren deutlich sichtbar wurden.

    Da ist etwas!, ging es ihm durch den Kopf. Er hätte im ersten Augenblick gar nicht genau sagen können, welcher seiner überaus feinen Sinne es genau war, der ihn jetzt alarmiert hatte.

    Jedenfalls wusste er, dass ein Drache im Anflug war – und das schon lange, bevor er hinter dem Horizont hervortauchen würde.

    Dabei waren Drachen auf dieser Welt nun wirklich alles andere als etwas Besonderes.

    Branagorn hob den Kopf. Er versuchte, seine feinen Elbensinne noch mehr zu konzentrieren.

    Vielleicht war es der magische Sinn der Elben gewesen, der ihn zuerst auf den herannahenden Drachen aufmerksam gemacht hatte. Oder besser: auf diesen speziellen Drachen, denn in der Gegend um die Kathedrale von Kenda gab es wahrscheinlich Tausende von Drachen: Flugdrachen, Laufdrachen, Transportdrachen und Kriegsdrachen.

    Aber Drachen waren mindestens so individuell wie Menschen, wusste Branagorn. Vielleicht nicht ganz so individuell wie Elben, aber doch jeweils einzigartig genug, um sie schon aus meilenweiter Entfernung allein anhand ihrer Geräusche unterscheiden zu können. Das Zischen ihrer Feuerglut, der Schlag ihrer lederhäutigen Flügel, der Schlag ihrer Herzen, das Rauschen ihres Blutes in ihren Adern und ja, auch das machte sie unverwechselbar: Die lauten Geräusche, die beim Verdauen ihrer Nahrung in ihren Mägen und Gedärmen entstanden.

    Ein verhaltenes Lächeln war jetzt im Gesicht des Elbenkriegers zu sehen.

    Das ist Ayyaam!, erkannte er. Der Drache des Weisen Liisho.

    Schließlich tauchte etwas auf.

    Ein Mensch oder irgendein anderes Geschöpf hätte dort noch lange nichts sehen können. Und wenn, dann vielleicht nur einen dunklen Fleck, der in der Ferne auftauchte.

    Der Drache kam jetzt näher.

    Mit majestätisch wirkenden Flügelschlägen bewegte sich das urtümliche Geschöpf vorwärts. Einst waren die Drachen die Herren dieser Welt gegeben. Und nach ihnen hatte man die Drachenerde schließlich auch benannt. Dann war das Volk der Magier durch die Weltentore gekommen und hatte die Drachen unterworfen. Später erst erschienen die Menschen auf dieser Welt. Ein Magier namens Barajan hatte sich in eine Menschenfrau verliebt. Er entriss den Magiern die Gewalt über die Drachen, bündelte die Macht über sie in drei Drachenringen und wurde der erste Drachenkaiser. Seine Drachenringe verhinderten, dass die Drachen sich gegen ihre neuen, magisch unbegabten Herren erhoben.

    So zumindest behaupteten es die Legenden, die auf der Drachenerde erzählt wurden.

    Und während seines mittlerweile schon viele Generationen und Epochen überdauernden Aufenthaltes auf der Drachenerde, hatte Branagorn viele dieser Legenden kennengelernt. Es gab durchaus unterschiedliche Versionen der Geschichte, aber die Kernelemente waren in all diesen Erzählungen stets dieselben.

    Der Drache landete ganz in der Nähe.

    Sein Reiter stieg ab und steckte dabei den metallenen Drachenstab, mit dessen Hilfe er den Drachen lenkte, hinter den Gürtel. In Wahrheit war dieser Stab nur ein Hilfsmittel, um geistige Kräfte zu konzentrieren, wusste Branagorn. Auch wenn es über die Herkunft solcher geistigen Kräfte wiederum unterschiedliche Theorien gab. Die edlen Drachenreiter-Samurai zum Beispiel, die das Kaiserreich vor seinen Feinden schützten, pflegten zu behaupten, dass ihre besondere Begabung daher rührte, dass in ihnen das Blut des Magiers Barajan floss.

    Aber das war Unsinn.

    Schon die Anzahl der Drachen, die im Reich des Drachenkaisers gelenkt werden mussten, war ungeheuer hoch. Und über all die Äonen hinweg konnte sich das Blut Barajans und seiner Nachkommen unmöglich dermaßen unter der menschlichen Bevölkerung verbreitet haben, dass dieser Faktor irgendeine Rolle spielen konnte. Um das anzuzweifeln, brauchte man weder Elbenmagie noch seherische Fähigkeiten. Einigermaßen rechnen zu können, reichte vollkommen aus. Und so war Branagorn irgendwann zu dem Schluss gelangt, dass eigentlich jeder halbwegs begabte Krämer oder Kaufmann diese Geschichte als Lüge hätte entlarven können. Dass das nicht geschah, musste jedoch einen Grund haben. Und dieser Grund war, wie Branagorn während seines Aufenthaltes in dieser Welt erstaunt festgestellt hatte, dass man die Wahrheit vielleicht gar nicht wissen wollte. Der Grund war, dass die Bewohner des Drachenlandes die Geschichte gerne glauben wollten, dass sich das Blut jenes Magiers mit dem ihren so sehr vermischt hatte, dass dessen Fähigkeiten zumindest zum Teil auch auch auf sie übergegangen waren.

    Das ließ sie erstens auf andere, später in diese Welt gelangte Menschenvölker wie die Bewohner des Seereichs oder die Menschen des Luftreichs Tajima herabblicken. Es gab ihnen einen Grund, sich überlegen zu fühlen. Und es beruhigte vielleicht auch das Unbehagen darüber, dass sich die Drachen vielleicht doch eines Tages gegen ihre Herrschaft zu erheben vermochten. Zumal dann, wenn die Drachenringe des Kaisers abhanden kamen …

    Seid gegrüßt, Branagorn, sagte der Weise Liisho.

    Ich freue mich über Euren Besuch, gab Branagorn zurück. Und ich darf Euch daran erinnern, dass Ihr nicht so zu schreien braucht.

    Schreien?, echote Liisho stirnrunzelnd.

    Es reicht, wenn Ihr auch aus größerer Entfernung leise sprecht, denn ich gehöre einem Volk mit empfindlichen Ohren an.

    Das vergaß ich wohl, erklärte Liisho. Es ist schließlich schon eine ganze Weile her, dass ich Euch das letzte Mal besucht habe.

    Eine ganze Weile?

    Vor einem Jahr war ich zuletzt hier, da mich meine Pflichten am Hof des Kaisers davon abgehalten haben, unserer gemeinsamen Sache nachzukommen.

    Mir kommt es vor, als würdet Ihr mich alle paar Augenblicke besuchen, sodass man in der Zwischenzeit kaum einen Gedanken vollständig zu Ende fassen kann, sagte Branagorn. Aber mir scheint mein Empfinden für Zeit etwas unterschiedlich von dem Euren zu sein …

    Kein Wunder. Elben sind unsterblich, wie du gesagt hast.

    Das ist richtig.

    Und was unsere gemeinsame Sache betrifft …

    Du meinst, das Geheimnis der Reise zu anderen Welten …

    Das Geheimnis der Portale.

    Was nicht identisch sein muss, werter Weiser Liisho!

    Ein Portal ist letztlich etwas Ähnliches wie mein Drachenstab, gab Liisho zu bedenken. Artefakte, die Kräfte konzentrieren. Die Kräfte selbst sind auch ohne Artefakt vorhanden. Es ist nur die Frage, inwiefern jemand in der Lage ist, diese Kräfte ausreichend zu bündeln.

    Sehr richtig, bestätigte Branagorn. Anscheinend tragt Ihr Euren Beinamen >der Weise< mittlerweile zurecht und habt in der kurzen Zeit Eurer Abwesenheit Entscheidendes dazugelernt, fügte Branagorn dann noch mit leisem Spott hinzu.

    Liisho war in dieser Hinsicht nicht empfindlich. Zumindest, soweit Branagorn ihn inzwischen kennengelernt hatte, was bei Wesen von so kurzer Lebensspanne, wie den Menschen nun mal eigen war, immer etwas schwierig zu sagen war.

    Bei Drachen war das etwas anderes.

    Die konnten zum Teil sehr alt werden.

    Dass der Weise Liisho bei seinen Besuchen ihn mitunter in einer unangemessen vertrauten Anredeform ansprach, nahm Branagorn ihm inzwischen nicht mehr übel. Er hatte sich dazu entschlossen, sich in dieser Hinsicht weitgehend den Gepflogenheiten dieser Welt und ihrer sterblichen Wesen anzupassen. Etwas anderes war auch gar nicht sinnvoll, wie er schließlich nach langem Nachdenken akzeptiert hatte. Bisweilen wechselte er inzwischen sogar selbst in die vertraute Anredeform, obwohl ihm das früher eigenartig vorgekommen wäre, zumal er Liisho erst ein paar Jahrzehnte kannte.

    Also aus Branagorns Sicht nur flüchtig.

    Ich brauche deine Hilfe, Branagorn, sagte Liisho.

    Wie du weißt, bin ich immer hilfsbereit gewesen, antwortete Branagorn.

    Ich werde dir alles weitere erklären, sobald wir unterwegs sind.

    Unterwegs?

    Wir fliegen mit Ayyaam nach Vayakor.

    Ich würde es bevorzugen, auf eigenen Füßen zu gehen.

    Dafür haben wir keine Zeit, werter Branagorn. Denn es besteht eine Notlage. Und Ihr steht ja in gewisser Weise in der Schuld des Kaisers.

    Ich war immer davon ausgegangen, dass es umgekehrt ist, entgegnete Branagorn.

    2

    Branagorn folgte Liisho zu dem Drachen Ayyaam, der schon ungeduldig zu warten schien. Die Ungeduld war nicht zu übersehen. Vor allem nicht zu überhören, denn Branagorn nahm sehr wohl den beschleunigten Blutfluss und Herzschlag des gigantischen Flugdrachens wahr. Liisho beherrschte dieses Geschöpf letztlich mit der Kraft seiner Gedanken. Und so war es sehr wahrscheinlich, dass der Drache genug von den Gedanken seines Reiters mitbekommen hatte, um zu wissen, dass ein längerer Flug bevorstand.

    Behände kletterte Liisho auf den Rücken des Drachen, der bereits die Flügel anzuheben begann.

    Branagorn bemühte sich ebenfalls auf den Rücken des riesenhaften Geschöpfes. In den Vertiefungen zwischen den Schuppen des Drachen konnte man sich gut festhalten oder einen Tritt finden, so ähnlich, als wenn man einen Berg erklomm.

    Außerdem umspannten Riemen den Körper des Drachen, an denen man sich festhalten konnte und die außerdem dazu dienten, eventuell vorhandenes Gepäck zu befestigen.

    Liisho hatte unterdessen hinter dem Nacken des Drachen Platz genommen.

    Dort, wo ein Drachenreiter zu sitzen pflegte.

    Er stieß den Drachenstab in eine besondere Vertiefung zwischen den Schuppen und umfasste ihn. Los, Ayyaam! Bring uns nach Vayakor!, rief er.

    Er hätte es nicht zu sagen brauchen.

    Ein intensiver Gedanke hätte ausgereicht, um den Drachen das tun zu lassen, was sein Reiter wollte.

    Branagorn hatte inzwischen auch einen Platz gefunden. Sein Elbenschwert, das er bisher an der Seite getragen hatte, gürtete er jetzt über den Rücken, weil es so praktischer war.

    Der Drache Ayyaam erhob sich mit mächtigen Flügelschlägen. Ein durchdringendes Fauchen entrang sich dem Maul, einhergehend mit einem veritablen Feuerstoß.

    Der empfindsame Elb Branagorn verzog das Gesicht.

    Er mochte keine übermäßig laute Geschöpfe. Und auch der Schwefelgeruch, der aus dem Drachenmaul drang, als die Flammen hervorschnellten, war eine Qual für seine empfindlichen Elbensinne.

    Aber an so etwas musste man sich gewöhnen, wenn man in einer Welt wie dieser überleben wollte.

    Und da es Branagorn nun schon über viele Menschenalter hinweg nicht gelungen war, die Drachenerde wieder zu verlassen und seine Suche nach der Seele seiner verlorenen Liebe Cherenwen anderswo fortzusetzen, hatte er kaum eine andere Wahl, als sich mit den Unbilden, die es hier zu ertragen gab, zu arrangieren.

    Krach und unangenehme Gerüche waren da wohl noch am wenigsten ins Gewicht fallende Begleitumstände.

    3

    Der Drache Ayyaam flog einen Bogen über die gewaltige Kathedrale von Kenda, das wichtigste Heiligtum der Kirche des Namenlosen Gottes im gesamten Reich von Drachenia. Es gab dort eine hervorragende Bibliothek, in der Branagorn in den vergangenen Jahrzehnten viel Zeit verbracht hatte. Ein Vorfahre des jetzigen Kaisers Kojin I. hatte Branagorn vor langer Zeit um Hilfe gebeten. Branagorn hatte den Kaiserpalast in Drakor von einer dämonenähnlichen Pest gereinigt, die als Vergessene Schatten bekannt waren.

    Für Branagorn war das kein Problem gewesen. Selbst mit seiner bescheidenen magischen Kraft hatte er diese zwar unangenehmen, aber seiner Einschätzung nach nicht wirklich gefährlichen Geistererscheinungen ohne Schwierigkeiten vertreiben können.

    Der Kaiser, der seinerzeit regiert hatte, war darüber sehr froh gewesen. Und der damalige Kaiser hatte seine Dankbarkeit gezeigt, indem er Branagorn das Recht gewährte, so oft er wollte die Bibliothek der Zitadelle von Kenda zu besuchen, deren Schriften ansonsten den dortigen Mönchen vorbehalten waren.

    Ungezählte Stunden hatte Branagorn in den folgenden Epochen damit verbracht, die Schriften zu lesen, die dort gesammelt worden waren.

    Dem Geheimnis der Weltentore war Branagorn dadurch in all der Zeit allerdings nicht wesentlich näher gekommen.

    Dass die Bewohner der Drachenerde an diesem Geheimnis nur mäßig interessiert zu sein schienen, hatte Branagorn zu Anfang gewundert. Inzwischen hatte er dies einfach als Tatsache akzeptiert, auch wenn es ihm seltsam erschien, dass all die Geschöpfe, die hier lebten, einst durch die Weltentore hierhergelangt waren und es sie gleichzeitig nicht stärker interessierte, wie sie funktionierten und ob man sie in Zukunft nicht wieder in Betrieb nehmen konnte.

    Dann war eines Tages der Weise Liisho bei ihm aufgetaucht.

    Er hatte eine hohe Stellung am Hof des Kaisers. Offenbar war er dort so etwas wie ein geschätzter Berater. Und sein Wissen schien das aller anderen Bewohner der Drachenerde, die Branagorn bisher kennengelernt hatte, bei weitem zu übertreffen. Das galt sogar für die Mönche, die in der Zitadelle von Kenda lebten und die dortige Kathedrale bewachten. Mit einigen von ihnen hatte Branagorn zumindest einigermaßen anregende Gespräche führen können, was bei derart kurzlebigen Wesen ohnehin selten zu erwarten war, da ihnen ja gar nicht genug Lebenszeit blieb, um so viel Weisheit anzusammeln, dass eine Unterhaltung mit ihnen lohnend sein konnte.

    Der Weise Liisho hatte von Branagorn in den kaiserlichen Aufzeichnungen des Hofes erfahren. Branagorn selbst war der Beweis für die geglückte Reise von einer Welt in die andere. Aus welchem Grund sich Liisho dafür interessierte, hatte Branagorn nie wirklich verstanden. Die Beweggründe des Weisen Drachenreiters interessierten ihn auch nicht weiter. Wer ein kurzes Leben hatte, dem standen nur wenige Jahre zur Verfügung, um Erkenntnisse zu sammeln. Und insofern konnte er nachvollziehen, dass ein Mensch unter diesen Umständen auch bereit war, für ihn nutzloses Wissen anzuhäufen. Nur, um nicht am Ende etwas versäumt zu haben, was sich vielleicht doch noch als nützlich herausstellen mochte!

    Für Branagorn war nur wichtig gewesen, dass er mit dem Weisen Liisho jemanden getroffen hatte, der das Interesse an der Funktionsweise der alten Tore und der Möglichkeit einer Reise zu anderen Welten und Existenzebenen teilte.

    Denn dieses Interesse schien insgesamt äußerst selten zu sein, wie Branagorn glaubte.

    Ob Liisho allerdings in der Lage sein würde, Branagorn tatsächlich irgendwann dabei zu helfen, die Drachenerde zu verlassen und der Seele seiner geliebten Cherenwen zu folgen, da hatte der Elbenkrieger inzwischen durchaus seine Zweifel.

    Jedenfalls war er zu Anfang ihrer Bekanntschaft in dieser Hinsicht optimistischer gewesen.

    Vielleicht war allerdings auch Liishos Enthusiasmus, was diese Sache betraf, damals größer gewesen. Und wieder schien die geringe Zeitspanne eine Rolle zu spielen, die den Menschen in dieser wie in anderen Welten blieb, um zu erreichen, was sie sich vorgenommen hatten. Branagorn hatte nämlich festgestellt, dass zunehmendes Alter sich oft negativ darauf auswirkte, wie intensiv und hartnäckig ein Ziel verfolgt wurde. Viele schienen irgendwann einfach aufzugeben oder den Sinn in Frage zu stellen.

    Ein Phänomen, das es auch unter den Elben gab.

    Die Geisteskrankheit des Lebensüberdrusses war davon nur ein möglicher Ausdruck. Ein Zustand, in dem so viele Elben den Sinn ihrer nicht enden wollenden Existenz in Frage gestellt hatten und keinen anderen Ausweg sahen, als sie zu beenden, indem sie sich in das Zeitlose Nebelmeer stürzten oder anderweitig ihrer unsterblichen Existenz ein sterbliches Ende bescherten.

    Jetzt sagt mir, worum es geht, Weiser Liisho!, verlangte Branagorn, während sie Richtung Westen flogen.

    Der Drachenreiter lachte kurz auf.

    Ihr verwendet wieder die förmliche Anrede!

    Dazu neige ich, Liisho!

    Manche empfinden es als Beleidigung, wenn man die förmliche Anrede wieder einführt, nachdem man sie einmal aufgegeben hat!

    Eine Ansicht, die ich nachvollziehen kann. Davon abgesehen, solltet Ihr bedenken, dass Eure Sprache nicht meine Muttersprache ist und ich vielleicht etwas unsicher in den Feinheiten bleiben werde!

    Das ist Unsinn, Branagorn.

    So?

    Es ist deshalb Unsinn, weil du meine Sprache länger sprichst, als ich es tue, Elbenkrieger!

    Nun, aber ich pflege nicht mit vielen Menschen zu reden.

    Ihr habt mit mehr Kaisern gesprochen als irgendein Mensch. Und wenn man alle Menschen zusammenzählt, mit denen du je ein Wort gesprochen hast, seit du die Drachenerde zum ersten Mal betreten hast, dann sind das mutmaßlich mehr Personen, als es selbst bei einem hundertjährigen Greis meines Volkes der Fall sein kann.

    Ihr scheint über magische Erkenntnisquellen zu verfügen, die mir nicht zur Verfügung stehen, Weiser Liisho!

    Diese magische Erkenntnisquelle nennt man Mathematik und jeder Händler auf den Basaren in Drakor, Kenda oder Vayakor verfügt auch darüber, weil er sonst in kurzer Zeit pleiteginge!

    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du meiner Frage ausweichst, Liisho!

    Sehr schön, du redest mich wieder an, wie es einer vertrauten Person gebührt!

    Was hat das damit zu tun?

    Was ich dir sage, setzt Vertrauen voraus. Und wenn ich an dem Vertrauen zu dir zweifeln muss, dann muss ich mir überlegen, ob ich über die Dinge, um die es jetzt geht, überhaupt mit dir reden kann. Du verstehst mich, Branagorn?

    Möglicherweise sind deine Gedankengänge für einen einfachen Geist wie den meinen einfach zu kompliziert, meinte Branagorn.

    Möglicherweise machst du dich gerade über mich lustig, Branagorn.

    4

    Es dauerte noch eine Weile, bis Liisho schließlich auf den Grund der plötzlichen Drachenreise, zu der er zusammen mit Branagorn aufgebrochen war, zu sprechen kam..

    In der Nähe von Vayakor sind eigenartige Beobachtungen gemacht worden, sagte Liisho. Beobachtungen, die darauf schließen lassen, dass Wesen andere Welten die Grenze zwischen den Existenz-Ebenen überschritten haben.

    Ohne ein Tor?, vergewisserte sich Branagorn.

    Liisho nickte.

    Ohne ein Tor, bestätigte er. Zumindest ist bis zum heutigen Tage kein Tor in der Nähe von Vayakor bekannt.

    Was nicht zwangsläufig heißen muss, dass es nicht existiert.

    Da gebe ich dir recht.

    Branagorn sagte: Es könnte unter Erdformationen verborgen sein. Mit der Oberflächengestalt dieser Welt wird es sich nicht anders verhalten, als es anderswo der Fall ist. Und das bedeutet, dass die Gestalt eines Landes in der Landschaft eines Kontinents in einem steten Wandel begriffen ist. Die Götter und die Kräfte der Natur formen Landschaften immer wieder aufs Neue.

    Oder es gibt noch andere Übergänge von einer Welt zu anderen!

    Daran würde ich niemals zweifeln, Liisho!

    Wahrscheinlich verhält es sich mit den sogenannten Toren ähnlich wie mit meinem Drachenstab oder anderen magischen Artefakten. Sie bündeln Kräfte, die auch sonst wirksam wären.

    Du sprachst davon, dass es Anzeichen dafür gäbe, dass bisher unbekannte Übergänge zu anderen Welten existieren, sagte Branagorn.

    Liisho ließ den Drachen etwas höher steigen. Er tat dies beinahe ruckartig, sodass Branagorn sich genötigt sah, sich an den Leibriemen des Drachen Ayyaam festzuhalten. Die Selbstheilungskräfte eines Elben waren zwar deutlich stärker, als es bei Menschen und fast allen anderen Geschöpfen der Fall war, aber Branagorn zweifelte doch sehr daran, dass er einen Sturz aus dieser Höhe hätte überleben können.

    Du wirst ungeduldig, Elb?, rief Liisho spöttisch.

    Was heißt hier ungeduldig?

    Ein paar Augenblicke nur lasse ich dich auf eine Antwort warten und du kannst es offenbar kaum ertragen! Bei einem Geschöpf, das so viel Lebenszeit zur Verfügung hat und das sich manchmal für die einfachsten Entscheidungen eine Woche oder ein Jahr Zeit zu nehmen pflegt, ist das durchaus ungewöhnlich!

    Nicht weniger ungewöhnlich, als wenn sich jemand wie du, der kaum einen vollendeten Augenblick lang gelebt hat, denkt, er müsste sich schon >der Weise Liisho< nennen.

    So ist Weisheit deiner Meinung nach an das Lebensalter gebunden? Liisho zuckte mit den Schultern. Du scheinst nicht in Betracht zu ziehen, dass das ein Irrtum sein könnte!

    Ein Säugling, der sich >der Weise< nennt – worauf habe ich mich da nur eingelassen.

    Ach, Branagorn!

    Bis ich dir deinen Irrtum erklärt habe, bist du längst tot, Liisho. Deswegen werde ich darauf verzichten.

    Zu gütig, Branagorn! Zu gütig.

    Du wolltest mir noch Näheres von den seltsamen Beobachtungen berichten, die in der Nähe von Vayakor gemacht wurden, erinnerte Branagorn seinen Reisegefährten. Oder sollte es sich am Ende gar nur um vage Gerüchte handeln, deretwegen ich mich zu diesem Drachenflug habe überreden lassen.

    Ich gebe zu, das meiste sind womöglich nur Gerüchte, gab Liisho zu. Aber einige dieser Berichte sind durchaus glaubwürdig. Ebenso wie die Zeugen. Es sind kaiserliche Drachenreiter-Samurai darunter, die gesehen haben, wie plötzlich Scharen von Geschöpfen aus dem Nichts auftauchten. So, als würden sie durch ein …

    ... unsichtbares Tor aus einer anderen Welt treten?, fragte Branagorn.

    Ganz genau. Es waren Geschöpfe darunter, die auf dieser Welt unbekannt sind.

    Was für Geschöpfe?

    Vielbeinige Monstren, die Streitwagen gezogen haben. Gewaltige Vögel, auf denen Reiter saßen, wie sie bei uns auf den Rücken von Drachen sitzen. Und manche dieser Vögel trugen Gondeln – wie unsere Gondeldrachen. Gondeln, von denen aus mit Katapulten geschossen wurde. Einige Drachenreiter-Samurai wurden in der Ebene vor Vayakor in Gefechte mit diesen Geschöpfen und ihren Herren verwickelt.

    Sind diese … Geschöpfe … wieder in ihre Ursprungswelt entschwunden oder befinden sie sich weiterhin in der Nähe von Vayakor?, verlangte Branagorn zu wissen.

    Genau das scheint nicht klar zu sein. Die Berichte sind widersprüchlich.

    So ist beides möglich?

    Ja.

    Und es wäre auch möglich, dass es sich nur um einen einmaligen, vorübergehenden Übertritt von Geschöpfen aus einer anderen Existenzebene oder Welt handelt, der sich nicht wiederholen und auch keinerlei Spuren hinterlassen wird?

    Ja, das ist nicht ausgeschlossen.

    So will ich hoffen, dass wir uns nicht umsonst aufgemacht haben.

    Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass dies der Fall ist, Branagorn.

    Ach nein?

    Was einmal geschah, kann wieder geschehen.

    Du sagst das, als würde es sich um ein Naturgesetz handeln.

    Es ist ein Naturgesetz.

    Es ist vielleicht ein Irrtum deinerseits, widersprach Branagorn.

    Schauen wir uns einfach um, sprechen wir mit denen, die etwas gesehen haben, und dann sehen wir weiter, sagte Liisho. Jedenfalls könnten wir dadurch zu Erkenntnissen gelangen, die uns auch im Hinblick auf das Rätsel der Funktionsweise der Weltentore weiterbringen.

    Nun, das will ich nicht ganz abstreiten, gab Branagorn zu.

    Schön, dass wir in dieser Hinsicht einer Meinung sind.

    Einer Meinung? Das wäre jetzt reichlich übertrieben. Ich gestehe zu, dass deine Meinung nicht völlig unbegründet zu sein scheint und es so zumindest die vage Möglichkeit gibt, dass du recht hast, Liisho.

    Falls das der Fall sein sollte, musst du mir eins versprechen, Branagorn.

    Branagorn hob die Augenbrauen über seinen schräggestellten Elbenaugen. Was?, fragte er.

    Ich will, dass du in diesem Fall anerkennst, dass ich die Bezeichnung >der Weise< zu Recht trage, verlangte Liisho.

    Jemand, der so eitel ist wie du, ist noch weit davon entfernt, wahrhaft weise zu werden, entgegnete Branagorn.

    5

    Eine ganze Weile flogen Branagorn und Liisho auf dem Rücken des Drachen Ayyaam dahin. Als die Dämmerung bereits hereinbrach und nach und nach die fünf Monde der Drachenerde aufgingen, erreichten sie ein Gebirge. Wie eine Perlenkette standen da schon die fünf verschiedenfarbigen Monde am Himmel: Der rote Blutmond, der blaue Meermond, der grüne Jademond, der sandfarbene Augenmond, dessen Name von den zwei dunklen Flecken herrührte, die auf seiner Oberfläche zu erkennen waren und für den Betrachter wie Augen wirkten. Und zuletzt war da der weiße Schneemond, von dem es hieß, dass er mit der Zeit immer größer und größer erscheinen und schließlich auf die Oberfläche der Drachenerde stürzen würde.

    Irgendwann in der Zukunft sollte dies geschehen.

    In einer Zeit, von der wohl jeder Mensch annahm, dass sie nicht mehr zu seinen Lebzeiten sein würde.

    Branagorn hingegen war sich der Tatsache bewusst, dass ihn dieses Ereignis in jedem Fall betreffen würde, wenn er es nicht schaffte, diese Welt vorher zu verlassen.

    Also hatte er Berechnungen angestellt und versucht mit den Mitteln der Magie und des Geistes herauszufinden, wann dieses prophezeite Ereignis möglicherweise stattfinden mochte.

    Seine Erkenntnisse waren beunruhigend.

    Nicht nur beunruhigend für ihn, denn es bestand der begründete Verdacht, dass er vielleicht sehr viel weniger Zeit hatte, um diese Welt zu verlassen, als er ursprünglich dachte. Auch so mancher, der vielleicht insgeheim davon ausging, dass dieses Ereignis weder ihn selbst noch seine Kinder und Enkel betreffen würde, irrte sich vielleicht gravierend.

    Allerdings gab es da ein paar Unsicherheitsfaktoren. Und davon abgesehen war die Berechnung der Zukunft nicht gerade die stärkste Disziplin innerhalb der ohnehin immer schwächer werdenden Magie der Elben.

    Jedenfalls wurde es auf der Drachenerde auch in der Nacht nie wirklich dunkel.

    Das Licht der fünf Monde sorgte dafür, dass es selbst in tiefster Nacht immer einen hellen Schimmer gab, der die Dunkelheit erhellte. Nur sehr selten schaffte es die Wolkendecke einmal, eine so undurchlässige und dichte Schicht zu bilden, dass Finsternis hereinbrach. Vollkommene Finsternis, wie Branagorn sie aus den Nächten jener anderen Welt kannte, aus der er gekommen war und in der die Elben ihre große Seereise von Athranor ins Zwischenland unternommen hatten.

    Für eine lange Zeit hatte Branagorn während des Drachenfluges geschwiegen.

    Liisho hingegen hatte immer wieder versucht, den Elben in ein Gespräch zu verwickeln. Aber Branagorn war in eine Art innerer Versenkung verfallen.

    Er nannte dies >im Reich des Geistes entschwunden sein<.

    Allerdings wusste Branagorn, dass man es mit dem Entschwinden ins Reich des Geistes nicht übertreiben durfte. Etwa so wie der Elbenmagier Andir, der irgendwann völlig im Reich des Geistes verschwunden war und von dem niemand wusste, ob und wenn ja, wann er je wieder zurückkehren würde.

    Aber Branagorn glaubte nicht, dass er in dieser Hinsicht in Gefahr war.

    Dazu waren seine magischen und geistigen Kräfte einfach nicht ausreichend genug, wie er sehr wohl realistisch einzuschätzen vermochte. Mit einem Magier wie dem besagten Andir hätte er sich nicht messen können. Und das war ihm sehr wohl bewusst.

    Liisho holte sich zwischendurch etwas zu Essen aus den Taschen, die an den Riemen festgeschnallt waren, die den Drachenkörper Ayyaams umfassten.

    Willst du auch etwas?, fragte Liisho an Branagorn gerichtet.

    Aber der Elb gab ihm keine Antwort.

    Und keine Antwort war in diesem Fall wohl Antwort genug.

    Dass Elben mitunter sehr lange Zeit ohne Nahrung auskommen konnten, war Liisho inzwischen bekannt. Allerdings wollte er gegenüber seinem Mitreisenden nicht unhöflich sein. Na ja, wer nicht will, der hat offenbar keinen Hunger, erklärte er dann und aß einige getrocknete Zwiebäcke, die er auf seinen Drachenflügen stets dabei hatte.

    Sei still, sagte Branagorn schließlich.

    Seine Augen waren geschlossen.

    Sein Gesicht wirkte angestrengt.

    Nachdem Liisho etwas irritiert eine Weile geschwiegen hatte, wiederholte Branagorn seine Aufforderung.

    Sei still!

    Ich habe gar nichts gesagt!

    Das Knistern beim Kauen deines Zwiebacks irritiert mich. Ebenso wie das gierige Knurren deines Magens.

    Tut mir leid, dagegen kann ich nichts machen! Aber vielleicht bist du auch einfach nur etwas zu empfindlich!

    Dahinten ist … irgendetwas …, murmelte Branagorn. Er öffnete die Augen und blickte angestrengt in die Ferne. Die Gipfel des Gebirges schimmerten im Licht der Monde. Branagorns schräggestellte Elbenaugen wurden jetzt schmal, so als würde er angestrengt nach vorn sehen.

    Dann schüttelte er schließlich den Kopf.

    Ich habe etwas gehört, was da nicht sein sollte …

    Gondeldrachen, Transportdrachen …. Was auch immer! Es herrscht im Allgemeinen zu jeder Tages- und Nachtzeit reger Flugverkehr über dem Gebirge.

    Das mag sein … Aber dies war etwas anderes!

    Vielleicht ...

    Etwas, das nicht sein dürfte!, war Branagorn überzeugt.

    Möglicherweise ein Luftschiff aus Tajima, meinte Liisho. Das dürfte jedenfalls auch nicht hier sein.

    Die fliegenden Schiffe des Luftreichs Tajima durften nicht in das Reich des Drachenkaisers. Dies legte ein Gesetz so fest, dass die heimischen Drachenreiter und Besitzer von Transport- und Gondeldrachen vor der unlauteren Konkurrenz der Luftschiffe schützen sollte.

    Selbstverständlich gab es immer wieder Schmuggler, die diese Gesetze missachteten.

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