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Green Building: Leitfaden für nachhaltiges Bauen
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eBook601 Seiten4 Stunden

Green Building: Leitfaden für nachhaltiges Bauen

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Über dieses E-Book

Der bewährte Leitfaden für das Planen, Bauen und Betreiben von nachhaltigen Gebäuden jetzt in der zweiten Auflage

Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen ist heute zur Pflichtaufgabe für Bauherren, Architekten und Planer geworden. Ganzheitliches Wissen zu effizientem Wärmeschutz, innovativen Fassaden, bedarfsgerechten Raumklimasystemen, nachhaltigen Materialien und energie- und ressourcensparenden Energieerzeugungssytemen und Konstruktionen wird erwartet, obwohl am Markt immer noch eher sequentiell und nicht integral gedacht und geplant wird. 

Dieses Buch soll helfen, die relevanten Einflüsse zu klären und den Blickwinkel für ökologische Gebäude insgesamt zu erweitern. Als Handbuch und Nachschlagewerk liefert es Bauherren, Architekten, Planern, Gebäudebetreibern und Portfolio-Haltern Informationen, wie bei Planung, Bau und Betrieb energieeffizient, wirtschaftlich und strategisch vorgegangen werden kann. 

Die Dokumentation prominenter Bauten wie die des SPIEGEL-Verlagshauses in Hamburg, des Roche-Bürohochhauses in Basel oder der Deutschen Bank-Türme in Frankfurt liefert architektonisch ansprechende Beispiele und detaillierte Lösungswege. Interviews mit den Architekten und Bauherren vervollständigen das Buch und machen es zu einem umfassenden Standardwerk über nachhaltige Architektur.

SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer Vieweg
Erscheinungsdatum30. Juli 2013
ISBN9783642382970
Green Building: Leitfaden für nachhaltiges Bauen

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    Buchvorschau

    Green Building - Michael Bauer

    Michael Bauer, Peter Mösle und Michael SchwarzGreen Building2Leitfaden für nachhaltiges Bauen10.1007/978-3-642-38297-0_1

    © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

    Motivation für Green Buildings

    Michael Bauer¹, Peter Mösle¹ und Michael Schwarz¹

    (1)

    Drees & Sommer, Stuttgart, Deutschland

    Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Blickpunkt der Öffentlichkeit

    Unterstützende Rahmenbedingungen

    Ganzheitliche Betrachtungsweise bei Green Buildings – Life-Cycle-Engineering

    Zusammenfassung

    Das menschliche Streben nach mehr Komfort und finanzieller Unabhängigkeit, die Verdichtung der Ballungsräume, die starke Zunahme des Verkehrs und der wachsende Elektrosmog durch neue Kommunikationstechniken führen zu immer größer werdenden Belastungen im unmittelbaren Umfeld jedes Einzelnen. Die Lebensqualität wird eingeschränkt und die Gesundheit belastet. Dies führt, verstärkt durch die häufigen Nachrichten über globale Klimaveränderungen, allmählich zu einem Umdenken in der Gesellschaft.

    Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Blickpunkt der Öffentlichkeit

    Das menschliche Streben nach mehr Komfort und finanzieller Unabhängigkeit, die Verdichtung der Ballungsräume, die starke Zunahme des Verkehrs und der wachsende Elektrosmog durch neue Kommunikationstechniken führen zu immer größer werdenden Belastungen im unmittelbaren Umfeld jedes Einzelnen. Die Lebensqualität wird eingeschränkt und die Gesundheit belastet. Dies führt, verstärkt durch die häufigen Nachrichten über globale Klimaveränderungen, allmählich zu einem Umdenken in der Gesellschaft.

    Letztendlich müssen auch die volkswirtschaftlichen Schäden durch Klimaveränderungen von der Gesellschaft getragen werden. Sie lagen aufgrund der steigenden Anzahl von Umweltkatastrophen in den Jahren 1990 bis 2000 um 40 % über der Summe der Schäden in den Jahren 1950 bis 1990. Ohne wirkungsvolle Maßnahmen lassen sich die se zu erwartenden Schäden kaum begrenzen. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung war sicherlich 2011 die Nuklearkatastrophe in Fukushima in Japan, die sogar die Politik in Deutschland zu einer Kehrtwende weg von der nuklearen hin zu einer regenerativen Energieversorgung veranlasst hat. Auch Unternehmen quer durch alle Wirtschaftszweige erkennen mittlerweile, dass nur ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen langfristig zum Erfolg führt. Nachhaltige, ressourcen- und umweltschonende Lösungen genießen damit mehr und mehr Wertschätzung vor nur vordergründig wirtschaftlich ausgerichteten Lösungen.

    A978-3-642-38297-0_1_Fig1_HTML.jpg

    Abb. A1

    Große wetterbedingte Naturkatastrophen von 1950 bis 2000

    Neben den gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigen die in den letzten Jahren stark gestiegenen Energiepreise die Tendenz zur Nachhaltigkeit. Der Ölpreis hat sich in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt, die Steigerung in den Jahren 2004 bis 2006 betrug 25 % jährlich. Unter Berücksichtigung des heutigen Energiepreises und der Preissteigerungen sind daher energiesparende Maßnahmen heute unabdingbar. Ein weiterer Grund für einen bewussten Umgang mit Energie ist die starke Abhängigkeit vom Energie-Import. So müssen in der Europäischen Union über 60 % der erforderlichen Primärenergie importiert werden, Tendenz steigend. Die Abhängigkeit verunsichert die Verbraucher und die Energiepolitik der Länder wird hinterfragt. Mit der Energiewende hat Deutschland nun ein Zeichen gesetzt und möchte diese Abhängigkeit zurückdrehen. Da ohne Energie nichts geht, setzen viele Investoren und Betreiber auf neue Techniken und Ressourcen, um unabhängiger von den globalen Entwicklungen zu werden. Auch in der Immobilienbranche ist ein Umdenken erkennbar. Eigennutzer orientieren sich an nachhaltigen Gebäudekonzepten mit niedrigen Energie- und Betriebskosten bei hohem Komfort, an sozial verträglichen, kommunikationsfördernden, offenen Strukturen und an bauökologisch unbedenklichen, möglichst naturbelassenen Baustoffen. Sie analysieren ihre zu erwartenden Betriebskosten bis zum Rückbau der Gebäude und wirtschaften nachhaltig. Neben den Energie- und Betriebskosten wird mit steigendem Interesse die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz bewertet, da der Leistungsumfang für die Arbeitenden in Europa wächst. Nur wer sich wohlfühlt und gesund ist, kann Leistung in vollem Umfang erbringen.

    A978-3-642-38297-0_1_Fig2_HTML.jpg

    Abb. A2

    Nominelle Entwicklung des Rohölpreises seit 1960

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    Abb. A3

    Landesvertretung in Berlin. Architekten: Petzinka Pink Technologische Architektur ®, Düsseldorf

    Zwangsläufig steigen so die Ansprüche an den Komfort und an ein gesundheitszuträgliches Umfeld. Aber auch Investoren wissen nachhaltige Konzepte als Vermiet- und Verkaufsargument zu nutzen, da Mieter mittlerweile niedrige Energie- und Betriebskosten und bauökologisch verträgliche Materialien als Entscheidungskriterium heranziehen.

    Green Buildings bieten stets einen hohen Komfort, ein gesundes Raumklima und setzen auf regenerative Energien und Ressourcen mit möglichst geringen Energie- und Betriebskosten. Sie werden unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt, wobei der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes von der Konzeption und Planung über den Bau und Betrieb bis zum Rückbau berücksichtigt wird. Green Buildings basieren daher auf einem ganzheitlichen, zukunftsorientierten Gebäudekonzept.

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    Abb. A4

    Abhängigkeit der Europäischen Union vom Energie-Import

    Unterstützende Rahmenbedingungen

    Durch das steigende Interesse der Öffentlichkeit an ökologischen, nachhaltigen Lösungen sind in den letzten Jahren viele Rahmenbedingungen geschaffen worden, die den Einsatz von energiesparenden Techniken, ressourcenschonenden Energiequellen und nachhaltigen Produkten im Immobilienbereich unterstützen.

    Grundlage einer nachhaltigen Energiepolitik sind hierbei nationale, europaweite und internationale Gesetze, Verordnungen, Normen und Richtlinien, die messbare Standards für die Energieeffizienz von Gebäuden und Anlagen vorgeben. Des Weiteren beschreiben Normen den Mindeststandard für den thermischen Komfort, die Luftqualität und den visuellen Komfort. Europaweit wird derzeit versucht, diese Standards zu vereinheitlichen. Auf internationaler Ebene gibt es jedoch in fast jedem Land eigene Ansätze und Standards, die nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind. Diese Standards werden unterstützt durch gezielte Fördermaßnahmen für aussichtsreiche, aber aktuell noch nicht wirtschaftliche regenerative Techniken. Beispiele in Deutschland sind die Förderung der Photovoltaik, der oberflächennahen Geothermie, der Solarthermie, der Biogasanlagen und der Energiesparmaßnahmen bei der Sanierung von Altbauten.

    In den aktuellen Gesetzen, Normen und Richtlinien werden bisher jedoch noch nicht alle wesentlichen Gebäudeund Anlagenbereiche behandelt.

    Vor allem beim Optimieren im Bestand tun sich Gesellschaft und Politik schwer, richtungsweisende Vorgaben für eine zukunftsorientierte Entwicklung im Bestand zu beschließen. Damit bleiben viele, auch maßgebliche Bereiche hinter den Möglichkeiten einer energetischen Optimierung zurück. Zudem liegen die gesetzlichen Grenzwerte für den Energieverbrauch in der Regel unter den Anforderungen für Green Buildings. Die Grenzwerte werden in der Regel so gewählt, dass marktfähige Produkte eingesetzt werden können. Gesetze und Verordnungen werden daher immer hinter den Möglichkeiten des Marktes für maximale Energieeffizienz zurückbleiben. Diese Lücke kann durch vorhandene Ökolabels, Leitfäden und Gütesiegel geschlossen werden, da die se höhere Anforderungen empfehlen können. Die höheren Anforderungen an die Energieeffizienz sind auch dadurch begründet, dass die Gebäude- und An lagentechnik eine hohe Lebensdauer hat. Somit wirken sich die heutigen Entscheidungen hinsichtlich der CO 2 -Emissionen langfristig aus. Sie sind daher für die zukünftigen Emissionen maßgeblich.

    A978-3-642-38297-0_1_Figa_HTML.jpg

    CO2-Emissionshandel

    Seit Februar 2005 ist das Kyoto-Protokoll in Kraft, das die globale Menge an emittierten Treibhausgasen einschränken soll. Der Ursprung des Protokolls geht auf das Jahr 1997 zurück. Es bezeichnet ein internationales Klimaschutzabkommen, in dem sich die beteiligten 39 Industriestaaten verpflichten, den Ausstoß klimaschädlicher Gase, wie zum Beispiel Kohlendioxid (CO 2 ), bis 2012 um insgesamt 5 % gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken. Innerhalb der EU beträgt das Reduktionsziel 8 %, in Deutschland 21 %. Wie die Abbildungen A6 und A7 zeigen, sind die meisten Weltstaaten noch weit von ihren Zielen entfernt.

    Weiterführend hat sich die Europäische Union auf die sogenannten 20-20-20-Ziele verständigt. Dabei sollen, bezogen auf die Jahre 1990 bis 2020, 20 % der CO 2 -Emissionen reduziert, 20 % der Energieeffizienz der Gebäude gesteigert und 20 % der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien erreicht werden. Bis 2050 soll der Primärenergiebedarf im Gebäudebestand sogar um 80 % reduziert werden.

    Mit dem CO 2 -Handel soll eine langfristige Korrektur des menschlich erzeugten Treibhauseffekts erreicht werden. Die Umwelt wird dabei als Gut angesehen, dessen Erhaltung durch finanzielle Anreize gesichert werden kann. Die Politik hat erkannt, dass Umweltzerstörung, resultierend aus der Klimaerwärmung, zum einen nur mit volkswirtschaftlichen Methoden vermieden werden kann und zum anderen als globales Problem angenommen werden muss. Die Methode des CO 2 -Handels verbindet zum ersten Mal nachweisbar Ökologie mit Ökonomie.

    A978-3-642-38297-0_1_Fig5_HTML.jpg

    Abb. A5

    Verteilung der CO2-Emissionen pro Kopf auf die Weltbevölkerung im Jahr 2010

    Wie funktioniert der CO 2 -Emissionshandel? Jedem Staat, der das Kyoto-Protokoll ratifiziert hat, wird eine maximale Menge an klimaschädlichen Treibhausgasen zugewiesen. Die zu gewiesene Menge entspricht dem maximalen, erlaubten Verbrauch. Bei dem Treibhausgasbudget, das auf dem Jahr 1990 basiert, wird die zukünftige Entwicklung jedes Staats berücksichtigt. Volkswirtschaften, die sich gerade erst im Aufschwung befinden, wie in Osteuropa, wird ein steigender CO 2 -Ausstoß erlaubt. Industriestaaten müssen hingegen jedes Jahr mit einem reduzierten Treibhausgasbudget auskommen.

    In jedem Land werden die so genannten Emissionszertifikate auf der Basis des Zuteilungsgesetzes auf die teilnehmenden Firmen entsprechend ihres CO 2 -Ausstoßes verteilt. Sind die CO2-Emissionen eines Unternehmens geringer als die zugeteilten Emissionszertifikate, zum Beispiel in Folge von CO 2 -Emissionsminderungen durch Energiesparmaßnahmen, können nicht benötigte Zertifikate am Markt verkauft werden. Alternativ kann das Unternehmen Zertifikate am Markt zukaufen, falls eigene Minderungsmaßnahmen teurer ausfallen würden. Ebenso können Berechtigungen für Emissionszertifikate erworben werden, wenn Unternehmen in anderen Industrie- oder Entwicklungsländern in nachhaltige Energieversorgungsanlagen investieren. Damit findet Klimaschutz dort statt, wo er zu den geringsten Kosten verwirklicht werden kann.

    A978-3-642-38297-0_1_Fig6_HTML.jpg

    Abb. A6

    Reduktionsziele, vereinbart im Kyoto-Protokoll und Ist-Stand der CO2-Emissionen für die größten globalen Verbraucher

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    Abb. A7

    Die ökologische Belastung, dargestellt durch den ökologischen Fußabdruck, übersteigt die Biokapazität der Erde diese Belastung zu regenerieren. Nur duch Minderung der Belastung kann man wieder ins Gleichgewicht kommen.

    In Deutschland besteht in der ersten Phase ausschließlich für Betreiber von großen Energieanlagen, mit einer Feuerungswärmeleistung über 20 Megawatt, sowie von energieintensiven Industrieanlagen eine Verpflichtung zur Teilnahme am Emissionshandel. Damit sind ca. 55 % des CO 2 -Emissionspoten-zials direkt am Handel beteiligt. Der Verkehrssektor und der Gebäudesektor sind zurzeit weder privat noch gewerblich in den Handel miteinbezogen. In Europa laufen jedoch bereits erste Anstrengungen, langfristig den Emissionshandel auf alle Bereiche auszuweiten. In anderen, kleineren europäischen Ländern wie Lettland und Slowenien nehmen bereits jetzt Anlagen mit kleineren Wärmeleistungen am Emissionshandel teil. Dies ist ausdrücklich in der Emis sionshandelsrichtlinie als »Opt-in«-Regelung erlaubt. Die Beurteilung und Finanzierung von Gebäuden auf der Basis ihres CO 2 -Marktwerts wird damit in naher Zukunft auch die Immobilienbranche erreichen. Eine mögliche Plattform für den gebäudebezogenen Emissionshandel steht mit der EU-Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz und mit der Ausstellungspflicht des Energieausweises bereits zur Verfügung.

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    Abb. A8

    Verteilung der CO2-Emissionen auf die Weltstaaten im Jahr 2010

    Neben dem CO2-Fußabdruck gibt es auch noch andere Bewertungsansätze für den Klimaschutz. In Abb. A7 ist ein Bewertungsansatz auf Basis eines ökologischen Fußabdrucks und der noch vorhandenen Biokapazität der Erde dargestellt.

    Unser Planet Erde besitzt nur eine begrenzte Biokapazität, um die Schadstoffe und Ressourcenverbräuche wieder zu regenerieren. Seit den 90iger Jahren übersteigen die globalen Verbräuche die verfügbare Biokapazität. Um die Erde wieder in ein ökologisches Gleichgewicht zu bringen, muss der ökologische Fußabdruck global gesenkt werden. Maßnahmen hierfür sind in Abb. A7 dargestellt.

    Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude

    Zertifizierungssysteme haben zum Ziel, die Qualität der Nachhaltigkeit von „Grünen Gebäuden" in ihrer Komplexität zu bewerten und für die höchstes Auszeichnung Best-Practice-Erfahrungen zu verwenden. Anhand der vorgegebenen Benchmarks werden Planung, Bau und Betrieb nachhaltiger Gebäude zertifiziert. Mithilfe diverser Kriterien und ihrer Indikatoren können Bauherren und Gebäudebetreiber die messbare Auswirkung auf die Performance ihrer Gebäude exakt ermitteln. Die Kriterien berücksichtigen in der Regel die unterschiedlichen Bereiche des nachhaltigen Bauens, so zum Beispiel die Baulanderschließung, Gesundheit und Umweltschutz, Wassereffizienz, Materialauswahl, umweltfreundliche Innenausstattung, soziokulturelle und ökonomische Qualität. Zudem adressieren sie alle Phasen des Lebenszyklus: Planung, Bauen und Betrieb.

    Der Zertifizierungsprozess bedeutet Qualitätssicherung für Bauherren und Gebäudebetreiber. Das Ergebnis einer Bewertung sollte leicht zu vermitteln, transparent, nachvollziehbar und verlässlich sein.

    Abb. A9

    Vergleich der verschiedenen Zertifizierungssysteme für Nachhaltige Gebäude

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    Abb. A10

    LEED®-Zertifizierung

    Struktur der Bewertungssysteme

    Die verschiedenen Aspekte sind in Haupt kategorien eingeteilt wie beispielsweise Energie oder Qualitätsgruppen ökologischer, ökonomischer und sozialer Gesichtspunkte. Für jeden Aspekt gibt es einen oder mehrere Benchmarks, die verifiziert werden müssen, um die Anforderungen zu erfüllen und Punkte zu erhalten. Je nach angewandtem Verfahren werden die einzelnen Punkte entweder addiert oder zuerst gewichtet und dann summiert, um das Endergebnis zu erhalten. Die Anzahl der Punkte wird dann in der Bewertungsskala eingeordnet, die in verschiedene Ebenen eingeteilt ist: Je höher die Punktzahl, desto besser die Auszeichnung.

    Das System LEED

    Das amerikanische LEED-System (Lead-ership in Energy and Environmental Design) beschreibt einen freiwilligen internationalen Standard zur Bewertung von umweltfreundlichen Gebäuden (Abb. A11 ). Es wurde vom U.S. Green Building Council entwickelt. Seit 1998 am Markt, ist es heute das weltweit am weitesten verbreitete Zertifizierungssystem. Für die Nutzungsart „LEED New Construc-tion and Major Renovation" sind die Einzelkriterien in sieben Kategorien unterteilt:

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    Abb. A11

    LEED®-Struktur

    Kategorie 1: Sustainable Sites (Standort und Außenraum)

    Kategorie 2: Water Efficiency (Wasserbedarf während der Nutzung)

    Kategorie 3: Energy &Atmosphere (Energiebedarf während der Nutzungsphase)

    Kategorie 4: Materials & Resources (verwendete Baumaterialien) Kategorie 5: Indoor Environmental Quality (Gesundheit und Behaglichkeit)

    Kategorie 6: Innovation in Design Process (Besonderheiten und LEED AP)

    Kategorie 7: Regional Priority (Förderung lokaler, umweltrelevanter Aspekte)

    LEED besitzt keine hohe Anzahl von Systemvarianten. Um jede Art von Immobilie auszeichnen zu können, darf die Variante „New Construction and Major Renovation" für jede Nutzungsart angewandt werden. Für viele Anwendungen ist dies jedoch nicht zielführend, da der Kriterienkatalog eher auf den Anforderungen von Bürogebäuden aufgestellt wurde.

    Generell sind acht Mindestanforderungen zu beachten, die in allen Fällen für eine Zertifizierung einzuhalten sind. So sind zum Beispiel Aspekte im Hinblick auf den Energie- und Wasserbedarf des Gebäudes sowie auf die umweltrelevanten Punkte während der Erstellung auf der Baustelle zu beachten. Das Zertifikat wird nach Fertigstellung überreicht.

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    Abb. A12

    LEED®-Gewichtung

    Das System BREEAM

    Das britische BREEAM-System (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) ist seit 1990 am Markt und damit das älteste Zertifizierungssystem (Abb. A14) . Je nach Nutzungsart (Büro, Wohnen, Retail etc.) werden die Kriterien zusammengestellt und in folgende Kategorien sortiert:

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    Abb. A13

    BREEAM-Zertifizierung

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    Abb. A14

    BREEAM-Struktur

    Kategorie 1: Management (Prozesse in Planung und Bau)

    Kategorie 2: Health & Wellbeing (Gesundheit und Behaglichkeit)

    Kategorie 3: Energy (Energie während der Nutzung)

    Kategorie 4: Transport (Infrastruktur im und zum Gebäude)

    Kategorie 5: Water (Wasserbedarf während der Nutzung)

    Kategorie 6: Materials & Waste (verwendete Baumaterialien)

    Kategorie 7: Land Use (Inanspruchnahme von Naturraum)

    Kategorie 8: Pollution (Schadstoffemissionen während der Nutzung)

    Das BREEAM-System besitzt zum heutigen Stand die vielfältigsten Systemvarianten nach Nutzungsart. Für ausgewählte Kriterien, wie zum Beispiel Energie- und Wasserbedarf, sind Mindeststandards vorhanden. Es gibt eine Variante „BREEAM International", für die für viele Länder in Europa die Nachweise nach lokalen länderbezogenen Normen erstellt werden können. Das Zertifikat wird nach Fertigstellung des Gebäudes übergeben.

    Das System DGNB

    Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wurde 2007 gegründet. Zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hat sie das DGNB-Zertifizierungssystem konzipiert und entwickelt (Abb. A16) . Das System baut auf die europäische und internationale Normung auf. Dort ist beschrieben, dass die Nachhaltigkeit auf den Bereichen „Ökologie, „Ökonomie und „Soziales fußt. Neben diesen drei Bereichen werden beim DGNB die übergeordneten technischen Aspekte in der Querschnittskategorie „Technische Qualität zusammengeführt. Die pro-zessbezogenen Kriterien aus Planung, Bau und Betrieb sind in einer eigenen Kategorie „Prozessqualität" eingeordnet. Die Auszeichnung erfolgt ausschließlich für die Gebäude- und Prozesseigenschaften. Die Standortqualität wird nach DGNB zwar mit einer separaten Note bewertet, diese geht jedoch nicht in die Gesamtauszeichnung ein.

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    Abb. A15

    BREEAM-Gewichtung

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    Abb. A16

    DGNB-Struktur

    Das DGNB-System wurde im Jahr 2009 mit der Systemvariante Neubau Büro in den Markt eingeführt. Die Mindestanforderungen für die Zertifizierung sind in drei Prinzipien unterteilt:

    Einhaltung gesetzlicher Anforderungen

    Jedes Kriterium wird mit einer Punkteskala von 1 bis 10 bewertet. Ein Punkt wird vergeben, wenn ein mini-maler Wert oder eine minimale Dokumentation erfolgt. Für einige Kriterien ist dieser Grenzwert für mindestens eine Zertifizierung einzuhalten.

    Ziel des DGNB-Systems ist es, eine hohe Gebäudequalität über möglichst viele Eigenschaften zu erreichen. So ist eine Gesamtauszeichnung mit der ermittelten Gesamtnote nur möglich, wenn die Einzelnoten in allen fünf Qualitätsgruppen nur eine ganze Note geringer sind als die Gesamtnote.

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    Abb. A17

    DGNB-Gewichtung

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    Abb. A18

    DGNB Zertifizierungen Gold, Silber, Bronze

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    Abb. A19

    DGNB-Zertifizierung

    Das Zertifikat wird nach Fertigstellung des Gebäudes übergeben. Um einem Projektentwickler, Investor oder Bauherrn jedoch schon weit vor der Fertigstellung zu ermöglichen, mit dem Gebäudekonzept zu werben, wird zusätzlich ein Vor-Zertifikat vergeben. Dies kann im Prinzip schon zu Beginn der Planung beantragt werden, da im Wesentlichen unterschriebene Absichtserklärungen des Bauherrn und der Auditoren bei der Zertifizierungsstelle einzureichen sind. Die Gebäudeeigenschaften sowie die Planungs- und Bauprozesse werden innerhalb eines Punktesystems bewertet.

    MINERGIE ECO®

    Minergie® ist ein Qualitätslabel für neue und modernisierte Gebäude. Die Marke wird von der Wirtschaft, den Schweizer Kantonen und dem Bund gemeinsam getragen. Zu den Fachpartnern gehören Architekten und Ingenieure sowie Hersteller von Material, Bauelementen und Systemen. Bei Minergie® steht der Komfort der Menschen, die in einem Gebäude wohnen oder arbeiten im Vordergrund. Ein hohes Maß an Komfort wird durch hochwertige Gebäudehüllen und kontinuierliche Lufterneuerung ermöglicht. Das Bewertungsprogramm findet Anwendung auf Wohnhäuser, Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude, Schulen, Geschäftsgebäude, Restaurants, Versammlungshallen, Krankenhäuser, Industrie und Lager. Der spezifische Energiebedarf fungiert bei Minergie® als Hauptindikator für die Quantifizierung der erforderlichen Gebäudequalität. Der Standard Minergie-P® zeichnet Bauten aus, die einen noch niedrigeren Energiebedarf als Minergie® anstreben. Die Standards Minergie® und Minergie-P®sind Voraussetzung für die Zertifizierung nach Minergie ECO®. Der ECO®-Standard ergänzt Minergie® durch die Kategorien Gesundheit und Ökologie. Die Kriterien werden bewertet, indem Fragen zu verschiedenen Aspekten wie Beleuchtung, Lärm, Belüftung, Material, Verarbeitung und Trennbarkeit beantwortet werden. Mindestens 67 % aller relevanten Fragen müssen positiv beantwortet werden. Die Bewertung umfasst zwei verschiedene Phasen: eine Vorbewertung während der Planungsphase (Abb. A20) und die Bewertung während der Bauphase, bei der der Erfolg der zuvor geplanten Maßnahmen verifiziert wird (Abb. A21) .

    Richtlinie über die Energie effizienz von Gebäuden

    Eine wichtige Gebäudezertifizierung der EU ist der Energieausweis. Nach der Energiesparverordnung, die Bestandteil der nationalen Bauverordnung ist, ist dieses Zertifikat seit 2007 in Deutschland für Neubauten und Sanierungen Pflicht. In Deutschland definiert die Energiesparverordnung Höchstwerte für den Primärenergiebedarf und den Transmissionswärmeverlust für Gebäude. Diese Höchstwerte sind von der Art und Nutzung des Gebäudes abhängig.

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    Abb. A20

    Minergie ECO® Gewichtung der Vorbewertung (während der Planungsphase)

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    Abb. A21

    Minergie ECO® Gewichtung während der Bauphase

    Der Höchstwert für modernisierte Gebäude liegt grundsätzlich 40 % über den für Neubauten geltenden Werten. Die Energiebilanz umfasst über den Transmissionswärmeverlust hinaus die Wärmegewinne durch Sonneneinstrahlung, interne Wärmequellen, Wärmeverlust im Verteilnetz, Speicherung sowie die Primärenergieerzeugung. „Green Building" ist ein europäisches Programm, dessen Zielwerte 25 % bzw. 50 % unter dem vorgegebenen Primärenergiebedarf liegen. Der Fokus liegt insbesondere auf Nutzgebäuden wie Bürogebäuden, Schulen, Schwimmbädern und Industriegebäuden.

    CO2-Strategien in der Immobilienbranche

    Neben Neubauten und Sanierungen besteht auch bei Immobilienportfolios ein erheblicher Bedarf, die wirtschaftlichen und ökologischen Kennwerte zu optimieren. Mit Instrumenten wie Carbon Due Diligence (CDD), Life Cycle Costs (LCC), Heat Map, Zertifikaten im Bestand (z. B. Green Rating) oder Portfolio Sustainability Management können Potenziale für Portfolios oder ausgewählte Einzelobjekte ermittelt werden. Daher wird neben den Kriterien Lage und Rendite auch die Nachhaltigkeit interessant. Bei Nachhaltigkeitsanalysen im Bestand wird der Istzustand der Liegenschaften unter anderem hinsichtlich des CO2-Ausstoßes analysiert: Hierbei wird bei der Ermittlung der Energieverbräuche auch der Nutzer und die Gebäudebewirtschaftungsprozesse in den Vorgang einbezogen. Da sich auch Immobilienfonds immer stärker an ihrer Nachhaltigkeit messen lassen müssen, setzt man auf Transparenz im Immobilien-Portfolio und in Geschäftsberichten. Für den Gebäudebestand und bei jeder Transaktion wird ermittelt, welche CO2-Emissionen wirtschaftlich reduziert werden können. Diese Analyse nennt man Carbon Due Diligence (CDD). Sie zeigt die energetische und nachhaltige Performance eines Gebäudes sowie die erforderlichen Maßnahmen und Kosten zur signifikanten energetischen und nachhaltigen Verbesserung des Gebäudes auf. Im Rahmen der CDD wird untersucht, welche Green-Building-Zerti-fizierungen möglich sind. Gradmesser für erreichbare energetische und nachhaltige Optimierungspotenziale im Bestand sind der CO2-Fußabdruck und die CO2-Emissionen eines Gebäudes oder eines Portfolios. Darauf aufbauend wird ein Ranking von Immobilienfonds nach den CO2-Emissionen aufgestellt.

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    Abb. A22

    Das Sustainability Management bietet wesentliche Parameter für eine erfolgreiche Portfolio-Strategie

    Um der Komplexität der Liegenschaften gerecht zu werden, gilt es, ganzheitliches Wissen zu Arbeitsprozessen, Bauphysik und Fassadentechnik, Gebäude- und Energietechnik sowie zu Energie- und Facility Management und zu CO2-Bilanzen einzubringen. Die Ergebnisse bilden die Basis des Energie- oder Nachhaltigkeitsmanagements, da sie alle nennenswerten Potenziale aufzeigen.

    Neben dem Einsatz in Energie- und Nachhaltigkeitsmanagementprozessen hat sich die CDD auch beim An- und Verkauf von Immobilien bewährt. Hier wird – anders als bei einer herkömmlichen Due Diligence – der Schwerpunkt auf die nachhaltige Performance des Gebäudes gelegt. Sie beinhaltet zudem notwendige Maßnahmen und Kosten, um das Gebäude energetisch zu verbessern. Durch die Transparenz kann beim Aushandeln des Kaufpreises die zukünftige nachhaltige Entwicklung des Gebäudes mit bewertet werden, was sowohl für den potenziellen Käufer als auch für den Verkäufer die Investitionssicherheit erhöht. Carbon Due Diligence ist zudem ein Baustein von Portfolio Sustainability Management. Damit können Portfoliobesitzer mit vertretbarem Aufwand eine auf CO2-Ausstoß und Nachhaltigkeit basierende Strategie verfolgen und ihre Immobilien gezielt analog zu gesetzlich vorgeschriebenen und freiwilligen Klimaschutzmaßnahmen entwickeln. In die Asset-Strategie integriert, führt dies zu langfristiger Rentabilität.

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    Ganzheitliche Betrachtungsweise bei Green Buildings – Life-Cycle-Engineering

    Green Buildings sind Gebäude jeder Nutzungskategorie, bei denen bewusst mit den natürlichen Ressourcen umgegangen wird. Dies betrifft einen möglichst geringen Eingriff in die Natur, umweltfreundliche und gesundheitlich unbedenkliche Materialien, den Komfort, kommunikationsfördernde Raumlösungen, einen geringen Energiebedarf, den Einsatz von regenerativen Energien, die Qualität und Langlebigkeit der Konstruktion sowie den wirtschaftlichen Betrieb. Um dies zu erreichen ist ein ganzheitlicher, gewerkeübergreifender Ansatz erforderlich, der eine möglichst schnittstellenfreie Bearbeitung von Architektur, Tragwerk, Fassade, Bauphysik, Gebäudetechnik und Energie unter Berücksichtigung von Nutzung und Klima erfordert. Hierfür werden bei der Konzeption und integralen Planung von Green Buildings moderne Planungs- und Simulationswerkzeuge standard mäßig eingesetzt. Sie erlauben neue Konzeptionen, da mittels Simulationen zu Thermik, Strömung, energetischem Verhalten sowie Ökobilanzen und Lebenszykluskosten bereits während der Planungsphase detaillierte Berechnungen erstellt werden können. Der erreichbare Komfort und die Energieeffizienz können somit im Voraus berechnet werden, wodurch bereits in der Planungsphase eine größtmögliche Sicherheit bezüglich Kosten und Wirtschaftlichkeit erreicht wird. Mit diesen Werkzeugen können Planer von Green Buildings ausgetretene Pfade verlassen und neue Konzeptionen oder neue Produkte entwickeln und einsetzen.

    Neben den ganzheitlichen Planungsund Bearbeitungsansätzen und der Weiterentwicklung von Produkten und Werkzeugen muss die Nachhaltigkeit so erweitert werden, dass die Planer auch beim Betrieb von Gebäuden Erfahrungen sammeln können. Nur so wird ein konstruktiver Rückfluss in die Gebäudeplanung erreicht, was bis heute bei der klassischen Aufgabenverteilung nicht erfolgt. Dieser Ansatz ist über den Betrieb hinaus bis zum Rückbau zu erweitern, um auch die Recyclingfähigkeit der eingesetzten Baumaterialien im Planungsprozess berücksichtigen zu

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