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NALA - Der magische Steinkreis: Eine Pferdegeschichte
NALA - Der magische Steinkreis: Eine Pferdegeschichte
NALA - Der magische Steinkreis: Eine Pferdegeschichte
eBook258 Seiten3 Stunden

NALA - Der magische Steinkreis: Eine Pferdegeschichte

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Über dieses E-Book

Das schüchterne, dreizehnjährige Mädchen Nala verbringt den Sommer auf einem Pferdehof in Südfrankreich. Ihr Herzenspferd, die weiße Araberstute Lilou ist genauso misstrauisch und verletzt wie sie. Im Wald entdeckt die Außenseiterin einen vergessenen, magischen Steinkreis und gelangt in eine Traumwelt.Dort trifft sie die Medizinfrau Blaue Feder, ihren Schüler Wolfsherz und eine Mustangherde. Nala erlernt uraltes, schamanisches Zauberwissen und Horsemanship, das Pferdeflüstern. Dieses Abenteuer verändert ihr Leben ...Eine magische, inspirierende und spannende Geschichte für Herzensabenteurer von elf bis neunundneunzig.
SpracheDeutsch
HerausgeberFNTSY Verlag
Erscheinungsdatum10. Aug. 2019
ISBN9783966614597
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    Buchvorschau

    NALA - Der magische Steinkreis - Gabriela Proksch Bernabé

    Saint-Exupéry

    1 Süden

    Das gleißende Licht des Südens kitzelte Nala wach. Blinzelnd öffnete das Mädchen die Augen. Wo war sie? Langsam dämmerte ihr, dass dieses Dachfenster in der winzigen Kammer zur neuen Unterkunft im Feriencamp gehörte. Gestern war Nala nach einer langweiligen, nicht enden wollenden Fahrt aus Bayern hier in Südfrankreich angekommen. In der Dunkelheit hatte sie nicht viel von dem Hof und den Araberpferden, die hier gezüchtet wurden, gesehen. Ihre Eltern setzten sie spät abends hier ab und waren dann, gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Phillip, zu einem Campingplatz am Meer weitergefahren. Dort planten sie die Sommerferien zu verbringen. Nala war glücklich gewesen, dass sie sich in diesem Zimmer direkt unterm Dach gleich aufs Bett werfen und einschlafen konnte.

    Gemütlich war es hier. Ihr gefielen die einfachen, hellen Möbel und das weiß gestrichene Metallbett. Mit der leuchtend gelben Decke und den dicken Polstern war es zwar altmodisch, aber kuschelig. Nala sah sich genauer um. Auf dem Bord an der Wand konnte sie die mitgebrachten Bücher und ihren Skizzenblock unterbringen und im Schrank in der Ecke war viel zu viel Platz für ihre wenigen Klamotten. Es kam Nala gelegen, dass sie ein Zimmer für sich allein zugeteilt bekommen hatte. Sich mit irgendeinem fremden Mädchen den Raum teilen zu müssen, war eine Horrorvorstellung!

    Geklapper von Hufen, leises Knarren der Stalltüren und fröhliches Gekicher holte sie endgültig aus ihrem Halbschlaf. Mist, die anderen Mädchen und Jungs eroberten den Hof. Sie war zu spät! Die letzten beißen die Hunde ...

    Nala schlüpfte in ein weites, verwaschenes Shirt und bequeme Jeans. Sie schwankte zwischen Vorfreude auf die edlen, arabischen Pferde und Bangen vor der Begegnung mit der Gruppe, mit der sie drei Wochen ihrer Ferienzeit verbringen würde.

    Seit sie sechs Jahre alt war, hatte Nala Reitstunden bekommen und sich sofort in die Ponys verliebt. Mit ihren sanften Augen, dem weichen Fell und dem speziellen Geruch, der Nalas Meinung nach ein Duft war, hatten die wunderschönen Tiere ihr Herz im Sturm erobert. Das Gefühl, im Sattel zu sitzen und die Leichtigkeit und Anmut der Bewegungen ihres Lieblingsponys Sunshine unter sich zu spüren, machte sie vollkommen glücklich.

    Ein weiteres Glück waren Nalas Fantasiegeschichten, in denen sie sich verlieren konnte. Sobald sie sich ein Buch schnappte, im Garten oder ihrem Zimmer versteckte und vor sich hin träumte, war sie in Sicherheit. Oft kritzelte das Mädchen Zeichnungen in einen Skizzenblock, um sich die schönsten Erlebnisse aus ihren Träumereien besser zu merken.

    Nala war schlau und hatte wenig Schwierigkeiten in der Schule, aber das nützte nichts, wenn man jeden Morgen mit einem aus Zeigefinger und Daumen vor der Stirn gebildeten „L begrüßt wurde. „Loser, „Spinnerin oder „Wurm für Bücherwurm hörte Nala nicht nur einmal und nicht nur geflüstert, hinter ihrem Rücken.

    „Die Hölle, das sind die anderen", dachte sie. Dieser Satz, den Jean-Paul Sartre, ein französischer Autor, geschrieben hatte, fiel ihr oft ein. Ihre Eltern waren Lehrer und vernarrt in alles, was aus Frankreich kam. Mama hatte unzählige Zitate von Dichtern oder Philosophen zur Hand. Nala hörte daheim jeden Tag irgendwelche hochgestochenen Sprichwörter und Erklärungen zu allem. Wirklich zu allem!

    Immerhin hatte die Begeisterung ihrer Eltern für dieses Land es möglich gemacht, dass sie drei Wochen im Feriencamp in den Pyrenäen, den Bergen an der Grenze von Frankreich und Spanien, verbringen durfte. Auf einem Pferdehof! Wie lange hatte sie darauf gewartet! Es war das langersehnte Geschenk zu ihrem bevorstehenden 14. Geburtstag! Sogar ihre Großeltern hatten ein wenig Geld dazugelegt, damit sie hier sein konnte.

    Wieder hatte Nala sich weggeträumt! Dabei war es gerade jetzt wichtig, schnell nach unten in den Hof zu kommen. Dahin, und zu den Pferden zog sie ein freudiger Galopp. Wie von unsichtbarer Hand zurückgehalten, setzte sie aber nur widerstrebend einen Fuß vor den anderen. Sie fürchtete sich davor, wie die Mädchen sie aufnehmen würden. An die Jungs mochte Nala überhaupt nicht denken.

    In der einfachen Küche werkte eine lustig aussehende Frau. Mit ihrem wild hochgesteckten Haarknoten und den lebhaften, braunen Augen wirkte sie herzlich und nett. Sie war dabei, das Geschirr zu waschen. Ein Baguette, Butter, Marmelade und eine Kanne Tee standen am riesigen Tisch bereit.

    „Gut geschlafen, meine Kleine?"

    „Sehr gut. Wieso sind die anderen schon im Hof? Mich hat niemand geweckt."

    „Du bist gestern spät angekommen. Wir wollten dich ein bisschen ausschlafen lassen, antwortete sie sanft. „Ich heiße Claire und helfe im Sommer die Rasselbande zu füttern. Nimm dir zu essen, und dann raus mit dir, sagte sie.

    Draußen im Hof herrschte buntes Treiben. An den Zaun gelehnt stand ein hübsches, blondes Mädchen. Sie war ziemlich herausgeputzt für einen Morgen im Stall. Ihre schwarzen Stiefel glänzten. Auf der Reithose und dem Shirt glitzerten Strasssteine, und sie trug die coolste Sonnenbrille, die Nala bisher gesehen hatte. Ein gutaussehender Junge sprach mit ihr. Sein Gesicht wirkte überheblich, zweifelsfrei passten die beiden zusammen.

    „Jackie", riefen zwei kleinere Mädchen gleichzeitig zu ihr hinüber, sie winkten dabei. Die Zwillinge hatten lustige pig tails, die über den Ohren abstanden und waren mit einem Stallbesen unterwegs. Ein Mädchen mit roten Locken half ihnen beim Kehren. Bewundernd schauten die drei zu Jackie. Offenbar bestaunten sie das Outfit und versuchten ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

    Ein schlaksiger Junge hievte gemeinsam mit seinem Freund Strohballen in die Heuraufe.

    „Was glotzt du so?", rief Jackie.

    Nala schaute hinter sich. War sie damit gemeint?

    „Ja, du da, schnauzte das Mädchen sie an. „Zuerst lässt du uns die ganze Arbeit alleine machen, und dann starrst du Löcher in die Luft!

    Energisch betrat Frau Birkner den Hof und unterbrach die angespannte Stimmung. Nala erkannte sie vom Foto auf der Homepage, auf der sie sich im Frühling für das Feriencamp angemeldet hatte. Die groß gewachsene Reitlehrerin mit ihrem offenen Gesicht und dem langen, dunkelbraunen Zopf wirkte ein bisschen streng, aber sympathisch. Um mit ihren Pferden im wärmeren Klima Frankreichs zu leben, war sie aus Deutschland in den Süden gezogen. Durch Annoncen in Pferdezeitschriften kamen in den Sommerferien jedes Jahr Jugendliche hierher, um zu reiten und Französisch zu lernen.

    „Willkommen auf Gestüt Au Grand Chêne, das heißt übersetzt: Zur Großen Eiche. Ich bin Greta Birkner, bitte nennt mich beim Vornamen. Wie ihr wisst, züchten wir Pferde, trainieren sie und geben Reitunterricht. Hier lebt eine ganze Herde Araber, mehrere Fohlen, Ponys und ein Esel. Es gibt bei uns auch Tiere, die wir aus schlechter Haltung aufnehmen und ins Herdenleben integrieren. Ihr werdet sie alle im Lauf der nächsten Wochen kennenlernen. Araber sind Vollblüter, schnell, hellwach und sensibel. Darum ist dieser Kurs für Jugendliche zwischen zwölf und fünfzehn Jahren gedacht, die bereits Reiterfahrung haben. Meine Tiere sind gut ausgebildet und temperamentvoll. Ihr werdet schon mit ihnen zurechtkommen ..."

    Greta sah sie der Reihe nach an. Alle waren mucksmäuschenstill und aufmerksam. „Ich hoffe, wir haben eine schöne Zeit miteinander. Am Morgen macht ihr die Stallarbeit, anschließend findet der Sprachkurs statt. Er dauert zwei Stunden. Die Lehrerin erwartet euch vollzählig um elf Uhr in der Scheune. Gebt euer Bestes. Es gelten keine Ausreden, den Kurs zu schwänzen. Wer reitet, nimmt am Unterricht teil! Wer nicht im Unterricht ist, wird nicht reiten. So einfach ist das. Wir sehen uns nach der Mittagspause um drei Uhr bei den Pferden."

    Gebannt hatte Nala zugehört. Als alle gemeinsam auf die Scheune, in der ein Versammlungsraum eingerichtet war, zustrebten, ließ sie sich von der Bewegung der Gruppe mitreißen.

    Nicole, die zarte Französischlehrerin, fragte zuerst nach ihren Namen. Die Zwillinge hießen Kiki und Mimi. Ihre rothaarige Freundin war Rosalie. Der hochnäsige Schönling stellte sich als Leo vor. Die anderen Jungs waren Ben und Luka. Wer Jaqueline, also Jackie war, wusste Nala. Sie selbst erklärte, dass sie Nathalie hieß, jedoch von allen Nala genannt wurde. Das war ein Überbleibsel aus ihrer Kindheit. Ihr kleiner Bruder konnte Natalie nicht aussprechen und nannte sie Nala. Der Name gefiel ihr und so blieb es dabei.

    Die erste Unterrichtsstunde war leicht. Mit ihren Eltern hatte sie mehrere Urlaube in Frankreich verbracht. Deshalb stach sie durch ihre gute Aussprache heraus. Sie kannte das! Wer hinterher hinkte, gehörte nicht zur Gruppe. Wer zu gut war, der wurde ebenso ausgeschlossen. Nala hielt sich mit ihren Antworten immer wieder zurück, aber alle Tarnung nützte nichts. Streberin, zu spät ... Sie sammelte Punkte für das Außenseiterkonto. Mit ihren schlabberigen Klamotten konnte Nala auch nicht wirklich ankommen. Sie fühlte sich in enger, schicker Kleidung nicht wohl. Am liebsten versteckte sie sich und ihre paar Kilos zu viel unter weiten Pullovern oder Shirts. Nala war ein wenig pummelig. Da die meisten Mädchen in der Schule wie besessen von ihrem Aussehen und ihrer Figur waren, genügte das, um sich mies zu fühlen.

    Wann konnte sie endlich zu den Pferden gehen? Die hatten wenigstens keine Vorurteile.

    2 Lilou

    Die Hitze raubte Nala den Atem. Nach dem Essen hatte sie Zeit, sich die Pferde und den Reiterhof näher anzusehen. Zu Mittag war das ganze Gestüt wie ausgestorben. Nur die Zikaden gaben ihr Konzert. Eine junge, getigerte Katze schnurrte um Nalas Füße, wandte sich aber gleich wieder ab, um sich unter dem Sonnenschirm zusammen zu rollen und zu schlafen.

    Die Pferde standen auf der Weide. Sie hatten sich Schattenplätze gesucht und dösten mit gesenktem Kopf vor sich hin. Nur ihre Schweife bewegten sich und wehrten die lästigen Fliegen ab. Die meisten waren Araber. Eine uralte Pferderasse, gezüchtet um in der Wüste mit wenig Wasser und Nahrung zu überleben. Sie galten als treu und menschenbezogen. Angeblich verbanden sich die Tiere so sehr mit ihren Besitzern, dass sie wie Wachhunde auf die Nomaden aufpassten. Wenn Räuber des Weges kamen, weckten sie die schlafenden Karawanen auf. Der Legende nach erschuf Allah diese Wesen aus dem Südwind und hauchte ihnen den Atem des Lebens ein. Sie waren elegant, widerstandsfähig und ihre stolze Haltung faszinierte Nala. Die ganze Herde schaute gepflegt aus, ein bisschen staubig, aber man sagte ja: „Dreckige Pferde – glückliche Pferde."

    Eine weiße Stute stand abseits. Sie wirkte fast apathisch. Ihr Fell war stumpfer als das der anderen, und sobald sich eines der Tiere bewegte, trippelte sie nervös auf der Stelle. Rund um sie herum flatterte ein schwarzer Vogel, ein Rabe wahrscheinlich. Seine Unruhe störte den Schimmel nicht. Der große Vogel setzte sich auf den Rücken der Stute, die gelassen stehen blieb. Der Kontrast zwischen dem Weiß des Pferdes und dem Schwarz des Raben war faszinierend. Nala konnte ihre Augen nicht von den beiden lassen.

    Die Schimmelstute hatte ihr Herz berührt, denn das Mädchen kannte das Gefühl, ausgeschlossen zu sein sehr gut. Auch ihr war es lieber, hier allein zu sein als in der neuen Gruppe. Nala wusste, dass sie die Regeln, wie man sich beliebt macht, nicht mitbekommen hatte. Immer wieder eckte sie an. Sie konnte sich gar nicht vorsichtig genug verhalten. Jeder Schritt war ein Sprung ins nächste Fettnäpfchen.

    Paul, der alte Pferdepfleger, der mit Greta nach Frankreich gezogen war, löste sich aus dem Schatten und kam auf Nala zu. Wie lange war er wohl dort gestanden und hatte sie beobachtet? Die Hände in den Hosentaschen vergraben, näherte er sich wie zufällig.

    „Und, gefallen dir unsere Rösser?"

    „Ich habe noch nie so viele schöne Pferde gesehen, antwortete Nala bewundernd. „Was ist mit der weißen Stute dort? Sie gehört irgendwie nicht dazu.

    „Deshalb interessiert sie dich, oder?"

    „Ja, musste sie zugeben. „Ich fühle mich oft selber so.

    „Kenn ich ...", behauptete Paul kurz und knapp.

    „Sie heißt Lilou. Ist erst vor ein paar Tagen zu uns gekommen. Ist vom Hänger direkt auf die Weide galoppiert. Hat sich nicht anfassen lassen. Wurde nie respektvoll behandelt oder geliebt. Ist ein Wanderpokal. Von einem Besitzer zum nächsten. Zu scheu, zu kompliziert, zu bockig. Was weiß ich? Hatte einen schlimmen Unfall und verlor endgültig das Vertrauen zu den Menschen. Das Übelste ist, dass sie sich von der restlichen Herde fernhält. Pferde brauchen keine Menschen. Aber Pferde brauchen andere Pferde."

    Paul sprach, als wäre er darin nicht besonders geübt, wahrscheinlich verbrachte er seine Zeit lieber schweigend mit den Tieren. Auf Nala machte er einen liebevollen, warmen Eindruck. Abrupt drehte er sich um und ging.

    „Lilou ..., dachte sie, „...ein schöner Name. Wer bist du?

    Es war kurz vor drei. Die Reitstunde wollte sie auf keinen Fall verpassen.

    Auf dem Hof vor der Scheune und dem Wohnhaus war die ganze Bande versammelt. Alle quatschten aufgeregt miteinander. Nala setzte sich neben die Zwillinge. Mit ihren blauen Augen und den gestreiften Shirts wirkten sie am lustigsten. Die beiden waren überhaupt nicht herausgeputzt und schauten zumindest interessiert zu ihr herüber.

    Jackie und Leo klebten wieder zusammen und tuschelten. Nala kam es vor, als würden sie fies und abfällig zu ihr herüberschauen und dabei grinsen. Wahrscheinlich bildete sie sich das ein, aber sie war besser vorsichtig.

    Greta betrat den Hof. Sofort wurde es still.

    „Los geht’s, mir nach zur Weide!"

    Nalas Herz klopfte rasend schnell. Sie war schon länger nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Die Besitzer des Stalles, in dem sie als Kind reiten gelernt hatte, waren einige Jahre später umgezogen. Damit endete ihr Unterricht. Hoffentlich war Reiten wie Fahrrad fahren, das man angeblich nicht verlernte.

    „Wird schon gut gehen", versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

    Paul hatte acht Araber mit Stricken und Halftern an den Zaun gebunden. Lilou, die verschreckte Stute, war nicht dabei, stellte Nala ein bisschen enttäuscht fest, obwohl sie vom alten Pferdepfleger wusste, dass die Schimmelstute noch nicht soweit war. Sie fühlte sich diesem Pferd sehr nah. Schade.

    „Damit ihr euch nicht streitet, ziehen alle ein Los mit dem Namen des Arabers, für den ihr heute die Verantwortung übernehmt. Zuerst putzt ihr gründlich und sattelt. Am Reitplatz sehe ich ja, wie ihr mit eurem Pferd zurechtkommt. Morgen entscheide ich, wer am besten auf welches Tier passt. Seid achtsam mit meinen Schätzen, sie sind sensibel, erwarten feine Hilfen und eine faire Behandlung."

    Es folgte ein bisschen Gemurre von denjenigen, die sich in ein bestimmtes Pferd verguckt hatten. Im Großen und Ganzen aber war das Losverfahren für den ersten Tag okay.

    Nalas Hände zitterten, als sie ihren Zettel auseinanderfaltete.

    „Samsara", flüstert sie den exotisch klingenden Namen ihres Pferdes.

    „Samsara", sagte sie lauter, als sie an der Reihe war. Freudestrahlend entdeckte Nala, dass es eine zarte, braune Stute mit schmaler Blesse und großen, dunklen Augen war. Wach und aufmerksam schaute sie mit gespitzten Ohren direkt zu dem Mädchen.

    3 Schlange

    „Wir teilen die Gruppe, damit ihr für die erste Reitstunde viel Platz habt. So sehe ich besser, wie ihr mit den Tieren umgeht und was ihr könnt," sagte Greta nach dem Putzen.

    „Jackie, Leo, Rosalie und Ben beginnen. Ihr anderen lasst eure Pferde ungesattelt. Paul bleibt bei ihnen. Wer keinen eigenen Helm hat, holt sich einen passenden aus der Sattelkammer."

    Am Reitplatz führten die vier ihre Araber auf die Mittellinie und stiegen auf. Nur Rosalies Stute war ein bisschen aufgeregt und trippelte herum. Sonst zeigten alle Pferde ihre gute Ausbildung und blieben die Ruhe selbst.

    Schritt, Trab, Galopp und Bahnfiguren wurden geritten. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass alle sattelfest waren. Greta machte sie darauf aufmerksam, dass die Zügelhilfen sanfter werden sollten.

    „Sie passt super auf ihre Pferde auf", dachte Nala.

    „Ihr müsst einen sicheren, unabhängigen Sitz bekommen, damit eure Hände sich nicht an den Zügeln festhalten und die empfindlichen Mäuler der Araber stören", kündigte die Reitlehrerin an.

    Jackie und Leo ritten recht gut, soweit Nala das beurteilen konnte. Es sah jedoch so aus, als ob ihre Pferde unter Druck gerieten und sich verspannten. Spiegelte sich die Ungeduld der beiden in der Stimmung der Tiere? Na ja, wenigstens waren sie mit sich und der Reitstunde so beschäftigt, dass sie nicht auf dumme Ideen kamen.

    Danach kam Nalas Vierergruppe an die Reihe. Samsara ließ sich leicht satteln und zum Reitplatz führen. Auf dem Weg dorthin klopfte dem Mädchen das Herz bis zum Hals. Nala wusste nicht, ob sie sich mehr vor dem Aufsitzen oder den urteilenden Blicken der anderen fürchtete.

    Als sie am Platz ankam, saßen Jackie und Leo auf einer Bank und schauten zu, wie die Pferde hereingeführt wurden. Greta sprach in einiger Entfernung gerade mit Paul.

    „Sollen wir schon aufsitzen?", fragte Mimi ein wenig unsicher.

    „Klar, jetzt geht’s endlich los." Luka war dabei, den Sattel nachzugurten und sich ans Aufsteigen zu machen.

    Leo, auf der Zuschauerbank, schien wieder übermütig und frech zu sein. Er linste verstohlen in

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