China ist der weltweit größte Markt für Videospiele. Im Jahr 2020 überholte das Reich der Mitte mit 44 Milliarden US-Dollar Umsatz aus dem Gaming-Markt die USA, die mit 41,3 Milliarden US-Dollar nur noch auf Platz 2 liegen. Auf den Markt für Videospiele im Fernen Osten schielen auch Spieleentwickler aus dem Westen. Das Resultat sind Games, die auf die Kundschaft in Asien zugeschnitten werden. Chinesische Firmen wollen hingegen auch in Amerika und Europa Fuß fassen und gehen bei etablierten Studios auf Einkaufstour. Dadurch hai sich in den vergangenen Jahren die Spielekultur von klassischen Konsolen-Games zum Vollpreis hin zu einer Free2Play-Mentalität für Smartphones und PC entwickelt. Warum aber spielen so viele Chinesen auf diesen Plattformen? In welchen westlichen Publishern steckt chinesisches Geld? Und werden wir bald alle nur noch auf dem Handy spielen?
WIE ENTSTAND DIE CHINESISCHE SPIELEKULTUR?
China hat ein traditionell ambivalentes Verhältnis zu Videospielen. Nach dem Platzen der amerikanischen Spieleblase in den 80er-Jahren wurde Japan zur dominanten Macht im Spielesektor, besonders auf dem Konsolenmarkt. Durch chinesische Strafzölle für Produkte des verhassten Nachbarn und eine Luxussteuer der Regierung waren japanische Konsolen in China so gut wie unerschwinglich. So entstand der landeseigene Konsolenmarkt, der – durch das in China im Prinzip nicht vorhandene Urheberrecht – vorwiegend aus billig nachgemachter Hardware und dreist kopierten Spielen bestand. Ausländische Firmen konnten nicht konkurrieren und so isolierte sich China vom restlichen Spielemarkt. In den 90er-Jahren wurden Konsolenspiele in China immer beliebter. Das missfiel dem chinesischen Staat, der negative Folgen für die Wirtschaft aufgrund von Videospielsucht fürchtete. Begriffe wie „digitales Crack“ machten in chinesischen Medien die Runde und die Regierung hatte Angst, dass Jugendliche spielsüchtig würden, was sich auf deren Lernverhalten und somit direkt aufzum Spielen hatten und dass auch außerhalb der Schule nicht viel geboten wurde, trieb viele Jugendliche in die Welt der Videospiele. Die Maßnahmen zur Suchtprävention hielten ausländische Investoren weiterhin vom chinesischen Markt fern. Im Jahr 2000 verbot China jegliche Spielekonsolen. So wollte die Regierung dem Einfluss von Videospielen auf Jugendliche Einhalt gebieten. Die Spielerschaft verlagerte sich in dieser Zeit aber lediglich auf den PC und später auf das Smartphone. So entstand eine Spielekultur, die mit dem wachsenden Einfluss der chinesischen Firmen auch immer mehr im Westen Einzug hält. 2015 wurde das Verbot der Konsolen zwar wieder aufgehoben, doch die Spielelandschaft hatte sich bereits drastisch verändert. MMOs, Social Games und vor allem Mobile Games dominieren den Markt. Da China hauptsächlich einkommensschwache Haushalte aufweist, setzten sich in diesem verbreitet waren und sind und nicht nur für Videospiele benutzt werden. Smartphones hingegen brauchen überhaupt keinen Raum und waren zu diesem Zeitpunkt schon als Spieleplattform etabliert. So hat-