THOUKYDIDEIA
Von Carlotta Voß, Robert Müller und Hans Kopp
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (3)
- Ironie und Urteil: Ironische Historiographie und die Entdeckung des Politischen bei Thukydides
3
Thukydides' »Peloponnesischer Krieg« beginnt mit einem Versprechen an die Leserschaft: Es sei geschrieben, um die klare Erkenntnis des »Menschlichen (to anthropinon)« zu ermöglichen. Welchen Begriff des »Menschlichen« Thukydides zu vermitteln intendiert, ist in der reichen Rezeptionsgeschichte des Werkes unterschiedlich beantwortet worden. Das vorliegende Buch nähert sich der Fragestellung ausgehend von einer narratologischen Analyse: Es zeigt, dass der fruchtbarste Zugang zum thukydideischen Werk in dessen antithetischer Form liegt. Mit dem Begriff der »Ironie« als hermeneutischem Schlüssel erörtert die Autorin, wie Form und Inhalt im thukydideischen Werk ineinandergreifen und eine praktisch orientierte politische Theorie begründen.
- Der Faktor Kinesis: Zum philosophischen Bewegungskonzept des Thukydides
Das Buch geht der Frage nach, inwieweit »Bewegung«, im Griechischen κίνησις, als Faktor historischer Ereignisse im Geschichtswerk des Thukydides interpretiert wird. Dabei wird deutlich, dass Thukydides unter dem Begriff Prozesse versteht, die der menschlichen Kontrolle entzogen sind. Dessen sind sich die Betroffenen allerdings selten bewusst und so stellt Thukydides die Überzeugung der Menschen, den Lauf der Geschichte beeinflussen zu können, als eine Illusion mit weitreichenden Konsequenzen dar. Deren bedeutendste war wohl die unerwartete Niederlage des mächtigen Athens im Konflikt mit seinem Kontrahenten Sparta. Daher geht es Thukydides nicht in erster Linie um eine chronologische und wertfreie Darstellung der historischen Ereignisse, sondern darum, die Auseinandersetzung des Menschen mit dem historischen Geschehen zu zeigen.
- Das Meer als Versprechen: Bedeutung und Funktion von Seeherrschaft bei Thukydides
Thukydides' Geschichte des Peloponnesischen Krieges (ca. 400 v. Chr.) gilt als der Klassiker der antiken Auseinandersetzung mit ›Seeherrschaft‹. Es wird sogar angenommen, das Werk sei verfasst worden, um ein bleibendes Zeugnis vom Wert und der Bedeutung maritimer Macht abzulegen, geschrieben nicht allein mit Blick auf die Zeit des klassischen Athen, sondern mit universellerem Anspruch. Angesichts solch wirkmächtiger Deutungstraditionen unterzieht die Untersuchung den Text einer neuerlichen Analyse, die nach der tieferen Funktion fragt, die dem Motiv der ›Beherrschung des Meeres‹ in Thukydides' historiographischem Bericht zukommt. Anhand einer detaillierten, die literarische Gestaltung des Textes ebenso wie seine zeitgenössischen Bedingungen beachtenden Lektüre wird deutlich, dass Thukydides weit davon entfernt ist, einer Seeherrschaftsideologie das Wort zu reden. Vielmehr demonstriert er an seinem historischen Gegenstand die Möglichkeiten und vor allem auch die Grenzen dieser Macht, um dadurch die Unzulänglichkeit einer Entscheidungsfindung offenzulegen, die sich auch vom Versprechen grenzenloser Macht zur See leiten ließ. Der Vergleich mit anderen Texten, die die Frage der ›Beherrschbarkeit‹ des Meeres verhandeln, kann Thukydides' Darstellung weiter in den Kontext zeitgenössischer Reflexion einordnen und verdeutlichen, wie er den Seeherrschaftsdiskurs des 5. Jahrhunderts v. Chr. aufgriff und zu einem Element seiner historischen Analyse formte.
Carlotta Voß
Dr. Carlotta Voß ist Lehrbeauftragte an der Universität Bonn und politische Referentin. Von 2022–23 war sie Postdoctoral Fellow am Justitia Center for Advanced Studies der Goethe- Universität Frankfurt a. M.
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