Über dieses E-Book
Marie Wollatz
Marie Wollatz wurde 1981 in Freiberg/Sachsen geboren und lebt heute an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein. Sie schrieb bereits Kurzgeschichten und Kolumnen für ein Jugendmagazin sowie Kolumnen für die Dithmarscher Landeszeitung und ist die Autorin der ZeitreiseHaus-Reihe. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch einen sehr liebevollen Schreibstil aus.
Ähnlich wie Mindmates - Nordseeflüstern
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Buchvorschau
Mindmates - Nordseeflüstern - Marie Wollatz
Ich – Anouk
Anouk, das ist mein Name. Meine Großmutter Momo sagt, er stammt aus dem Französischen und bedeutet „die Begnadete", was immer das auch bedeuten soll. Begnadet fühlte ich mich jedenfalls nie. Ich bin ein ganz normales Mädchen, zumindest hielt ich mich immer dafür. Mit meinen langen braunen Haaren und meiner Figur sehe ich wohl eher aus wie ein durchschnittliches Mädchen in meinem Alter. Da ich gerne schwimme und in einem Schwimmverein regelmäßig trainiere, bin ich sportlich. Zusammengefasst, bin ich wohl der Typ, der aus der Menge nicht gerade heraussticht. Meistens übersieht man mich einfach. Einmal wurde ich in der Schule fast von unserem Mathelehrer, Herrn Lippmann, umgerannt, als dieser Gedanken versunken in den Klassenraum watschelte.
„Oh Anouk, dich habe ich gar nicht gesehen. Du musst etwas Farbenfrohes tragen, sonst wirst du im Leben immer übersehen."
Als ob das helfen würde! Außerdem bin ich nicht der Typ Mädchen, der sich regelmäßig für die Schule aufhübscht. Für mich reichen Jeans, T-Shirt, kariertes Flanellhemd und Vans.
Aber zurück zu meinem Namen. Ihr fragt euch bestimmt, warum ich einen französischen Namen habe.
Das liegt daran, dass meine Familie aus Frankreich stammt. Unser Nachname ist Corbeau und bedeutet übersetzt „Rabe".
Wenn man es genau nimmt, bin ich dann also ein begnadeter Rabe, der schnell mal von anderen übersehen wird.
Und meine Familie? Von der ist nicht so viel übrig. Meine Eltern habe ich nie kennengelernt. Sie sind gestorben, da war ich noch ein Baby. Ich wachse bei meiner Großmutter Momo auf. Sie redet selten über meine Eltern. Ich weiß nur, dass ich ein Einzelkind gewesen bin und dass meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen.
Momo bekommt immer solch einen seltsamen Gesichtsausdruck, wenn ich sie danach frage und dann wird es irgendwie peinlich. Irgendwann habe ich das Fragen aufgegeben und seitdem reden wir nicht mehr darüber.
Momo ist so ganz anders. Während man mich übersieht, kann man sie nie übersehen. Ihre Haare sind grau und wuschelig, fast zerzaust.
Manchmal ähneln sie sehr den Haaren von Albert Einstein. Ich finde, Momo ähnelt allgemein ein wenig Albert Einstein. Sie trägt häufig Sachen, die so überhaupt nicht zusammenpassen und wenn man sie nicht genau kennt, könnte man meinen, sie wäre ein wenig durchgeknallt. So stelle ich mir Albert Einstein vor, ein Genie, das auf den ersten Blick wirklich seltsam wirkt.
Aber Momo ist auch der liebenswerteste Mensch, den ich kenne. Sie ist immer freundlich, hilfsbereit und meistens summt sie vor sich hin. Und warum könnte man sie für durchgeknallt halten?
Na ja, Momo glaubt an Übersinnliches. Sie meditiert, macht Yoga, baut Kräuter an. Ich kenne mich mit Kräutern und Pflanzen nicht so gut aus und habe immer ein wenig Angst, dass sie etwas Illegales anpflanzen könnte. Irgendwann steht bestimmt mal die Polizei vor unserer Tür und beschlagnahmt Momos Kräutergarten. „Das ist doch nur Petersilie, sagt sie dann immer. „Aha
, denke ich mir, denn nach „nur" Petersilie sieht das alles gar nicht aus.
Aber nicht nur der Glaube an das Übersinnliche macht sie seltsam. Momo ist, egal was auch passiert, immer positiv gestimmt. Das finden die meistens Menschen komisch. Wenn man immer gute Laune hat, werden einige Menschen misstrauisch. Oft fallen dann solche Sätze wie: „Die passt nicht zu uns. Mit der kann man nicht reden, die sieht immer alles rosa."
Momo und ich leben allein in einem kleinen Haus am Rande der Stadt Wittensum. Das Haus ist etwas in die Jahre gekommen. Der Backstein wirkt alt und das Dach ist bestimmt auch schon an die vierzig Jahre alt. Aber es ist ein gemütliches kleines Haus, keine hochgestylte Stadtvilla, die man sofort in einem „Schöner Wohnen"-Katalog präsentieren könnte, dafür ist es aber eben ein Zuhause. Momo liebt Antiquitäten. Sie kauft viel vom Flohmarkt oder sammelt Möbel vom Straßenrand ein, die eigentlich für den Sperrmüll gedacht waren. Deshalb sieht es ziemlich wild gemixt bei uns aus, aber das ist mir egal. Ich find´s gemütlich, und Momo auch.
Wittensum liegt an der Nordsee und ich brauche nur ein paar Meter mit dem Fahrrad zufahren und schon blicke ich auf das Meer. Das tue ich sehr oft. Es beruhigt mich, denn anders als Momo kann ich nicht immer alles positiv sehen. Mich ärgern viele Dinge. Herr Lippmann zum Beispiel, wenn er darauf beharrt, dass ich mir Matheaufgaben zu einfach mache, weil ich mir alternative Lösungswege ausdenke.
In den letzten Monaten regten mich aber viel wichtigere Dinge auf. Deshalb schreibe ich auch an diesem Tagebuch. Ich muss die Geschehnisse erstens für mich aufschreiben und zweitens für euch, denn dass ihr gerade diese Zeilen lest, ist der Beweis dafür, dass meine Geschichte jemanden interessiert. Und vielleicht bis Du ja auch ein Feinfühler?
Na ja, egal jedenfalls sind in unserer Kleinstadt Sachen passiert, die kann man nur schwer glauben. Die letzten Tage hat die ganze Welt auf Wittensum geschaut. Wir waren sogar in den Abendnachrichten. Jonas aus meinem Schwimmteam geriet auf einmal in Lebensgefahr und ich, die sich immer für durchschnittlich gehalten hat, entdeckte auf einmal ungeahnte Fähigkeiten. Und als ob das nicht reichen würde, habe ich mich auch noch mit meiner besten Freundin Fiona verkracht.
Aber lasst mich alles genau erzählen, denn die Geschichte begann vor ein paar Monaten,
