Über dieses E-Book
München, Institut für Molekulargenetik: Als der renommierte Biochemiker Dr. Felix Vogt tot in seinem Labor aufgefunden wird, ist eines sicher – dies war kein gewöhnlicher Mord. Seine DNA wurde manipuliert, als hätte jemand die Bausteine des Lebens selbst neu geschrieben.
Für Kommissarin Elena Baumann beginnt eine Jagd durch die Schattenwelten der Wissenschaft. Sie stößt auf ein gefährliches Geheimnis: Vogt forschte an synthetischer Biologie, die nicht nur Leben verändern, sondern erschaffen kann. Zwischen den rivalisierenden Fakultäten der LMU und TUM tobt ein erbitterter Kampf um bahnbrechende Patente – und die Grenzen der Ethik werden systematisch ignoriert.
Jede Entdeckung hat einen tödlichen Preis. Jedes Gespräch ist doppeldeutig. Als ein zweiter Forscher spurlos verschwindet, wird klar: Hier kämpft nicht nur die Wissenschaft,
Mit atemberaubendem Tempo und messerscharfer Wissenschaftspräzision entführt dieser Thriller in eine Welt, in der Genforschung zur tödlichen Waffe wird.
Warnung: Enthält Body-Horror.
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Buchvorschau
CODE - Kai Libicher
Kapitel 1
~Labor 4B, Institut für Molekulargenetik, 14:37 Uhr~
Die Tür schloss sich hinter Kommissarin Elena Baumann mit einem surrenden Seufzer, als wehrte sich der sterilisierte Raum gegen ihren menschlichen Atem. Die Klimaanlage hämmerte gegen ihre Schläfen, ein unregelmäßiger Herzschlag aus Metall und künstlicher Kälte. Sie presste die Zunge gegen den Gaumen Desinfektionsmittel vermischt mit dem süßlichen Geruch zerfallender Proteine. Nicht der übliche Krankenhausmoder. Etwas Neues, das ihre Nasenschleimhäute zum Brennen brachte. Zwei Schutzanzüge knisterten wie Zellophan im Halbdunkel des Laborhintergrunds. Dr. Vogts Domäne funkelte nicht – hier glänzten nur die matten Oberflächen von Pipettierrobotern und die abgewetzten Griffe von Zentrifugen. Das Tuch auf dem Seziertisch bildete zu perfekte Konturen, als könnte darunter noch Haut atmen. »Baumann.« Der Pathologe richtete sich auf, sein Gesicht hinter der Visierscheibe verzerrt wie hinter einer Aquariumsglasscheibe. »Vor der Dienstplanung eingetroffen.«
Ihre Stiefel blieben im Bodenbelag stecken. »Tote warten nicht auf Terminkalender.« Die Kante der Akte drückte sich in ihren Handballen, während sie nähertrat. Die Vernehmungsprotokolle hätten eigentlich Vorrang gehabt, aber die Aktenordner in ihrem Büro krochen ihr bereits über den Rücken. Zu viele Gesichter, die sie nie wieder lebendig sehen würde. Das Mikroskoplicht blendete sie. Winzige Objektträger mit Proben, deren fluoreszierendes Blau keine organische Signatur der Erde trug. »Seine?« Sie deutete mit dem Kinn darauf, ohne den Blick zu heben. Dr. Vogts Hand zuckte zum Helm. »Dermale Absonderungen. Die Kristallographie... entspricht keiner bekannten Matrix.« Sein Räuspern klang, als würde er durch Watte sprechen. »Die Toxikologie braucht noch—«
»Unbekannt.« Elenas Finger krallten sich in eine zerknitterte Patentschrift. Rote Korrekturen durchzogen das Papier wie frisch gesetzte Stichwunden. »Wer zahlt? Armee oder Syndikate?«
Die Spurensicherer tauschten Blicke. Kowalski – falls sie den Namen richtig erinnerte – strich sich über den Dreitagebart, als wöge er jedes Molekül. »Kein Standardverfahren. Wenn Sie mich fragen... das hier sieht aus wie ein Unfall. Etwas, das keiner wollte.«
Elenas Nackenhaare stellten sich auf. In dieser Branche wurden Unfälle nicht bereinigt – man verpackte sie in Verträge, patentierte die Fehler, verkaufte sie an den Meistbietenden. Das Papier fiel aus ihrer Hand. »Ich will jeden Datenbyte. Jetzt.«
Dr. Vogts Pupillen verengten sich hinter Polycarbonat. »Eile ist der Feind der Wissenschaft, Kommissarin.«
»Genau deswegen.« Sie drehte auf dem Absatz, ohne die Antwort abzuwarten. Hinter ihr kreischte die Lüftung wie eine triumphierende Hyäne.
~Molekularbiologie-Labor, 15:12 Uhr~
Die Tür quietschte wie ein verletztes Tier. Keine klinische Reinheit hier – die Luft schmeckte nach Adrenalin und drei durchwachten Nächten. Sequenziergeräte tickten an den Wänden, Sekundenmesser eines unbekannten Countdowns. Professor Xue stand über einem zerrissenen Notizbuch, seine Finger spreizten die Seiten auseinander, als könne er die Worte zurück in die Papierfasern zwingen. Sein Kittel – zu weiß für diese Abteilung – war hochgekrempelt, darunter ein schweißnasses Leistungsshirt. Akademiker trugen keine Funktionskleidung. Außer sie erwarteten Flucht. »Sie sagten, Vogts Aufzeichnungen seien gelöscht«, warf Elena in den Raum, ohne Vorwarnung. Xues Schultern zuckten zusammen. Sein Blick fiel auf ihre Waffe, bevor er sich
