Jane Goodall & Dian Fossey: Unter wilden Menschenaffen
Von Maja Nielsen
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Über dieses E-Book
Für dieses Buch hat Jane Goodall der Autorin Maja Nielsen von ihren faszinierenden Erlebnissen unter wilden Menschenaffen erzählt.
Ein berührendes Buch über zwei mutige, einzigartige Frauen, das uns mitnimmt in die Wildnis Afrikas und die Welt der großen Menschenaffen.
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Buchvorschau
Jane Goodall & Dian Fossey - Maja Nielsen
1.
Nach Afrika
>>>Alle Tiere dieser Erde, alles, was lebendig ist, versetzt Jane Goodall, seit sie denken kann, in unbeschreibliche Freude. Als Kind stromert sie am liebsten mit ihrem Hund Rusty in der Gegend herum. Mit ihm entdeckt sie entlegene, einsame Orte, an denen man Tiere beobachten kann: Eichhörnchen, Grillen, Igel, Enten. Tiere liebt sie über alles, und ihre Mutter Vanne bestärkt sie in ihrer Begeisterung. Bald gehören neben Rusty mehrere Katzen, Meerschweinchen, Schildkröten und ein Kanarienvogel namens Peter zur Familie.
Der Birkenhof – The Birches
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – Jane ist fünfeinhalb Jahre alt –, zieht ihre Mutter Vanne mit ihr und ihrer jüngeren Schwester Judy ins Haus von Janes Großmutter Danny in Bournemouth an der Südküste Englands. Hier verbringt Jane fast ihre ganze Kindheit und Jugend. In The Birches leben auch Janes beide Tanten Olwen und Audrey, und ihr Onkel Eric kommt häufig zu Besuch. Nach Kriegsende nimmt die Familie noch zwei alleinstehende Frauen auf, deren Haus im Krieg zerstört wurde. Im Birkenhof herrscht eine herzliche, gelöste Atmosphäre. Das 1872 im viktorianischen Stil erbaute rote Backsteinhaus hat einen großen Garten, in dem Jane viele Tiere beobachten kann: Vögel, Eichhörnchen, Spinnen.
Außerdem halten Jane und ihre jüngere Schwester Judy in einer Holzkiste ohne Boden im Garten ihres Hauses in Südengland zwei Rennschnecken, denen sie mit bunter Farbe Zahlen aufs Gehäuse gemalt haben. Die lassen sie gegeneinander antreten. Janes Eltern leben getrennt. Janes Mutter Vanne zieht die beiden Mädchen alleine groß. Kein Auto, keinen teuren Urlaub, nicht einmal Fahrräder können sie sich leisten.
Hausaufgaben macht Jane, wenn es das Wetter zulässt, grundsätzlich nur draußen, im Garten. Häufig klettert sie mit ihrem Schulzeug auf die hohe Buche hinterm Haus. Ganz hoch, bis dahin, wo sie in der grünen Blätterwelt verborgen ist. Wenn der Wind stark bläst, wiegt sie der Ast, auf dem sie sitzt, und die Blätter rascheln. Der Gesang der Vögel klingt hier viel klarer und lauter. Jane liebt diesen Zauberort. Sie gewöhnt sich an, dort oben zu lesen, hoch über der Erde.
Bestimmt sieben Mal liest sie dort allein die Geschichten von Doktor Dolittle, dem Arzt, der von seinem Papagei die Sprache der Tiere erlernt. Die Geschichte, in der Doktor Dolittle arme, geschundene Tiere aus einem heruntergekommenen Zirkus befreit und zurück nach Afrika bringt, gefällt ihr besonders gut. Als sie etwa elf Jahre alt ist, verschlingt sie hoch oben auf ihrer Buche atemlos die Bücher über Tarzan. Tarzan, der Herr des Dschungels, der als Baby seine Eltern verloren hat und von einer Horde Schimpansen aufgezogen wird.
So erwacht in Jane die Sehnsucht, eines Tages nach Afrika zu gehen und genau wie Tarzan im Herzen des Dschungels mit Tieren zusammenzuleben. Afrika! Eine Sehnsucht, die sie nie wieder loslässt. In Janes Kindheit und Jugend schmunzeln die Leute natürlich über ihren Traum. Keiner nimmt sie wirklich ernst.
Nach der Schule, mit 19 Jahren, ist Jane erst einmal ratlos. Was soll sie bloß werden? Für alle ist klar, dass Janes Beruf etwas mit Tieren zu tun haben muss. Schon als Vierjährige hat sie ihre Familie einmal in Angst und Schrecken versetzt, als sie für Stunden verschwunden war, weil sie – was keiner wusste – einer Henne beim Eierlegen zusehen wollte. Sie versteckte sich unter einem Haufen Stroh im Hühnerstall, um die Henne nicht zu ängstigen, und wartete auf das große Ereignis. Nach fünf Stunden kam sie mit hochroten Wangen, vor Begeisterung fast platzend, aus dem Stall und rannte zu ihrer Mutter, um ihr zu berichten, was sich soeben Spannendes im Hühnerstall ereignet hatte, während draußen fieberhaft nach ihr gesucht wurde. Die Henne hatte tatsächlich ein Ei gelegt, und sie, Jane, wusste jetzt haargenau, wo es herauskommt! Nichts anderes zählte für sie, und ihre Mutter war klug genug, sie nicht auszuschimpfen, sondern aufmerksam ihrer Geschichte zuzuhören.
Noch immer liest Jane jedes Tierbuch, das sie in die Finger kriegen kann. Nach dem Schulabschluss würde sie am liebsten Biologie oder Zoologie studieren. An der Universität könnte sie noch so viel mehr über Tiere lernen! Aber für ein Studium reicht das Geld der Familie nicht. „Mach eine Sekretärinnenausbildung. Damit findest du überall auf der Welt Arbeit!, sagt ihre bodenständige Mutter. „Überall auf der Welt
– das klingt verlockend. Das klingt nach Afrika! Jane belegt einen Sekretärinnenkurs und findet sofort einen Job. Viel Geld verdient sie nicht, aber das findet sie auch nicht so wichtig. Sie geht gerne aus, hat einen netten Freundeskreis. Afrika muss noch ein wenig warten, so scheint es. Aber am 18. Dezember 1956, einem Mittwoch, verändert sich das schlagartig. Sie erhält einen Brief von ihrer ehemaligen Klassenkameradin Marie Claude, von der sie längere Zeit nichts gehört hat. Der Brief ist weit gereist. Auf den Briefmarken sind Tiere abgebildet: auf der einen ein Elefant, auf der anderen zwei Giraffen. Behutsam streicht Jane darüber. Ein Brief aus Kenia. Afrika! Janes Schulfreundin ist mit ihren Eltern nach Kenia ausgewandert. Sie haben sich dort eine Farm gekauft. Sie fragt an, ob Jane sie nicht dort