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Der Schatten des Prinzen
Der Schatten des Prinzen
Der Schatten des Prinzen
eBook451 Seiten

Der Schatten des Prinzen

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Über dieses E-Book

Vigon besitzt als Prinz der Unterwelt alles, was er sich nur erträumen kann. Macht, Einfluss und Gold … selbst der Tod kann ihn nicht berühren. Aber eine Sache bleibt ihm verwehrt: Freiheit. Während sein Vater aus ihm einen pflichtbewussten Thronfolger machen möchte, beginnt Vigon an seiner Bürde zu zweifeln. Kurzerhand will er gemeinsam mit seinem dämonischen Schatten in jenes verlockende Reich hinter dem Schleier fliehen – die Lichtlande, wo die Sterblichen leben und es Wunder geben soll, die seine Vorstellungen übersteigen. Doch er ahnt nicht, dass seine Flucht Auswirkungen auf das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit hat. Denn im Verborgenen lauern Mächte, die nur auf diesen Moment gewartet haben, um die Dunkellande und alles, was Vigon je kannte, dem Erdboden gleichzumachen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. März 2024
ISBN9783038963073
Der Schatten des Prinzen

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    Buchvorschau

    Der Schatten des Prinzen - Pascal Wokan

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte

    Prolog: Die letzte Flucht

    Kapitel 1 - Von Prinzen, Dämonen und Schatten

    Kapitel 2 - Wie man einen unschönen Abgang macht

    Kapitel 3 - Wiedergeboren – schon wieder

    Kapitel 4 - Von Schissern und Leerwandlern

    Kapitel 5 - Eine bezaubernde Folterknechtin namens Jamera

    Kapitel 6 - Wer ist wer?

    Kapitel 7 - Eine getroffene Entscheidung

    Kapitel 8 - Die erste Flucht

    Kapitel 9 - Finsternis

    Kapitel 10 - Der Plan nimmt Gestalt an

    Kapitel 11 - Die Besten der Besten der Besten

    Kapitel 12 - Es gelingt …

    Kapitel 13 - Kopflos

    Kapitel 14 - Traumlose Träume

    Kapitel 15 - Der große Plan des Ahriman

    Kapitel 16 - Die Geschichte eines Kobolds

    Kapitel 17 - Tot – noch Fragen?

    Kapitel 18 - Die acht Ringe

    Kapitel 19 - Scheitern, um zu gewinnen

    Kapitel 20 - Entfesselt

    Kapitel 21 - Wie eine Zwiebel

    Kapitel 22 - Befehl und Glaube

    Kapitel 23 - Alles auf Anfang

    Kapitel 24 - Vater und Sohn

    Kapitel 25 - Die Wahrheit

    Kapitel 26 - Der Schatten des Prinzen

    Kapitel 27 - Der letzte Tod

    Epilog

    Dank

    Glossar

    Pascal Wokan

    Der Schatten des Prinzen

    Fantasy

    Der Schatten des Prinzen

    Vigon besitzt als Prinz der Unterwelt alles, was er sich nur erträumen kann. Macht, Einfluss und Gold … selbst der Tod kann ihn nicht berühren. Aber eine Sache bleibt ihm verwehrt: Freiheit. Während sein Vater aus ihm einen pflichtbewussten Thronfolger machen möchte, beginnt Vigon an seiner Bürde zu zweifeln. Kurzerhand will er gemeinsam mit seinem dämonischen Schatten in jenes verlockende Reich hinter dem Schleier fliehen – die Lichtlande, wo die Sterblichen leben und es Wunder geben soll, die seine Vorstellungen übersteigen. Doch er ahnt nicht, dass seine Flucht Auswirkungen auf das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit hat. Denn im Verborgenen lauern Mächte, die nur auf diesen Moment gewartet haben, um die Dunkellande und alles, was Vigon je kannte, dem Erdboden gleichzumachen.

    Der Autor

    Pascal Wokan, geboren 1986 in Frankfurt am Main, ist Maschinenbau-Ingenieur und arbeitet an einer Technischen Universität. Seit einiger Zeit veröffentlicht er regelmäßig Bücher, die Topplatzierungen in den Amazon-Bestsellerlisten besetzen. Er lebt mit seiner Familie in Weilburg, Hessen und widmet sich in seiner Freizeit nicht nur dem Schreiben neuer Romane, sondern auch der grundlegenden Frage, warum die Pizza immer auf der belegten Seite landet.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, März 2024

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski

    Lektorat: Sternensand Verlag GmbH | Wolma Krefting

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

    Illustration Karte: Corinne Spörri

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-306-6

    ISBN (epub): 978-3-03896-307-3

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für Nadine,

    die mich auf all meinen Abenteuern begleitet

    Prolog: Die letzte Flucht

    Vigon war kurz davor, den Tod auszutricksen.

    Er stürmte die Stufen des letzten Rings der Dunkellande empor, schlitterte über die Pflastersteine und fing sich mit zitternden Fingern an der Mauerbrüstung ab. Pfeifend schoss der Atem aus seinem Mund und vor Anstrengung waren seine Knie ganz weich.

    Eben war die verschlingende Wolke noch hinter ihm gewesen, aber jetzt war sie nirgendwo mehr zu sehen.

    Der Finsternis sei Dank! Was die anderen Verfolger anging – wer konnte sagen, wo die steckten?

    Hinter der Brüstung ging es Hunderte, nein, Aberhunderte Schritt in die Tiefe. Und weit entfernt, jenseits der Mauer, auf der er stand, war das Land zerschlagen und bar allen Lebens.

    Ein Reich der Toten.

    Vigons Brust zog sich bei dem Anblick zusammen. Furcht und Panik rangen in ihm miteinander. Er atmete tief durch und versuchte, seine zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen. Dennoch zwang er sich, weiter hinzusehen. Denn der Ort fern davon, war alles, wonach er sich sehnte.

    Der weite Platz am Fuße der Mauer war von riesenhaften Gebäuden umsäumt. Die Geister hoher Säulen und steiler Dächer, hoch aufragender Pfeiler und emporwachsender Ruinen kauerten sich furchtsam unter dem düsteren Himmel zusammen. Der Wind pfiff durch die gähnenden Türöffnungen, durch Häuserschluchten und geborstene Türme und blies Vigon kräftig entgegen.

    Kein geschäftiges Treiben, keine lärmende Menge, keine Rufe von Dämonen, die ihm ans Leder wollten. Nichts bewegte sich. Es gab nur die großen Ruinen und den Nebel, der den Himmel mit undurchdringlicher Schwärze überzog.

    Kein Ort, an dem man sein Dasein fristen wollte, wenn man noch ganz bei Sinnen war. Doch Vigon kannte es nicht anders. Dies war der Ort, von dem er niemals fliehen durfte.

    Die Dunkellande.

    Doch Vigon hatte vor, sie zu verlassen – um jeden Preis.

    Entweder war er wahnsinnig oder er hatte schlicht den Verstand verloren. Vielleicht ein bisschen von beidem. Aber er hatte es bis hierhin geschafft.

    Der achte Ring.

    Eine letzte Hürde, dann stand ihm der Weg in die Freiheit offen. Am Horizont warteten die Antworten, auf die er so lange gewartet hatte.

    »Herr!«, sagte Bal, sein Schatten – oder eher sein nerviger, kleiner Dämon.

    Das gespenstische schwarze Abbild wurde auf den Boden und zum Teil auf die Mauerkrone geworfen. Er war flach wie Papier und sah aus wie Vigons ganz gewöhnlicher Schatten, ein junger, drahtiger und hochgewachsener Mann. Allerdings konnte er sich bewegen und sprechen. Leider.

    »Bal?«, fragte Vigon.

    »Mein Prinz, könnten wir bitte endlich umkehren?« Bals Stimme hallte ein wenig, als wäre sie ein Echo.

    »Könnten wir.« Vigon atmete tief ein und verzog den Mund, da die Luft hier oben scheußlich roch. Kein Wunder, haftete den Dunkellanden ein allseits vorherrschender stechender Geruch nach Verwesung und Tod an.

    »Doch Ihr werdet es nicht tun.« Die Resignation war aus den Worten des Schattens zu hören, während er auf dem Boden hin und her waberte wie ein ruheloser Geist.

    Vigon hob die Augenbraue und betrachtete die Tiefe, die sich in dunkler Schwärze verlor, wie ein Loch, das alles in sich aufsog. »Umkehren, nachdem wir so weit gekommen sind?«

    Der Schatten hielt in seiner rastlosen Form inne und es kam Vigon vor, als sähe Bal ihn konzentriert an, um seiner Erwiderung Nachdruck zu verleihen. »Es wäre vernünftig, Herr.«

    Vigon strich sich das dunkle, verschwitzte Haar aus der Stirn. »Ich bin schon zu weit gegangen, um noch umzukehren, Bal.«

    »Bedenkt, was geschehen würde, wenn es Euch tatsächlich gelingen sollte, die Dunkellande zu verlassen.« Der Schatten stemmte die Hände in die Hüften, obwohl Vigon immer noch die Brüstung gepackt hielt. »Ich bitte Euch daher in aller Demut: Lasst ab von Euren Plänen, kehrt um und sprecht mit Eurem Vater.«

    »Nein.«

    »Herr?«

    »Nein.«

    »Nein?«

    »Nein.«

    »Aber warum?«

    Vigon atmete erschauernd aus und zwang sich dann zu einem lässigen Grinsen, um seine Sorgen niederzuringen. »Du kennst die Gründe. Wir können nicht, denn wir befinden uns auf der Flucht.«

    »Ihr befindet Euch auf der Flucht.« Der Schatten glitt die Mauerbrüstung hoch, damit er fast auf Augenhöhe mit Vigon war. »Ich bin lediglich Mitverschwörer, da ich an Euch gebunden bin.«

    Vigon machte eine wegwerfende Handgeste. »Ja, weil du mein Dämon bist.«

    Bal erstarrte. Dann, ganz langsam, waberte er wieder unruhig über die archaischen Steine der Brüstung. »Oh, Herr, ich bin kein Dämon, sondern ein uraltes, höheres Wesen, das mit Eurem Schatten verschmolzen ist und eine Symbiose von gegenseitigem Respekt, Einvernehmen, Vertrauen und …«

    »Also ein Dämon.«

    »Ihr wisst überhaupt nicht, wie beleidigend das ist.«

    Vigon grub seine Finger in den brüchigen Stein und konnte seinen Blick nicht vom achten Ring der Dunkellande lösen. »Hast du dich einmal gefragt, was es jenseits davon gibt, Bal?« Er beugte sich nach vorn. »Ich meine, jenseits von all dem hier?«

    »Wie Ihr wisst, befinden sich dort die Lichtlande, das Reich der Lebenden. Wir beschützen es, um das allumfassende Gleichgewicht zu wahren.« Natürlich musste Bal wieder einen belehrenden Tonfall anschlagen, wie ein Lehrer vor einem sehr dummen Kind.

    Vigon mahlte mit den Kiefern, bis es schmerzte. »Beschützen … wovor?«

    Der Schatten richtete sich neben ihm an der Brüstung auf, stand nun stolz und aufrecht da wie ein Gelehrter, der den Schlüssel zur Weisheit gefressen hatte – und die passende Kiste wohl obendrein. »Haben wir nicht einen langen und schauderhaften Weg hinter uns, um an diesen Punkt zu gelangen?«

    »Schauderhaft?« Vigon schnaubte. »Du meinst blutig, schmerzhaft und tödlich

    Bal berührte ihn am Oberarm, vertraulich und versöhnlich. Die Stelle wurde sofort kalt – kälter als Eis. »Ich ziehe es vor, nicht über die Schrecken nachzudenken, denen wir ausgesetzt waren.«

    Der Schatten hatte recht. Sie hatten Schreckliches erlebt, waren gestorben – mehrmals sogar! –, hatten Dinge erfahren, um die Antwort auf die größte Frage zu erhalten, was wirklich in den Dunkellanden vor sich ging.

    Und nun waren sie hier. Wenn die anderen wüssten, dass sie es bis zum achten Ring geschafft hatten. Wenn Vigons Gefolgsleute und Gefährten, ja, selbst die wenigen Freunde, die er gewonnen hatte, hiervon wüssten, dann würden sie ihn endlich ernst nehmen. Vielleicht sogar Vater …

    Ich habe mich verändert.

    Er betrachtete seinen nachtschwarzen, an der Brust eng anliegenden Überwurf, der bis zu den Knien reichte. Das Gewand darunter war violett wie die Finsternis. Beides war verschlissen und verdreckt durch die zahllosen Angriffe von Ghuls und anderen scheußlichen Wesen, vom Feuer niederer Dämonen angesengt, vom Speichel giftspuckender Bestien verätzt und an Brust und Hüfte durchtränkt von Schweiß, Tränen und Dämonenblut in schillernden Farben. Wenigstens trug Vigon noch seine ausgetretenen Stiefel. Den Rest hatte er auf seinem abenteuerlichen Weg zum achten Ring verloren.

    Man sieht mir die Veränderung sogar an …

    Das Eingeständnis war seltsam. Mit jedem Verlust und jedem Scheitern hatte er ein Stück von sich selbst gefunden, wie die Scherben eines Spiegels. Sollte man diesen zusammensetzen und hineinblicken, starrte einem ein ganz anderer entgegen.

    Ein anderer Vigon.

    Er kletterte auf die Brüstung. Nun wurde sein Schatten auf die Blöcke der Zinnen geworfen. Der Schwindel packte ihn, aber es war nicht das erste Mal, dass er sich in solcher Höhe befand.

    »Herr! Was tut Ihr da?«

    »Springen.«

    »In die Tiefe?«

    »Wohin denn sonst?«

    »Aber Herr! Ich flehe Euch an, bitte tut das nicht erneut

    Vigon hielt zwei Finger hoch. »So wie ich das sehe, hast du folgende Möglichkeiten. Erstens, du hilfst mir, damit wir endlich das schaffen, wovon wir immer geträumt haben.«

    »Wovon Ihr immer geträumt habt.«

    »Zweitens, wir sterben. Wie wir beide wissen, ist das keine sonderlich schöne Erfahrung.«

    Bal zögerte, musste sich anscheinend die Worte erst gut zurechtlegen. »Da habt Ihr recht. Das letzte Mal, als ich den materiellen Körper durch die Finsternis wiederherstellen musste, hat mir vollauf genügt.«

    Finsternis. Jene besondere Macht, auf die nur jene Zugriff hatten, die über einen Schatten verfügten – eine Seltenheit in den Dunkellanden.

    Allein die Vorstellung, was er alles damit bewirken konnte, ließ Vigons Herz schneller schlagen – nicht, dass er eines wie die Sterblichen besaß. Dort lauerte nur ein schwarzer, konturloser Fleck, als wäre er innen drinnen hohl.

    Der Schatten schlingerte rastlos über die uralten Steine. »Herr, bitte seid einsichtig. Wir müssen zurückkehren.«

    Vigon hob belehrend den Finger. »Genau genommen, mein kleiner Dämon, ist das hier eine Flucht, also das Gegenteil von zurück

    »Flucht. Aus dem Palast.« Bals Stimme nahm eine Spur Panik an. »Herr, Ihr seid der Prinz! Ihr hattet alles, was Ihr Euch wünscht und müsstet nur …«

    Vigons lang gezogenes Seufzen unterbrach ihn. »Auch Freiheit?«, fragte er leise und schwer, als fürchtete er, was seine Worte auslösen könnten. Sie drückten alles aus, was er empfand und was er sich jemals gewünscht hatte. Freiheit. Ein einzelnes Wort, so einfach und doch voller Logik.

    Der Schatten schrumpfte und kauerte sich wie ein demütiges Wesen zusammen. Für einen Dämon wirkte er nicht sonderlich furchterregend.

    Vigon kannte richtige Dämonen von unvorstellbarer Grausamkeit, und mit denen war wirklich nicht zu spaßen. Es gab so viele verschiedene Arten, darunter auch Geister, dunkle Feen und andere Schreckensgestalten, die in den Dunkellanden Zuflucht fanden, dass man sie nicht einmal zählen konnte.

    Wahrscheinlich war Bal unter seinesgleichen der gewesen, der stets die anderen angehalten hatte, mit Gabel und Messer zu essen, wenn sie menschliche Seelen verspeisten.

    Vigon biss die Zähne zusammen und vertrieb einmal mehr seine Sorgen, unerheblich, was nun geschehen sollte. Sterben war nie angenehm – obwohl er natürlich nicht richtig sterben konnte. »Also?«

    Bal zögerte. »Mein Prinz?«

    Vigon tippte sich gegen die Nase. »Ich kann den Schmerz schon riechen.«

    »Genau genommen kann man den Ausdruck eines körperlichen Empfindens nicht riechen.«

    »Weißt du was? Finden wir’s doch einfach heraus!«

    »Nein … nein! Bitte, Herr, Ihr seid …« Bal seufzte. »In Ordnung. Ich gebe mich geschlagen.«

    »Du kannst dich nicht geschlagen geben, nachdem ich bereits gewonnen habe. Also?«

    Bals Stimme nahm nun einen reumütigen Klang an, als er wieder die Form eines jungen Mannes zeigte, der aufrecht an den Zinnen verharrte. »Nein, Ihr seid nicht frei. Ihr seid der Prinz der Dunkellande und rechtmäßiger Thronerbe, der bald über all das hier herrschen soll. Zufrieden?«

    Vigon klopfte auf einen Mauerblock, als wollte er Bal die Schulter tätscheln. »Sicher. Hilfst du mir?«

    »Wenn es Euer dringendes Begehr ist?«

    Der Prinz senkte die Stimme und verkrampfte seine Finger. »Du weißt, dass es um mehr geht als um eine Flucht. Ich will endlich Antworten. Ich will die jenseitige Welt sehen. Ich will erfahren, was wir beschützen.« Seine Stimme klang nun ernster und verbissener. »Ich will verstehen, welche Sorgen Vater plagen. Ich will den Grund verstehen, welche Bedrohung auf uns lauert. Denke nur an den Kobold und alles, was wir erfahren haben! Über die Vergangenheit. Über … Ahriman! Ich will …«

    Ein sich selbst überholendes Grollen übertönte ihn.

    Vigon ruckte herum. Seine Gedärme füllten sich mit Eis.

    Eine hungrige Wolke braute sich oben am schwarzen Himmel zusammen, rumpelte über ihm, war dunkel und wütend. Es war wie eine Sturmwand, die in einem majestätischen Ereignis über ihn hereinbrechen würde.

    Es gab kein Entkommen.

    Ein Blitz erhellte die Wolke, gab das Gesicht eines Ungeheuers in diesem verschlingenden Mahlstrom preis und ließ schemenhafte Abbilder von gepeinigten Seelen vor seinen Augen entstehen.

    Manchmal fragte er sich, ob der Wächter der Dunkellande eigens zu dem Zweck erschaffen worden war, ihm das Leben so richtig zu vermiesen.

    »Er ist fast da«, murmelte Vigon und überblickte die Ausläufer der Dunkellande, seines heiligen Gefängnisses – aber eben ein Gefängnis.

    »So ist es, Herr.« Bals Stimme zitterte leicht.

    Was für ein Dämon hatte eine zittrige Stimme?

    Vigon verzog abschätzig den Mund. »Du hast Angst.«

    »Gewiss habe ich Angst«, echauffierte sich der Schatten. »Ich fürchte um Euch. Das letzte Mal habt Ihr lange gebraucht, bis Ihr wieder bei Verstand wart.«

    Vigon machte eine nachlässige Handbewegung. »Ach was! So schlimm war es doch nicht. Aber du weißt jetzt ja, was zu tun ist, nicht wahr, Dämon?«

    »Ja, Herr. Ja … ich fürchte, dass ich das ganz genau weiß.«

    Er nahm all seinen Mut zusammen.

    Dann sprang er kopfüber in die Tiefe. Es war ein freier Fall.

    Der Wind blies ihm kräftig ins Gesicht, brachte seine Augen zum Tränen und sein Gewand zum Flattern, während er senkrecht an der Mauer vorbeischoss.

    Sein Schatten schlingerte an der Wand entlang und es kam Vigon vor, als blickte der ihn vorwurfsvoll an. Also schaute er ebenso zurück. Nicht zum ersten Mal drängte sich ihm der Gedanke auf, wer wohl gewinnen würde, sollte Bal einen Anstarrwettbewerb mit einem Gemälde austragen.

    »Gleich wird's hässlich, Bal«, rief er gegen den Flugwind.

    »Herr, denkt an die Schmerzen.«

    »Die nehme ich in Kauf.«

    »Sie werden uns wieder ausschimpfen!«

    »Und?«

    »Und Euer Vater wird uns mit einem Fluch bestrafen. Wir sollten umkehren. Seid bitte einmal in Eurem Leben vernünftig.«

    Vigon schob verärgert die Augenbrauen zusammen. »Vernünftig wäre es, mir zu helfen.«

    Obwohl er immer noch fiel, stemmte der Schatten die Hände in die Hüften. Ein komischer Anblick … »Es gibt Regeln und Gesetze im Umgang mit der Finsternis. Jeder Gebrauch …«

    »Jetzt hab dich doch nicht so.«

    »All das ist viel komplizierter, als Ihr denkt! Die Finsternis beeinflusst Euer Wesen. Erinnert Euch, was bei Eurem letzten Einsatz geschah! Ihr habt Euch beinahe verloren. Was glaubt Ihr, weshalb Euer Vater derart sparsam damit umgeht?«

    Vigon schwenkte wie wild die Arme. »Müssen wir erst sterben?«

    »Ich wurde auserkoren, Euer Schatten zu sein. Ich habe mich gegen zahllose andere durchgesetzt, deren einziger Zweck ihrer Existenz darin besteht, die Symbiose mit Euch einzugehen, um Euch Zugang zur Finsternis zu geben. Was für eine unvergleichliche Ehre, dem Prinzen der Dunkellande zu dienen! Und nun bin ich nicht mehr als ein Hilfsmittel. Herr, das ist entwürdigend!«

    Der Boden breitete sich unter ihm aus, ein riesengroßes, flaches, steinernes Ding, das ihn in schmerzhafter Umarmung willkommen heißen würde.

    Nein, er konnte nicht zurückkehren … nicht solange er keine Antworten erhalten hatte!

    Gefährliche Gedanken, vielleicht verräterische Gedanken für einen Thronerben. Doch das hier war der Weg, für den er sich entschieden hatte.

    Wenigstens hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet. Zumindest ein wenig. In Ordnung, er hatte sich überhaupt nicht vorbereitet. Deshalb sollte sich der Dämon wirklich nicht so aufregen.

    Das schmierige Pflaster war nun so deutlich sichtbar, dass er den Dreck in den Fugen und die kümmerlichen Pflanzen darin erkennen konnte. Kurz wagte er einen Blick hinauf und bereute es sofort.

    Das Röhren der Wolke vibrierte in seiner Brust.

    Wer würde ihn zuerst zerquetschen – die Wolke oder der Erdboden?

    »Machst du jetzt mal was, Dämon?«, knurrte er ungeduldig.

    »Warum zwingt Ihr mich dazu, Herr?«, wimmerte Bal.

    Vigon schnaubte, da er allmählich die Geduld verlor. Nicht nur, weil der Boden bereits gefährlich nah war. »Du bist mein Schatten.«

    »Ich habe geschworen, Euch zu beschützen«, leierte der Schatten zum tausendsten Mal seinen Text herunter.

    »Dann beweg dich endlich!«

    Der Schatten löste sich von der Mauer und glitt langsam auf Vigon über. Zwar waren sie die ganze Zeit verbunden, wie es sich eben für einen Menschen und seinen Schatten gehörte, aber Bal war wesentlich mehr als das. Wenn sie nun miteinander verschmolzen, besaßen sie endlose Möglichkeiten.

    Bal schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihn, umhüllte ihn mit schrecklicher Kälte.

    Vigon atmete ein.

    Wie das Hereinbrechen eines Gewitters oder das Entzünden eines Leuchtfeuers erwachte die Macht in ihm.

    »Bal?«

    ›Ich bin hier, Herr.‹

    »Damit meinst du, du bist in meinem Kopf, Dämon. Bin ich jetzt von einem Dibbuk besessen? Nicht dass ich irgendwelche Verrenkungen mache, sinnloses Zeug schreie und …«

    Herr, konzentriert Euch!

    »Richtig. Konzentrieren. Dann wollen wir mal!«

    Vigon drehte sich in der Luft. Und nutzte die Finsternis.

    Schattenhafte, pulsierende Fäden, wie das Netz einer Brutmutter, schossen aus seinem Körper in alle Richtungen. Einige rammten sich mit Widerhaken in die Mauer, an der er entlangstürzte, andere sausten auf den Boden zu und gruben sich hinein.

    Kurz bevor er auftraf, ging ein Ruck durch seinen Körper und er wurde langsamer, bis er federleicht auf dem Boden landete. Die Schattenfäden lösten sich und kehrten in seinen Körper zurück.

    Vigon atmete erschauernd aus. Dieser Rausch, diese Macht, über die Finsternis zu herrschen. Es kam Vigon vor, als existierten für ihn keine Grenzen mehr. Leider konnte er viel zu selten über diese Macht gebieten, denn Bal war nicht nur ein Teil von ihm, er passte auch auf ihn auf, damit er keine Dummheiten anstellte.

    Der Boden unter ihm war von Spalten und Rissen durchzogen. Die Luft roch anders – älter, schwerer, wie in einem tiefen, feuchten Grab. Vor ihm erhoben sich die Ruinen und Trümmer, die einst Teil einer gewaltigen Stadt gewesen sein mussten. Und weit dahinter am Horizont befand sich ein undurchdringlicher, lebloser Dunst. Er hing als nebliger Vorhang am Horizont, eine unüberwindbare Mauer, die jeden Dämon davon abhalten sollte, ihn zu überqueren.

    Auch einen fliehenden Prinzen.

    Und dieser schwarze Dunst stellte all das dar, was Vigon verachtete: Grenzen und Hindernisse, die ihn einsperren sollten.

    Das Ende seiner langen Reise.

    Der Schleier.

    Ein tiefes Röhren riss ihn aus den Gedanken. Er wirbelte herum, warf den Kopf in den Nacken und blickte die Mauer empor. Die verdammte Wolke schlingerte weit über ihm entlang den Zinnen und trieb dort rastlos umher, als suchte sie nach etwas.

    Nein, nicht nach etwas. Nach ihm!

    Plötzlich ruckte sie herum wie eine formlose Masse, die von einem anderen Willen gelenkt wurde.

    Sie starrte ihn an. Finsternis, die Wolke sah ihn tatsächlich an!

    Mit markerschütterndem Dröhnen brauste sie nach unten, krachte gegen den Wall und riss hausgroße Brocken auf ihrem Weg in die Tiefe mit sich.

    »Bereit?«, fragte Vigon.

    ›Nein, aber Ihr werdet Euch doch nicht von Eurem Vorhaben abbringen lassen.‹

    »Schön, dass du mich so gut kennst.«

    ›Gut genug, um zu wissen, dass dies ein Fehler ist.‹

    »Wir werden sehen.« Mit Schwung stieß er sich ab und rannte los.

    Die Finsternis brodelte in ihm wie siedend heißer Dampf, zwängte sich durch seine Adern und stieß von innen gegen seine Haut. Sie wollte mit aller Macht hinausgelangen und benutzt werden.

    Er verstand die Finsternis immer noch nicht richtig, aber sie war in irgendeiner Weise mit seinem Schatten und den Dunkellanden verbunden. Es war eine Macht, geboren aus Tod und Verdammnis, aus unerfüllten Wünschen und Träumen, aus Hass, Furcht und Zorn – ein Teich aus den dunkelsten Gefühlen der Sterblichen, wenn ihre Seelen über den Schleier ins Reich der Toten glitten.

    Und Vigon konnte sie nutzen.

    Die Luft, gegen die er in seiner Bewegung drückte, wich vor ihm zurück, als fürchtete sie sich vor ihm.

    Wie ein Messer schnitt er durch den Wind, der nicht wagte, ihn zu belästigen. Selbst der Boden wand sich unter ihm, mied die Berührung wie der Schatten das Licht. Sogar das wenige fahle Licht der Dunkellande schmolz auf seiner Haut.

    Vigon griff nach der Finsternis und verlieh ihr die Form eines schattenhaften Tentakels, der aus ihm hinausschoss und sich in den Boden bohrte.

    Er wurde schräg nach oben katapultiert und sein Magen machte einen gewaltigen Satz. Dann rief er weitere Tentakel, die wie Gliedmaßen seine Bewegung stabilisierten. Sobald er nach vorn gestoßen wurde, musste er neue erschaffen, um nicht herunterzufallen.

    Vigon wurde schneller. Es war schwer, aber nach und nach geriet er in einen Rhythmus, achtete kaum noch auf das Splittern und Surren und war ganz auf die Finsternis konzentriert.

    Zugegeben, das sah ein bisschen ekelhaft aus, ein Sterblicher hätte ihn bestimmt für ein Ungeheuer gehalten und wäre schreiend davongerannt, allerdings erfüllte es seinen Zweck. Es machte ihn besonders und … mächtig.

    Vigon schoss dahin, berührte nicht mehr den Boden, während sich sein Gewand um ihn kräuselte.

    Er jagte so schnell an den Ruinen und einstigen Häusern vorbei, dass sie vor seinen Augen verschwammen.

    Irgendwann gelangte er zu den Überresten eines zerstörten Tempels, einem wirren Durcheinander aus herabhängenden Steinblöcken und Platten. Bruchstücke der monströsen Säulen waren seitlich auf das geborstene Pflaster gefallen, und Teile der weit aufklaffenden Dächer lagen noch dort, wohin sie einst gestürzt waren.

    Als die Mauer noch die Grenze zu den Dunkellanden gewesen war, hatte es hier Menschen gegeben, eine ganze Stadt voll von ihnen! Aber das war lange her und die Grenzen zum Reich der Lebenden verschoben sich mit der Zeit. Auch das war ein Grund, weshalb er all das tat.

    Er wollte etwas erreichen, was nie jemand vor ihm erreicht hatte.

    Vigon beförderte sich auf eine schief liegende Säule, stürmte darüber hinweg und drückte sich ab. Er teilte den Wind, sauste über die Ruinen einst prachtvoller Gebäude hinweg und landete sicher mit gebeugten Knien.

    Das war ein gut hundert Schritt weiter Sprung gewesen. Die Verschmelzung mit seinem Schatten half ihm nicht nur, sich schneller fortzubewegen oder Stürze aus unmöglichen Höhen abzufangen. Es gab auch noch andere Möglichkeiten, die Finsternis zu verwenden.

    Vor ihm war ein Gebäude mitten auf die Straße gestürzt, wodurch der Weg in einer Sackgasse mündete. Die Trümmer und Felsbrocken daneben erlaubten ebenfalls kein Durchkommen und ragten Hunderte Schritt in den tintenschwarzen Himmel hinauf.

    Viele Wege, um zu passieren, boten sich ihm nicht. Also war es Zeit, die Finsternis in anderer Weise zu nutzen.

    Bei diesem Gedanken musste Vigon wieder grinsen.

    ›Herr, Ihr habt doch nicht etwa vor, mich als Waffe zu verwenden?‹ Bal klang derart entrüstet, dass Vigon ein schallendes Gelächter entfuhr.

    »Ich würde nicht mal im Traum daran denken!«

    ›Ihr werdet es tun, nicht wahr? Oh, Ihr werdet es tun …‹

    Vigon rollte mit den Schultern, um sich auf den nächsten Einsatz der Finsternis vorzubereiten. »Sag nicht, du hättest es nicht gewusst.«

    ›Ich erzittere vor Eurer Genialität, aber auch vor Eurer Dummheit.‹

    Er hob eine Augenbraue und starrte verärgert einen Stein an, der ihm gerade als Schattenersatz diente. »Wirst du etwa frech?«

    ›Frech ist kein richtiger Ausdruck für meine Empfindungen, Herr.‹

    Die zweite Augenbraue folgte. »Ein Dämon hat Empfindungen?«

    ›Selbstverständlich!‹ Bal seufzte. ›Wollt Ihr Euch einmal mehr vom Zufall leiten lassen?‹

    Vigon hob einen Mundwinkel. »Natürlich.«

    ›Gestattet Ihr ein paar Vorschläge?‹

    Er bewegte sich mit Schattententakeln schneller auf das Gemäuer zu, das ihm den Weg versperrte. Langsam hob er den Arm und konzentrierte sich auf die Finsternis.

    Ein schwarzes, waberndes Geschoss löste sich aus seiner Hand und riss mit donnerndem Lärm ein mannshohes Loch in die Wand, die erzitterte, als wäre der Himmel über ihr eingestürzt.

    Vigon stieß sich ab, segelte hindurch, und als er ins Freie gelangte, fingen ihn die Schattententakel auf.

    Rasch wagte er einen Blick über die Schulter und unterdrückte einen Fluch.

    Der Wächter hatte aufgeholt. Er pflügte sich als Wolke durch die Ruinenstadt und zerstörte unter seiner Wucht Dutzende Gebäude.

    »Nur zu!«, keuchte Vigon. »Solange es dabei nicht darum geht, umzukehren, Dämon.«

    ›Ich bin kein … Herr, wir können vor dem Wächter nicht fliehen. Er wird uns einholen, bevor wir die Grenze erreicht haben.‹

    »Ja.« Er hob im Lauf die Hand, und der Turm vor ihm riss auseinander.

    Der größte Teil neigte sich zur Seite und fiel polternd und krachend auf die Ruine daneben.

    ›Ihr werdet Euch nicht umstimmen lassen, nicht wahr?‹

    »Wann bist du denn auf diesen schlauen Gedanken gekommen?«

    Der Schatten löste sich ein wenig von ihm, stand nun vom Oberkörper ab. Sofort sickerte die Finsternis aus ihm wie geronnenes Blut, die Tentakel gerieten aus dem Takt und er prallte auf den Boden, wo er sich überschlug.

    »Bal!«, zischte er und rappelte sich auf. »Was soll das?«

    »Es ist meine heilige Bürde, Euch zu beschützen, Herr.« Der Schatten verschränkte die Arme vor der Brust.

    Vigon versuchte nach ihm zu greifen, was so sinnvoll war, wie eine Verdammniswache davon zu überzeugen, ein einziges Mal das Hirn zu verwenden.

    »Du hast es versprochen, Bal!«

    Der Schatten hob belehrend den Zeigefinger. »Das habe ich, Herr. Aber Euer Vater sollte …«

    »Du willst also wieder sterben?« Vigon starrte ihn fassungslos an.

    »Nein, ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr ich das nicht möchte. Euch zu beschützen ist der Grund meiner Existenz.«

    Verärgert krauste Vigon die Stirn. »Dann hör auf so stur zu sein, Dämon, und hilf mir!«

    Dem Schatten entfuhr ein entrüstetes Schnauben. »Tatsächlich ist es eine Beleidigung, mit diesen hirnlosen Ungeheuern verglichen zu werden.«

    »Ich halte dich nicht für hirnlos.« Vigon unterdrückte einen Seufzer und verdrehte die Augen. Das Gespräch war hier und jetzt vollkommen fehl am Platz. Sie sollten fliehen, nicht streiten. Daher legte er in die nächsten Worte möglichst wenig von der Ungeduld, die ihn dazu anstachelte, den widerspenstigen Diener anzubrüllen. »Tatsächlich halte ich dich sogar für ziemlich schlau und gewitzt.«

    »Danke.«

    »Das war kein Kompliment.« Er knirschte mit den Zähnen, als er losstolperte, aber dabei immer langsamer wurde – die Wolke dafür immer schneller. »Bitte, Bal …«

    »Also gut.« Der Schatten nahm wieder die Form eines Gelehrten an und hob einen Finger. »Allerdings nur, weil Ihr mich das erste Mal um etwas gebeten behandelt habt anstatt zu befehlen

    Der Schatten verschmolz mit ihm und schlagartig kehrte die Verbindung zur Finsternis zurück. Die Schattententakel nahmen wieder ihre Arbeit auf, beförderten ihn nach vorn und er bewegte sich halb sprunghaft, halb schwebend durch die geisterhafte Traumlandschaft.

    Nicht weit von ihm, am Rande der Ruinen, zerfaserte der allgegenwärtige Nebel. Ein Licht drang hindurch, das heller und heller wurde.

    »Wir haben es fast geschafft!«

    ›Ich gebe es ungern zu, aber Ihr habt recht.‹

    Ein Tor ragte aus dem Dunst – ein riesiges, monströses Tor, so gewaltig, dass man keine Worte fand, um es zu beschreiben. Ein massives, undurchdringliches Bauwerk, das seit Urzeiten Bestand hatte, einst erschaffen aus der Schöpfung. Es war aus einem seltenen Material erbaut, das wie flüssiges Silber schimmerte.

    »Sternenstahl«, raunte Vigon und hielt kurz inne. »Bal, kann ich ihn mit der Finsternis zertrümmern?«

    ›Ich bin nicht sicher, Herr. Die Finsternis ist die höchste Macht der Dunkellande und kann nahezu über alles gebieten. Sternenstahl ist älter. In den Reichen der Lebenden geht das Gerücht, es stamme von Göttern ab.‹

    Vigon brummte leise. Was für ein Unsinn! Sternenstahl war viel älter als irgendwelche Götter der Menschen, die in ihrer Torheit Waffen und andere Dinge daraus erschufen.

    »Ich wusste nicht, dass

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