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Marinesekt: Marine-Humoresken
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eBook129 Seiten

Marinesekt: Marine-Humoresken

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Über dieses E-Book

Seiner Majestät Schiff, der Panzer "Kaiser Otto der Große", wiegte sich in den azurblauen Fluten des Mittelmeeres, wo er unweit der marokkanischen Küste der Meerenge von Gibraltar zusteuerte.

Der "Kaiser Otto der Große" ist eines jener gewaltigen, modernen Kriegsschiffe, an denen die deutsche Schiffsbaukunst alle ihre neuen Erfindungen und Hilfsmittel verschwendet hat. Schwere Panzertürme und zwei eiserne Gefechtsmasten mit jenen unheimlichen, reich armierten Marsen zieren das gewaltige Deck, das in zahllosen Aufbauten in- und übereinandergeschachtelt wie ein Konglomerat stählerner Häuser emporsteigt, und ein mächtiger Rammbug springt kühn in das Wasser vor.

Es ist ein trotziger und stolzer Anblick, den solch ein eisernes Ungetüm bietet, und welches Deutschen Herz schlüge nicht höher, wenn er die deutsche Kriegsflagge über dem Heck eines so stattlichen Schiffes sich wiegen sieht. schwarze Rauchmassen wirbeln aus den kolossalen Schornsteinen, und die drei Schrauben wühlen ein brausendes Kielwasser auf.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum29. Okt. 2020
ISBN9783753114019
Marinesekt: Marine-Humoresken

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    Buchvorschau

    Marinesekt - Victor Laverrenz

    Marinesekt

    Marine-Humoresken

    von

    Victor Laverrenz

    ______

    Erstmals erschienen im:

    Verlag der Lustigen Blätter (Dr. Eysler & Co.) G.m.b.H., Berlin, 1918

    __________

    Vollständig überarbeitete Ausgabe.

    Ungekürzte Fassung.

    © 2020 Klarwelt-Verlag

    ISBN: 978-3-96559-241-4

    www.klarweltverlag.de

    Inhalt.

    Titel

    Vorwort

    Marinesekt.

    Ein Salut mit Hindernissen.

    Zu Wasser und zu Lande.

    Durchgebrannt.

    Eine folgenschwere Skatpartie.

    Vorwort

    Wir Deutschen haben das Glück, sie paarweise zu besitzen, die uns Heer und Flotte in bleibenden Werken verherrlichen und das Leben des Landsoldaten wie des Seemanns in eindrucksreichen, im Gedächtnis haftenden Bildern spiegeln. Neben dem glutvoll brausenden Soldatenepos Walter Bloems steht der innige Hymnus Gorch Focks, des in der Seeschlacht vor dem Skagerrak Gefallenen, „Schifffahrt ist not. Und neben den breit behaglichen Musketier-Humoresken A. von Winterfeldts stehen die köstlichen Kabinettstücke unseres Viktor Laverrenz. Sie haben längst unser Herz zu finden gewusst, diese wahrheitsechten Schilderungen des Marinelebens. Gibt es doch ihrer nicht allzu viele, die sich an Stimmungsgehalt mit ihnen messen können, die so von frischem Humor durchsonnt sind, die in seligen Friedenszeiten entstanden, auch heute noch, und heute erst recht, ihre aufheiternde Wirkung ausüben. Deshalb rechnen wir auf den Dank unserer Leser und Leserinnen, wenn wir den „Lustigen Fahrten von Viktor Laverrenz, die es in einem halben Jahr auf 25 000 Auslage brachten, jetzt diesen neuen Band „Marinesekt" folgen lassen.

    Der Verlag.

    Marinesekt.

    Motto: Der Wein erfreut des

    Menschen Herz.

    Gleim, Trinklied.

    Im Hafen von Sidney lag damals der deutsche Kreuzer „Friederike" vor Anker, an einer Boje vertaut, welche ungefähr 500 Meter vom Lande entfernt war, denn Sidney hat einen schönen, großen Hafen, der den deutschen Seeleuten schon deshalb sympathisch ist, weil er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kieler hat; an Räumlichkeit ist er demselben freilich bedeutend überlegen.

    Die „Friederike" ist einer von jenen Auslandskreuzern, welche einen eigenen Typ in der Schiffbaukunst repräsentieren; sie ist als Schonerbark getakelt, das heißt, sie hat drei Masten, von denen nur der Fockmast mit Raaen versehen ist, und jenen weißen Tropenanstrich, der einem Schiff sozusagen ein festliches Aussehen verleiht. Wie elegant wölben sich trotz aller Rücksicht auf Tüchtigkeit im modernen Feuergefecht, ihre Linien, und wie sauber hebt sich der rote Strich der Wasserlinie von dem weißen Schiffskörper ab, die feine Zeichnung verratend, welche der schlanke Bau des Kreuzers aufweist.

    Es war ein schöner, sonniger Nachmittag, als ein großer englischer Panzer in den Hafen von Sidney einlief, eines jener Hochseepanzerschiffe, welche die Engländer in aller Welt zum Besuche ihrer Kolonien umherschicken. Der Name des englischen Fahrzeugs war natürlich „Triumph. Natürlich ist nämlich bei den Engländern das sehr stark ausgeprägte Selbstbewusstsein, das man Arroganz zu nennen versucht sein würde, wenn man sich nicht als deutscher Schriftsteller der Vermeidung von Fremdwörtern befleißigen müsste. Schiffsnamen wie „Triumph, „Fürchtenichts (Dreadnought), „Sieg, „Der Unbesiegbare, „Der Unbezwingbare, „Der Donnerer, „Der Zerstörer sind bei ihnen gang und gäbe.

    Der „Triumph war den Mannschaften der „Friederike wohlbekannt, denn man hatte sich schon öfter in den ostasiatischen und australischen Gewässern getroffen und begrüßte sich nun durch ein dreimaliges Hurra, welches von den in die Wanten geenterten Mannschaften ausgebracht wurde, sowie durch das Spielen der beiderseitigen Nationalhymnen. Die Engländer bliesen „Heil dir im Siegerkranz, und die Deutschen antworteten sofort mit „God save the Queen oder, wie es jetzt längst heißt, „the King".

    So war zunächst den freundschaftlichen Gefühlen beiderseits Luft gemacht, und man wartete nun, bis der „Triumph" zu Anker gegangen, um den weiteren Anforderungen der internationalen Etikette zwischen den beiden Marinen gerecht zu werden.

    Gegen 2 Uhr hatte der Panzer festgemacht, und Korvettenkapitän von Sparwitz, der Kommandant der „Friederike, beeilte sich, den englischen Kollegen in Sidney zu bewillkommnen. Er beorderte dazu den äußerst patenten, für solche Zwecke wie geschaffenen, hochfeinen Leutnant zur See Lackner, der in der Gig des Kapitäns einen Besuch an Bord des „Triumph machen und den Kommandanten des Panzers namens seines Kapitäns begrüßen sollte.

    Das war ein Auftrag für Lackner! Seit einer halben Stunde hatte er sich in seiner Kabine eingeschlossen und bearbeitete mit Hilfe des für diese Zwecke sorgfältig dressierten Burschen seinen Körper, um sein Äußeres Ich in einer der deutschen Marine würdigen Weise in Stand zu setzen. Er war sich der politischen Wichtigkeit seiner internationalen Mission völlig bewusst und felsenfest überzeugt, dass die Augen des gesamten Deutschen Reiches augenblicklich an seinen Lippen hingen, um zu beobachten, ob er der fremden, aber befreundeten Nation gegenüber die Kaiserlich deutsche Flotte und somit sein ganzes Vaterland würdig vertrete. Er fühlte ordentlich, wie Se. Majestät der Kaiser sein Auge prüfend auf ihn richte, und es kam ihm vor, als hörte er den obersten Kriegsherrn sagen: „Lackner, ich bin fest davon überzeugt, Sie werden Mir und Meiner Marine Ehre machen."

    Ja, er wollte es! Und darum musste in erster Linie mit einer Sorgfalt Toilette gemacht werden, welche die denkbar höchsten Anforderungen in jeder Beziehung befriedigte. Leutnant Lackner wusch sich zunächst — man verzeihe mir diese intimen Details — von oben bis unten.

    Es folgte nun die Auftakelung des Offiziers, indem zunächst die Leinwand gesetzt wurde. Ein ganz neues Paradehemd wurde herbeigefiert und aufgeheißt.

    Dann kam die neueste Garnitur Hosen mit gestickten, noch nicht gebrauchten Hosenträgern, und nun ging es an die nachdrückliche Bearbeitung des Kopfes. Nachdem die Zähne mit Kalodont einer gehörigen Reinigung unterzogen, wurden sie zunächst mit Odol, dann mit klarem Wasser nachgespült. Windich, der Bursche, hatte alle Hände voll zu tun, die erforderlichen Utensilien zuzureichen, sowie die gebrauchten Töpfe, Bürsten, Kruken, Tuben, Büchsen, Flaschen, Pinsel, Gläser usw. abzunehmen und wegzustellen.

    Nussextrakt (von Schwarzlose) diente dazu, dem durch das Seewasser etwas ausgesogenen Schnurrbart eine wohltuende dunkelbraune Farbe zu geben; darauf kam die Brennschere an die Reihe, welche den Barthaaren jenen feinen Schwung verlieh, der am deutschen Offizier so sehr imponiert, sodann wurde die Schnurrbartbinde über das ganze Haargebäude gelegt. Es war dies eins der schwierigsten Toilettenkunststücke, welche Lackner auszuführen hatte, und fünfmal musste er die sauber gearbeitete Gazebinde neu legen, ehe jedes Haar darunter auch wirklich den gewünschten Sitz hatte.

    Nachdem der Schnurrbart so weit gediehen war, kam das Kopfhaar an die Reihe, welches zunächst mit Eau de Quinine eingesalbt und dann sorgfältig abgetrocknet wurde. Der Scheitel, der genau von der ideal halbierten Stirn nach der hinteren Naht des Rockkragens ging, wurde mit Creme festgelegt, das Haar nach beiden Seiten, vertikal zum Scheitel, weggekämmt, gebürstet und über den Ohren zu kühnen Leesegeln gewölbt.

    Der Leutnant ging nun an das Einlegen der weißen Wäsche, welche ebenfalls tadellos und unglaublich steif gestärkt war. Der Wäschevorrat Lackners war so groß, dass er gar nicht in der freilich etwas beschränkten Kabine hätte untergebracht werden können, und der „feine Anton" hatte deshalb den Zahlmeister gebeten, ihm einen Teil seiner Garderoben- und Wäschestücke aufzubewahren.

    Nun folgten Rock, Säbel, Schärpe und Dreimaster, dann konnte die Schnurrbartbinde abgenommen und als letzte Krönung ein Paar weiße Handschuhe, von denen Leutnant Lackner heute zur Feier des Tages das letzte Dutzend angebrochen hatte, aufgestreift werden.

    Als sich der Offizier im Spiegel, besah — Windich musste einen zweiten Spiegel im Rücken des Beschauers halten, damit er auch die Achterseite einer Kontrolle unterziehen konnte —, überzeugte sich Lackner, dass der selige Adonis von den ollen Jriechen ein wahrer Waisenknabe gegen ihn gewesen sein müsse. Nun konnte der Leutnant getrost an Deck gehen und die Gig besteigen; die für das Boot kommandierten Matrosen, welche am Fallreep des Vorgesetzten harrten, waren schon ganz dösig geworden von der langen Warterei.

    Das Bild, welches Leutnant Lackner nun aber auch dem Hafen von Sidney bot, war ein großartiges. Die Lackstiefel stritten sich mit den Hosen um die Schneidigkeit des Sitzes, und der Rock warf nicht eine einzige Falte mit Ausnahme an der Innenseite der Ärmel, wo sich an jeder Seite die drei vorschriftsmäßig gestatteten Falten bildeten. Die neuen Handschuhe saßen tadellos, und der Paradesäbel, den der Leutnant gelegentlich eines Kommandos an Bord der Kaiserlichen Jacht „Hohenzollern" erhalten hatte, strahlte in seinem vollen Glanze.

    In wenigen Minuten war die Gig längseit des Panzers, und die Eleganz, mit der Lackner sich erhob und die Fallreepstreppe erklomm, suchte auf der ganzen Welt, soweit sie von Kriegsschiffen aller Nationen befahren wurde, ihresgleichen. Er betrat mit seinen feinen deutschen Lackstiefeln, die aber leider aus französischem Chevreaux gearbeitet waren, das

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