Beat German

Modulartechnik und ein bisschen Folk

Auch nach einer über zwei Jahrzehnte andauernden Karriere erreicht Simon Greens Projekt Bonobo immer noch neue ungeahnte Höhen. Nach seinem Debüt „Animal Magic“ (2000), das man zwischen Downtempo und Trip-Hop einordnen kann, umfasste sein vielschichtiger, auf Samples basierender Produktionsansatz später auch Jazz und Weltmusik und brachte ihm zahlreiche Grammy-Nominierungen ein. Auftritte auf der Hauptbühne bei großen Festivals machten ihn noch bekannter und mit seinem 2017 erschienenen Album „Migration“ kletterte er sogar in die oberen Ränge der britischen Charts. Durch die zunehmende Verflechtung von Elektronik und Live-Instrumenten ist Greens Bühnen-Setup außerdem immer umfangreicher geworden. Der anstrengende Live-Zeitplan forderte jedoch seinen Tribut. Angeregt durch das Schreiben auf Tour, kämpfte Green während der Pandemie mit der Isolation und suchte nach neuen Impulsen. Auf Bonobos siebtem Album „Fragments“ erforscht der Produzent die Welt der modularen Synthesizer und fusioniert seine selbstgebauten Systeme mit Live-Instrumenten, Sample-basierten Streichern und treibenden Rhythmen.

Beat / Dein letztes Album „Migration“ war ein Top-5-Hit. Hat diese Art von Erfolg eine Bedeutung für dich?

Simon / Ich stamme aus einer Generation, in der die Charts noch etwas bedeuten. Früher habe ich jeden Sonntagabend die Top 40 im Radio gehört. Heutzutage geht es nur noch um die erste Woche, und alles, was danach passiert, ist Freiwild. Obwohl diese Art von Erfolg nicht alles ist, ist es doch eine schöne Sache, die man in seinem metaphorischen Regal hat.

Beat / Dein Debütalbum „Animal Magic“ könnte man definitiv als Trip-Hop bezeichnen. Findest du, dass diese Bezeichnungen heute in der elektronischen Musik überhaupt noch gelten?

Ich war noch nie ein Freund von Genre-Zuordnungen. Trip-Hop war eine sehr spezifische Szene, die viel kleiner war, als die Leute sich das vorstellen. Es gab sie ein paar Jahre lang an einigen Orten, und ich wurde definitiv davon beeinflusst, aber als ich Anfang der 2000er Jahre anfing, Sachen zu veröffentlichen, gab es diese „Chillout“-Szene, die ich jahrelang versuchte, auf Abstand zu halten. Es gibt auch all diese kleinen Mikrogenres, wie Vaporwave und Chillstep, die eigentlich ganz lustig sind. Wenn man ein „wave“ auf irgendetwas klebt, scheint es jetzt gleich ein Genre

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