Studien zur Kunst
Von Michaela Gugeler, Peter Bell, Kathleen Rosenthal und
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (11)
- Nachkriegsgefüge: Europa und die Kunst in den späten 1940er und den 1950er Jahren
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Wie lässt sich die Kunstgeschichte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg erzählen, ohne in die Muster des Kalten Krieges zu verfallen und die Exklusionen, die mit der Privilegierung einzelner Gruppen diese Geschichte höchst selektiv rekonstruieren, weiter fortzuschreiben? Ausgehend von der Überlegung, dass das in Europa entstandene System von Kunst auf ganz eigene Weise an der Gestaltung von Gesellschaften teilhat, wird in dem Buch das Modell eines offenen, auf Ergänzungen hin angelegten Gefüges entworfen. Mit Konzentration auf soziale Konstellationen und Prozesse wird den kunsteigenen Potenzialen nachgegangen und dabei zugleich für einen neuen Umgang mit Europa im Rahmen einer globalen Kunstgeschichte plädiert. Die späten 1940er und 1950er Jahre erweisen sich auf diese Weise als eine Zeit, die beim Blick auf Materialkonzepte und Technologieverständnis die spezifischen Differenzen zu den Jahrzehnten zuvor deutlich werden lässt und die im Umgang mit Massenkultur, Öffentlichkeiten und der Vergangenheit eine latente Basis für nachfolgende Entwicklungen bilden konnte.
- POLIT-KUNST !?: Die bildende Kunst in der DDR und ihre Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Mauerbau
Die Publikation untersucht die Rezeption ostdeutscher Kunst in Westdeutschland seit Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Mauerbau 1961. Der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung verstand sich in dieser Zeit weiterhin als Volk eines zusammengehörigen Landes, der Kalte Krieg jedoch führte zu einer konfrontativen Gegenüberstellung von Ost und West. Die Untersuchung geht der Frage nach, in welcher Art und Weise in diesem Spannungsfeld über bildende Kunst aus der SBZ/DDR geschrieben und geurteilt wurde, und welche ostdeutschen Künstler zu welchem Zeitpunkt in der Bundesrepublik Deutschland Resonanz erzielen konnten und warum. Dafür werden verschiedene Diskursebenen untersucht, etwa die von der Bundesregierung herausgegebenen, mitunter stark ideologisch gefärbten Publikationen, die westdeutsche Presseberichterstattung, der (Fach-)Diskurs in kunstwissenschaftlichen Schriften sowie die Präsenz ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler in westdeutschen Ausstellungen und linken Gruppierungen. Die Publikation liefert damit einen Beitrag zur kritischen Aufarbeitung der Kunst und Kunstgeschichte ab 1945. Ein Ausblick bis zur Gegenwart zeigt, inwieweit die heutige Diskussion über Kunst aus der DDR von revisionsbedürftigen Kunstvorstellungen aus der Zeit des Kalten Krieges geprägt ist.
- Gefühl, Bild und Form: Édouard Vuillard und die Ästhetik der mémoire
Die mémoire als Begriff und Konzept ist im 19. Jahrhundert omnipräsent. Ihr Bedeutungsgeflecht ist facettenreich, reicht es doch gleichermaßen in Diskurse über Psyche, Identität, Wahrnehmung, Imagination und Vorstellung hinein – Diskurse, an denen auch die Malerei teilhat. Erstmals wird die Bedeutung des Begriffs der mémoire nun für die Malerei erschlossen, wodurch insbesondere ihre Rolle für das historische Verständnis von Bildlichkeit, Gefühl und Form in den Fokus rückt.: Ausgehend von dem französischen Maler Édouard Vuillard rekonstruiert die vorliegende Arbeit den Diskurs zur mémoire, in dem Kunstkritik, Psychologie und Malerei oftmals überraschend zusammenwirken. Das Malen nach der mémoire erweist sich als ästhetische Strategie der Bildfindung, bei der sich bildliches Formwerden untrennbar von affektiven und temporalen Gehalten vollzieht.
- Maraviglia: Rezeptionsgeschichte(n) von der Antike bis in die Moderne. Festschrift für Ingo Herklotz
Lässt sich Kunstgeschichte als Geschichte von Rezeption – und deren Verweigerung – erzählen? Wie ist das Konzept von Rezeption gegenüber jenen von Wirkung und Einfluss zu positionieren? In welchem Verhältnis stehen Rezeption und Innovation? Von diesen Fragen geht der Band aus. Der in der Literaturwissenschaft seit den späten 1960er Jahren verbreitete Begriff der Rezeptionsgeschichte und der damit verbundene Ansatz sind für die kunsthistorische Forschung von großer Tragweite. Konzepte der Anverwandlung oder Aneignung von Artefakten, sei es unter religiösen, politisch-ideologischen, ästhetischen oder wissenschaftlichen Aspekten, wurden für das Fach bereits vielfach fruchtbar gemacht. Diese im Material breit angelegte Publikation verfolgt Rezeptionsgeschichte erstmals von der Antike bis zur Moderne und über Gattungsgrenzen hinweg: 28 Beiträge aus den Disziplinen Kunstgeschichte, Frühchristliche Archäologie, Kulturgeschichte, Geschichte, Byzantinische Kunstgeschichte, Wissenschaftsgeschichte und Literaturwissenschaft loten die Thematik hier neu aus. Ingo Herklotz hat die Rezeptionsgeschichte in zahlreichen Publikationen vorangetrieben und methodologische Grundlagen über das Fach hinaus geschaffen. Ihm ist dieser Band gewidmet.
- Kunst. Macht. Image: Anna Maria Luisa de' Medici (1667–1743) im Spiegel ihrer Bildnisse und Herrschaftsräume
Noch heute ist der Name Medici eng verknüpft mit Machtentfaltung und Mäzenatentum, Prestige und Politik. Anna Maria Luisa de' Medici (1667–1743), Prinzessin der Toskana und Kurfürstin von der Pfalz, kam eine Sonderstellung unter den Fürstinnen der Medici zu. Als letzte Repräsentantin dieser Dynastie bestimmte sie die Geschicke der Toskana bis zu ihrem Tod entscheidend mit, wenn auch nicht als Regentin. Zwar rückten Herrschaftsausübung und Kunstpatronage weiblicher Medici-Mitglieder in den letzten Jahren zunehmend ins Zentrum der Forschung. Kaum thematisiert wurden dagegen die Voraussetzungen, die der Formung ihres Herrscherinnen-Bildes auf visueller und materieller Ebene zugrunde lagen. Diese Aspekte werden in der Untersuchung zur Imago Anna Maria Luisas aus kunsthistorischer, politischer sowie kultur- und sozialgeschichtlicher Perspektive exemplarisch vorgeführt.
- Otto von Simson 1912–1993: Zwischen Kunstwissenschaft und Kulturpolitik
Rubens und die Gotische Kathedrale, Ravenna und Caspar David Friedrich gehörten zum wissenschaftlichen Diskurs des Kunsthistorikers Otto von Simson (1912–1993). Aber nicht nur die Bandbreite seiner Forschungen fasziniert, sondern auch sein außergewöhnlicher Lebensweg, der von den Erschütterungen des 20. Jahrhunderts geprägt wurde, und seine vielseitige Persönlichkeit, die Wissenschaft, Kulturpolitik und Diplomatie in sich vereint. Hineingeboren in die großbürgerliche jüdisch-preußische Gesellschaft im Berlin der Wilhelminischen Epoche, setzten die politischen Umbrüche des Nationalsozialismus der Kontinuität der vorgezeichneten wissenschaftlichen Laufbahn von Simsons ein jähes Ende. Nach seiner Promotion bei Wilhelm Pinder in München (1936) folgte die Exilzeit in Amerika. Ab 1945 wurde er zu einem der führenden Mitglieder des renommierten Committee on Social Thought der Universität Chicago. Dort entwickelte er sich zu einem kritischen Beobachter der Zeitgeschichte, der, 1957 nach Europa zurückgekehrt, kulturpolitische Verantwortung für Deutschland und Berlin übernahm: Von Simson war zunächst im diplomatischen Dienst als Ständiger Delegierter bei der UNESCO in Paris tätig, in seine Heimatstadt Berlin kehrte er 1964 mit einem Ruf als Ordinarius an die Freie Universität zurück. Der vorliegende Band unternimmt eine vertiefende kunsthistorische Verortung seiner Schriften und kritische Würdigung seines Lebenswerkes. Erstmals konnte dabei auch der schriftliche Nachlass von Simsons in Berlin und Chicago ausgewertet werden.
- Haltung und Affekt
Haltung und Affekt bezeichnen zwei unterschiedliche Verhältnisse der Subjekte ihrer Welt gegenüber, die in der europäischen Mentalitäts-, Ideen- und Kunstgeschichte immer wieder diskutiert und zum Teil scharf gegeneinander abgegrenzt worden sind. Anthropologisch positioniert sich apathia gegen pathos, sozialphilosophisch zeigt sich die Opposition von Haltung und Habitus gegen Geist und Expression, in kunsttheoretischer Perspektive konkurrieren sprezzatura und affetto und aus pädagogischer Sichtweise stehen Verhaltenssteuerung und Subjektivierung einander gegenüber. Mit diesen Polarisierungen sind auch verschiedene künstlerische Konzeptionen verbunden wie cool gegen Ausdruck oder Pose gegen Authentizitätssuche. Die Beiträge des Sammelbands widmen sich aus diesen unterschiedlichen Perspektiven dem Gegensatz von Haltung und Affekt als zwei verschiedenen Möglichkeiten des Sichverhaltens zur Welt und zur Kunst.
- Queerness in der Kunst der Frühen Neuzeit?
Sind die lasziven Jünglinge der Renaissance-Kunst Ausdruck einer schwulen* Subkultur? Sind bärtige Frauen an europäischen Höfen widerständige Figuren, die sich gegen Genderbinarismen auflehnen? Ist das Spiel mit Maskeraden und Moden ein Beleg für ein fluides Geschlechterverständnis? Können fantasievolle Formenerfindungen in Architektur und Ornament Zeugnisse queerer Ästhetiken in der Vormoderne sein? Die Autor*innen des Tagungsbandes stellen sich diesen und vielen weiteren Fragen, um zu erörtern, inwiefern 'Queerness' ein produktiver Beobachtungsbegriff für die Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit sein kann. Kunst eröffnet von jeher einen Möglichkeitsraum, in dem sich Ambiguitäten und Fluiditäten entfalten können – durchaus unabhängig von tatsächlichen soziopolitischen Gegebenheiten. Doch geben Kunstwerke immer auch Hinweise auf die komplexen zeitspezifischen Vorstellungen von Geschlechtlichkeit. Die hier präsentierten Positionen und Analysen versuchen diesen Pendelschlag zwischen ästhetischer Autonomie und sozialgeschichtlichem Aussagegehalt fruchtbar zu machen, um ein anderes Bild der Vormoderne zu zeichnen: Offenbar war die Kunst der Frühen Neuzeit nicht nur von ungleichheitsgenerierenden Normsetzungen und von ausschließlich binären und hierarchischen Geschlechtsvorstellungen geprägt.
- Der Berg Fuji in der Zeitgenössischen Kunst: Eine Diskursanalyse mit Visuellen Daten
Der Fuji – höchster Berg Japans, das ewige Symbol einer ganzen Nation und immerwährendes Ikon. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten gab es nur eine einzige akzeptierte Darstellungsform für den heiligen Berg: die wunderschöne, unantastbare und ikonische, wie sie die japanischen Holzschnittkünstler geprägt haben. Das hat sich seit den 2000er Jahren grundsätzlich geändert; zwar wird der Fuji auch heute noch in seiner erhabenen, mächtigen Form gezeigt, aber er wird auch sexualisiert, marginalisiert und winzig klein dargestellt, als Aggressor oder als gefährlicher Vulkan inszeniert. In diesem Buch wird die Gesamtheit der nationalen wie internationalen gegenwärtigen Kunstwerke, die den Fuji zeigen, integriert untersucht. Dabei stellt sich heraus, dass die zeitgenössischen Werke genau jene Themen verhandeln, welche auch in der heutigen japanischen Gesellschaft kontrovers diskutiert werden: Der wiedererstarkende Nationalismus, die Dreifachkatastrophe 2011 und der scheinbare Konflikt zwischen Tradition und Moderne sind nur einige Beispiele.
- Jack B. Yeats: Nationale Identitätskonstruktionen in der irischen Moderne
Jack B. Yeats (1871–1957) gilt als zentraler Vertreter der irischen Moderne, der vor dem Hintergrund der irischen Unabhängigkeit bereits zu Lebzeiten zum Nationalkünstler stilisiert wurde. Ausgehend vom Schaffen des Malers untersucht Elisabeth Ansel mittels einer diskursanalytischen Herangehensweise sowie postkolonialer Perspektiven die Konstruktionsmechanismen nationaler Identität in der Bildkunst. Über die Auswertung umfangreicher Archivmaterialien gelingt es ihr, erstmals systematisch Yeats' künstlerische Verflechtungen mit der globalen Kunstgeschichte aufzuzeigen. Dabei macht die Autorin den Konnex von Kunst und Politik anschaulich und markiert die signifikante Funktion von Bildern im Kontext des Nation-Building. Ihre fundierte Werkanalyse dient als Projektionsfläche einer kritischen Erforschung nationaler Verortungen und politisierender Zuschreibungen von Künstlerindividuen. Mit der kolonial geprägten Rezeption der irischen Moderne rückt gleichfalls der Aspekt der Marginalisierung einzelner Nationen in den Blick, womit die Publikation auch zu einer Re-Evaluierung der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte beiträgt.
- Aubrey Beardsleys Rezeption des 18. Jahrhunderts als Ausdruck von Selbstinszenierung und (Selbst)parodie
In ihrem Buch widmet sich Lisa Hecht einem bisher weitestgehend vernachlässigten Aspekt im Werk des englischen Zeichners und Autors Aubrey Beardsley: der im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Begeisterung für das Ancien Régime. So ist Beardsleys Umgang mit Referenzen und Quellen des englischen und französischen 18. Jahrhunderts einer selbstreflexiven und (selbst)-parodistischen Haltung verpflichtet. Neben einer Einführung in die Rokoko-Rezeption in Frankreich und England werden die betrachteten Werke in den kulturellen Rahmen der 1890er Jahre eingeordnet. Wie sich zeigt, oszilliert nicht nur Beardsleys Hinwendung zum Rokoko zwischen Rechtfertigungsgestus und subversivem Habitus. Die Publikation richtet den Fokus auf die Analyse ausgewählter Beispiele und auf fruchtbare Bildvergleiche, die Beardsleys Wahlverwandtschaft zu realen und fiktiven Figuren des 18. Jahrhunderts offenbaren. Des Weiteren werden kulturelle Kontinuitäten etwa auf der Ebene des erotischen oder exotischen Bildes sichtbar, welche zwei nur scheinbar disparate Epochen verbinden.
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