Hamburgische Lebensbilder
Von Ortwin Pelc und Thilo Schulz
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Über diese Serie
Alfred Rothstein stammte aus einer jüdischen Familie in Danzig. Der gelernte Textilkaufmann ließ sich während seines Wehrdienstes ab 1913 zusätzlich zum Militärmusiker ausbilden. Nach dem Scheitern seiner ersten Ehe ging er – zu Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 – nach Hamburg. Hier konnte er beruflich jedoch nicht Fuß fassen. Zusammen mit seiner zweiten Frau und dem Sohn Harry aus erster Ehe lebte er beständig in prekären Verhältnissen. Die Lage verschärfte sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten.
Bereits 1933 ließ Alfred Rothstein selbst seinen Sohn in ein Erziehungsheim einweisen, da das Kind als "schwer erziehbar" galt. Harry traf in der Folgezeit die volle Härte des NS-Regimes: Er wurde als "Mischling" drangsaliert und geriet als "schwachsinnig" stigmatisiertes Kind in die Mühlen der nationalsozialistischen Wohlfahrts- und "Erbgesundheitspolitik".
Alfred Rothstein hatte bereits am Ersten Weltkrieg teilgenommen und meldete sich 1939 freiwillig zur Wehrmacht. Seiner Beteuerung, er sei "Mischling ersten Grades", wurde zunächst Glauben geschenkt, und er nahm an vorderster Front am Frankreichfeldzug teil. Letztlich aber bewahrte ihn dies nicht vor der Deportation in das Ghetto Theresienstadt. Er überlebte, kehrte nach Hamburg zurück, ohne jemals wieder arbeiten zu können, heiratete erneut und starb 1961.
Titel in dieser Serie (2)
- William Lindley (1808-1900): Ingenieur und Stadtplaner. Eine Biografie
26
Erfindergeist und Weitsicht: William Lindley prägte das Gesicht des heutigen Hamburg maßgeblich mit. William Lindley war nach dem großen Brand von 1842 maßgeblich am Wiederaufbau Hamburgs beteiligt. Er gehörte zu den mobilen "civil engineers" aus England, die im beginnenden Industriezeitalter mit Erfindungsgeist und Weitsicht ihre Kenntnisse auf den europäischen Kontinent brachten und dort weiterentwickelten. In Hamburg plante Lindley von 1842 bis 1860 die Infrastruktur der rasch wachsenden Großstadt - z. B. durch eine moderne Kanalisation und Wasserversorgung - und machte sie damit zum Vorbild für andere deutsche und europäische Städte. Dabei wurde er von engagierten, am zeitgemäßen Fortschritt orientierten Unternehmern und Politikern unterstützt, musste sich aber auch mit starken beharrenden Kräften auseinandersetzen. Die Biografie zeichnet eingehend Lindleys Leben nach. Sie geht auf Familie, erste Berufserfahrungen sowie seine Mitwirkung beim frühen norddeutschen Eisenbahnbau ein. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen seine Hamburger Arbeiten, doch werden auch weitere Projekte in deutschen und europäischen Städten dargestellt. Lindley wollte mit seiner Arbeit zur Verbesserung der Hygiene und Gesundheit in der Bevölkerung beitragen und damit dem Gemeinwohl dienen.
- Alfred Rothstein (1892-1960): Armut, Ausgrenzung, Überleben. Eine jüdische Biografie
27
Thilo Schulz erzählt die ungewöhnliche Lebensgeschichte eines Außenseiters, der versuchte, einen Modus Vivendi mit dem NS-Regime zu finden, und daran scheiterte. Alfred Rothstein stammte aus einer jüdischen Familie in Danzig. Der gelernte Textilkaufmann ließ sich während seines Wehrdienstes ab 1913 zusätzlich zum Militärmusiker ausbilden. Nach dem Scheitern seiner ersten Ehe ging er – zu Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 – nach Hamburg. Hier konnte er beruflich jedoch nicht Fuß fassen. Zusammen mit seiner zweiten Frau und dem Sohn Harry aus erster Ehe lebte er beständig in prekären Verhältnissen. Die Lage verschärfte sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Bereits 1933 ließ Alfred Rothstein selbst seinen Sohn in ein Erziehungsheim einweisen, da das Kind als "schwer erziehbar" galt. Harry traf in der Folgezeit die volle Härte des NS-Regimes: Er wurde als "Mischling" drangsaliert und geriet als "schwachsinnig" stigmatisiertes Kind in die Mühlen der nationalsozialistischen Wohlfahrts- und "Erbgesundheitspolitik". Alfred Rothstein hatte bereits am Ersten Weltkrieg teilgenommen und meldete sich 1939 freiwillig zur Wehrmacht. Seiner Beteuerung, er sei "Mischling ersten Grades", wurde zunächst Glauben geschenkt, und er nahm an vorderster Front am Frankreichfeldzug teil. Letztlich aber bewahrte ihn dies nicht vor der Deportation in das Ghetto Theresienstadt. Er überlebte, kehrte nach Hamburg zurück, ohne jemals wieder arbeiten zu können, heiratete erneut und starb 1961.
Ortwin Pelc
Dr. Ortwin Pelc, Historiker, ist seit 1995 Abteilungsleiter für das 19. und 20. Jahrhundert und Jüdische Geschichte am Museum für Hamburgische Geschichte.
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