Materialitäten
Von Lars Meier, Arne Dekker, Julia von Mende und
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (29)
- Die Räume der Kreativszenen: Culturepreneurs und ihre Orte in Berlin
4
Die strukturelle Transformation im Berlin der Nachwendezeit beförderte neben wirtschaftlichen auch kulturelle Innovationsprozesse. Wissensbasierte kreative Ökonomien bestimmen maßgeblich die Dynamik dieser Stadt. Culturepreneurs, d.h. kulturelle Unternehmer insbesondere im Design-Segment, sind dabei für die Produktion von sozialen, professionellen und urbanen Räumen verantwortlich. An den Orten dieser professionellen Kreativszenen werden Informationen, Wissen und Trends verhandelt. Als urbane Ethnographie erzählt diese empirische Studie eine Geschichte über Berlin als sozialem Ort, an dem sich Konturen zukünftiger Arbeitsprozesse im Urbanen zu erkennen geben.
- Die SARS-Krise in Hongkong: Zur Regierung von Sicherheit in der Global City
3
Die SARS-Krise in Hong Kong im Jahr 2003 stürzte die Millionenstadt in einen mehrere Monate dauernden Ausnahmezustand, in dem selbst alltägliche Handlungen im städtischen Raum unsicher wurden. Während dieses Zeitraums sammelte die Autorin durch teilnehmende Beobachtungen und Interviews eine Fülle empirischen Materials. Auf dieser Grundlage werden die Regierungskrise, die zivilgesellschaftlichen Reaktionen und die anschließende Hygienepolitik der Regierungsorganisation »Team Clean« mithilfe von Michel Foucaults Vorlesungen zur Gouvernementalität analysiert. Durch gouvernementale Techniken wie »Urban Imagineering« und »Civil Engineering« zielte die Regierung auf die Konstruktion von Sicherheits- und Unsicherheitsräumen ab, mit denen nicht nur intern Normalität wiederhergestellt, sondern auch das angekratzte Image der Global City rehabilitiert werden sollte.
- body turn: Perspektiven der Soziologie des Körpers und des Sports
2
Gibt es einen body turn in der Soziologie? Dafür spricht, dass die Verkörperung sozialer Akteure und Strukturen zu einem zentralen Thema soziologischer Untersuchungen geworden ist. Die breite Hinwendung zum menschlichen Körper erfolgt dabei auf drei Ebenen: auf der Ebene des Körpers als Forschungsobjekt, Theoriekategorie und Erkenntnisinstrument. Die Beiträge des Bandes dokumentieren und forcieren diesen body turn besonders auf den ersten beiden Ebenen. Sie präsentieren aktuelle Entwicklungen in der deutschsprachigen Körper- und Sportsoziologie und entwerfen weiterführende Perspektiven für den body turn in der allgemeinen Soziologie.
- Gefährliche Körper an gefährlichen Orten: Eine Studie zum Verhältnis von Körper, Raum und Marginalisierung
9
Wie werden Körper gefährlich? Dieser Frage liegt die These zugrunde, dass soziale Prozesse der In- und Exklusion, der Normalisierung und Marginalisierung von Menschen und Gruppen immer auch eine körperliche Dimension haben. Das Buch verknüpft erstmals die für die Soziologie seit längerem virulente Frage nach der Bedeutung des Körperlichen mit Theorien zu sozialer Ungleichheit, zu Stadt und Raum sowie zur Sicherheitsgesellschaft und illustriert diese auch empirisch an einem innerstädtischen »gefährlichen Ort«. Auf diesem Wege wird eine Öffnung der körperlichen Dimension des Sozialen für eine kritische Gesellschaftstheorie erreicht.
- Bewegungsraum und Stadtkultur: Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven
8
Mit dem postindustriellen Umbau der Stadt seit Ende der 1970er Jahre bestimmen Bewegung und Sport das Bild des öffentlichen Raumes. Die theatralisierte und musealisierte Innen-Stadt bietet sich als Bühne für Bewegungsspiele, Tanz und Trendsportarten an und dient als Kulisse für prestigeträchtige Sportevents. Stadien wandeln sich von funktionalen Sportstätten zu agonalen Repräsentationsräumen der postindustriellen Gesellschaft. Die Konzentration der Städte auf eventisierten Sport im Zuge globaler städtischer Konkurrenzkämpfe hat aber auch eine Kehrseite - sie bewirkt eine Vernachlässigung der Bewegungsräume in marginalisierten Stadtteilen. Der interdisziplinär ausgerichtete Band will dieses Spannungsfeld zwischen bebauter Umwelt und Bewegungsaktivitäten zum Thema machen und damit einen - bislang in der Stadtforschung und in der Bewegungsforschung wenig beachteten - Blick auf das Verhältnis zwischen der Wahrnehmung und Bewegungserfahrung der städtischen Akteure und dem urbanen Raum werfen.
- Ernste Spiele: Zur politischen Soziologie des Fußballs
6
Wie kaum ein anderer Sport ist Fußball geeignet, das Verhältnis des Sports zu anderen gesellschaftlichen Feldern wie Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien zu analysieren. Als Mikroskop der komplexen Verflechtungen des Sozialen wird Fußball zu einem ernsten Spiel, in dem zentrale gesellschaftliche Themen und Konflikte aufgeführt und stellvertretend ausgefochten werden. Als Feld sozialer In- und Exklusionen ist der Sport zugleich ein Medium von Gemeinschaftsbildungen. »Fußball-Gemeinden«, so die These dieses Buches, sind nicht nur Sportgemeinschaften; sie können auch als politische Gemeinschaften verstanden werden. Fußball ist insofern immer auch eine politische Praxis. Die in diesem Band versammelten Beiträge untersuchen die gemeinschafts- und identitätsstiftenden Funktionen von Fußball. Sie leisten einen Beitrag zu einer Soziologie des Sports und zugleich zu einer politischen Soziologie, indem Fußball als ein soziales Feld sichtbar gemacht wird, in dem sich politische Formen von Vergemeinschaftung vollziehen.
- Einhüllende Materialitäten: Eine Phänomenologie des Wahrnehmens und Handelns an Bahnhöfen und Fährterminals
5
Ausgangspunkt dieser Studie ist die Materialität der Welt. Durch Videoanalyse und ethnografische Beobachtung wird die gegenständliche, sinnlich erfahrbare Alltagswelt von Bahnhof und Fährterminal erschlossen und damit die Reichweite etablierter sozialwissenschaftlicher Konzepte überprüft. Auf einer phänomenologisch verankerten Grundlage werden neue Begriffe formiert, mit denen die Verschränktheit von Wahrnehmung, Handlungsraum und materiellen Konstellationen analysierbar wird. So eröffnet dieses Buch neue Perspektiven auf die grundlegende Ambivalenz materiell-räumlich-sozialer Ordnungen - auch in Hinblick auf soziale Kontrolle.
- Vernetzte Räume: Plädoyer für den Spatial Turn in der Architektur
15
Das Verhältnis von Architektur und Gesellschaft muss neu konzipiert werden - Architektur entsteht heute zwar mithilfe modernster Technologien, wird aber nach wie vor von antiken Raumkonzepten definiert. Vor dem Hintergrund digitaler Vernetzung und globaler Neuordnungen zeigt die Architektin und Soziologin Christina Hilger die Dringlichkeit eines neuen Raumdenkens in der Architektur auf. Ausgehend von raumsoziologischen Thesen entwickelt sie dafür theoretische Ansätze und wendet diese auf Fallbeispiele moderner Architekturprojekte an. Ein Plädoyer für einen Spatial Turn auch in der Architektur, für ein neues Raumdenken, das sich verabschiedet von einer absoluten Vorstellung architektonischer Räume, die der gesellschaftlichen Realität statisch gegenüberstehen.
- Zur Sozialen Ökologie urbaner Räume: Afrikanische Städte im Spannungsfeld von demographischer Entwicklung und Nahrungsversorgung
7
Afrika als Katastrophenkontinent - das Klischee ist allgegenwärtig. 'Ungehemmtes' Bevölkerungswachstum gilt dabei zumeist als Auslöser von Versorgungskrisen. Doch das Beispiel der Nahrungsversorgung afrikanischer Städte verdeutlicht, dass die Problemlagen, die sich aus Urbanisierungsprozessen für die Versorgung ergeben, nicht einfach auf das 'Bevölkerungsproblem` reduziert werden dürfen. Aus einer sozial-ökologischen Perspektive müssen sie als Folge komplexer Verflechtungen natürlicher und gesellschaftlicher Phänomene verstanden werden. Hierfür liefert der Band Impulse, indem er gezielt Raumordnungen erforscht: Raum wird als zentraler Modus begriffen, über den Natur und Gesellschaft relationiert werden.
- Urbane Klänge: Popmusik und Imagination der Stadt
14
Wie klingt die Stadt? In »Urbane Klänge« untersucht Malte Friedrich, was die Stadt mit der Popmusik macht und umgekehrt die Popmusik mit der Stadt. In einem innovativen Ansatz führt das Buch drei divergierende Diskurse zusammen: die Diskussion über die wachsende Bedeutung der urbanen Konsumkultur, die Debatte über die soziale und politische Bedeutung der Popkultur und die Frage der Repräsentation von Musik. Anhand der Musikszenen Punk, HipHop und Techno wird gezeigt, wie die Stadt die Produktion von populärer Musik beeinflusst und welche Praktiken und Vergemeinschaftungsformen sich im öffentlichen Raum ausbilden. Imagination erweist sich als konstitutiv für die urbane Kultur. Und die Musik erweist sich als ein zentrales Medium zur Imagination der Stadt.
- Räume kollektiver Identität: Raumproduktion in der »linken Szene« in Berlin
16
Wie wird kollektive Identität in einer sozialen Bewegung konstruiert? Wie wird dadurch gemeinsames Handeln ermöglicht? Tatiana Golova geht der Annahme nach, dass Prozesse kollektiver Identitätsbildung unter anderem mittels interaktiver Raumproduktion im Alltag ablaufen: Indem Bewegungsaktivisten temporäre oder langfristige Räume in der Stadt durchsetzen, entwickeln sie kollektive Macht. Dieses Buch schlägt ein theoretisches Konzept der Verräumlichung kollektiver Identität vor und wendet es in einer ethnographischen Studie der Berliner »linken Szene« an. Neben Szenekneipen werden Freiraum-Diskurse und Demonstrationen in Bezug auf die Mobilisierung und die emotional-körperliche Identitätskonstruktion untersucht.
- Die Körperlichkeit sozialen Handelns: Soziale Ordnung jenseits von Normen und Institutionen
13
Dieser Band stellt die Frage, welche Rolle der Körper im sozialen Handeln spielt. Ob bei der Teamarbeit oder beim Friseur, ob beim Tanz oder beim musikalischen Improvisieren - Menschen stimmen ihre Handlungen aufeinander ab, indem sie körper- und leibbezogen agieren. So schaffen sie aktiv, miteinander und situativ fluide soziale Ordnungen jenseits von Normen, Routinen und geistiger Planung - und damit jenseits der sozialen Mechanismen, mit denen sich die Soziologie bislang hauptsächlich beschäftigt. Eine solchermaßen körperbasierte Sozialtheorie »geht unter die Haut« und eröffnet ganz neue Antworten auf die Frage, wie soziale Ordnung möglich ist.
- Ordnung in Bewegung: Choreographien des Sozialen. Körper in Sport, Tanz, Arbeit und Bildung
10
Wie stimmen Tänzer ihre Bewegungen aufeinander ab? Wie gelingt es Kampfkünstlern, augenblicklich den gegnerischen Angriff zu kontern? Und warum kann selbst beim Umgang mit High-Tech-Anlagen in der industriellen Produktion nicht auf das verkörperte Erfahrungswissen der Arbeiter verzichtet werden? Diesen und ähnlichen Fragen gehen die Beiträge des Bandes aus sozial-, kultur-, bewegungs- und sportwissenschaftlichen Perspektiven nach. Im Zentrum stehen Probleme des praktischen Hervorbringens sozialer Mikroordnungen und damit des dynamischen Zusammenspiels von Menschen, Körpern und Dingen.
- Das Einpassen in den Ort: Der Alltag deutscher Finanzmanager in London und Singapur
11
Sie gelten als Agenten und Treiber der Globalisierung: die in den Finanzmetropolen tätigen Manager. In diesem reich bebilderten Buch werden erstmals hochmobile Expatriates in ihrem alltäglichen Handeln direkt an städtischen Orten betrachtet. Wo und warum halten sich die Finanzmanager in den Städten auf? Wie betrachten sie bestimmte urbane Orte und erleben diese? Interviews und Beobachtungen zeigen die alltäglichen Handlungen der männlichen deutschen Finanzmanager in London und Singapur und lassen so die meist unsichtbar bleibenden Identitäten der weißen und globalen Elite sichtbar werden. Die vergleichende Analyse des Alltags in beiden Städten macht die Bedeutung des besonderen Ortes für das Handeln deutlich. Die ehemals koloniale Beziehung zwischen dem Zentrum London und der Peripherie Singapur ist noch heute für das Handeln der Finanzmanager bedeutsam. Es zeigt sich: Die Finanzmanager passen sich in den Ort ein.
- Mikrokosmos Stadtviertel: Lokale Partizipation und Raumpolitik
21
Zunehmende Disparitäten innerhalb von Städten, Privatisierung staatlicher Bereiche, steigende Wohnkosten - Prozesse wie diese manifestieren sich in einzelnen Stadtvierteln und schaffen Bedingungen für Initiativen der Bevölkerung. Gleichzeitig verändern sich Orte in ihren Bedeutungen durch das Handeln der Menschen auf der einen und durch staatliche Strategien auf der anderen Seite. Manuela Wade geht diesen Prozessen nach und zeigt, wie die Bewohner_innen von drei ausgewählten Stadtvierteln in unterschiedlichen Teilen der Welt damit umgehen, welche Rolle Wohnen in diesem Kontext spielt und warum dies zu einer Repolitisierung der Stadt führen kann.
- »Könige der Alpen«: Zur Kultur des Bergführerberufs
19
Der Bergführer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Schweiz als prototypischer, gleichsam idealer Landsmann konstruiert. In historisch-soziologischer Perspektive zeichnet Andrea Hungerbühler die Entstehung dieser Charismatisierung nach. Ihre materialreiche Studie erörtert die professionellen Selbstverständnisse heutiger Berufsakteurinnen und -akteure sowie die Charakteristika dieses bis heute kaum erforschten Berufsfelds. Mit dieser Betrachtungsweise trägt das Buch zur Klärung des Zusammenwirkens von Beruf, Nation und Geschlecht bei. Es eröffnet spannende Einsichten in ein Stück Alpinismusgeschichte und richtet sich nicht zuletzt auch an ein breiteres Publikum.
- Mobile Arbeitsplätze als kreative Räume: Coworking Spaces, Cafés und andere urbane Arbeitsorte
20
Welche Bedeutung haben urbane Räume und Orte für mobile Kreativarbeit am Laptop? Désirée Benders soziologische Studie analysiert urbane Arbeitspraktiken und -prozesse der kreativen Szene. Ihre empirischen Untersuchungen in Coworking Spaces, Cafés, am Heimarbeitsplatz und im ICE sind nicht nur für Kultur- und Sozialwissenschaftler, sondern ebenso für Stadt- und Sozialpolitiker sowie Unternehmer von Interesse. Kreativarbeitende als zentrale kulturelle Antriebsmotoren des urbanen Raums betrachtend, leistet das Buch einen Beitrag zum Verständnis spätmoderner, sich vermehrender Arbeitspraktiken und der Rolle, die portable Medien wie z.B. Laptops hierin spielen.
- Körper Gabe: Ambivalente Ökonomien der Organspende
17
Obwohl bei einer Organspende dem Körper Teile entnommen werden, gilt sie nicht als Tabu, sondern als Inbegriff einer guten Tat. Medizin und Bioethik diagnostizieren, dass es von diesen guten Taten zu wenige gibt und diskutieren, wie der Mangel an Organspenden überwunden werden kann. Mona Motakef entreißt der Perspektive, die nur nach Optimierung fragt, ihre Selbstverständlichkeit. Im Rückgriff auf das soziologische Instrumentarium aus Gouvernementalitäts-, Körper- und Gabenforschung rekonstruiert sie, wie die Verfügbarkeit von Körpern und die Veräußerbarkeit von Subjekten im biopolitischen Diskurs der Organspende verhandelt wird.
- Vom Raum aus die Stadt denken: Grundlagen einer raumtheoretischen Stadtsoziologie
24
Städte tragen einen Namen. Sie sind immer einzigartig. Als Räume jedoch sind Städte Orte in einem machtvollen Gefüge. In ihnen lagern eine Vielzahl von ungleichen, sich überlappenden, aufeinander verweisenden Raumstrukturen, die sich mit Gewinn gesellschaftstheoretisch lesen lassen. Eine raumtheoretische Perspektive auf Städte ermöglicht es, zwischen einer Differenzlogik von Räumen und einer Eigenlogik von Städten zu unterscheiden. Die raumtheoretische Sichtweise erlaubt zudem, die Brücke von der Soziologie zur Architektur und Planung zu schlagen. Vor dem Hintergrund internationaler und interdisziplinärer Debatten um Raum vereint Martina Löw Forschungen zur Eigenlogik der Städte mit raumsoziologischen Analysen und zeigt dadurch, wie Städte über Raum das soziale Leben strukturieren. Das Spektrum der Beiträge reicht von methodologischen Überlegungen zur Raumanalyse über Fallstudien zu grundlagentheoretischen Perspektiven auf Gegenwart und Zukunft der Raumsoziologie sowie der raumtheoretischen Stadtsoziologie.
- Online-Sex: Körperliche Subjektivierungsformen in virtuellen Räumen
18
Sexualität in virtuellen Räumen kann nicht unabhängig von jener in realweltlichen Räumen betrachtet werden. Statt Online-Sex als eine gefährliche Alternativwelt zu konzipieren, fragt der Autor praxistheoretisch danach, wie realweltliche und virtuelle Sexualität miteinander verschränkt sind und welche Auswirkungen die paradoxale Platzierung materieller und semiotischer Sexualkörper vor und ›hinter‹ dem Bildschirm hat. Anhand theoretischer Analysen und der Auswertung von 20 qualitativen Interviews arbeitet er Raumkonstruktionen der User heraus, beschreibt auf dieser Grundlage neue Formen sexueller Subjektivierung und diskutiert mögliche repressive und emanzipative Wirkungen.
- Affektdramaturgien im Fußballsport: Die Entzauberung kollektiver Emotionen aus wissenssoziologischer Perspektive
29
Kollektive Emotionen sind im Fußball allgegenwärtig - doch bisher wenig erforscht. Michael Wetzels nimmt sich dieses Themas an und analysiert die Zusammenhänge aus wissenssoziologischer Perspektive. Mit seinem Forschungskonzept kann er zeigen, dass kollektive Emotionen, wie wir sie bisher geglaubt haben zu kennen, nicht existieren. Vielmehr stellen sie Interpretationen dar, welche erst unter bestimmten Bedingungen sicht- und erklärbar werden. Diese Erkenntnisse tragen zu einer allgemeinen Grundlagenforschung zu Kollektivität und Emotionalität bei und bieten ebenso im Anwendungsbereich des Fußballs (z.B. in der Sozialen Arbeit) Ansatzpunkte in der praktischen Arbeit mit »kollektiven Emotionen«.
- Architektur als Akteur?: Zur Soziologie der Architekturerfahrung
25
Erfahren Nutzer_innen Gebäude so, wie es sich die Architekt_innen vorgestellt haben? Fühlen sie sich »eingeladen« oder eher »ausgeschlossen«? Mit theoretischen Grundlagen aus Raumsoziologie, Praxistheorie und Akteur-Netzwerk-Theorie definiert und untersucht Theresia Leuenberger Architekturerfahrungen anhand des Kunsthaus Bregenz und der Kunsthal Rotterdam. Mit der Methode der Rekonstruktiven Sozialforschung zeigt sie, wie emotionale und rationale Gehalte von Erfahrungen aufeinander einwirkend Praktiken der Architekturerfahrung konstituieren. Dabei stellt sich heraus, dass diese nur bei übereinstimmenden Subjektpositionen oder im Falle einer Vorzeichnung durch das Gebäude den Vorstellungen der Architekten Peter Zumthor und Rem Koolhaas gleichen.
- Im Gleichschritt des Dao: Zur Performativität von Normen, Werten und Idealen in der Taekwondo-Praxis in Südkorea
31
Sport fördert nicht nur die Gesundheit, sondern vermittelt auch konkrete Normen und Werte. Gerade Kampfkünste und Kampfsportarten sehen in diesem pädagogischen Anspruch ihre primäre gesellschaftliche Legitimation. Wie also werden Normen, Werte und Ideale in deren Praxis hervorgebracht? Wie kann die Untersuchung dessen theoretisch gefasst und methodisch umgesetzt werden? Und welche Rolle kann Theatralität in diesen Verkörperungsprozessen spielen? Martin Minarik untersucht diese Fragen anhand einer Fallstudie zur Trainingspraxis des Taekwondo in Südkorea, indem er praxeologische und theaterwissenschaftliche Theorie und Methodik verbindet.
- Intersexualität im Sport: Mediale und medizinische Körperpolitiken
26
Mit der Geschlechtszugehörigkeit ist eine spezifische Vorstellung von körperlicher Leistungsfähigkeit verbunden. Im Sport zeigt sich diese darin, dass eine Trennung in Männer und Frauen als grundlegende Voraussetzung erachtet wird, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Doch was bedeutet eine solche Trennung für intersexuelle Sportler*innen, die sich schon körperlich der Zweigeschlechterordnung entziehen? Dennis Krämer arbeitet aus soziologischer, medizinischer und sexualwissenschaftlicher Perspektive die existierenden Vorstellungen über Intersexualität als zeitgenössische Körperpolitiken heraus und reflektiert ihre Entstehung unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Verhältnisse.
- Ganz schön operiert: Zur Legitimität der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie
27
Die Ästhetisch-Plastische Chirurgie verzeichnet stetig steigende Eingriffszahlen und polarisiert hinsichtlich ihrer Intentionen und Effekte wie kaum eine andere Fachdisziplin. Julia Wustmanns wissenssoziologische Studie rekonstruiert die Verhandlung zur Legitimität der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie als medizinischer Profession und verschränkt dafür die Perspektive von Alltagsakteur*innen mit der von ästhetisch-plastischen Chirurg*innen. In der Zusammenführung von gesellschaftlichen Betrachtungsweisen und medizinprofessionellen Eigenverständnissen wird die Ambivalenz der Fachdisziplin deutlich, die sich auf die Gleichzeitigkeit von legitimierenden und diskreditierenden Mustern zurückführen lässt.
- Ikonische Kohärenz: Vom Erben des Kankurang in Senegal und Gambia
30
Das performative und materialisierte Erbe des Initiationsritus Kankurang in Senegal und Gambia ist von der UNESCO als »Immaterielles Kulturerbe« unter Schutz gestellt. Claudia Ba untersucht an diesem visuellen Erbe, wie dichotome Verständnisse von Moderne und Tradition in Afrika aufgehoben werden. Mit ihrem Konzept der ikonischen Kohärenz situiert sie raumzeitlich global fluktuierende Bilder visueller Erbekonstruktionen der afrikanischen Gegenwartsgesellschaften. Damit schafft sie einen neuen Modus der Gedächtnisforschung, dessen breites analytisches Potenzial sich an die Sozial- und Kultur- sowie Geschichtswissenschaft, aber auch an Interessierte richtet, die mit global zirkulierenden Bildern arbeiten.
- Flächen - Bahnen - Knoten: Geocaching als Praktik der Raumerzeugung
22
Räume sind nicht bereits da, sondern sie werden in sozialer Praxis von den Menschen erzeugt, die in ihnen leben. Technik, die zu einem historischen Zeitpunkt verfügbar ist, präformiert diesen Prozess, ohne ihn jedoch zu determinieren. In seinen Analysen zu Geocaching - eine Praktik der alltäglichen Freizeitgestaltung, die Eigenschaften aktuell prägender Technik (GPS, Datenbanken, Internet) ausnutzt - geht Paul Gebelein den Mustern der Raumerzeugung zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach. Ausgehend von den Studien Theodore Schatzkis und Elizabeth Shoves entwickelt er Konzepte der Flächen-, Bahnen- und Knotenräume, die nützliche Werkzeuge darstellen, um zeitgenössische Raumkonstellationen zu analysieren.
- Monospace and Multiverse: Exploring Space with Actor-Network-Theory
28
In contrast to buildings divided by walls, monospace buildings are determined far less by its shell than by a reciprocal relationship between space and practices, objects, materials, and human bodies. Using the example of such one-room-architectures, this book explores the potential of an actor-network-theory (ANT) approach to space in the field of architecture. Sabine Hansmann focuses on the Sainsbury Centre for Visual Arts in Norwich, England by Foster Associates (1978) to investigate the mutual entanglement of people, objects and building. She traces the work that is necessary in »doing« space and thus suggests a re-conceptualisation of space in architectural theory.
- Zwischen Küche und Stadt: Zur Verräumlichung gegenwärtiger Essenspraktiken
32
Kochen und Essen sind medial omnipräsent und es gibt kaum noch einen Ort, an dem nichts gegessen oder getrunken wird - dabei bleibt die Küche im Zuhause zunehmend kalt. Dieses Paradox wirft Fragen an die räumlichen Zusammenhänge gegenwärtiger Essenspraktiken auf, denen Julia von Mende auf den Grund geht. Befragungen und zeichnerische Analysen führen die Leser*innen von Berliner Küchen an Orte außer Haus und in die Vergangenheit. Dabei werden das Verhältnis von Privathaushalt und städtischem Umfeld thematisiert, Einblicke in die urbane Lebensrealität im beschleunigten (Ess-)Alltag eröffnet und gesellschaftliche Wirkmechanismen freigelegt.
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