Bergen-Belsen - Berichte und Zeugnisse
Von Peter Lantos, Francine Christophe, Michel Fliecx und
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Über diese Serie
Der Tatare Tamurbek Dawletschin wird kurz vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 zum Dienst in der Roten Armee einberufen und an die Front geschickt. Schon bald gerät er in Gefangenschaft und wird wie Hunderttausende andere sowjetische Soldaten nach Deutschland verschleppt. Er landet schließlich im "Stalag XI C (311)" Bergen-Belsen. Dawletschin überlebt das Massensterben im Winter 1941 /42, bei dem mehr als 14.000 Gefangene elend ums Leben kommen. Nach seiner Entlassung im Juli 1942 wohnt er als Zivilist zunächst in Berlin und später in Dresden, erkrankt schwer an Tuberkulose und erlebt das Kriegsende in einer Klinik in Bayern. Erst 1951 kann er das Sanatorium verlassen. Er zieht nach München und arbeitet dort am "Institut zur Erforschung der UdSSR". Tamurbek Dawletschin stirbt 1983 in München, ohne seine Heimat jemals wiedergesehen zu haben.
Sein detaillierter Bericht ist eindringlich und von literarischer Qualität. Die dramatischen Erfahrungen erschüttern, zugleich erweitern sie zeithistorisches Wissen.
Titel in dieser Serie (7)
- Nicht mehr Eure Welt: Ein Kind in Gefängnissen und Lagern 1942-1945
2
Francine Christophe wuchs in einer säkularen jüdischen Familie in Paris auf und war bei Kriegsbeginn sechs Jahre alt. Ihr Vater, der Journalist und Autor Robert Christophe, geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft und stand deshalb, obwohl er Jude war, unter dem Schutz der Genfer Konvention. Francine und ihre Mutter Marcelle wurden in der Folge "privilegiert" behandelt: Sie waren von der Deportation in die Vernichtungslager ausgenommen, wurden jedoch im Mai 1944 als Geiseln für einen möglichen Austausch gegen im Ausland internierte Deutsche ins "Austauschlager" Bergen-Belsen deportiert. Noch Anfang April 1945 wurden sie in Richtung Theresienstadt transportiert und am 23. April bei Tröbitz befreit. Schon als Jugendliche hielt Francine Christophe ihre Erinnerungen in ersten Skizzen fest, bevor das Buch 1996 in Frankreich erschien. Darin nimmt sie den Leser in einzelne Szenen und Situationen mit - aus der Sicht eines Mädchens im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Die Eindrücke werden durch Reflexionen aus ihrer Erwachsenensicht und von einem Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen 50 Jahre später ergänzt. Das Buch wurde bereits ins Englische und Italienische übersetzt.
- Vom Vergehen der Hoffnung: Zwei Jahre in Buchenwald, Peenemünde, Dora, Belsen
3
Der Franzose Michel Fliecx, geboren 1924, schildert zwei Jahre in deutscher Gefangenschaft. Nach seiner Festnahme im April 1943 in Südfrankreich wegen Tätigkeit im Widerstand war er als politischer Häftling im Konzentrationslager Buchenwald, im Arbeitskommando Peenemünde und in der Raketenproduktion im Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Im März 1944 kam Fliecx mit einem Transport von 1000 kranken Häftlingen aus Mittelbau-Dora nach Bergen-Belsen. Er war dort im "Häftlingslager", einem Männerlager für kranke Häftlinge untergebracht, wo er am 15. April 1945 die Befreiung erlebte. Fliecx schildert eindrucksvoll, wie sich die Lebensbedingungen im "Häftlingslager" nach und nach verschlechterten. Er war Augenzeuge der Mordserie des Krankenpflegers Karl Rothe und entging selbst nur knapp einer tödlichen Injektion. Mit den in Frankreich bereits 1947 veröffentlichten Erinnerungen Michel Fliecx' liegt erstmals einer der umfangreichsten und frühesten Berichte zum "Häftlingslager" Bergen-Belsen auf Deutsch vor.
- Von Ungarn nach Bergen-Belsen und zurück: Eine Zeitreise
6
Ein Überlebender des KZ Bergen-Belsen besucht die Stationen seiner Verfolgung im Nationalsozialismus und seines Lebens unter kommunistischer Diktatur. Der aus einer jüdischen Familie stammende Peter Lantos wird 1944 als kleiner Junge zusammen mit seinen Eltern aus einem verschlafenen ungarischen Provinzstädtchen in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Der Vater stirbt im Lager, die Mutter und ihr Sohn werden befreit und kehren zurück nach Ungarn. Doch ein Anschluss an das frühere Leben ist unmöglich: Viele Verwandte und Freunde der Familie sind verschwunden, und mit dem Beginn der kommunistischen Diktatur 1949 wird der Familienbetrieb enteignet. Die Demütigungen beginnen erneut. Um dem Terror zu entkommen, sieht der Autor nur eine Möglichkeit – er muss sein Heimatland verlassen. Fast 60 Jahre nach seiner Inhaftierung in Bergen-Belsen entschließt sich Peter Lantos, die Stationen seines früheren Lebens aufzusuchen und so die Vergangenheit noch einmal zu durchleben. Entstanden sind Erinnerungen an ein außergewöhnliches Leben voller tragischer Verluste, Hindernisse und Überraschungen.
- Leben am seidenen Faden: Tagebuch aus dem Austauschlager Bergen-Belsen
4
Vom Leben polnischer Juden im Austauschlager Bergen-Belsen vom Sommer 1943 bis zum April 1945. Das heimlich geführte Tagebuch von Józef Gitler spiegelt das Leben im Sonderlager für polnische Juden in Bergen-Belsen zwischen Hoffen und Bangen wider. Erstmals wird dieses Zeugnis in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Im Sommer 1943 transportierte die SS etwa 2.500 Juden aus Polen nach Bergen-Belsen, um sie gegen Deutsche, die vornehmlich auf dem Gebiet der Westalliierten lebten, auszutauschen. Die meisten von ihnen besaßen Ausweispapiere lateinamerikanischer Staaten, die diese jedoch nicht anerkannten, so dass der Austausch nicht stattfand. Die Häftlinge wurden daraufhin in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. 350 Häftlinge aus der Gruppe verfügten jedoch über Palästina-Papiere. Sie blieben in Bergen-Belsen. Die dokumentarisch gehaltenen Aufzeichnungen von Józef Gitler sind das früheste Häftlingstagebuch aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen.
- Ein aufgeschobenes Leben: Kindheit im Konzentrationslager – Neuanfang in Israel
10
Dita Kraus überlebte mehrere Konzentrationslager und baute sich in Israel ein neues Leben auf. Dita Kraus, geboren 1929 in Prag, wächst als einziges Kind einer jüdischen Familie auf. Ihre unbeschwerte Kindheit schildert sie mit Witz und Wehmut. 1942 wird sie mit ihren Eltern zunächst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz deportiert, wo ihr Vater stirbt. Schließlich gelangt sie mit ihrer Mutter über Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in das KZ Bergen-Belsen, wo beide am 15. April 1945 befreit werden. Kurz danach stirbt die Mutter. Dita kehrt allein nach Prag zurück. 1949 entschließt sie sich, mit ihrer jungen Familie nach Israel zu emigrieren. Anschaulich und detailliert beschreibt sie, wie sie sich - wie viele andere Holocaust-Überlebende in Israel auch - unter schwierigsten Bedingungen eine neue Existenz aufbauen. Sie bleibt von Schicksalsschlägen nicht verschont und muss den Tod von zwei ihrer drei Kinder erleben. Gleichwohl schafft sie es, sich ihren Lebensmut zu bewahren. Seit Anfang der 1990er Jahre berichtet sie als Zeitzeugin über ihre bewegte Lebensgeschichte. In ihren Memoiren erinnert sie sich an die Menschen und die Stationen ihres Lebens und schaut zurück auf neunzig Jahre gelebte jüdische Geschichte.
- "Glaube an den Menschen": Das Bergen-Belsen-Tagebuch
7
Ein Zionist schreibt mit außergewöhnlicher Beobachtungsgabe über den Häftlingsalltag im Ungarnlager des KZ Bergen-Belsen. Jeno Kolbs in ungarischer Sprache verfasstes Tagebuch zählt zu den umfangreichsten Häftlingstagebüchern aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen. Zugleich stellt es als eines von wenigen Tagebüchern die Struktur, das Verhalten und die Zukunftserwartungen der Häftlingsgesellschaft aus einer dezidiert zionistischen Perspektive dar. Neben der Schilderung der sich stetig verschlechternden Lebensbedingungen im KZ Bergen-Belsen von Juli bis Dezember 1944 bietet es bemerkenswerte Einblicke in die unterschiedlichsten Formen der Selbstbehauptung der Häftlinge im sogenannten Ungarnlager. Hier waren fast 1700 Juden aus Ungarn interniert, die schließlich dank der Verhandlungen zwischen ungarischen Zionisten (vertreten vor allem durch Rezso Kasztner) und der SS bis Ende 1944 freigelassen wurden. Kolbs Tagebuch beschreibt auch eine der erfolgreichsten Rettungsaktionen in der Geschichte des Holocaust. Es wird - im ungarischen Original und in deutscher Übersetzung -erstmals veröffentlicht. Die Essays zum historischen Hintergrund des Tagebuchs sind ebenfalls in deutscher und ungarischer Sprache verfasst.
- Von Kasan bis Bergen-Belsen: Erinnerungen eines sowjetischen Kriegsgefangenen 1941/42
11
Nur wenige Berichte von sowjetischen Kriegsgefangenen sind überliefert - der eindrucksvolle Text von Tamurbek Dawletschin ist einer davon. Der Tatare Tamurbek Dawletschin wird kurz vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 zum Dienst in der Roten Armee einberufen und an die Front geschickt. Schon bald gerät er in Gefangenschaft und wird wie Hunderttausende andere sowjetische Soldaten nach Deutschland verschleppt. Er landet schließlich im "Stalag XI C (311)" Bergen-Belsen. Dawletschin überlebt das Massensterben im Winter 1941 /42, bei dem mehr als 14.000 Gefangene elend ums Leben kommen. Nach seiner Entlassung im Juli 1942 wohnt er als Zivilist zunächst in Berlin und später in Dresden, erkrankt schwer an Tuberkulose und erlebt das Kriegsende in einer Klinik in Bayern. Erst 1951 kann er das Sanatorium verlassen. Er zieht nach München und arbeitet dort am "Institut zur Erforschung der UdSSR". Tamurbek Dawletschin stirbt 1983 in München, ohne seine Heimat jemals wiedergesehen zu haben. Sein detaillierter Bericht ist eindringlich und von literarischer Qualität. Die dramatischen Erfahrungen erschüttern, zugleich erweitern sie zeithistorisches Wissen.
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