Über dieses E-Book
Ein Mann mit Verbindungen zur anderen Seite des Schleiers.
Potentieller Machtfaktor oder Verrückter.
Es kommt zu einem Wettlauf zwischen Mia Wagner und der Bruderschaft der Schatten.
Kann sie ihn retten?
"Die Grenzen deiner Realität verschwimmen ...
Tauche ein in einen packenden Mystery-Thriller, in dem nichts ist, wie es scheint. Ein dunkles Erbe, verborgene Mächte und eine Jagd, die dich an die Grenzen des Vorstellbaren treibt. Wenn alte Akten über Nazi-Experimente und vergessene Kräfte ans Licht kommen, muss sich eine Frau der Wahrheit stellen, die nicht nur ihre Familie, sondern die gesamte Realität infrage stellt.
Bereit, den Schleier zu lüften?"
Ahanit Lucindra
Ahanit Lucindra ist ein Pseudonym. Aber kein Zufallsname – sondern ein bewusst gewähltes Tor in eine andere Welt. Im echten Leben heiße ich Petra Schmidt, arbeite als Sozialarbeiterin in der stationären Jugendhilfe – und weiß aus nächster Nähe, wie komplex das Leben sein kann. Diese Erfahrungen fließen direkt in meine Geschichten ein: in die Abgründe, die Motive, das Menschliche hinter dem Unheimlichen. Meine Protagonistin ist kein Superheld – aber sie kämpft. Und manchmal, ganz wie im echten Leben, scheitert sie auch. Warum ein Pseudonym? Weil „Petra Schmidt“ nicht gerade einzigartig ist – und weil ich mit Hinter dem Schleier nicht nur meine eigene Stimme finden wollte, sondern auch Raum schaffen möchte: für Gastautor*innen, die zukünftig Geschichten in dieser Welt erzählen werden. Ahanit Lucindra ist also mehr als ein Name – es ist ein Erzähltor, das sich auch für andere öffnen kann. Als großer Fan klassischer Gruselserien wie John Sinclair, war für mich schnell klar: Der Groschenroman ist das perfekte Format. Kurze, abgeschlossene Folgen mit einem übergeordneten roten Faden – wie eine gute Fernsehserie. Ein Kapitel für unterwegs, eine Folge für zwischendurch. Denn nicht jeder möchte nach einem langen Arbeitstag mit einem 700-Seiten-Schmöker ins Bett fallen. Groschenromane sind schnell, kompakt, atmosphärisch – und doch tief genug, um hängen zu bleiben. Mit Hinter dem Schleier betrete ich als Autorin eine neue Bühne. Und vielleicht findest du ja einen Platz im Publikum.
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Buchvorschau
Wahn und Zukunft - Ahanit Lucindra
Prolog
Der Wind sang ein heiseres, kaltes Lied, das durch das Geäst fuhr.
Wie gebrochene Finger kratzten die Äste gegen den Himmel, als wollten sie ihn aufreißen.
Werner Schuster saß auf einer Parkbank.
Das Holz unter ihm war feucht und morsch, die Farbe abgeblättert wie Erinnerungen, die keiner mehr wollte.
Er war alt. Ausgezehrt.
Nicht nur seine Kleidung war zerschlissen – auch seine Geschichte war nur noch Fetzen.
Eine gescheiterte Biografie in Menschengestalt.
Seine Lippen bewegten sich.
Kaum sichtbar. Kaum hörbar.
Worte, die nicht für diese Welt bestimmt waren.
Zu leise für Ohren, die nur das Offensichtliche hören wollten.
Worte für die Schatten.
Nicht im übertragenen Sinn.
Die echten.
Sie waren da. Immer.
In Mauerritzen.
Im Flackern der Laternen.
Im Atem der Stadt.
In seinem Kopf.
Er hatte sie gesehen.
Er hatte gehört, gespürt.
Sie beschrieben.
Vor ihnen gewarnt.
Geschrien.
Das Ergebnis?
Diagnosen und Medikamente.
Menschliche Kälte.
Dann die Straße.
Doch die Schatten waren real.
Und sie wurden stärker.
Ein Zucken durchfuhr seine Hand.
Die Finger verkrampften sich, als würde etwas durch ihn hindurchgreifen.
»Sie kommen … der Schleier … er wird reißen …«, flüsterte er.
Sein Blick flackerte.
Eine Vision von der anderen Seite, hinter dem Schleier.
Jenseits dessen, was für andere Menschen Sichtbar war.
Eine Frau – Mia Wagner – gebeugt über einen Tisch, die Finger an einem vergilbten Umschlag.
Ein Bild des Jetzt aber von einem anderen Ort.
Die Vision zuckte.
Flackerte. Wie ein harter Schnitt.
Er sah sich selbst.
Ein Münztelefon.
Mitternacht.
Eine tickende Uhr.
»Ich verstehe«, murmelte er.
Die Vision war ein Befehl.
Ein Auftrag.
****
Der 24-Stunden-Waschsalon war ein Kadaver aus Beton, ausgebleicht von Zeit und Einsamkeit.
Die Wände atmeten Feuchtigkeit, die Fliesen nass, leicht klebrig. Einzig die Stalaktiten und Stalagmiten fehlten, um den Raum mit einer feuchten Höhle zu vergleichen.
Neonröhren warfen ein kaltes Licht auf leere Trommeln.
Das Surren der Maschinen klang wie das Flüstern von Dingen, die lieber schweigen sollten.
Es roch nach Waschmittel und abgestandenem Leben.
Draußen, am Bordstein, kauerten zwei Junkies.
Ihre Schatten zuckten im Neonlicht wie abgerissene Seelen.
Ihre Augen waren glänzend. Leer.
Gierig und schon längst nicht mehr ganz hier.
Werner stand an der Wand.
Seine Kleidung klebte an der Haut, als würde sie ihn festhalten wollen.
Die Schatten waren bei ihm.
Näher als sonst.
Unruhig.
Drängend.
Er sollte die Nachricht überbringen. Jetzt.
Das Münztelefon wartete.
Ein Fossil wie er selbst. Ein Relikt aus einer Zeit in der man nicht immer verfügbar war.
Ein stummer Zeuge der Zeit.
Fast Mitternacht.
Die Uhr tickte. Leise.
Es war sein Countdown.
Er hob den Hörer.
Die Münze fiel.
Ein letztes Echo.
Seine Finger zitterten nicht mehr.
Es klingelte, einmal, zweimal.
»Wagner.«
»Der Umschlag. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.«
Seine Stimme war nur ein Flüstern.
Mehr nicht.
Dann… Stille.
Er hängte den Hörer auf und wandte sich zur Tür.
Draußen verschmolzen die Schatten mit der Nacht.
Die Junkies blieben reglos sitzen.
Hatten sie es gespürt?
Oder waren sie längst nicht mehr Teil dieser Welt.
Werner Schuster ging, langsam.
Wie jemand, der seine Schuld bezahlt hat.
Doch in seinem Nacken summte noch immer die Warnung:
'Der Schleier wird dünner.
Die Schatten jagen nicht allein.'
Zweifel und Verzweiflung
Der Montagmorgen lag bleiern auf ihr, nach einem Schlaf, der keiner gewesen war.
Mia Wagner blinzelte ins fahle Sonnenlicht, das sich mühsam durch die Vorhänge quälte, wie ein unerwünschter Besucher.
Ein Dröhnen im Schädel, dumpf, pulsierend.
Das Schleudertrauma im Nacken spannte wie ein Schraubstock, der sich bei jeder Bewegung fester zog.
Ihr Sprunggelenk pochte im Takt der Nacht, eingeklemmt in der klobigen Orthese wie in einem Käfig.
Jede Regung sandte ein Stakkato aus Schmerz durch ihren Körper.
Sie fluchte leise.
Die Krücken würden sie eine Weile begleiten.
Der lang ersehnte Brückentag, im Januar verheißungsvoll im Kalender markiert, war zur Farce verkommen.
Keine Erholung. Nur Nachbeben.
Die Villa.
Die Schatten.
Der Russe mit den stahlblauen Augen.
Sein Atem in ihrem Nacken.
Seine Worte:
»Ich habe Johanna.«
Ein Schauder kroch über ihre Wirbelsäule.
Der Albtraum hatte sie nicht verlassen.
Er hockte in ihrem Kopf, wie Schimmel in alten Wänden – feucht, kalt, lähmend.
Fraß sich fest an ihren Gedanken.
Und an ihrem Beruf: Sozialarbeiterin. Sprachrohr und Unterstützung der Schwachen.
Doch dort, in diesem Haus, war sie die Gejagte gewesen.
Erholsamer Schlaf?
Unmöglich.
Nicht, wenn selbst die Träume Schmerzen bereiteten.
Mia schleppte sich in die Küche.
Die Krücken waren ein Mahnmal ihres Versagens.
Sie biss die Zähne zusammen.
Kaffee.
Irgendwas musste noch funktionieren.
Auf dem Couchtisch wartete das Chaos.
Vergilbte Akten, die rochen wie nasse Pappe.
Und der Umschlag, der Brief, alt und faltig.
Ein Mahnmal.
Oder der erste Kiesel, der die Lawine ins Rollen brachte.
Mia hob ihn auf.
Das Papier war trocken, brüchig, anders als die Akten.
Ein Hauch von Staub und Geschichte stieg ihr in die Nase.
Zuerst hatte sie geglaubt, Johanna hätte ihr etwas in dem Büro hinterlassen.
Aber die Blätter im Inneren erzählten eine andere Geschichte.
Eine viel ältere.
Sie faltete die Seiten auf.
Die Besitzurkunde der Eisenschmidt-Villa.
Ausgestellt auf: Heinz Hattendorf.
Ihren Großvater, eigentlich Stiefgroßvater. Die Familiengeschichte war kompliziert.
Die Kaffeemaschine röchelte los, tropfte. Klackerte.
Ein mechanisches Herz, das alte Wahrheiten ans Tageslicht pumpte.
Heinz Hattendorf.
Nach dem Krieg war er für die Amerikaner tätig, als Spion in der russischen Zone.
1952 ging er mit Mias Großmutter rüber.
Was sie dort getan hatten?
Ein Schweigen,
