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Die letzten Tage von Pompeji. Band 2: Historischer Roman in drei Bänden
Die letzten Tage von Pompeji. Band 2: Historischer Roman in drei Bänden
Die letzten Tage von Pompeji. Band 2: Historischer Roman in drei Bänden
eBook295 Seiten

Die letzten Tage von Pompeji. Band 2: Historischer Roman in drei Bänden

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Über dieses E-Book

Pompeji, 79. n. Chr.: Der junge und reiche Grieche Glaukus führt ein dekadentes Leben in Ausschweifungen und Laster. Er verbringt seine Zeit in der müßigen Gesellschaft von neureichen und nichtsnutzigen Tagedieben, wie dem Patrizier Clodius und dem Freigelassenen Diomed. Doch als er der schönen Ione begegnet und sich in diese verliebt, wird ihm die Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebenswandels schlagartig bewusst. Seine Gedanken kreisen nur noch um die junge Frau, die seine Gefühle erwidert. Aber Ione ist ein Mündel des ägyptischen Isispriesters Arbaces, der sie seinerseits begehrt. Und während die Einwohner Pompejis ihren menschlichen Verwicklungen und Interessen folgen, deuten erste Beben eine unvorhergesehene Katastrophe an.

Das 1834 erschienene große Werk von Edward Bulwer-Lytton war bei seinem Erscheinen eine literarische Sensation. Die imposanten Naturschilderungen, die authentisch gezeichneten Figuren und die Darstellung des römischen Lebens in Pompeji kurz vor Ausbruch des Vesuvs wurden mehrfach verfilmt.

Dies ist der zweite Band von insgesamt drei Bänden.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum10. März 2024
ISBN9783961306206
Die letzten Tage von Pompeji. Band 2: Historischer Roman in drei Bänden
Autor

Edward Bulwer-Lytton

Edward Bulwer-Lytton, engl. Romanschriftsteller und Politiker, ist bekannt geworden durch seine populären historischen/metaphysischen und unvergleichlichen Romane wie „Zanoni“, „Rienzi“, „Die letzten Tage von Pompeji“ und „Das kommende Geschlecht“. Ihm wird die Mitgliedschaft in der sagenumwobenen Gemeinschaft der Rosenkreuzer nachgesagt. 1852 wurde er zum Kolonialminister von Großbritannien ernannt.

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    Buchvorschau

    Die letzten Tage von Pompeji. Band 2 - Edward Bulwer-Lytton

    DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI wurde in der zugrundeliegenden Übersetzung von Wilhelm Schöttlen zuerst von Scheibe, Riegler & Sattler veröffentlicht, Stuttgart 1845.

    Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

    © apebook Verlag, Essen (Germany)

    www.apebook.de

    2024

    V 1.0

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

    BAND 2

    ISBN 978-3-96130-620-6

    Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

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    Inhaltsverzeichnis

    Die letzten Tage von Pompeji. Band 2

    Impressum

    Drittes Buch.

    Erstes Kapitel.

    Zweites Kapitel.

    Drittes Kapitel.

    Viertes Kapitel.

    Fünftes Kapitel.

    Sechstes Kapitel.

    Siebentes Kapitel.

    Achtes Kapitel.

    Neuntes Kapitel.

    Zehntes Kapitel.

    Elftes Kapitel.

    Viertes Buch.

    Erstes Kapitel.

    Zweites Kapitel.

    Drittes Kapitel.

    Viertes Kapitel.

    Fünftes Kapitel.

    Sechstes Kapitel.

    Siebentes Kapitel.

    Achtes Kapitel.

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    Zu guter Letzt

    Drittes Buch.

    Erstes Kapitel.

    Das Forum der Pompejaner – Der erste rohe Mechanismus, vermittelst dessen die neue Weltepoche bewerkstelligt wird.

    Es war noch früh am Mittag und das Forum mit Geschäftigen sowohl, als mit Müßiggängern angefüllt. Wie heutzutage in Paris, so lebten damals in den Städten Italiens die Menschen fast ganz außerhalb ihrer Häuser; die öffentlichen Gebäude, das Forum, die Säulengänge, die Böden, und selbst die Tempel konnten als ihre eigentliche Heimat betrachtet werden. Es war daher nicht zu verwundern, daß sie diese beliebten Versammlungsplätze so prachtvoll ausschmückten; bildeten sie doch für sie gewissermaßen einen Gegenstand häuslicher Zuneigung, sowie nationalen Stolzes. Und belebt war in der Tat zu jener Zeit der Anblick, den das Forum zu Pompeji darbot! Auf seinem breiten, aus großen Marmorplatten gebildeten Pflaster waren verschiedene Gruppen versammelt, in jener energischen Unterhaltungsweise begriffen, die jedem Wort eine Geberde beifügt, und die noch heute das unterscheidende Merkmal der Völker des Südens ist. Hier saßen in sieben Buden auf einer Seite der Kolonnade die Geldwechsler, glänzende Münzhaufen vor sich aufgetürmt, und Seemänner und Kaufleute in bunten Trachten, drängten sich um ihre Buden. Auf der andern Seite sah man mehr Männer in langen TogenF34 einem stattlichen Gebäude zueilen, wo der Magistrat die Gerechtigkeit verwaltete; diese Herren waren Advokaten, tätig, plaudernd, scherzend und witzelnd, wie man sie noch heute in Westminster finden kann. In der Mitte des Platzes standen mehre Statuen, unter welchen die majestätische Gestalt des Cicero die beachtungswerteste war, auf Piedestalen. Um den Hof herum lief ein regelmäßiger und symmetrischer Säulengang nach dorischer Ordnung, und da nahmen Manche, die durch ihr Geschäft frühe hierher geführt wurden, die leichte Mahlzeit ein, welche damals ein italienisches Frühstück ausmachte, und sprachen sehr lebhaft von dem Erdbeben der vorigen Nacht, während sie Stücke Brod in ihre Becher mit verdünntem Weine tauchten. Auch in dem offenen Raume gewahrte man mehre Krämer, die hier ihr Gewerbe ausübten. Da zeigte Einer einer Dame seine schönen Bänder, ein Anderer rühmte einem stattlichen Pächter die Trefflichkeit seiner Schuhe; ein Dritter, eine Art von Buden-Restaurateur, wie wir sie noch jetzt in den italienischen Städten so häufig finden, versorgte manchen hungrigen Magen mit warmen Speisen aus seinem kleinen ambulanten Ofen; während – scharf charakterisierender Gegensatz, und sprechendes Bild der Vereinigung materiellen und intellektuellen Lebens jener Zeit – dicht dabei ein Schulmeister seinen verwirrten Zöglingen die Anfangsgründe der lateinischen Grammatik erklärte.F35 Eine Galerie über dem Seitengang, zu der man auf kleinen hölzernen Treppen emporstieg, hatte auch ihre Gäste, obgleich, da hier hauptsächlich die eigentlichen Geschäfte des Ortes abgemacht wurden, ihre Gruppen einen ruhigeren und ernsteren Anblick darboten.

    Dann und wann trat die Menge unten ehrfurchtsvoll auf die Seite, wenn ein Senator auf dem Wege zum Jupitertempel (der eine Seite des Forums einnahm und den Versammlungsort der Senatoren bildete) vorbeiging, denjenigen seiner Freunde und Klienten, die er aus der Menge erkannte, mit prahlerischer Herablassung zuwinkend. Unter den heitern Kleidungen der bessern Stände sah man auch die kräftigen Gestalten der benachbarten Pächter, wie sie nach den öffentlichen Getreidemagazinen sich begaben. Hart bei dem Tempel gewahrte man den Triumphbogen und die lange, mit Menschen angefüllte Straße jenseits desselben; in einer Nische des Bogens spielte ein Springbrunnen munter in den Sonnenstrahlen, und über dem Karnieß dunkelte, im lebhaften Gegensatz zu dem freundlichen Sommerhimmel, die eherne Reiterstatue Caligula's. Hinter den Buden der Wechsler stand jenes Gebäude, das jetzt das Pantheon genannt wird, und eine Schaar ärmerer Pompejaner trat mit Körben unter dem Arm durch die enge, in das Innere führende Vorhalle und drängte sich nach einer Plattform zwischen zwei Säulen, wo diejenigen Nahrungsmittel, welche die Priester vom Opfer erübrigt hatten, zum Verkaufe ausgeboten wurden.

    An einem der für die öffentlichen Angelegenheiten der Stadt bestimmten Gebäude, waren Werkleute mit den Säulen beschäftigt, und von Zeit zu Zeit hörte man den Lärm ihrer Arbeit aus dem Gesumse der Menge hervortönen; – die Säulen sind bis auf den heutigen Tag unvollendet!

    Alles dies zusammengenommen, ging nichts über die Mannigfaltigkeit in der Tracht, dem Stand, dem Benehmen und den Beschäftigungen der Menge; nichts über die Regsamkeit, die Munterkeit, die Tätigkeit, die beständig ringsherum herrschende Lebensbewegung. Man sah da all die tausend Zeichen einer erhitzten und krankhaften Civilisation, wo das Vergnügen und der Handel, der Müßiggang und die Arbeit, die Geldgierde und die Ehrsucht ihre bunten und rauschenden, aber gleichwohl harmonischen Ströme in ein großes Meer ergossen.

    Den Stufen des Jupitertempels gegenüber stand mit gefalteten Armen und gerunzelter und verachtender Stirn ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Sein Anzug war besonders einfach, nicht sowohl dem Stoffe nach, als vielmehr durch den Mangel all der Verzierungen, die von den Pompejanern jeden Standes getragen wurden, teils aus Liebe zum Schaugepränge, teils auch, weil diese Verzierungen meist in diejenigen Formen gebracht waren, die als die wirksamsten gegen die Angriffe der Zauberei, wie gegen den Einfluß des bösen AugesF36 galten. Seine Stirn war hoch und kahl, die wenigen Locken am Hinterkopfe durch eine Art Kapuze versteckt, die einen Teil seines Mantels bildete und nach Belieben aufgezogen und herabgelassen werden konnte, jetzt aber zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen über den Kopf hereingezogen worden war. Sein Gewand war braun – eine, bei den Pompejanern, die alle die gewöhnlichen Mischungen von Scharlach und Purpur sorgfältig vermieden, nicht sehr beliebte Farbe. Sein Gürtel enthielt ein kleines Dintengefäß, das eingehängt war, einen Stylus (Griffel) und Schreibtäfelchen von nicht gewöhnlicher Größe. Noch auffallender war, daß der Gürtel keine Börse enthielt, die doch eine beinahe unerläßliche Zugabe desselben bildete, – selbst wenn diese Börse das Unglück hatte, leer zu sein.

    Es geschah nicht häufig, daß die lebenslustigen und egoistischen Pompejaner sich damit abgaben, die Gesichter und Handlungen Anderer zu beobachten; aber in Lippe und Auge dieses Mannes lag, als er die religiöse Prozession die Stufen des Tempels hinaufsteigen sah, etwas so auffallend Bitteres und Verachtendes, daß es nicht verfehlen konnte, vielseitige Aufmerksamkeit zu erregen.

    »Wer ist jener Cyniker?« fragte ein Kaufmann seinen Gefährten, einen Juwelier.

    »Es ist Olinth,« antwortete der Befragte, »der im Geruche eines Nazareners steht.«

    Der Kaufmann schauderte. »Eine schreckliche Sekte,« sprach er mit leiser, furchtsamer Stimme. »Man sagt, bei ihren nächtlichen Versammlungen beginnen sie ihre Ceremonien jedesmal mit der Ermordung eines neugeborenen Kindes, auch stellen sie die Lehre von der Gemeinschaft der Güter auf. Was würde aus den Kaufleuten oder Juwelieren werden, wenn solche Begriffe in die Mode kämen!«

    »Das ist sehr wahr,« entgegnete der Juwelier, »überdies tragen sie keine Juwelen und murmeln Verwünschungen, wenn sie eine Schlange sehen, während doch alle unsere Verzierungen in Pompeji schlangenförmig sind.«

    »Sehet nur,« sagte ein Dritter, ein Fabrikant von Bronzewaaren, »wie jener Nazarener die Feierlichkeit des Opferzuges verspottet. Er murmelt gewiß Flüche auf den Tempel. Weißt Du wohl, Celsinus, daß dieser Bursche, als er neulich an meiner Bude vorbeiging und mich an einer Statue der Minverva beschäftigt sah, mir mit Stirnrunzeln erklärte, wenn sie von Marmor wäre, so würde er sie zerbrochen haben, aber das Erz sei zu stark für ihn. ›Eine Göttin zerbrechen!‹ sagte ich – ›eine Göttin,‹ antwortete der Atheist, ›es ist ein Dämon, ein böser Geist.‹ Dann setzte er fluchend seinen Weg fort. Ist so etwas zu dulden? Was Wunder, daß die Erde in der letzten Nacht so fürchterlich erbebte, wie um den Atheisten aus ihrem Schooß zu werfen. Ein Atheist, sag' ich? Noch etwas Schlimmeres, ein Verächter der schönen Künste! – Wehe uns Bronzefabrikanten, wenn solche Burschen der Gesellschaft Gesetze geben dürften!«

    »Dies sind die Mordbrenner, die unter Nero Rom anzündeten,« seufzte der Juwelier.

    Während solche freundliche Bemerkungen über das Aussehen und den Glauben des Nazareners gewechselt wurden, gewahrte auch Olinth selbst den Eindruck, den er hervorbrachte; er schaute sich um und beobachtete die aufmerksamen Gesichter des Haufens, der immer größer wurde, ihn angaffte und sich allerlei zuflüsterte. Er betrachtete die Menge einen Augenblick mit einem Ausdrucke des Trotzes, darauf des Mitleidens, und entfernte sich sodann, nachdem er seinen Mantel um sich geschlagen, indem er hörbar murmelte: »Verblendete Götzendiener! – Hat euch das Erdbeben der vorigen Nacht nicht gewarnt? Ach, wie werdet ihr am letzten Tage bestehen!«

    Die Menge, welche diese weissagenden Worte hörte, legte sich dieselben verschieden aus, je nach den verschiedenen Schattirungen der Unwissenheit oder Furcht; alle jedoch stimmten in der Ansicht überein, daß eine schreckliche Verwünschung in ihnen liege. Sie betrachteten den Christen als den Feind der Menschen; die Beiworte, mit denen sie ihn überhäuften, unter denen Atheist das beliebteste und häufigste war, dürften vielleicht uns, die Bekenner desselben nunmehr triumphierenden Glaubens, als Warnung dienen, solchen Meinungsverfolgungen, wie sie Olinth erlitt, uns nicht hinzugeben, und diejenigen, deren Ansichten von den unsrigen verschieden sind, nicht mit solchen Ausdrücken zu beschimpfen, wie sie den Vätern unseres Glaubens damals so reichlich zu Teil wurden.

    Während Olinth durch die Menge hinschritt und einen der weniger besuchten Ausgänge des Forums erreichte, gewahrte er ein blasses und ernstes Antlitz, das ihn scharf ansah, und das er auch sofort erkannte.

    In ein Pallium gehüllt, das seine heiligen Gewänder teilweise verbarg, betrachtete der junge Apäcides den Jünger dieses neuen und geheimnisvollen Glaubens, zu dem er selbst einmal halb bekehrt worden war.

    »Ist auch er ein Betrüger? Macht auch dieser Mann, der so schlicht und einfach in seinem Leben, in seinem Anzuge und in seiner Miene ist – macht auch er, wie Arbaces, äußerliche Strenge zum Deckmantel der Sinnlichkeit? Verbirgt der Schleier der Vesta die Laster der Verworfenheit?«

    Olinth, der an den Umgang mit Leuten aus allen Klassen gewöhnt war, und mit der Begeisterung seines Glaubens eine tiefe Menschenkenntnis verband, erriet vielleicht aus den Gesichtszügen des Isispriesters etwas von dem, was in der Brust des Letzteren vorging. Mit festem Auge und heiterer und aufrichtiger Stirne hielt er den prüfenden Blick des Apäcides aus.

    »Friede sei mit Dir!« sagte er, den Apäcides grüßend.

    »Friede,« wiederholte der Priester in einem so hohlen Tone, daß er dem Nazarener zum Herzen drang.

    »In diesem Wunsche,« fuhr Olinth fort, »sind alle guten Gaben vereinigt – ohne Tugend kannst Du keinen Frieden haben. Wie der Regenbogen ruht der Friede auf der Erde, aber seine Wölbung verliert sich in den Himmel. Der Himmel badet ihn in den Tinten des Lichts – er entsteht inmitten von Tränen und Wolken, ist ein Abglanz der ewigen Sonne, ein Bürge der Ruhe, das Zeichen eines großen Bundes zwischen Gott und dem Menschen. Ein solcher Friede, junger Mann, ist das Lächeln der Seele, ein Ausfluß von dem fernen Kreis des unsterblichen Lichts. Friede sei mit Dir!«

    »Ach!« begann Apäcides, gewahrte jedoch sofort die neugierigen Blicke der Umherschlenderer, die gerne erforscht hätten, was denn der Gegenstand eines Gesprächs zwischen einem Nazarener und einem Isispriester sein könne; er hielt deshalb inne und setzte mit leiser Stimme hinzu: »Hier können wir uns nicht unterhalten, aber ich will Dir an die Ufer des Flusses folgen; dort gibt es einen Spaziergang, der um diese Stunde gewöhnlich einsam und verlassen ist.«

    Olinth nickte bejahend. Mit schnellem Schritt, aber mit lebhaftem und beobachtenden Auge ging er durch die Straßen. Da und dort wechselte er einen ausdrucksvollen Blick oder ein leichtes Zeichen mit einem der Vorbeigehenden, der seiner Kleidung nach den unteren Klassen angehörte; denn das Christentum war hierin ein Vorbild aller andern minder wichtigen Revolutionen – das Senfkorn wucherte in den Herzen der Armen. Unter den Hütten der Armut und des Fleißes hatte der gewaltige Strom, der später die Städte und Paläste der Erde mit seinem breiten Gewässer bespülte, seine unbeachtete Quelle.

    Die Rechtsgelehrten und die Klienten nämlich, wenn sie ihren Patronen aufwarteten, behielten die Toga selbst dann noch bei, nachdem diese bei der übrigen Bevölkerung außer Gebrauch gekommen war.

    Im Museum zu Neapel befindet sich ein wenig bekanntes Gemälde, das eine Seite des damaligen Forums zu Pompeji darstellt und mir bei gegenwärtiger Beschreibung die wesentlichsten Dienste leistete.

    Dieser Aberglaube, dessen ich im vorliegenden Werke mehr als einmal gedacht habe, dauert in Großgriechenland mit kaum verminderter Kraft noch immer fort. Ich erinnere mich, daß eine Dame aus Neapel vom höchsten Rang und von einem Geist und einer Bildung, wie man sie unter den vornehmen Italienern beiderlei Geschlechtes selten trifft, in einem Gespräche mit mir plötzlich die Farbe wechselte und eine reiche und sonderbare Bewegung mit ihren Fingern machte. »Mein Gott, jener Mann,« flüsterte sie zitternd.

    Zweites Kapitel.

    Die Mittagsfahrt auf dem kampanischen Meer.

    »Aber erzähle mir Glaukus,« sagte Ione, als sie in ihrem Lustboote den kräuselnden Corpus hinabfuhren, »wie kamst Du mit Apäcides zu meiner Befreiung von jenem schändlichen Manne herbei?«

    »Frage die Nydia dort,« antwortete der Athener, auf das blinde Mädchen deutend, das in einiger Entfernung von ihnen, nachdenkend auf seine Lyra gelehnt, saß. »Ihr mußt Du danken, nicht uns. Sie scheint in mein Haus gekommen zu sein, und da sie mich dort nicht traf, Deinen Bruder in seinem Tempel aufgesucht zu haben; er begleitete sie zu Arbaces; unterwegs trafen sei mich in einer Gesellschaft von Freunden, denen ich mich in der heitern Stimmung über Deinen freundlichen Brief angeschlossen hatte. Nydia's scharfes Ohr erkannte meine Stimme – wenige Worte genügten, mich zum Begleiter des Apäcides zu machen; meinen Gefährten übrigens sage ich nicht, warum ich sie verließ – konnte ich ihren leichten Zunge und ihrer Indiscretion Deinen Namen anvertrauen? Nydia führte uns an die Gartentür, durch welche wir Dich nachher trugen; wir traten ein und wollten uns eben in die Geheimnisse jenes argen Hauses stürzen, als wir Dein Geschrei in einer andern Richtung vernahmen. Das Übrige weißt Du.«

    Ione errötete tief; dann erhob sie ihre Augen zu Glaukus und in ihnen las er all den Dank, den sie nicht auszusprechen vermochte.

    »Komm hierher, meine Nydia,« sprach Ione zärtlich zu der Thessalierin. »Sagte ich Dir nicht, Du sollest meine Schwester und Freundin sein? Bist Du nicht schon mehr gewesen – meine Beschützerin, meine Erretterin?«

    »Das ist unbedeutend,« antwortete Nydia kalt, ohne aufzusehen.

    »Ah, ich vergaß,« fuhr Ione fort, »daß ich zu Dir kommen muß.« Damit schritt sie längs der Schiffsbank hin, bis sie zu der Stelle kam, wo Nydia saß, schlang ihre Arme zärtlich um sie und bedeckte ihre Wangen mit Küssen.

    Nydia war an diesem Morgen blässer als gewöhnlich und ihr Gesicht wurde sogar noch bleicher und farbloser, während die schöne Neapolitanerin sie umarmte. »Aber wie kam es denn, Nydia,« flüsterte Ione, »daß Du die Gefahr, der ich ausgesetzt war, so genau errietest? Kanntest Du den Ägypter schon?«

    »Ja, ich kannte seine Laster.«

    »Und woher?«

    »Edle Ione, ich war eine Sklavin der Lasterhaften – die, denen ich diente, waren seine Gehülfen.«

    »Du hast wohl sein Haus schon betreten, da Du jenen geheimen Eingang so genau kanntest?«

    »Ich habe dem Arbaces auf meiner Leier gespielt,« erwiderte Nydia verlegen.

    »Und Du bist der Gefahr entgangen, aus der Du Ione gerettet hast?« entgegnete die Neapolitanerin in einer Stimme, die für das Ohr des Glaukus zu leis war.

    »Edle Ione, wir stehen weder Schönheit noch Rang zur Seite; ich bin ein Kind, eine Sklavin und blind; die Verachteten sind immer sicher.«

    Nydia gab diese demütige Antwort in einem schmerzlichen, stolzen und entrüsteten Tone, und Ione fühlte, daß sie durch längeres Besprechen dieses Gegenstandes das arme Kind nur verwunden würde. Sie blieb deshalb still und die Barke schwamm jetzt in die See hinaus.

    »Gestehe, daß ich Recht hatte,« sprach Glaukus, »als ich Dich bestimmte, diesen schönen Mittag nicht in Deinem Zimmer zuzubringen – gestehe, daß ich Recht hatte.«

    »Du hattest Recht, Glaukus,« fiel Nydia schnell ein.

    »Das liebe Kind spricht für Dich,« erwiderte der Athener. »Gestatte mir jedoch, mich Dir gegenüber zu setzen, sonst könnte unser leichtes Boot das Gleichgewicht verlieren.«

    Mit diesen Worten nahm er seinen Sitz gerade Ione gegenüber und bildete sich, vorwärts lehnend, ein, es sei ihr Atem und nicht der Sommerwind, der die Wohlgerüche über das Meer hinströme.

    »Du wolltest mir sagen,« sprach Glaukus, »weshalb mir Deine Tür so viele Tage verschlossen war.«

    »Oh, denke nicht

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