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Kaum zu glauben: Wunder im Neuen Testament
Kaum zu glauben: Wunder im Neuen Testament
Kaum zu glauben: Wunder im Neuen Testament
eBook584 Seiten

Kaum zu glauben: Wunder im Neuen Testament

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Über dieses E-Book

Die Frage der Wunder wird seit der Aufklärung kontrovers beurteilt. Wunderauslegung findet seither in Auseinandersetzung mit dem naturwissenschaftlich-rationalen Wahrheitsbegriff statt. Neben zahlreichen Versuchen, Wunder rational zu erklären, werden sie als fromme Mythen eingestuft oder, gegen die Erkenntnisse moderner Vernunft, als historische Tatsachen behauptet. Der Autor fragt nach dem spezifischen Wahrheitsbegriff der Wundererzählungen, stellt die Wunder Jesu und der Apostel in den Kontext alttestamentlicher Wundertraditionen sowie zeitgeschichtlicher Wundervorstellungen und fragt nach dem Stellenwert der Wunder im Rahmen der frühchristlichen Verkündigung. Leitfrage des Buches ist die nach Wahrheit und Wirklichkeit der biblischen Wundererzählungen: Was ist ein Wunder? Inwiefern sind die Wunder Jesu und der Apostel glaubwürdig? Kann man heute an Wunder glauben, ohne die rationale Vernunft zu leugnen? Wie steht es um den Geltungsanspruch des naturwissenschaftlichrationalen Wahrheitsbegriffs? Mit diesem Zugang wird nicht nur dem theologisch gebildeten Fachpublikum, sondern auch einer interessierten Laienöffentlichkeit ein zentrales Thema neutestamentlicher Theologie erschlossen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Feb. 2016
ISBN9783788729110
Kaum zu glauben: Wunder im Neuen Testament
Autor

Kurt Erlemann

Dr. Kurt Erlemann ist Professor für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Bergischen Universität Wuppertal.

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    Buchvorschau

    Kaum zu glauben - Kurt Erlemann

    Inahltsverzeichnis

    Titelei

    Impressum

    Vorwort

    1 Erste Fragen und Antworten

    These 1: Auf die Wahrnehmungsart kommt es an!

    1.1 Was ist Sinn und Zweck des Buches?

    1.2 Was können wir wirklich wissen?

    1.3 Wie geht das Buch vor?

    1.4 Welche Themen sind mitzudenken?

    1.5 Wie ist das Buch zu lesen?

    Anfrage 2: Was ist ein Mythos?

    2 Wunder und Wirklichkeit

    These 2: Kein christlicher Glaube ohne Wunderglauben!

    2.1 Was sind eigentlich Wunder?

    2.1.1 Hoffnungsanker in verzweifelter Lage

    2.1.2 Nicht planbare Wendungen zum Guten

    2.1.3 Heilvolle Fügungen von oben

    2.1.4 Naturwunder: Manifestationen göttlicher Schöpfermacht

    2.1.5 Biblische Wunderterminologie

    2.1.6 Die Textgrundlage

    2.1.7 Fazit: Unerklärliches, das zum Staunen bringt

    2.2 Welche Wunder kannte die antike Welt?

    2.2.1 Göttliche Epiphanien*

    2.2.2 Dämonenaustreibungen

    2.2.3 Heilungswunder (Therapien)

    2.2.4 Geschenkwunder

    2.2.5 Totenerweckungen

    2.2.6 Natur- und Rettungswunder

    2.2.7 Normenwunder

    2.2.8 Prophetische Zeichenhandlungen

    2.2.9 Strafwunder

    2.2.10 Führungswunder

    2.2.11 Entrückungen

    2.2.12 Metamorphosen

    2.2.13 Kosmisch-apokalyptische Zeichen

    2.2.14 Schadenzauber

    2.2.15 Fazit: Alles, was Heil schafft, und noch mehr!

    2.3 War die Antike eine Welt voller Wunder?

    2.3.1 Von Göttern, Halbgöttern und anderen Wundertätern

    2.3.2 Von jüdischen Wunder- und Zeichenpropheten

    2.3.3 Von Magiern, Gauklern und Zauberern

    2.3.4 Von Kaisern und Dämonen

    2.3.5 Wunderglaube und Wunderskepsis

    2.3.6 Fazit: Staunenswerte Ausnahme-Erscheinungen

    2.4 Wer war Jesus in den Augen seiner Zeit?

    2.4.1 War Jesus ein Magier?

    2.4.2 War Jesus ein jüdischer Wunderprophet?

    2.4.3 War Jesus ein Heiler mit übernatürlichen Kräften?

    2.4.4 Vermittler der heilvollen Zuwendung Gottes

    2.4.5 Fazit: Jesus – Wundertäter in der Vollmacht Gottes

    2.5 Wie beurteilt die Forschung die Wunder?

    2.5.1 Was in der Bibel steht, ist wahr!

    2.5.2 Als die Vernunft Karriere machte

    2.5.3 Streit um die Beweisbarkeit der Wunder

    2.5.4 Wunder als Relikte eines überholten Weltbildes

    2.5.5 Neue Argumente gegen die Glaubwürdigkeit der Wunder

    2.5.6 Weg von den Wundern, hin zu den Wundergeschichten

    2.5.7 Die neue Frage nach dem historischen Kern der Wunder

    2.5.8 Die Einsicht in die Grenzen des Wunderverstehens

    2.5.9 Fazit: Das Dilemma der falschen Messlatte

    2.6 Ergebnis: Wunder halten sich nicht an die Vernunft

    Anfrage 3: Wer war Apollonius von Tyana?

    Anfrage 4: Wie funktionierte das Gesundheitswesen?

    Anfrage 5: Welche Krankheiten heilte Jesus?

    3 Die Wundergeschichte Israels

    These 3: Die Geschichte Israels ist ein einziges Wunder!

    3.1 Ein Lob auf den Wunder wirkenden Gott Israels

    3.1.1 Bei näherer Betrachtung: Wunder über Wunder!

    3.1.2 Sinn und Zweck der Wunder Gottes

    3.1.3 Die Spitze des biblischen Gottesbildes

    3.1.4 Fazit: Alles ist Gottes Wunderkraft zu verdanken!

    3.2 Die wunderbare Schöpfung der Welt

    3.2.2 Bekenntnis zum Schöpfergott in Krisenzeiten

    3.2.3 Die wunderbare Weltordnung

    3.2.4 Fazit: Das Urwunder: die Schöpfung der Welt

    3.3 Strafwunder zur Bewahrung der Schöpfungsordnung

    3.3.1 Die Vertreibung aus dem Paradies – kein Wunder!

    3.3.2 Fluch und Schutzzeichen gegen Mord und Blutrache

    3.3.3 Bewahrung des ‚Abstandsgebots‘, Teil 1

    3.3.4 Sintflut – Strafwunder zur Rettung der guten Schöpfung

    3.3.5 Bewahrung des Abstandsgebots, Teil 2

    3.3.6 Fazit: Grundlegende Kurskorrekturen

    3.4 Stammeltern: Vielfältige Führungswunder

    3.4.1 Abrahams wunderbare Führung ins gelobte Land

    3.4.2 Eine Vision und die Verheißung später Elternschaft

    3.4.3 Sodom und Gomorra: Déj→ -vu des strafenden Gottes

    3.4.4 Eine wunderbare Begegnung am Brunnen

    3.4.5 Esau und Jakobs Weg zu einer wunderbaren Versöhnung

    3.4.6 Ein nächtlicher Kampf mit Gott und große Versöhnung

    3.4.7 Der wunderbare Weg Josefs

    3.4.8 Fazit: Ein wunderbares göttliches Arrangement

    3.5 Exodus*: Mit Gottes Macht aus der Ohnmacht

    3.5.1 Der wunderbare Werdegang des Mose

    3.5.2 Wunderbare Bewahrung der Israeliten in Ägypten

    3.5.3 Das Wunder vom Schilfmeer

    3.5.4 Fazit: Menschliche Ohnmacht zerbricht an Gottes Macht

    3.6 Wüste: Das Wunder der wandernden Oase

    3.6.1 Gott als verlässliches ‚Navi‘ in der Orientierungslosigkeit

    3.6.2 Das tägliche ‚Carepaket‘: Trinkwasser, Manna, Wachteln

    3.6.3 Strafwunder gegen das aufbegehrende Volk

    3.6.4 Gotteserscheinung und Bund am Sinai

    3.6.5 Fazit: Gottes Wunder – Geschenk und Vertrauenssache

    3.7 Landnahme: Schachzüge göttlicher Kriegskunst

    3.7.1 Erstaunliche Siege gegen übermächtige Armeen

    3.7.2 Die wunderbare Jordanquerung

    3.7.3 Die Wunderklänge der Posaunen von Jericho

    3.7.4 Fazit: Mit Gott an der Seite lässt sich alles erreichen!

    3.8 Richter & Könige: Das Wunder göttlichen Charismas

    3.8.1 Die Anfänge des Charismatikertums

    3.8.2 Debora: Prophetin und Liedermacherin

    3.8.3 Gideon: geistbegabter Retter Israels

    3.8.4 Simson: göttlicher Held mit Schwächen

    3.8.5 Saul: Vom Charismatiker* zum Besessenen

    3.8.6 David: Die helle und die dunkle Seite des Charismas

    3.8.7 Fazit: Göttliches Charisma – Geschenk und Anspruch

    3.9 Propheten: Erinnerungen an Gottes Wundermacht

    3.9.1 Samuel: Prophet und Königsmacher

    3.9.2 Nathan: Mittler von Verheißung und Fluch

    3.9.3 Elia und Elisa: Hilfewunder →  la Jesus

    3.9.4 Hosea und Ezechiel: Vielsagende Zeichenhandlungen

    3.9.5 Jona: Wunderbare Umkehr der Feinde Israels

    3.9.6 Fazit: Punktuelle Manifestationen göttlicher Allmacht

    3.10 Hoffnung auf wunderbare Wiederherstellung Israels

    3.10.1 Die unerwartete Rückkehr aus Babylon

    3.10.2 Der Heil bringende Messias

    3.10.3 Die wunderbare Erneuerung des Menschen

    3.10.4 Das Wunder der Neuschöpfung

    3.10.5 Hoffnung auf wunderbaren schalóm

    3.10.6 Fazit: Sehnsucht nach umfassender Wunderkraft Gottes

    3.11 Nachspiel: Glorifizierung der Vergangenheit

    3.12 Ergebnis: Gott sind alle Wunder zuzutrauen!

    Anfrage 6: Was ist die Bundeslade?

    Anfrage 7: Wer war Flavius Josephus?

    4 Der Wundertäter Jesus von Nazareth

    These 4: Wahr sind die Wunder aufgrund ihrer Wirkung!

    4.1 Hat Jesus überhaupt Wunder getan?

    4.1.1 Das historische Fragezeichen

    4.1.2 Der Wahrheitsanspruch der Evangelien

    4.1.3 Abgestufte Glaubwürdigkeit?

    4.1.4 Fazit: Nichts ist beweisbar, nichts widerlegbar!

    4.2 Welche Wunder werden Jesus zugeschrieben?

    4.2.1 Göttliche Epiphanien

    4.2.2 Dämonenaustreibungen

    4.2.3 Heilungswunder (Therapien)

    4.2.4 Geschenkwunder

    4.2.5 Totenerweckungen

    4.2.6 Natur- und Rettungswunder

    4.2.7 Normenwunder

    4.2.8 Prophetische Zeichenhandlungen

    4.2.9 Jesus und die Zeichenforderungen

    4.2.10 Wunder, die an Jesus vollzogen werden

    4.2.11 Jesuswunder, die nicht in der Bibel stehen

    4.2.12 Fazit: Zeichen und Werbung für Gottes neue Welt

    4.3 Wie kam es zum Glauben an den Wundertäter Jesus?

    4.3.1 Erster Ausgangspunkt: Jesus der Charismatiker

    4.3.2 Zweiter Ausgangspunkt: Die Ostererfahrung

    4.3.3 Erste Konsequenz: Jesus ist der Gottessohn!

    4.3.4 Zweite Konsequenz: Jesus ist alles zuzutrauen!

    4.3.5 Dritte Konsequenz: Jesus stammt von Gott selbst!

    4.3.6 Fazit: Historische Begegnungen erzeugten den Glauben

    4.4 Weshalb hat Jesus nicht alle geheilt?

    4.4.1 Verzicht auf Allmachtsdemonstrationen

    4.4.2 Wunder – Schlaglichter der Gottesherrschaft

    4.4.3 Wunder – unscheinbarer Anfang des Neuen

    4.4.4 Wunder – Zeichen der Hoffnung

    4.4.5 Offenheit der Geschichte als Chance

    4.4.6 Fazit: Wunder provozieren Glaube, Liebe und Hoffnung

    4.5 Weshalb wurde Jesus trotz der Wunder abgelehnt?

    4.5.1 Die ambivalente Wirkung der Wunder

    4.5.2 Verdacht auf Magie und Zauberei

    4.5.3 Wunder als gesellschaftliche Grundsatzkritik

    4.5.4 Kreuzigung – Provokation eines letzten Machterweises?

    4.5.5 Fazit: Unerträgliche Konfrontation mit dem Wesentlichen

    4.6 Ostern – Wunder oder frommer Wunsch?

    4.6.1 Ausgangspunkt: Er ist wieder da!

    4.6.2 Erste Konsequenz: Jesus ist auferstanden!

    4.6.3 Zweite Konsequenz: Das Grab ist leer!

    4.6.4 Dritte Konsequenz: Der Glaube an Gottes Sohn ist wahr!

    4.6.5 Vierte Konsequenz: Jesu Tod war ein Heilstod!

    4.6.6 Hoffnung auf die allgemeine Totenauferstehung

    4.6.7 Leiblich auferstanden? Gretchenfrage des Gottesglaubens

    4.6.8 Fazit: Bestätigung der Vollmacht und des Weges Jesu

    4.7 Ergebnis: Konfrontation mit der Schöpferkraft Gottes

    Anfrage 8: Ist Jesus ein ‚göttlicher Mensch‘?

    Anfrage 9: Wie stehen Jesus und Gott zueinander?

    5 Weitere Wundertäter im Neuen Testament

    These 5: Der Weg der Wunder Gottes geht weiter!

    5.1 Jünger und Apostel – rechtmäßige Nachfolger Jesu?

    5.1.1 Vorösterliche Verheißung und Bevollmächtigung

    5.1.2 Die (eigentlichen) Wundertäter

    5.1.3 Zeichen, Wunder und Krafttaten

    5.1.4 Wunder und Charisma

    5.1.5 Die Wundermittel

    5.1.6 Voraussetzungen und Wirkungen der Wunder

    5.1.7 Fazit: Wundertäter und Wunderempfänger in einem

    5.2 Fremde Wundertäter – ungeliebte Konkurrenten?

    5.2.1 ‚Wer nicht gegen uns ist, ist für uns‘

    5.2.2 ‚Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich‘

    5.2.3 Simon Magus: Verfluchung eines ‚Abstaubers‘

    5.2.4 Barjesus: Scheitern eines Falschpropheten

    5.2.5 Orakel von Philippi: Problematische Einnahmequelle

    5.2.6 Die Skeuassöhne: Ende der Zauberei in Ephesus

    5.2.7 Fazit: Mit Jesu Vollmacht lässt sich kein Geld verdienen!

    5.3 Satan und Dämonen – perfide Nachahmer?

    5.3.1 Satanische Plagen – pädagogische Rute Gottes

    5.3.2 Satanische Exorzisten

    5.3.3 Falschpropheten und Pseudochristusse

    5.3.4 Das perfide Spiel der satanischen ‚Antitrinität‘

    5.3.5 Fazit: Ein Appell, genau hinzusehen!

    5.4 Ergebnis: Verschärfung der Vollmachtsfrage

    Anfrage 10: Was ist Charisma*?

    Anfrage 11: Was ist ein Orakel?

    Anfrage 12: Was sind Zauberpapyri?

    6 Die Theologie der Wundererzählungen

    These 6: Die Wunder bündeln die christliche Hoffnung

    6.1 Was haben die Wunder mit dem Glauben zu tun?

    6.1.1 Glaube bewirkt Wunder

    6.1.2 Unglaube blockiert Wunder

    6.1.3 Wunder bewirken Glauben

    6.1.4 Fazit: Im Glauben werden Wunder Wirklichkeit

    6.2 Ist das eigentliche Wunder die Sündenvergebung?

    6.2.1 ‚Deine Sünden sind dir vergeben‘ (Mk 2,1-12)

    6.2.2 ‚Sündige hinfort nicht mehr‘ (Joh 8,1-11)

    6.2.3 ‚…damit dir nichts Schlimmeres widerfahre‘ (Joh 5,1-18)

    6.2.4 ‚Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde‘ (Joh 9)

    6.2.5 Fazit: Wunder sind eine Chance zum Neubeginn

    6.3 Weshalb ist Nachfolge wichtig?

    6.3.1 Beispiel 1: Die Schwiegermutter des Petrus

    6.3.2 Beispiel 2: Bartimäus

    6.3.3 Beispiel 3: Der Samaritaner

    6.3.4 Beispiel 4: Der Blindgeborene

    6.3.5 Fazit: Wunder führen zu neuen Lebenszielen

    6.4 Ist die neue Welt Gottes in den Wundern schon da?

    6.4.1 Hinweise auf den Messias

    6.4.2 Gottesreich und Dämonenaustreibungen

    6.4.3 Akte der Neuschöpfung

    6.4.4 Hinweise auf das Ende der Vergänglichkeit

    6.4.5 Fazit: Werbeclips des Gottesreiches

    6.5 Der Tod Jesu – eine Folge der Wunder?

    6.5.1 Die polarisierende Wirkung der Wunder

    6.5.2 Zeichenforderungen und Vollmachtsfrage

    6.5.3 Das Problem der Schweigegebote

    6.5.4 Fazit: Provokationen des Glaubens

    6.6 Welche Moral gilt in den Wundererzählungen?

    6.6.1 Die Jünger als schlechte Vorbilder

    6.6.2 Barmherzigkeit den Notleidenden gegenüber

    6.6.3 Rückführung der Ausgegrenzten

    6.6.4 Entlastung von Schuld

    6.6.5 Aufrichtung neuen Selbstbewusstseins

    6.6.6 Loslassen in ein befreites Leben

    6.6.7 Mut, Widerstände zu überwinden

    6.6.8 Aufruf zum sorgenfreien Teilen

    6.6.9 Befreiung zum Feiern

    6.6.10 Heilvolle Umkehrung ethischer Normen

    6.6.11 Fazit: Das Wohl des Menschen steht über allem!

    6.7 Was sagen die Wundererzählungen über Gott?

    6.7.1 Der Sender und der Gesandte

    6.7.2 Der wirkmächtige Schöpfer

    6.7.3 Der Herr über Leben und Tod

    6.7.4 Der treue Gott Israels und der Menschheit

    6.7.5 Der fürsorgliche Vater

    6.7.6 Der sanftmütige Gott

    6.7.7 Der Welterneuerer

    6.7.8 Fazit: Werbung für den heilvollen Weg Gottes

    6.8 Ergebnis: Schlaglichter der neuen Welt Gottes

    Anfrage 13: Was meint Glaube?

    Anfrage 14: Was meint Sündenvergebung?

    Anfrage 15: Was meint Nachfolge?

    Anfrage 16: Was meint Reich Gottes?

    7 Sinnebenen in den Wundererzählungen

    These 7: Die leibliche Sinnebene ist unverzichtbar!

    7.1 Auslegungsmodelle seit der Neuzeit

    7.2 Physische Ebene: Leibliche Erlösung

    7.2.1 Die physische Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.2.2 Die Bedeutung körperlicher Gesundheit

    7.2.3 Die Auswirkungen physischer Krankheit

    7.2.4 Heilungen und das Ende der Vergänglichkeit

    7.2.5 Gretchenfrage des Glaubens

    7.2.6 Fazit: Befreiung von Vergänglichkeit

    7.3 (Tiefen-)Psychische Ebene: Seelische Befreiung

    7.3.1 Die psychische Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.3.2 Körperliche Heilung als Symptombehandlung

    7.3.3 Sündenvergebung als Ursachenbehandlung

    7.3.4 Wiederherstellung des Selbstbewusstseins

    7.3.5 Zwölf – Zahl des Durchgangs vom Tod zum Leben

    7.3.6 Fazit: Befreiung von inneren Fesseln

    7.4 Soziale Ebene: Gesellschaftliche Erneuerung

    7.4.1 Die sozialkritische Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.4.2 Der gesellschaftliche Status der Kranken

    7.4.3 ‚Geh hin und zeige dich dem Priester!’ (Mk 1,44)

    7.4.4 ‚Werft eure Netze zum Fang aus!’ (Lk 5,4)

    7.4.5 Fazit: Befreiung aus Isolation und sozialer Not

    7.5 Mythisch-kosmische Ebene: Wege aus der Angst

    7.5.1 Die mythische Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.5.2 Himmlische Grenzöffnungen

    7.5.3 Kampf den Dämonen!

    7.5.4 Befriedung der Naturgewalten

    7.5.5 Fazit: Befreiung aus Weltangst und Ohnmacht

    7.6 Kultische Ebene: Direkter Zugang zu Gott

    7.6.1 Die kultische Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.6.2 Begründung kultischer Handlungen

    7.6.3 Delegitimierung des Jerusalemer Tempelkults

    7.6.4 Delegitimierung anderer Kultstätten

    7.6.5 Fazit: Befreiung aus kultischen Konventionen

    7.7 Diakonisch-missionarische Ebene: Eröffnung neuer Handlungsperspektiven

    7.7.1 Die diakonische Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.7.2 Befähigung zur Lebenshingabe

    7.7.3 Befähigung zur Verkündigung

    7.7.4 Befähigung zum diakonischen Handeln

    7.7.5 Anleitung zum Beten und Teilen

    7.7.6 Fazit: Befreiung aus Ichbezogenheit

    7.8 Kommunikative Ebene: Sich mitteilen können

    7.8.1 Die kommunikative Sinnebene in der Wunderauslegung

    7.8.2 Spontanes Erbarmen

    7.8.3 Jesus lässt sich bitten

    7.8.4 Gespräche mit Bittstellern und Augenzeugen

    7.8.5 Kommunikation mit Dämonen

    7.8.6 ‚Schulmedizinische‘ Therapien

    7.8.7 Wunderkräftige Berührungen

    7.8.8 Heilung und Rettung per Befehl

    7.8.9 Vergebung und Heilung durch performative Rede

    7.8.10 Heilung durch Gebet

    7.8.11 Fernheilungen ohne Worte

    7.8.12 Anweisungen vor und nach dem Wunder

    7.8.13 Kritik am Unglauben der Menschen

    7.8.14 Fazit: Befreiung aus Sprachlosigkeit

    7.9 Ergebnis: Wunder – vielschichtige Befreiungakte

    Anfrage 17: Was sind Dämonen?

    Anfrage 18: Was ist Schamanismus?

    8 Vermittelbarkeit von Wundern heute

    These 8: Wunder lassen sich auch heute erleben!

    8.1 Technik und Wunderglaube – geht das zusammen?

    8.1.1 Der Monopolanspruch des modernen Wahrheitsbegriffs

    8.1.2 Das Dilemma: Die körperliche Dimension der Wunder

    8.1.3 Kritik am modernen Wahrheitsbegriff

    8.1.4 Das Modell der vier Türen (Klaus Berger)

    8.1.5 Das Modell komplementärer Wahrnehmungsarten

    8.1.6 Fazit: Sich ergänzende Wahrnehmungsbereiche

    8.2 Welcher Logik folgen die Wunder?

    8.2.1 Wunder sind unverfügbar

    8.2.2 Die Logik des Glaubens

    8.2.3 Die Logik der Liebe

    8.2.4 Die Logik der Hoffnung

    8.2.5 Fazit: Die Logik des Einswerdens

    8.3 Gibt es Brücken zur Wunderwelt der Bibel?

    8.3.1 Lourdes und andere unerklärliche Heilungen

    8.3.2 Paranormale Ereignisse

    8.3.3 Spirituelle und mythische Erfahrungen

    8.3.4 Wunder des Alltags

    8.3.5 Fazit: Erfahrungen konzentrierter Wirklichkeit

    8.4 Wann und wie können wir Wunder erfahren?

    8.4.1 Bereitschaft, sich unterbrechen zu lassen

    8.4.2 Staunenkönnen und Staunenwollen

    8.4.3 Sehnsucht nach heilvoller Veränderung

    8.4.4 Absolutes Vertrauen in Gott

    8.4.5 Eine wichtige Einschränkung

    8.4.6 Fazit: Sensibel werden für Gottes stille Führung

    8.5 Ist es vernünftig, auf Wunder zu hoffen?

    8.6 Ergebnis: Ohne Offenheit für Gott keine Wunder!

    Anfrage 19: Was ist Mystik?

    Anfrage 20: Was ist Esoterik?

    9 Wunderverständnis einzelner Schriften

    These 9: Wunder sind Zeichen der Neuschöpfung!

    9.1 Markus: Verkannte Zeichen des letzten Propheten

    9.2 Matthäus: Zusammenspiel von Glaube und Erbarmen

    9.3 Lukas: Charismatische Machttaten der Heilszeit

    9.4 Johannes: Akte der Neuschöpfung der Welt

    9.5 Paulus: Zeichen der neuen Wirklichkeit Gottes

    9.6 Weitere Briefe und Offenbarung: Verführungswunder und finaler kosmischer Exorzismus

    9.7 Rote Fäden und Entwicklungslinien

    9.8 Alt- und neutestamentlicher Wundergott

    9.9 Ergebnis: Akzente des Wunderwirkens Gottes

    Anfrage 21: Was ist das ‚Messiasgeheimnis‘?

    Anfrage 22: Was ist Apokalyptik?

    10 Zusammenfassung

    These 10: Wunder erklären die Fülle zum Lebensziel!

    10.1 Zurück zum Ausgangspunkt: Was ist ein Wunder?

    10.2 Was ist aus der Wunderforschung zu lernen?

    10.3 Wie sind die Wundererzählungen zu verstehen?

    10.4 Was tragen die Wunder zur Theologie bei?

    10.5 Wie bereichern Wunder die Weltwahrnehmung?

    10.6 Wie lassen sich Wunder adäquat vermitteln?

    10.7 Schlusswort

    Liedtext: Wunder geschehen

    Religionsgeschichtliche Vergleichstexte (T*)

    Abkürzungen (vgl. auch Textstellenverzeichnis)

    Erklärung von Fachbegriffen (Glossar*)

    Verzeichnis der Textstellen (in Auswahl)

    Zum Weiterlesen

    Übersicht: Die Wunder in den Evangelien

    Kurt Erlemann

    Kaum zu glauben!

    Wunder im Neuen Testament

    2015

    Neukirchener

    © 2016

    Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn

    Alle Rechte vorbehalten

    Lektorat: Volker Hampel

    DTP: Kurt Erlemann

    Umschlaggestaltung: Andreas Sonnhüter, Niederkrüchten

    Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen

    Printed in Germany

    ISBN 978–3–7887–2910–3 (Print)

    ISBN 978–3–7887–2911–0 (E-Pub)

    www.neukirchener-verlage.de

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Vorwort

    Der sechste Band der kleinen Reihe thematischer Einführungen ins Neue Testament ist den Wundern und Wundererzählungen gewidmet. Wunder gehören zum Faszinierendsten und zugleich Schwierigsten im jüdisch-christlichen Glauben. Einerseits sind sie als Quelle der Hoffnung auf Erlösung und auf Befreiung von allem, was das Leben einschränkt, unverzichtbar. Andererseits sind sie eine bleibende Provokation des modernen, naturwissenschaftlich-rationalen Wahrheitsbegriffs, demzufolge nur wahr ist, was wissenschaftlich erklärbar und beweisbar ist und was sich innerhalb der naturgesetzlichen Kausalitäten* bewegt. Wunder, speziell die der Bibel, entziehen sich dem aber. Daher stellen sie für die moderne Vernunft unmögliche Fiktionen dar. Das führt zu dem Dilemma, dass die Wundererzählungen in Theologie und Verkündigung weithin symbolisch gedeutet werden. So geht jedoch das Wunderhafte, ihre leiblich-physische Dimension, verloren, und ihre historische Glaubwürdigkeit wird preisgegeben.

    Das vorliegende Buch fragt danach, ob die skizzierte Sichtweise den Wundertexten gerecht wird. Im Zentrum steht die These, dass Wunder einer eigenen Logik folgen. Diese erschließt sich nicht der technisch-funktiona-listischen Weltwahrnehmung, sondern der religiös-mystischen (à 8.1.5). Die Unterscheidung mehrerer Wahrnehmungsarten eröffnet einen neuen Zugang zur Wahrheit und Wirklichkeit der Wunder. Das Buch führt in die biblischen Wundertexte ein, fragt danach, was sie miteinander verbindet, weist auf Möglichkeiten hin, sie heutzutage zu vermitteln, und sucht Brücken, die zur Wundererfahrung der Zeit Jesu hinüberführen.

    Abgesehen von unvermeidlichen Ausflügen in die Welt der Wunderforschung verzichtet auch dieser Band, der besseren Lesbarkeit willen, auf innertheologische Diskussionen. Fußnoten sind auf ein Minimum reduziert, Fremdwörter in Umschrift gesetzt, viele davon im Glossar* erklärt. Der Serviceteil bietet einige Register, um die Lektüre zu optimieren.

    Ich danke herzlich den Wuppertaler Studentinnen und Studenten Lina Lehmann, Sabrina Maeks, Lea Virgilia Rath, Tobias Rimke und Anna Stöcker für die fleißige Korrektur des Manuskripts und für kritische Hinweise zum Inhalt. Christian Jänig sei für die gründliche Durchsicht der Textstellenangaben, Thomas Wagner für wertvolle inhaltliche Hinweise herzlich gedankt! Für Layoutfinessen danke ich Astrid Padberg, für die Betreuung seitens der Neukirchener Verlagsgesellschaft Volker Hampel. Meine Frau Steffi Springer hat die Arbeit an diesem Band wieder sehr geduldig begleitet; ihr Beitrag am Gelingen des Buches lässt sich nicht beziffern – in Liebe Dank dafür! Gewidmet ist das Buch in memoriam unseren Paten Onkel Hans (1925-2005) und Tante Sigrid (1931-2015); sie waren uns zeitlebens wertvolle Ansprechpartner und treue Wegbegleiter!

    Wuppertal, Oktober 2015

    1 Erste Fragen und Antworten

    Die Wunder der Bibel sind kaum zu glauben! Der Buchtitel benennt das Hauptproblem im Umgang mit biblischen Wundergeschichten: Taten, die nicht nur erstaunlich, sondern geradezu unmöglich scheinen, riefen bereits in der Antike und erst recht seit der Aufklärung Skepsis hervor. An Taten zu glauben, die unerklärlich sind und den Naturgesetzen widersprechen, gilt als unvernünftig und rückständig.

    An der Wunderfrage macht sich die Wahrheitsfrage fest; die biblischen Wunder sind eine bleibende Provokation für die Vernunft und den naturwissenschaftlich-rationalen Wahrheitsbegriff.¹ Wer im 21. Jahrhundert immer noch am Wunderglauben festhält, gilt als unverbesserlich romantisch oder aber als unkritisch, naiv und unaufgeklärt.

    These 1: Auf die Wahrnehmungsart kommt es an!

    Ob man Wunder für möglich und wahr hält, hängt davon ab, wie man Wirklichkeit wahrnimmt. Im seit der europäischen Aufklärung vorherrschenden, technisch-funktionalistischen Wahrnehmungsmodus, sind Wunder nicht denkbar. Es bedarf der religiös-mythischen Wahrnehmungsart, um Wunder denken und erleben zu können (à 8.1.5).

    1.1 Was ist Sinn und Zweck des Buches?

    Wundererzählungen gehören zum Kernbestand biblischer Überlieferung, insbesondere der Evangelien. Sie sind aus der Verkündigung nicht wegzudenken. Angesichts der Fülle an Fachliteratur zum Thema (vgl. die kleine Auswahl auf S.227) stellt sich aber die Frage, was ein neues Wunderbuch, außer dass es diese kleine Buchreihe ergänzt, soll. Nun, die meisten Wunderbücher sind für Experten geschrieben, und zwar mit dem Anspruch, die Fachdiskussion voranzutreiben. Das vorliegende Buch ist demgegenüber ein Angebot an Menschen ohne große fachliche Vorkenntnisse, sich fundiert ins Thema einführen zu lassen. Ein weiterer Reiz des neuen Anlaufs liegt darin, sich der erwähnten Wahrheitsfrage zu stellen. Es ist ein wichtiges erkenntnisleitendes Interesse dieses Buches, nach einem Weg zu fragen, die Wunder als historische Ereignisse ernst zu nehmen und an Wunder glauben zu können, ohne sich damit ins intellektuelle Abseits zu stellen.

    Der Glaube an Wunder ist für den biblischen Gottes- und Erlösungsglauben unverzichtbar. Wer Wunder naturwissenschaftlich-rational zu beweisen versucht, erklärt das Wunderbare weg. Wer sie für irrational und unglaubwürdig erklärt, nimmt dem Glauben die Spitze. Wer ihre Bedeutung auf einen Symbolgehalt reduziert, vermeidet zwar den Konflikt mit dem modernen Wahrheitsbegriff, verliert aber ihre leibliche Sinnebene, die für den Glauben wesentlich ist.² – Darüber hinaus stellt sich die Frage: Sind die Wunder noch vermittelbar und nicht doch Relikte eines antiken Weltbildes? Gibt es Anknüpfungspunkte in der Alltagswelt, die Brücken zur Wunderwelt der Bibel schlagen könnten?

    1.2 Was können wir wirklich wissen?

    Historisch beweisen lässt sich nicht ein einziges Wunder der Bibel. Das liegt schon am Charakter der Texte selbst: Sie sind Glaubenszeugnisse, keine Tatsachenberichte! Damit könnte man es sich leicht machen. Der Weg zu einem mythischen* oder sonstwie symbolischen Verständnis ist von hier aus sehr kurz. In der neueren Wunderforschung wurden die Erzählungen regelmäßig als fromme Legenden, Fabeln, Mythen, Märchen, Wunschphantasien oder schlichtweg als Betrug gewertet.³ Im Gefolge der Neutestamentler Rudolf Bultmann und Ernst Käsemann wurden die Wunder als Thema der Theologie offiziell ad acta gelegt. Doch war das eine vorschnelle Einschätzung; seit ca. 1970 ist die Wunderdiskussion neu entflammt. Sie ist zwar nach wie vor stark vom rationalistischen Denken beeinflusst, doch mehren sich die Stimmen derer, die nach dem historischen Kern der Erzählungen fragen und dabei den Wahrheitsbegriff kritisch beleuchten (à 2.5.7; 2.5.8).

    1.3 Wie geht das Buch vor?

    Das Buch nähert sich der Wunderfrage anhand grundlegender Fragestellungen (Kapitel 2): Was ist ein Wunder überhaupt? Welche antiken Wunder sind überliefert? Wie wurden Wundertaten zur Zeit Jesu eingeschätzt? Wie wurde der Wundertäter Jesus wahrgenommen? Was sagt die Wunderforschung? Mit diesen Fragen kommt der Wahrheitsbegriff in den Blick, der für die biblischen Wundertexte maßgebend ist. – Ein Blick in die Wunderwelt des Alten Testaments (Kapitel 3) bereitet die Darstellung der neutestamentlichen Wunder vor. Neben den Wundern, die Jesus zugeschrieben werden (Kapitel 4), werden die Wunder anderer neutestamentlicher Wundertäter betrachtet (Kapitel 5). Der theologische Kontext der Wunder, mit Themen wie Glaube, Sündenvergebung, Nachfolge, Reich Gottes und Gottesbild, ist Inhalt von Kapitel 6. Die Sinnebenen der Wundererzählungen erschließt Kapitel 7. Die Frage der Vermittelbarkeit von Wunder(geschichten) heute schließt sich an (Kapitel 8). Die spezifischen Wundertheologien neutestamentlicher Schriften und Schriftengruppen werden in Kapitel 9 verglichen, Kapitel 10 führt die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

    1.4 Welche Themen sind mitzudenken?

    Die Aufgabenstellung des Buches berührt Themen, die zum Teil in den Haupttext, zum Teil in so genannte Anfragen zwischen den Kapiteln eingearbeitet sind. Zu diesen Themen gehört zu allererst der Wahrheitsbegriff im Schnittfeld von Religion, Philosophie und Naturwissenschaften. Ebenfalls gehört dazu die Frage, wie Wirklichkeit zur Zeit Jesu und heutzutage wahrgenommen wird. Um eine Diskussion der gängigen Wunderdeutungen kommt man nicht herum. Weiterhin werden Phänomene wie antike Medizin, Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit, Mythos*, Mystik*, Dämonenglaube, Magie und Schamanismus* gestreift; ebenso die Frage des biblischen Gottesbildes.

    1.5 Wie ist das Buch zu lesen?

    Das Buch ist so aufgebaut, dass es nicht von vorne bis hinten durchgelesen werden muss, um einen Gewinn daraus zu ziehen. Die einzelnen Kapitel sind weitgehend für sich selbst verständlich, sodass eine kursorische Lektüre möglich ist. Das wird durch zahlreiche Querverweise (‚à Abschnitt‘) erleichtert. Wie bei den Vorgängerbänden wurde auf forschungsinterne Diskussionen (abgesehen von Kapitel 2) weitgehend verzichtet. Die bewusst sparsam eingesetzten Fußnoten verweisen auf weiterführende Literatur; ebenso die Tipps zum Weiterlesen am Ende des Buches. Bibeltexte sind nach der Lutherübersetzung von 1984 zitiert. Asteriske (*) verweisen auf das Glossar (S.213), das Kürzel T* auf die kleine Sammlung Religionsgeschichtlicher Vergleichstexte (S.200). Der Serviceteil enthält darüber hinaus ein Abkürzungs-, ein Schlagwort- und ein Textstellenverzeichnis. Mit einer Übersicht über die Wundergeschichten der Evangelien (samt Querverweisen zu ihrem Besprechungsort) endet das Buch.

    Anfrage 1: Was ist Rationalismus?

    Der Begriff stammt aus dem Lateinischen (ratio) und bezeichnet eine philosophische Weltanschauung der europäischen Aufklärung; in ihr ist die menschliche Vernunft Dreh- und Angelpunkt des Erkennens. Für René Descartes (1596-1650) ist die ratio die einzig legitime Quelle der Erkenntnis, denn sie ist das Alleinstellungsmerkmal des Menschen („ich denke, also bin ich", lat. cogito ergo sum). Das ist der Startschuss für die Emanzipation von Philosophie, Natur- und Humanwissenschaften von der Vorherrschaft der Kirche und Theologie. Eine Konsequenz hieraus ist die Entkirchlichung (Säkularisierung) der Gesellschaft.

    Der Rationalismus sucht vernünftige Erklärungen für alles, sei es durch naturwissenschaftliche Experimente, historische Recherchen oder empirische Untersuchungen. Biblisch-theologische ‚Wahrheiten‘ werden kritisch hinterfragt und großenteils als Relikt überholter Weltsichten abgelehnt. Das gilt insbesondere für die Wunder; ihre supranaturale* Wahrheit wird nicht mehr akzeptiert. Der naturwissenschaftlich-rationale Wahrheitsbegriff hat bis heute quasi einen Monopolstatus (8.1). – Als theologische Reaktion auf den Rationalismus entwickelten sich unter anderem moderne Bibelkritik (Baruch de Spinoza, 1632-1677) und rationale Wunderdeutung (à 2.5).

    Anfrage 2: Was ist ein Mythos?

    Definition und traditioneller Mythosbegriff

    Laut Duden ist ein Mythos eine „Sage und Dichtung von Göttern, Helden und Geistern [der Urzeit] eines Volkes bzw. eine „legendär gewordene Gestalt od. Begebenheit, der man große Verehrung entgegenbringt.⁴ Die Definition nimmt unter anderem auf die (historisch unglaubwürdigen) Olympischen Göttersagen Bezug. Im Mythos werden unbegreifliche Naturmächte personifiziert und wichtige Persönlichkeiten des Gemeinwesens nachträglich verklärt. Mythos und Legende sind in diesem Sinne Teil des antiken Weltbildes; in ihnen spiegele sich allenfalls die Weltwahrnehmung und das Selbstverständnis ihrer Trägerkreise wieder. Dementsprechend formuliert Wikipedia⁵: „Ein Mythos […] ist in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Erzählung, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Im traditionellen religiösen Mythos wird durch den Mythos das Dasein der Menschen mit der Welt der Götter verknüpft." Auf dieser Grundlage entwickelte sich der neuzeitliche Mythosbegriff, der auch auf biblische Texte übertragen wurde und wird. Demgemäß gelten insbesondere Wundergeschichten als mythisch (à 2.5.4). Damit wird ihnen historische Glaubwürdigkeit aberkannt und ihr Wahrheitsgehalt ausschließlich auf einer symbolischen Sinnebene gesucht.

    Moderner Mythosbegriff

    Der moderne Mythosbegriff kennt mehrere Deutungen, wie zum Beispiel die poetische und die numinose* Deutung. Die Poesie des Mythos, so Kurt Hübner, weist auf verborgene metaphysische* oder tiefenpsychische Wahrheiten hin und soll menschliche Urängste abbauen. „Der Mythos ist ein weitgehend kohärentes Erfahrungssystem; es beruht auf Grundvorstellungen, mit denen das Seiende und Wirkliche im allgemeinen aufgenommen, geordnet und gedeutet wird."⁶ – Der Neutestamentler Klaus Berger⁷ stützt sich auf die numinose Deutung des Mythos. In ihr werden die Mythen auf die Erfahrung göttlicher Präsenz, Epiphanien* und göttliche Zeichen zurückgeführt. Die Wunder Jesu seien solche göttliche Zeichen (à 8.1.4).

    Mythos – eine literarische Gattung?

    ‚Mythen‘ bilden meines Erachtens keine literarische Gattung. Es gibt vielmehr mythische Elemente in unterschiedlichsten literarischen und ästhetischen Genres. Diese Elemente übersteigen den Bereich des historisch Beweisbaren, sind aber unverzichtbar, um die Bedeutung einer bestimmten Person oder eines Ereignisses zum Ausdruck zu bringen. Das gilt auch für die Deutung Jesu Christi im Neuen Testament und darüber hinaus. Mythen sind außerdem nicht Teil eines überholten Weltbildes, sondern begegnen bis heute in verschiedensten Kontexten und Spielarten (à 8.1.5; 8.3.3).


    ¹ Vgl. dazu den einleitenden Satz in Kollmann (2002), 7: „Auf viele Menschen wirkt der Wunderglaube befremdlich und gilt als nicht mehr zeitgemäß."

    ² Laut Berger (1996, 11) hängt an den Wundern als „sinnlicher Liebesbeweise Gottes vielleicht die Zukunft des Christentums. Er räumt ein: „Wunder gehören in Wahrheit zum härtesten Brot, das das Neue Testament dem Theologen zu bieten hat.

    ³ Vgl. Berger [1996], 13; weiter à 2.5.

    ⁴ DUDEN Fremdwörterbuch, 31974. – Zum Folgenden vgl. Kurt Hübner, Art. Mythos I (TRE 23,1994), 597-608.

    ⁵ https://de.wikipedia.org/wiki/Mythos (13.8.2015), unter Bezug

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