Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Wij
Wij
Wij
eBook74 Seiten

Wij

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Wij von Nikolai Gogol ist eine eindringliche Geschichte, die sich mit dem Übernatürlichen befasst. Die Geschichte handelt von Khoma, einem skeptischen Seminarstudenten, der die Aufgabe hat, Gebete für die verstorbene Hexenprinzessin zu sprechen. Während Khoma einer alptraumhaften Begegnung mit der wiederbelebten Leiche gegenübersteht, entfaltet sich die Erzählung zu einer erschreckenden Erkundung von Angst, Folklore und dem Konflikt zwischen der sterblichen und der übernatürlichen Welt. Gogol erzählt eine Geschichte voller Schrecken und Makaberheit und lässt die Leser in Atem, während die Grenze zwischen Lebenden und Toten in der geheimnisvollen Nacht verschwimmt.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Jan. 2014
ISBN9781787368613
Wij
Autor

Nikolai Gogol

Nikolai Gogol was a Russian novelist and playwright born in what is now considered part of the modern Ukraine. By the time he was 15, Gogol worked as an amateur writer for both Russian and Ukrainian scripts, and then turned his attention and talent to prose. His short-story collections were immediately successful and his first novel, The Government Inspector, was well-received. Gogol went on to publish numerous acclaimed works, including Dead Souls, The Portrait, Marriage, and a revision of Taras Bulba. He died in 1852 while working on the second part of Dead Souls.

Ähnlich wie Wij

Klassiker für Sie

Mehr anzeigen

Rezensionen für Wij

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Wij - Nikolai Gogol

    cover.jpg

    Nikolai Gogol

    Wij

    Published by Sovereign

    This edition first published in 2014

    Copyright © 2014 Sovereign

    All Rights Reserved

    ISBN: 9781787368613

    Contents

    WIJ

    WIJ

    Sowie die helle Glocke ertönte, die an der Pforte des Bruderschaftsklosters zu Kiew hing, kamen die Schüler und Seminaristen von allen Enden der Stadt in dichten Scharen herbeigeeilt. Die Grammatiker, die Rhetoriker, die Philosophen und Theologen, sie alle strebten mit ihren Heften unter dem Arm der Schule zu. Die Grammatiker waren noch sehr klein; sie balgten sich unterwegs und schimpften sich mit ihren feinen Diskantstimmen. Fast immer hatten sie zerrissene, schmutzige Kleider an, und ihre Taschen waren stets mit allerlei Plunder wie: Knöcheln, Federkielpfeifen und angebissenen Pasteten vollgestopft. Manchmal trugen sie sogar junge Spatzen in der Tasche, und mitunter begann wohl der eine oder der andere, wenn tiefe Stille in der Klasse herrschte, zu zwitschern, was seinem Besitzer ein paar tüchtige Schläge auf beide Hände, und ab und zu auch eine Tracht Prügel mit der Rute aus jungen Kirschbaumzweigen eintrug. Bei den Rhetorikern ging es schon solider zu; ihre Kleider waren oft noch vollkommen heil, aber dafür waren sie im Gesicht fast immer mit einer Trophäe in Form einer rhetorischen Trope geschmückt: entweder versteckte sich ein Auge ganz unter der geschwollenen Stirn, oder man sah statt der Lippen eine große Blase, oder auch ein anderes charakteristisches Merkzeichen. Diese Rhetoriker sprachen und fluchten im Tenor, die Philosophen aber griffen eine ganze Oktave tiefer. Ihre Taschen enthielten nichts, außer kräftigen Tabaksblättern. Sie legten sich keine Vorräte an, denn alles, was ihnen unter die Finger kam, wurde sofort verzehrt. Sie rochen oft schon von weitem so stark nach Tabak und Schnaps, daß ein vorübergehender Handwerker stets stehen blieb und wie ein Jagdhund in der Luft herum schnüffelte.

    Um diese Zeit begann der Marktplatz langsam zu erwachen. Die Händlerinnen breiteten ihre Bretzeln, Semmeln, Wassermelonen und Mohnsamen mit Honig aus und zupften die Vorübergehenden, die Kleider aus feinem Tuch oder schmuckem Baumwollstoff trugen, an den Rockschößen.

    „Junge Herren, junge Herren, hierher! hierher! riefen sie von allen Seiten. „Sehen Sie nur, was für Mohnkuchen, was für schöne Brötchen und Bretzeln — sie sind ganz ausgezeichnet, bei Gott! Von feinstem Honig — ich habe sie selbst gebacken!

    Eine andere hielt ein langes, gewundenes Gebäck aus Teig in die Höhe und schrie: „He, he, die schöne Honigstange! Junger Herr kaufen Sie doch diese Honigstange!"

    „Kaufen Sie ja nichts bei der: Sehen Sie doch diese widerliche Person an, die häßliche Nase, die unsauberen Hände ..."

    Die Philosophen und Theologen aber ließen sie in Ruhe; denn diese liebten es nur zu „probieren", und zwar nahmen sie sich immer gleich eine ganze Hand voll.

    Im Seminar angekommen, verteilte sich die ganze Schar sogleich in den Klassen, die sich in niedrigen aber ziemlich geräumigen Zimmern, mit breiten Türen, kleinen Fenstern und schmutzigen Bänken befanden. Plötzlich erfüllte ein vielstimmiges Summen die Räume: die älteren Schüler, die sogenannten Auditoren, hörten den jüngeren ihre Lektionen ab; hierbei war der helle Diskant des Grammatikers genau auf den Ton der kleinen Fensterscheibe abgestimmt, die ihn fast unverändert zurückwarf; in der Ecke brüllte ein Rhetor, dessen Mund und wulstige Lippen eigentlich mehr zu einem Philosophen paßten. Er rezitierte mit tiefer Baßstimme und man vernahm von weitem nichts wie ein dumpfes Bu, bu, bu, bu ... Die Auditoren, die den jüngeren Schülern ihre Lektion überhörten, schielten mit einem Auge unter die Bank, wo gewöhnlich aus der Tasche des ihnen unterstellten Seminaristen ein Brot, ein Quarkkuchen, oder Kürbissamen hervorblickten.

    Traf es sich, daß sich die ganze gelehrte Schar etwas früher als nötig versammelt hatte, oder wenn es bekannt wurde, daß die Professoren später als sonst kommen würden, dann inszenierte man unter allgemeinen Beifall eine „Schlacht", an der alle Schüler, sogar die Zensoren teilnehmen mußten, die verpflichtet waren, die Ordnung aufrechtzuerhalten, und die die Moral des ganzen Schülerstandes zu beaufsichtigen hatten. Gewöhnlich entschieden zwei Theologen, wie die Schlacht vor sich gehen, ob jede Klasse für sich kämpfen, oder ob alle zusammen zwei Lager, nämlich die Bursa und das Seminar, bilden sollten. Auf alle Fälle machten die Grammatiker den Anfang, sobald sich dann die Rhetoriker hineinmengten, liefen sie fort und stellten sich an erhöhten Plätzen auf, um den Gang der Schlacht zu beobachten. Dann kamen die Philosophen mit ihren langen schwarzen Schnurrbärten an die Reihe, und ganz zuletzt griffen die Theologen mit ihren gräßlichen Hosen und den furchtbaren, dicken Hälsen in die Schlacht ein. Gewöhnlich endete der Kampf damit, daß die Theologie

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1