Balkany Knights: eine SaTiere
Von Hermann Christen
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Über dieses E-Book
Sie treffen Koni, einem gepiercten Hasen, mit haufenweisem Scheinwissen aus den Illustrierten, der sie als Ortskundiger begleitet.
Ihr Plan platzt und alsbald heften sich Geifer, der Rottweiler, und Knack, der Fuchs, an ihre Fersen. Sie ziehen mit dreisten Lügen ein Wolfsrudel auf ihre Seite und kommen Eichhörnchen und Buddlibär immer näher.
Balkany-Knights ist die Fortsetzung von 'Der Eindringling – eine SaTiere'
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Buchvorschau
Balkany Knights - Hermann Christen
Kapitel 1: Vladimir
Balkany-Knights
eine SaTiere
Hermann Christen
Impressum
Texte: © Copyright by Hermann Christen
Umschlag: © Copyright by Stephanie Ciger
Buddlibär starrte unbehaglich auf den leeren Platz seines Verteidigers. Der Halunke hatte in Facebook kurzfristig den Beziehungsstatus von 'partiell monetär getriebene Liebe' auf 'geht mir am Arsch vorbei, der Typ' geändert. Der Verteidiger ließ sich noch zu ein paar Grußworten herab und bat um Verständnis, da er ein besser bezahltes Mandat an der Hand habe. Er habe die universelle Konstante entdeckt, dank welcher er die Autoindustrie aus dem Dieselskandal herausrechnen konnte.
Nun, Angeklagter
, Richter Koller unterbrach das Geldzählen, warum haben sie Raketenluk auf den Mond geschossen? Ein völlig unsinniges Tun, wie ich bemerken muss, da der Mond abgeholzt und für Eichhörnchen denkbar ungeeignet scheint.
Äh…
Schuldig, euer Ehren, schuldig
, bellte der Höllenhund und funkelte ihn aus blutunterlaufenen Augen hasserfüllt an, schuldig.
Warum, Herr Staatsanwalt
, begehrte der Richter zu wissen und schob eine Banderole über ein abgezähltes Bündel Banknoten, was sind die Beweise?
Schauen Sie ihn doch an. Schuldig, euer Ehren.
Ja-ha-ha-ha-ha
, echote Knack, der schmierige Komparse Geifers, pfotenreibend, schuldig, schuldig, schuldig!
Äh…
Der Henker, der gelangweilt an der Wand lehnte, stieß sich ab, schlug die Hacken zusammen und schrie: Euer Ehren, dann schreite ich zum Vollzug.
Ja-ha-ha-ha-ha. Schuldig, schuldig. Rübe weg. Schuldig
, schnatterte Knack und ordnete weiter Akten.
Der Richter nickte: So sei's denn! Henker Gugger: Walten sie…
Euer Ehren
, unterbrach Gugger affektiert, nicht Henker. Bitte. Das geht eloquenter, mit Elegance, s'il vous plaît. Ich bin Ihr Euthanasiebeauftragter, Euer Ehren.
Wohl wahr. Nun denn. Euthanasiebeauftragter, walten sie…
Krachend flog die Tür zum Saal auf. Ein Zug brauste herein. Eichhörnchen flog ihm voran und schrie: Spring auf, Idiot, spring auf.
Der Höllenhund und der Euthanasiebeauftragte stürmten vor. Das breite Henkersbeil schlug knapp neben Buddlibär in 500-jähriges Parkett. Der Höllenhund sprang mit weit aufgerissenen Fängen auf ihn.
Jetzt!
, schrie Eichhörnchen, flatterte dem Höllenhund ums Gesicht und verwirrte ihn, rein, los!
Buddlibär sprang und landete unsanft auf dem rohen Bretterboden des Zugwagons. Er überschlug sich und knallte mit dem Kopf an die Außenwand.
Buddlibär schreckte aus dem Halbschlaf auf. Einen Augenblick lang starrte er hohl und verwirrt in das Halbdunkel. Sein Herz hämmerte. Langsam nur verebbte der schale Geschmack des Albtraums. Er saß in einem ungemütlichen Eisenbahnwagon, der ihn von zu Hause fortbrachte. Auf der Flucht vor Koller und seinen Komparsen, die ihm ans Leder wollten.
Mochte Merlin die Reise als 'Erholungs- und Selbstfindetrip' deklarieren, er wusste es besser. Adrenalingepushte Aufbruchshektik, verschwörerische Geheimhaltung und die Tatsache, dass sie im Güterwagon reisten trafen eher auf 'Flucht' als auf 'Erholungsreise' zu.
Eine richtige Reise, dachte er, hat ein Ziel und ein Ende. Eine richtige Reise definierte sich durch Hotelbuchungen, vorbezahlte Guides und Raiffeisenbank-Rabattgutscheine.
Ihr 'Reiseplan' enthielt nur vage Eckpunkte: Rijeka – adj-seara und Infos bei Onkel Wong sammeln – Sofia – Zoo/Tanzbärmeister, noch mehr Infos sammeln, – und danach weiterschauen. Selbst Eichhörnchen gab zu, dass die Planung ziemlich hemdsärmelig war. Wie hatte es sich ausgedrückt? 'So etwa haben sie den Bau des Berliner Flughafens in Angriff genommen…'.
Dankbar blickte er auf seinen kleinen Freund, der zusammengerollt auf seinem Arm schlief. Er wagte nicht sich zu bewegen. Eichhörnchen brauchte den Schlaf, einen klaren Kopf, denn schließlich musste es auf der Reise für sie beide denken. Er zählte darauf, dass es sein Versprechen einlöste.
'Du wirst sehen', hatte es breitbeinig angekündigt, 'wenn wir zurück sind ist Gras über die Sache gewachsen, Koller damit beschäftigt, andere in die Pfanne zu hauen und du, wenn's gut läuft, bist deine Wutattacken los.'
'Meinst du?'
'Habe ich je gelogen?'
Nein, hatte es nicht. Merlin unterstellte ihm gar krankhafte Wahrheitsliebe im Endstadium. Nur manchmal, so hatte es mal erklärt, wich es in Notfällen auf eine stimmigere Realität aus und bisweilen spielte ihm sein Gedächtnis übel mit. Genau genommen war das dann keine Lüge, sondern ein analoger Bug.
Er streckte vorsichtig die Beine durch und verlagerte das Gewicht von der eingeschlafenen Pohälfte auf die andere.
Er blickte durch die kleine Sichtluke in der Seitenwand. Wiesen, Wald, noch mehr Wiesen, Industriezonen, schon wieder Wiesen und ab und an kleine Ortschaften, wo der Zug jedes Mal stoppte. Wie sein eigenes Leben kam auch dieser Zug nicht richtig voran. 'Der Lokführer hat eine schwache Blase. Oder beugte Thrombose vor', verscheuchte er die trüben Gedanken.
Thrombose! Wenn er noch lange sitzen blieb, würde es ihn auch erwischen. Was wäre, wenn beide Pohälften taub waren? Was, wenn er deswegen ins Koma fiele? Eichhörnchen traute er nicht zu, ihn zu reanimieren. Und wie war das mit dem Stuhlgang? Ob Inkontinenz bei Bären heilbar war? Ein bisschen aufstehen, die Beine schütteln ein paar Schritte im Wagon wären die Rettung für seinen Schließmuskel.
Raus durfte er ja nicht. Ammans Freund von der Bahn hatte dieses strikt verboten. Wegen dem Fahrplan, der durcheinanderkäme, wenn man ihn entdeckte und Nachforschungen anstellte, behauptete er. Gemäß Frachtpapieren war er als experimenteller Feinstaubfänger für Innenstädte deklariert. Experimentelle Feinstaubfänger vertraten sich nicht die Beine, das war ihm klar.
Vor der Luke ragten jetzt steile, dicht bewaldete Felswände auf. Er kannte diese Gegend von der Herreise. Seltsame Leute lebten hier. Bliesen in hohle, krumme Bäume und nannten es Musik. Verglichen mit Flötisten waren die Krummbaumbläser totale Versager. Ihre Melodien enthielten schräg klingende Querschläger, Vorreiter der atonalen Musik. Vielleicht hielten sich die Einheimischen damit die Touristen vom Leib.
Eichhörnchen regte und streckte sich: Wo sind wir?
Im Zug.
Eichhörnchen kletterte zur Luke hoch und schaute hinaus. Uri – vermutlich. Oder sind wir schon durch den Tunnel durch?
Weiß nicht.
Er langte nach dem Rucksack. Auf jeden Fall Zeit fürs Frühstück.
Er stand auf und schüttelte die Beine. Gerade noch rechtzeitig, um die Steuerhoheit über den Stoffwechsel zu behalten, dachte er erleichtert.
Haselnussriegel? Ist antiallergen steht drauf.
Nein danke. Aber den Reiseführer.
Buddlibär klaubte das Buch hervor und fischte Brot und Wurst heraus. Eichhörnchen blätterte eifrig.
Waf gipf fo ichtiges?
Schluck, bevor du sprichst
, schnappte es angewidert.
Buddlibär schluckte: Ich hab damals die ganze Strecke ohne Reiseführer geschafft.
Und darum hast du auch nicht bemerkt, was an Bemerkenswerten um dich vorgeht
, belehrte Eichhörnchen, oder hast du etwa gewusst, dass die hier ganz spezielle Musikinstrumente haben – Alphörner.
Logo. Ich nenn sie Krummbaumflöten
, er schob einen weiteren Brocken in den Mund, damit holen sie Lawinen runter, glaube ich. Darum hat's kaum Leute in der Gegend...
, er stockte, steht da auch was von Leuten, die in Ameisenhaufen hocken und vom Wetter schwafeln?
Eichhörnchen blätterte hastig und schüttelte den Kopf. Warum sollten sich Leute in Ameisenhaufen setzen?
Buddlibär zuckte mit den Schultern: Keine Ahnung.
Du nimmst mich auf den Arm.
Der war nicht richtig im Kopf, genau wie die Nacktwanderer
, er schüttelte den Kopf, wirklich komische Gegend. Ameisenhaufensitzer, Nacktwanderer, Lawinenbläser. So was findet man nicht überall.
Was jetzt?
, reklamierte Eichhörnchen, als es plötzlich dunkel wurde.
Wahrscheinlich deine Tunnels.
Dann haben wir bereits die Hälfte. Drüben treffen wir Paul.
Paul, die waldeigene Brieftaube, war eines Tages aufgetaucht und geblieben. Eichhörnchen vermutete, dass er aus Brieftauben-Restbeständen der Schweizer Armee stammte, welche, nachdem sie festgestellt hatte, dass Kommunikation auch elektronisch geht, Paul und seine Kumpane verhökerte. Pauls Aufgabe war, die Verbindung zwischen den Reisenden und den Waldleuten zu halten.
So plötzlich wie es dunkel geworden war, so plötzlich wurde es wieder hell. Dann kreischten die Bremsen des Zuges und er kam ruckelnd zum Stehen.
Der Lokführer muss schon wieder
, kommentierte Buddlibär und legte sich hin. Eichhörnchen kletterte zur Luke hoch.
Blasenschwäche oder Thrombose
, erklärte Buddlibär, der sollte es mal mit Homöopathie versuchen.
Da kommt wer
, rief Eichhörnchen, läuft über die Gleise direkt auf unseren Wagen zu.
Jemand schob die Schiebetür zur Seite. Ein dunkelhaariger Mann stieg eilig in den Wagen und zog die Schiebetür zurück ins Schloss. Er trug eine dicke Jacke, einen rotweißen Schal und einen prall gefüllten Rucksack. Die Enden des Schals zierte ein 'C', welches einen Fußball umfasste. Er trat an die Luke und blickte sich verstohlen nach allen Seiten um. Er seufzte, zog den Rucksack von den Schultern und hockte sich nieder.
Hallo
, brummte Buddlibär.
Der Mann schoss auf und starrte erschrocken. Dann lösten sich seine Gesichtszüge und er strahlte. Mischka – Mischkitin!
Er ging zu Buddlibär, kniete sich hin und umarmte ihn. Mischka – kleines, braves Mischka. Ich hab wissen du nicht tot.
Der Mann rollte das 'ch' ganz hinten in der Kehle, so, als ob er gleich schleimig ausspucken wollte. Buddlibär schob ihn weg. Ich bin nicht Mischka!
Der Mann wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln: Stimmt – du nicht Mischka. Aber sehen aus wie Mischka. Mischka – armer Mischka. Tot.
Wer ist Mischka?
, mischte sich Eichhörnchen ein.
Der Mann drehte sich um: Ah, du nicht allein. Gruß dich, Kleintier. Ich Vladimir. Große Fan von Spartak Moskau, bester Fußballklub wo's je hat's gibst. Ihr auch Milano? Fußball gucken?
Eichhörnchen schüttelte den Kopf: Warum sollten wir in Milano Fußball gucken? Fußball ist wie schlechtes Laientheater. Hinterste Provinz da wo die Rollen von den Eltern auf den untalentierten Nachwuchs vererbt werden…
Ich verstehn nix.
Ich mein die Kerle, die wild gestikulieren, sich die Haare raufen und 'Mamma mia – Mamma mia' oder 'Gott im Himmel' rufen. Warum lassen sie Mamma oder Gott nicht gleich selber spielen oder fesseln den Spielverderber, der den Ball immer mit den Händen festhält, an den Pfosten? Fußball ist blöde. Nur Buddlibär weiß, wie man richtig mit Fußbällen umgeht.
Das ist wahr
, bestätigte Buddlibär.
Du nicht richtig in Kopf. Fußball ist wichtigst Sach von Welt. Und Spartak Moskau ist wichtigst Klub von Welt. Heute Abend spielen in Mailand und Vladimir schreien laut 'mach Goal – Spartak'. Ich großer Fan von Spartak.
Das wissen wir bereits
, winkte Eichhörnchen ab, aber wer ist Mischka?
Mischka Maskottchen von Spartak. Hat sehr gelitten, wenn verloren. Hat sich getröstet mit Wässerchen, Wodka. Vor zwei Jahr Spartak gespielt sehr, sehr schlecht. Verloren oft. Da Mischka tot gesoffen…
Ihr habt einen Bären als Maskottchen?
, unterbrach Buddlibär ungläubig.
Ersatzmaskottchen
, korrigierte Vladimir, echte Spartak Maskottchen ist römisch Legionär. Aber ist eingetreten in Gewerkschaft und hat verlangt mehr Geld und weniger Arbeit. Da wir ersetzt mit Mischka.
Vladimir schüttelte seinen Rucksack. Es klirrte. Muss trinken auf Wiedersehen
, sagte er und zog eine Flasche aus dem Rucksack.
Sehe ich Mischka so ähnlich?
Vladimir setzte die Flasche ab: Ja, weil du Bär auch und weil du gelegen am Boden wie Mischka nach verlieren und trosten.
Er hielt Buddlibär die Flasche hin: Du wollen?
Buddlibär nickte. Vladimir beugte sich vor und drückte ihm die Flasche in die Pfoten. Macht Stimmung gut.
Das würde ich nicht tun
, riet Eichhörnchen mit einem schiefen Grinsen, das ist kein Wasser.
Buddlibär schnupperte an der Flasche. Riecht verdorben – warum hast du das gewusst?
Steht 'Wodka' drauf – das ist Schnaps, kein Wasser.
Vladimir schnappte sich die Flasche und roch ebenfalls daran. Ist gut – nicht kaputt!
, und nahm einen tüchtigen Schluck. Nicht kaputt – ist total in Ordnung. Willst du jetzt?
Nee, glaube nicht.
Vladimir zuckte mit den Schultern, murmelte 'du nicht wissen was verpassen', schüttete Wodka nach und schraubte die Flasche zu. Er glotzte Buddlibär eine Weile an und begann plötzlich zu strahlen.
Ich Idee
, rief er aufgeregt und sprang auf die Füße, du kommen mit – machen Maskottchen für Spartak.
Geht nicht
, wiedersprach Eichhörnchen, an der Grenze müssen wir raus. Das Ticket gilt nur bis dahin.
Null Problem. Ich wissen, wie weiter bis Milano. Fahren.
Warum nicht?
, meinte Buddlibär, dann müssen wir weniger weit laufen.
Geht nicht. Schon vergessen? Wir haben ein Treffen mit Paul.
Kein Problem
, mischte sich Vladimir ein, Paul auch mit. Kein Problem bis Milano nicht weit. Fahren mit Kolleg – hat großes Laster.
Du hast selber ein großes Laster
, murmelte Eichhörnchen mit einem verärgerten Seitenblick auf Vladimirs Rucksack. Das fehlte gerade noch, von einem alkoholsüchtigen Fußballfan abgeschleppt werden.
Ich geh mit Vladimir mit
, platzte Buddlibär hervor, Fußball sehen!
Bist du verrückt? Du interessierst dich nicht für Fußball. Du weißt nicht einmal, was das ist. Das bringt unseren Zeitplan durcheinander und wenn wir Paul einmal verpassen, dann sehen wir ihn auf der ganzen Reise nicht mehr. Du weißt doch…
Wir sehen ihn ja an der Grenze
, unterbrach Buddlibär, und können ihn die kleine Planänderung durchgeben. Er behauptet ja von sich, dass er flexibel sei, solange man ihn früh genug und schriftlich über Änderungen informiert.
Du setzt unseren wohl durchdachten Plan aufs Spiel
, zeterte Eichhörnchen, nur, weil ein dahergelaufener Schwarzfahrer dir einen Floh ins Ohr setzt!
Wohldurchdacht? Unser Reiseplan?
, spöttelte Buddlibär.
Nix schwarzfahren!
, mischte sich Vladimir ein, fahren ganz legal!
, er zog seinen Fahrschein aus der Innentasche seiner Jacke und schwenkte ihn triumphierend in der Luft, ich Ticket – nix schwarzfahren! Aber Personenzug fährt spät. Darum ich hier rein.
Dann ist ja alles im Butter
, lachte Buddlibär, Vladimir ist in Ordnung – außer, dass er verdorbenes Wasser trinkt.
Er drehte sich Vladimir zu: Erzähl mir von Spartak. Von Mischka.
Eichhörnchen seufzte. Es kannte seinen Freund gut genug um zu wissen, dass er sich im Moment nicht umstimmen ließ. Bis zur Grenze hatte es Zeit genug, um zu überlegen, wie es Buddlibär argumentativ das Kreuz brechen konnte.
Kapitel 2: Milano
Eichhörnchen war überzeugt, dass seine ausgefeilte, kleine hübsche Rede den Braunen zur Vernunft zwingen würde: von Verantwortungsgefühl, Gemeinsinn und übergeordneten Idealen würde es sprechen und, falls er nicht begriff, ihn einen querschlägerischen Vaganten schimpfen, dem es egal sei, wie es sich fühlte. Es erwog eben, ob es die Botschaft etwas straffen und den ersten Teil streichen sollte, als der Zug quietschend anhielt.
Muss der Lokführer schon wieder?
, wunderte sich Buddlibär.
Chiasso. Wir sind da. Bin ich froh, hier rauszukommen.
Vladimir nervte seit einer halben Stunde mit weinerlichem Klagen über das unsägliche Ende von Mischka und leerte dabei die Flasche. Eben fesselte er Buddlibär damit, dass Mischka ein virtuoser Kasatschok-Tänzer gewesen sei.
Er sich dabei nur selber getoppt mit Interpretation sterbender Schwan.
Der sterbende Schwan war wohl eher dem Suff geschuldet
, warf Eichhörnchen ein, jetzt raus hier.
Buddlibär erhob sich: Den Rest kannst du mir auf dem Laster deines Freundes erzählen.
Er stütze seinen Fahrtgenossen, der unsicher auf den Beinen schwankte.
Erstaunlich, wie ihn das Andenken an Mischka mitnimmt
, murmelte Buddlibär und zog die Schiebetüre auf.
Das kommt vom Wodka
, verurteilte Eichhörnchen abschätzig, und ist die Vorstufe zum sterbenden Schwan.
Nix Wodka – Beine eingeschlafen.
Eichhörnchen lachte freudlos auf und schlüpfte nach draußen. Buddlibär hievte Vladimir aus dem Wagen.
Da
, rief Eichhörnchen und zeigte auf einen kleinen Glockenturm auf dem Bahnhof, da oben wird Paul landen.
Es huschte über die Geleise, kletterte einen Baum hoch und sprang von da aufs Dach hinüber. Mit zwei Sätzen erreichte es den Glockenturm. Es brauchte einige Momente für sich allein: Kasatschok, sterbender Schwan, Fußball. Die Reise driftete früher als befürchtet ins Chaos ab. Verstimmt blickte es auf den von Grasbüscheln und kleinen Stauden übersäten Platz, wo Vladimir mit einem leeren Kanister zeigte, wie man Penaltys schoss.
Geniefft du die Fonne?
Erschrocken fuhr Eichhörnchen herum: Was schleichst du dich heran wie eine hinterhältige Schleiereule auf Beuteflug!
Waf ift daff für eine Begrüffung
, grinste Paul.
Gut bist du hier.
Du tuft ja, alf ob ef fon Monate her ift, daff wir unf gefehen haben…
Mir kommt es so vor. Schau da unten. Kicken wie Kleinkinder einen Kanister herum.
Wer ift der Mann?
Vladimir. Kleines Reiseandenken.
Dann ift gut. Pfort ift gefund.
Er breitete die Flügel aus und schwebte hinab.
Hallo Paul
, freute sich Buddlibär, gute Reise gehabt?
Paul schüttelte den Kopf: Kalt warf. Warum mufften die die Alpen auf fo hoch bauen. Da liegt fon Fnee. Bin faft erfroren. Daf nächfte Mal nehm ich den Tunnel.
Was machst du, wenn ein Zug entgegen kommt?
Aufweichen.
Kluger Vogel
, schmunzelte Eichhörnchen, was gibt es Neues von zu Hause?
Nichpf! Da ift auch Montag.
Weiß Amman schon was Neues? Wie geht es den Waldleuten?
Prima, allef prima bei den Waldleuten
, berichtete Paul, und Amman hat erpfählt, daff Koller fauer ift, weil ihr abgehauen feid. Und Rudolf berichtet, daff Knack und Geifer ebenfallf fauer auf euch find, weil fie auf dem Wald abhauen mufften.
Das ist doch nicht meine Schuld
, reklamierte Buddlibär, die haben angefangen…
Find jepft bei Gugger. Und noch einen Gruff von Merlin, der die wiedergewonnene Langeweile im Wald fehr begrüfft.
Ist das alles?
Hey, ihr feid nicht mal pfei Tage weg. Da paffiert nicht viel
, er blickte Buddlibär an, vor allem, wenn er nicht da ift. Ef gibt fon Leute im Wald, die dich vermiffen und wieder etwaf mehr Leben in der Bude wünfen.
Dann genießt das mal schön zu Hause
, lachte Buddlibär auf, ich bin, ehe ihr's versieht, wieder da.
Hoffentlich. Fon wegen Kuno und Pfoban
, fuhr Paul fort, die führen fich auf wie unter Tollwut, wenn fich wer auch nur in die Nähe der Bärenhöhle wagt. Die nehmen daf mit der Auffichtpflicht fehr, fehr Ernpft. Haben fogar fon ein Ful-Difpenf beantragt, um fich beffer fokuffieren pfu können. Aber Rudolf hat nein gefagt und Merlin hat ihnen angedroht, Konif Mutter pfu informieren, wenn fie die Abwefenheit von Buddlibär dapfu nupfen, die Fule pfu fämpfen
, Paul schaute gedankenverloren in den Himmel, Daf ift allef. Mehr gipft nicht pfu berichten. Aber die pfu haufe wollen auch wiffen, wie ef euch geht.
Gut
, seufzte Eichhörnchen, wenn man mal davon absieht, dass Buddlibär in Milano zum Fußballspiel will…
Fuffballpfiel – toll! Da käme ich auch gerne mit, aber Merlin hat mir eingebläut, daff ich pfäteftenf morgen pfurück fein muff.
Jetzt hilf du ihm auch noch
, nörgelte Eichhörnchen, ich versuch's ihm auszureden.
Milano liegt auf dem Weg
, sagte Paul, Daf würde dir gut tun, weil du immer fo viel nachdenkft – Fuffball mach den Kopf frei.
Nur wenn dir einer die Kugel an den Kopf hämmert
, zweifelte Eichhörnchen, auf jeden Fall bin ich dagegen.
Dann halt mich mit Gewalt zurück
, grollte Buddlibär, ich geh und mach den Mischka. Ob's dir passt oder nicht.
Mifka?
Auch so eine Idiotenidee
, rüffelte Eichhörnchen und verdrehte die Augen, Buddlibär soll das Maskottchen machen.
Ich finpf gut, wenn er daf macht. Ift ja niemand hinter ihm her
, er hüpfte Buddlibär auf die Knie, ich würd mich von Eichhörnchen nicht umpfimmen laffen. Daf wird ficher obertoll!
Danke
, grunzte Eichhörnchen sauer, ich dachte, dass du die Stimme der Vernunft unterstützt – und jetzt das.
Ef ift nicht vernünftig, allef waf Pfaff macht pfu unterlaffen
, er wandte sich an Buddlibär, geht da hin und geniefft ef. Ift doch eine Erhohlungfreife, nicht? Und du
, er nahm Eichhörnchen ins Visier, du follteft allef ein biffchen entfpannter fehen.
Buddlibär blickte Paul dankbar und Eichhörnchen triumphierend an: Stimmt, du sagst selber, dass wir eine Ferienreise machen. Da gehört Vergnügen dazu! Es bleibt dabei: ich geh nach Milano und mach den Mischka.
Buddlibär saß übellaunig auf der Ladefläche des blauen Lasters von Vladimirs Kollegen. Seit sie überstürzt aufgesprungen waren schimpfte Eichhörnchen pausenlos. So mussten sich Buran und Tschoban fühlen, wenn Rudolf in der Waldschule die wöchentliche Standpauke hielt.
Ich hatte Recht! Das Fußballspiel ist eine Schnapsidee
, schulmeisterte Eichhörnchen aufgebracht, jetzt haben wir den Salat. Nach der Episode am Zoll werden die alles aufbieten was sie haben, um dich zu erwischen.
Was konnte er denn dafür? Nachdem Paul weg
