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Irrsinn regiert oder Die Volksmusik-Gesellschaft
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eBook149 Seiten1 Stunde

Irrsinn regiert oder Die Volksmusik-Gesellschaft

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Über dieses E-Book

Eine Lehrerin ist tot. War es ein Mord? Kommissarin Faber ermittelt im surrealen Mikrokosmos der Hjalmar-Schacht-Schule und der Volksmusik-Branche.

Eine Satire über die Schule und die neoliberale Gesellschaft.


"Eigentlich sind alle Lehrer Schauspieler. Jeder spielt halt seine Rolle und kann da nicht raus. Wissen Sie – ich will offen und ehrlich zu Ihnen sein – Schule hat nur noch am Rande mit Pädagogik zu tun. Eigentlich geht es nur noch um Zahlen und alles ist mehr Schein als Sein."

"Wir hier hinter der Bühne sind schon so eine Art Priesterkaste der Volksmusik. Und wie es sich für solch eine Kaste gehört, wissen wir auch, dass das Ganze eine Ansammlung von Lügen und Halbwahrheiten ist. In einer immer komplexer werdenden Welt setzen wir einfache rückwärtsgewandte Bilder als Kontrapunkt. Wir sind die Meister der Gegenaufklärung. Unser Held ist nicht Ernst Bloch, sondern Ernst Mosch."

"Die Realität ist viel schlimmer als die Satire! Oder auch: Das Surreale ist realer als das Reale!"
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum22. Dez. 2016
ISBN9783741878619
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    Buchvorschau

    Irrsinn regiert oder Die Volksmusik-Gesellschaft - Alexander Falk

    Alexander Falk

    Irrsinn regiert

    oder

    Die Volksmusik-Gesellschaft

    Der Autor empfiehlt, vor Beginn der Lektüre zunächst den Roman »Albert, der Volksmusik-Migrant oder Die Marketing-Gesellschaft« zu lesen.

    Das Kapitel »Die Volksmusik-Gesellschaft« basiert u. a. auf Ergebnissen der folgenden Studie: Mechthild von Schoenebeck, »Wenn die Heidschnucken sich in die Äuglein gucken …«: Politische Inhalte des volkstümlichen Schlagers, in: Helmut Rösing (Hrsg.), Musik der Skinheads und ein Gegenpart, Hamburg 1994, S. 6-24.

    Das einleitende Zitat ist der folgenden Quelle entnommen: Friedrich Glauser, Matto regiert, Zürich 2004, S. 130 f.

    In postmoderner Spiel- und Unart enthält der Text weitere, nicht belegte, zitierte Stellen.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen in diesem Buch wären rein zufällig, sind vom Autor nicht beabsichtigt und im Zweifelsfall einzig dem Sujet geschuldet.

    »Irrsinn regiert oder Die Volksmusik-Gesellschaft«

    © 2016 Alexander Falk

    Verleger: A. Falk, 63679 Schotten

    E-Mail: a_falk (at) web.de

    1. Auflage November 2016

    Wir werden nie die Grenzen ziehen können zwischen geisteskrank und normal … Wir können nur sagen, ein Mensch kann sich sozial anpassen.

    Friedrich Glauser, Matto regiert

    Der Anruf

    Als Friederike Faber am frühen Montagnachmittag vom Klingeln ihres Telefons aus unruhigem Schlaf gerissen wurde, fand sie sich zunächst im abgedunkelten Wohnzimmer nicht zurecht. Erst vor einer Stunde vom Dienst heimgekehrt, wollte sie nun dringend nachholen, was sie in der letzten Nacht aufgrund eines Einsatzes verpasst hatte. Da Fanny diese Woche bei ihrer Großmutter verbrachte, hatte sich die Hauptkommissarin erhofft, ihren morgigen freien Tag endlich einmal ganz für sich alleine zu haben. Der Klingelton ließ sie befürchten, dass daraus nichts werden würde.

    »Verdammter Mist!«, rief Faber aus, als sie sich das Knie an der Tischkante anschlug. Humpelnd erreichte sie den Flur und das auf der Kommode in einer Schale liegende Telefon. Sie atmete kurz durch, sah auf das Display und meldete sich dann.

    »Ja, Enrico, was gibt es?«

    »Hallo Freddie, wir haben hier eine tote Lehrerin, vielleicht ist es sogar Mord«, vernahm die Polizistin die aufgeregte Stimme ihres Kollegen Erler.

    Da seine verschlafene Chefin, die sich ihr anschwellendes Knie rieb, nichts sagte, fuhr er fort: »Das ist echt voll splattermäßig hier! Die Tussi ist mindestens aus dem dritten Stock gefallen, voll das Treppenhaus runter. Rote Soße überall und ich glaub sogar Gehirnmasse! Ist voll Bad Taste-mäßig!«

    Faber seufzte aufgrund der Ausdrucksweise ihres Kollegen, während dieser außer Atem auf ihre Antwort wartete. Erst vor einem halben Jahr hatte er Hinterbliebene eines Mordopfers mit ähnlich drastischen umgangssprachlichen Worten über den Tod ihres Angehörigen informiert. Die darauf folgenden Beschwerden, die Faber als seine Vorgesetzte alsbald auf ihrem Schreibtisch vorfand, tat er mit den Worten ab, dass neuere Ansätze in der Polizeipsychologie ausdrücklich eine solche schonungslose Herangehensweise fordern würden: Friederike sei, wie er meinte, mit ihren deutlich mehr als dreißig Jahren eben »nicht mehr up-to-date

    »Okay, Enrico, wo soll ich denn hinkommen?« fragte Faber kurz.

    »Du musst ja gar nix machen, der Janis is schon zu dir unterwegs.«

    »Oh …«

    Im Spiegel über ihrer Kommode musterte sich die Hauptkommissarin. Sie schaltete den Lautsprecher an, legte das Telefon ab und band sich ihre mittellangen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Nachdenklich blickte sie in den Spiegel. Die leicht näselnde Stimme Enrico Erlers störte sie in ihrer kurzen Versunkenheit.

    »Hab ich alles voll super geplant, nich? … Hey du, bleib gefälligst hinter der verdammten Absperrung!«

    »Ähm, Enrico?« warf Faber ein.

    »Ach so, ich mach mal Schluss, bis gleich, Freddie.«

    Der Treppensturz

    »The Funky Nuts: Jetzt gibt es was auf die Nüsse!«, lautete der Spruch auf einem alten Werbeplakat neben der Einfahrt zum Parkplatz der Hjalmar-Schacht-Schule. Als der Wagen mit ihr und Janis Hauer das Plakat passierte, erkannte Friederike Faber, dass die Schrift aus lauter stilisierten kleinen Erdnüssen bestand. Was sich hinter der Ankündigung verbarg, war ihr aber völlig schleierhaft.

    Ihr Kollege lenkte das Auto bis an das andere Ende des großen Parkplatzes, dessen hinterer Teil Stellflächen mit großem Umfang aufwies. Ein Schild machte deutlich, dass dieser Bereich ausschließlich für »Frauen, Behinderte und SUV-Fahrer« gedacht war. Hier hielten sich vier Polizisten in Uniform auf, die ungezwungen plauderten. Einer der Beamten gestikulierte wild mit den Armen, während die anderen lachend zustimmend nickten. Janis Hauer stellte den Wagen ab, sah prüfend in den Innenspiegel, zupfte kurz an seinen Augenbrauen und rückte sorgfältig seine Krawatte zurecht. Nachdem ihm offenbar endlich gefiel was er gesehen hatte, öffnete er die Fahrertür und folgte Faber, die ihm in der Zwischenzeit bereits zehn Meter voraus war. Nachdem er seine Vorgesetzte durch einen kurzen Sprint eingeholt hatte, nickten die Kriminalbeamten ihren Kollegen zu und betraten dann das Gebäude. Sie mussten nicht lange suchen: Ungefähr zehn Meter hinter dem Eingang stand ein halbes Dutzend Personen, offenbar Lehrer, vor einer Absperrung. Hinter den Plastikbändern hielt sich eine Traube von Polizisten und Sachverständigen am Fuße des Treppenhauses auf.

    Kriminalkommissar Enrico Erler, ein hochgewachsener 27-jähriger mit Lederjacke und Designerhose, hatte das Eintreffen der beiden bemerkt, näherte sich und hielt ihnen ruckartig das Absperrband hoch.

    »Hey Freddie, hey Janis!«

    Nachdem die beiden Neuankömmlinge an Erler vorbeigegangen waren, ließ dieser das Band los und stürzte sich auf den von einem Tuch verdeckten Körper. Er zog, bevor ihn jemand daran hindern konnte, den Überzug schwungvoll in die Höhe und prustete dann ein lautes »Voilà!« heraus.

    Der unappetitliche Anblick einer Frau, die scheinbar mit dem Kopf voran auf den Boden des Treppenhauses aufgeschlagen war, ließ zwei der Personen hinter der Absperrung einen lauten Schrei des Entsetzens ausstoßen. Faber fauchte den lächelnden Erler an, dass er gefälligst das Tuch wieder herabsenken sollte und drehte sich zu den Lehrkräften um. Diese waren allesamt sichtlich mitgenommen von dem was sie sehen mussten. Nur eine Frau in Fabers Alter, die ein graues Kostüm trug und die Haare streng zurückgebunden hatte, ließ das Gesehene auf den ersten Blick völlig kalt. Sie murmelte die rätselhaften Worte »Da fiel ein großer Stern vom Himmel …«

    Eine weiche Hand mit manikürten Fingern legte sich der Hauptkommissarin auf die Schulter. Doktor Ludger Fleischmann, der neue Gerichtsmediziner, zog Faber sanft zu sich herum.

    »Guten Abend, Frau Faber.«

    »Oh hallo, Herr Fleischmann«, sagte diese und strich sich unwillkürlich über die Haare. Friederike war vom ersten Augenblick an von ihrem neuen Kollegen angetan gewesen. Die Bilder in der Pathologie von seinem Surf-Urlaub auf Hawaii hatten sie dann zusätzlich gehörig beeindruckt und dazu veranlasst zu recherchieren, ob er verheiratet war: Glücklicherweise war dies nicht der Fall. »Können Sie mir berichten, was hier passiert ist?«

    »Natürlich. Bei der Frau handelt es sich um Henrietta von Ahlen. Sie ist, ähm war, Oberstudienrätin an der Hjalmar-Schacht-Schule, 30 Jahre alt und seit sechs Jahren hier tätig. Gestürzt ist sie von dort oben«, Fleischmann deutete schräg über Faber hinweg, »entweder aus der dritten oder der obersten Etage. Wie sich das Ganze zugetragen hat, ob Unfall, Selbstmord oder Mord, kann ich Ihnen leider nicht sagen, vielleicht sieht es nach der Obduktion da besser aus. Der Hausmeister hat einen Schrei gehört und dann den Aufprall hier vernommen – er saß da drüben in seinem Büro.«

    »Wo ist denn der Mann jetzt?« erkundigte sich die Hauptkommissarin.

    Der Pathologe blickte sich kurz suchend um. »Er steht da drüben.«

    Friederike folgte dem ausgestreckten Arm Fleischmanns mit den Augen und sah einen kleinen unscheinbaren Mann, der gähnend an der Eingangstür lehnte.

    »Den Pimpf hab ich schon ausgequetscht, der weiß aber auch nicht viel, der hat ansonsten den ganzen Nachmittag nichts gesehen oder gehört. Ich glaub ja, dass er in seinem Büro saß, Mords gequalmt und Fernsehen geglotzt hat«, mischte sich Enrico Erler ein.

    Seine Vorgesetzte sah ihn fragend an.

    »Als ich hier ankam, lief der Fernseher noch in seinem Büro und sage und schreibe fünf volle Aschenbecher standen da in dem Kabuff herum«, erläuterte Erler seine Beobachtungen. »Außerdem hat der noch ʼne Spielzeugeisenbahn in seinem Büro, so richtig mit Bahnhöfen und so. Ich glaub, der spielt damit …«

    »Okay, mit dem rede ich später noch mal«, sagte Faber. »Wer ist denn der Rest: alles Lehrer?«

    Erler nickte eifrig, während sich Fleischmann mit federnden Schritten in Richtung seiner Kollegen entfernte. Die Hauptkommissarin blickte aufmerksam auf die hinter der Absperrung Stehenden.

    »Müssen die Leute hier so nahe an der Sache herumstehen und das ganze Elend mitansehen? Immerhin ist die Tote ihre Kollegin gewesen«, hörte Faber hinter sich aufgebracht Janis Hauer rufen.

    Zwei uniformierte Polizisten drängten daraufhin die leicht protestierenden Lehrer zurück und verlegten das Absperrband in Richtung Eingang. Die Lehrkräfte standen nun direkt vor der Tür, welche in diesem Moment ruckartig nach außen geöffnet wurde. Eine Stimme rief:

    »Machen Sie Platz für Frau Schindler!«

    In der Phalanx der Lehrer bildete sich eine Lücke und der Mann, der den Ausruf getätigt hatte, wurde sichtbar. Er war sehr klein, hatte dunkle Haare und einen Seitenscheitel. Friederike Faber fiel sofort auf, dass er völlig verschwitzt war und seine Stimme bei seinem heroldartigen Ausruf leicht gezittert hatte. Nachdem der Ankömmling die an der Tür Stehenden passiert hatte, sprang er schnell zur Seite, um der hinter ihm folgenden Frau im gelben Kostüm Platz zu machen, offensichtlich Frau Schindler. Diese erfasste mit einem forschenden Blick schnell die Lage im Eingangsbereich, riss das Absperrband in die Höhe und ging dann zielstrebig auf die Hauptkommissarin zu. Ehe Faber ein Wort sagen konnte, drückte die Frau ihr fest die Hand und sagte bestimmend:

    »Guten Tag, Oberstudiendirektorin Schindler ist mein Name, ich leite diese Anstalt. Was ist hier genau vorgefallen?«

    Die Kommissarin brauchte einen kurzen Moment, um sich von der Überraschung zu erholen, dass die Schulleiterin sie direkt als Verantwortliche erkannt hatte. Sie öffnete zögernd den Mund, antwortete der sie streng musternden Frau aber noch nicht. Währenddessen hatte sich der Mann, welcher die Schulleiterin begleitete, vorsichtig genähert. Zunächst war er scheinbar

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