Jacobsweg - Spiegelbild meines Lebens
Von Lucia Falk
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Über dieses E-Book
Eine Jacobsweg Geschichte mit Tiefgang.
Lucia Falk
Mit 34 Jahren wanderte Lucia Falk für 12 Jahre nach Kanada aus. Dort lernte sie unter anderem das Leben der Natives in Reservaten kennen. Sie lebte als junge Mutter für 9 Monate in Brasilien. Sie übte folgende Berufe aus: Lehrerin, Kauffrau, Maklerin, Meridiantherapeutin und Coach am Telefon. Mit Beginn der Rente nahm sie einen Flüchtling auf. Für einige Monate im Jahr lehrt sie 'Deutsch als Fremdsprache' in verschiedenen Städten und Ländern. Hier stellt sie ihr erstes Buch vor, nach einer 40-tägigen Wanderung nach Santiago de Compostela, auf der sie tiefgreifende Einsichten erlebte. Auf diesem Weg erfuhr (erlief sich sich) so viel Bildung wie niemals zuvor.
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Buchvorschau
Jacobsweg - Spiegelbild meines Lebens - Lucia Falk
an.
1.Tag Vechta – Pobena
An diesem 04.04.2019 läutete mein Wecker nicht. Dank Ingrids Hilfe erreichte ich dennoch den von mir ausgesuchten Zug zum Flughafen Düsseldorf. Pünktlich um 08:31 Uhr erreichte ich den Flughafen. Das Abenteuer konnte beginnen.
Nach der Landung in Bilbao stellte ich mich vor den Flughafen, blickte in mich hinein, und sagte zu mir: „Jetzt beginnt diese Reise. Ich beschloss, sofort loszugehen und nicht, wie mir geraten worden war, eine Nacht in Bilbao zu bleiben. Nach etwa einem Kilometer wurde ich von der Autostrada gebremst. Ein Herr erklärte mir in einer in der Nähe gelegenen Tankstelle:
A pied – impossible! Solo Autobus." Er erklärte, dass der Bus vom Terminal abfahre. Ich wanderte zurück zum Terminal, kaufte mir einen Fahrschein für den Bus und erhielt eine große Stadtkarte gratis dazu.
Jemand hatte es gut mit mir gemeint. Mit Hilfe dieser Karte gelang es mir, mich in der wuseligen Stadt zurechtzufinden und auch wieder hinauszufinden. Nur mit meinem Wanderführer und den Zeichen mit dem Pfeil hätte ich den Weg nicht gefunden.
Ich wanderte zur Stadt „Muskiz", doch ich fand die im Wanderführer eingezeichnete Herberge nicht. Eine Dame erklärte mir, dass es im Ort keine Herberge mehr gäbe. Ich müsse nach Pobena wandern. Das wollte ich vermeiden, da es spät war. Die Dame erklärte mir eine wundervolle Abkürzung in Richtung Pobena, die nur eine halbe Stunde dauerte. Eine weitere Abkürzung fand ich selbst, indem ich an der Seite des Flusses entlanglief, an der die Herberge liegen sollte. Plötzlich stand ich vor einem Haus, dass ich niemals als Herberge erkannt hätte, wenn nicht Albergue an der Tür gestanden hätte. Bei genauem Hinsehen erkannte ich das Erkennungszeichen, die Muschel. Ich war noch ungeübt darin, die Muschel und die Pfeile als Wegzeichen zu erkennen. Auch die Pilgerherbergen erkannte ich nur mit Schwierigkeiten als solche.
Ich schaute vorsichtig durch die Tür. Links saß ein Mann und sagte irgendetwas zu mir. Ich verstand ihn nicht. Er fragte, ob ich ein Cama (Bett) wolle. Cama war für mich eine Kammer, also Zimmer.
Ich nickte. Erneut forderte er mich auf zu irgendetwas. Nun verstand ich. Er wollte meinen Pilgerausweis (Credential) sehen. Diesen hatte ich während meiner Vorbereitungen zur Reise bei einer Jakobsgesellschaft in Bayern bestellt und erhalten. Er gab mir einen Stempel, ein Papierbettlaken und ein Papierkopfkissen, zeigte mir den Platz für die Wanderschuhe und führte mich kurz in den Schlafsaal. Er meinte, das Restaurant sei hinter dem Haus. Nachdem er mich auf die Öffnungszeiten und die Preisliste für das Abendessen und das Frühstück hingewiesen hatte, war ich auf mich selbst gestellt.
Die Vorhänge im Schlafsaal waren geschlossen, viele Stockbetten standen ungeordnet im Raum. Ich bezog mein Bett, legte meinen Schlafsack auf das Bett, das am nächsten zur Tür stand, betrachtete den Raum argwöhnisch und wusste nicht, ob ich tatsächlich bleiben wollte. Wohl fühlte ich mich nicht, da ein solches „Schlafzimmer" mir komplett fremd war. Doch was sollte ich tun? Ich hatte das Abenteuer angefangen und es direkt abzubrechen, kam mir nicht in den Sinn. So musste ich - zumindest diese erste Nacht - in dieser für mich entsetzlichen Herberge über mich ergehen lassen. Ich musste lernen, die Dinge an mich herankommen zu lassen. In dieser Nacht zwang ich mich dazu und hoffte, dass es mit der Übung, somit in den nächsten 39 Nächte leichter fallen würde.
Ich schöpfte Mut, ließ meinen Rucksack in dem Raum mit circa 30 Betten stehen, prägte mir den Weg vom Bett zur Toilette genau ein und ging zum Restaurant, um etwas zu trinken. Hunger hatte ich nicht, da ich genug Proviant für die ersten zwei Tage mitgenommen hatte. Eine Kellnerin führte mich durch die dicht besetzte vordere Kneipe zum Speisesaal.
Dort war ein Tisch besetzt. Ich fragte den Herrn, ob ich mich zu ihm setzen dürfe. Allein an einem Tisch mit der Aussicht auf eine furchtbare Nacht, das war mir unheimlich. Auf dem Tisch stand eine Flasche Wein und Jean-Paul aus Bordeaux schenkte mir ein Glas ein. Kurze Zeit später gesellte sich Thomas aus Italien zu uns an den Nebentisch. Jean-Paul und Thomas erhielten ein Pilgermenü, dass aus einer Suppe, einem Hauptgericht und einem Nachtisch bestand. Thomas erhielt ebenso wie Jean-Paul eine Flasche Rotwein zum Essen.
Thomas hatte Fußprobleme. Seine Knöchel waren stark geschwollen. Ich bot ihm an, ihm zu helfen. Er zögerte nicht und zeigte mir sein Bein. Ungewohnt für mich war, dass er mich sein Bein ohne Kommentar und Fragen behandeln ließ. Ich wandte die Meridiantherapie an, die ich in einem zweijährigen Kurs vor zwei Jahren durch Matthias Dickmann erlernt hatte. Jean-Paul, Thomas und ich verständigten uns teils auf Französisch, teils auf Deutsch, auf Englisch und mit Händen und Füßen. Nachdem die zwei Flaschen Rotwein geleert waren, gingen wir zur Herberge zurück. Wir verabredeten uns zum Frühstück um 7:30