Bürgermeister und Sprache: Von der Rede bis zum Tweet
Von Johannes Latsch
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Über dieses E-Book
Wie muss Verwaltungssprache sein, damit sie verständlich ist? Was sollte in einem persönlichen Schreiben nicht fehlen? Welche Unterschiede gibt es zwischen der mündlichen und der schriftliche Sprache? Welche rhetorischen Stilmittel sollte ein Bürgermeister beherrschen? Was ist anders bei der Sprache der Social Media?
Zu diesen und zu weiteren Fragen gibt dieses Buch Hinweise und praktische Informationen. Es zeigt Fettnäpfe auf und erklärt, wie man diese umschifft. Es macht Probleme deutlich und bietet Lösungsansätze. Dabei wird der Smalltalk ebenso behandelt wie das Verwaltungsschreiben und Social Media. Gegenüber der Erstauflage dieses Ratgebers waren insbesondere Aktualisierungen wegen der rasanten Entwicklung des Internets und der sozialen Netzwerke nötig - etwa bei der Sprache der Online-Kommunikation und bei Hinweisen auf Internet-Quellen. Ein Anhang mit Checklisten und weiterführenden Kontakten zum Thema Sprache runden die Darstellung ab.
Die Hinweise in diesem Buch gelten nicht nur für den Rathauschef. Sie bringen auch anderen Verantwortlichen in Verwaltung und Politik wichtige Anregungen.
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Buchvorschau
Bürgermeister und Sprache - Johannes Latsch
Bürgermeister
und Sprache
Von der Rede
bis zum Tweet
von
Dr. Johannes Latsch
Pressereferent des Main-Taunus-Kreises
2. Auflage
Kommunal- und Schul-Verlag · Wiesbaden
Herausgeber der Reihe BÜRGERMEISTERPRAXIS
Barbara Beckmann-Roh | Saarländischer Städte- und Gemeindetag
Karl-Ludwig Böttcher | Städte- und Gemeindebund Brandenburg
Jörg Bülow | Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag
Dr. Jürgen Busse | Bayerischer Gemeindetag
Roger Kehle | Gemeindetag Baden-Württemberg
Dr. Gerd Landsberg | Deutscher Städte- und Gemeindebund
Jürgen Leindecker | Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt
Winfried Manns | Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz
Ralf Rusch | Gemeinde- und Städtebund Thüringen
Roland Schäfer | Deutscher- Städte- und Gemeindebund
Karl-Christian Schelzke | Hessischer Städte- und Gemeindebund
Dr. Bernd Jürgen Schneider | Städte- und Gemeindebund NRW
Rainer Timmermann | Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund
Jochen von Allwörden | Städteverband Schleswig-Holstein
Andreas Wellmann | Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern
Mischa Woitscheck | Sächsischer Städte- und Gemeindebund
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© Copyright 2012 by Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & Co. KG · Wiesbaden
2. Auflage 2015
Alle Rechte vorbehalten
Satz: Jung Crossmedia Publishing GmbH · Lahnau
E-Book
-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
ISBN 978-3-8293-1210-3
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Herausgeber der Reihe BÜRGERMEISTERPRAXIS
Impressum
Vorwort
Literaturverzeichnis
Vorbemerkung
1. Grundlagen
1.1 Sprache
1.1.1 Sprache und ihre Funktionen
1.1.1.1 Sender und Empfänger
1.1.1.2 Sprechen ist Handeln: Die Sprechakttheorie
1.1.1.3 Was in Wörtern mitschwingt: Denotation und Konnotation
1.1.1.4 Wörter als Waffe, Wörter als Zeitgeist
1.1.2 Sprachvarianten
1.1.2.1 Wanderer zwischen den Sprachwelten
1.1.2.2 Fachsprache und Alltagssprache
1.1.2.3 Verständliche Sprache und „Leichte Sprache"
1.1.3 Mündliche Sprache und schriftliche Sprache
1.2 Stil
1.2.1 Grundsätzliche Stilfragen
1.2.2 Merkmale guten Stils
1.2.2.1 Klare Wörter
1.2.2.2 Klare Sätze
1.2.2.3 Wege zum klaren Stil
1.3 Rhetorik
1.3.1 Reden vorbereiten
1.3.1.1 Strategie planen und Stoff sammeln
1.3.1.2 Die Rede strukturieren
1.3.2 Rhetorische Mittel und Figuren
1.3.2.1 Wiederholen
1.3.2.2 Bedeutung verstärken durch Ähnlichkeit
1.3.2.3 Reihen
1.3.2.4 Brüche, Auslassungen, ungewöhnliche Kombinationen
1.3.2.5 Beispiele, Bilder und Vergleiche
1.3.2.6 Gegensätze und Widersprüche
1.3.2.7 Unter- und übertreiben, beschönigen, schlecht machen
1.3.2.8 Satzkonstruktionen
1.3.3 Auftrittstechnik
1.3.3.1 Mit und ohne Manuskript und Stichwortzettel
1.3.3.2 Technik und Organisation
1.3.3.3 Aussprache, Mimik und Gestik
1.3.3.4 Lampenfieber und andere Gefahren
1.3.4 Beispiele: Berühmte Reden
1.3.4.1 Jesu Bergpredigt
1.3.4.2 William Shakespeares Rede des Marc Anton
1.3.4.3 Abraham Lincolns Gettysburg Address
1.3.4.4 Joseph Goebbels’ Sportpalast-Rede
1.3.4.5 John F. Kennedy: „Ich bin ein Berliner"
1.3.4.6 Martin Luther King: „I have a dream"
1.3.4.7 Richard von Weizsäcker: Rede vom 8. Mai 1985
1.3.4.8 Roman Herzog: „Ruck"-Rede
2. Praxis
2.1 Mündliche Äußerungen
2.1.1 Reden im Parlament
2.1.2 Reden und Grußworte außerhalb des Parlaments
2.1.2.1 Als Gast bei Vereinen, Firmen, Institutionen
2.1.2.2 Persönliche Ehrung
2.1.2.3 Fachkongress
2.1.2.4 Büttenrede
2.1.2.5 Sonstige offizielle Anlässe
2.1.3 Smalltalk
2.2 Schriftliche Äußerungen
2.2.1 Verständliche Verwaltungssprache
2.2.1.1 Grundprobleme der Verwaltungssprache
2.2.1.2 Initiativen für einfache Verwaltungssprache
2.2.1.3 Grundsätze der einfachen Verwaltungssprache
2.2.1.4 Mann und Frau – auch sprachlich ein Problem
2.2.1.5 Sonderfall „Leichte Sprache"
2.2.2 Grußworte in Festschriften
2.2.3 Persönliche Schreiben
2.2.3.1 Briefe
2.2.3.2
E-Mails
2.2.3.3 SMS
2.2.4 Social Media
2.3 Sonderfall Medien
2.3.1 Sprache der Medien
2.3.1.1 Journalistische Textsorten
2.3.1.2 Aufbau von Nachrichten
2.3.1.3 Sprache der Nachrichten
2.3.2 Sprache der Medienarbeit
2.3.2.1 Pressemitteilung/Medieninformation
2.3.2.2
O-Ton
, Statement, Interview
Anhang
1. Checklisten
2. Weiterführende Kontakte zum Thema Sprache
3. Ein Wort zum Schluss
Stichwortverzeichnis
Anmerkungen
Vorwort
Das Interesse an einer bürgernahen und verständlichen Verwaltungssprache sollte allen Schreibenden nicht fremd sein. Neben der Höflichkeit des eigenen Ausdrucks können sie damit vermehrte Nachfragen und Missverständnisse vermeiden. Über die Legitimität des Anspruchs auf eine verständliche Sprache besteht in der Öffentlichkeit Konsens.
Einen ersten Hinweis zur deutschen Amtssprache finden wir im Jahre 1781 erschienenen Ratgeber „Über den Kanzleystyl und wie derselbe zu verbessern." In der Folgezeit sind wellenartig Phasen der Vereinfachung auszumachen, in denen ein Bemühen um einen besseren Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern verzeichnet werden kann. Gerade seit dem vergangenen Jahrzehnt bemühen sich Verwaltungsbeamte und
-angestellte
wieder um mehr Bürgernähe. Das zeigen Projekte und Seminare zu diesen Themen, die der Autor dankenswerterweise am Rande vorstellt. Ob sich ein Erfolg einstellt, bleibt abzuwarten – das vorliegende Buch leistet einen nützlichen Beitrag dazu.
Viele Texte – vom Bewilligungsbescheid bis hin zu hier im Mittelpunkt stehenden Reden und Schreiben eines Bürgermeisters – entsprechen oft noch nicht den Erwartungen der Angeschriebenen oder Angesprochenen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Ein vorschnelles allgemeines Kritisieren oder gar Ablehnen bringt aber auch wenig, denn oft sind die hinter den Schreiben oder Reden stehenden Sachverhalte sehr vielschichtig und nicht immer angenehm. Muss ein Bürgermeister der Kommune weitere Sparpläne verkünden oder muss eine Mitarbeiterin eines Sozialamtes jemandem den Tod seines Verwandten einschließlich der Bestattungsumstände mitteilen, ist beim besten Willen kein rundum „schöner Text zu erwarten. Auch komplexe Handlungszusammenhänge, die Sprachwissenschaftler „Diskurse
nennen, verhindern oft eine knappe und übersichtliche Darstellung in Verwaltungsschreiben. Eine Umfrage „Was denken die Deutschen über die Rechts- und Verwaltungssprache" wurde 2009 von der Gesellschaft für deutsche Sprache und dem Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegeben ¹ . Sie zeigt, dass in Amtsschreiben vor allem Folgendes stört: umständliche Sätze, Verwendung von Fachbegriffen, Fremdwörtern und Abkürzungen ohne Erklärungen, abgehobene und unpersönliche Sprache, unübersichtliche Gliederung, unhöflicher Stil usw.
Die Texte werden nicht verstanden. Mögliche Hilfestellungen bis hin zu Zahlungen seitens der Behörden bleiben aufgrund unverständlicher Anträge oder einer allgemeinen Ignoranz der Betroffenen oft ungenutzt.
Was ist nun zu tun? Vor der Allmacht der Kompliziertheit resignieren oder sich weiterhin halbzufrieden, schimpfend, nörgelnd und ewig unzufrieden „durchwursteln"? Das kann aber nicht angehen und macht alle Beteiligten auf Dauer krank. Die Nachvollziehbarkeit gesetzlicher Regelungen und Bestimmungen in der Verwaltung ist unerlässlich, denn die Bürgerin und der Bürger soll ja erreicht werden. Deshalb sind Wege und Auswege zu suchen. Dabei sind Zeit und der Wille zur Veränderung vonnöten. Der wichtigste Schritt ist dabei, den inneren Schweinehund zu überwinden und den Beginn für Veränderungen bei sich selbst zu suchen. Der Ruf nach einer einfachen verständlichen Sprache drückt also berechtigte Wünsche aus, dafür werden im Buch Formulierungshilfen gegeben.
Es liefert wichtige Anregungen und Zugänge, indem der Autor aus seinem langjährigen Erfahrungsschatz schöpfend beschreibt, wie Sprache in den Rathäusern wirkt und welche Möglichkeiten sie bietet, auf den Gebieten des Stils, der Rhetorik, aber auch der Auftrittstechniken anspruchsvolle und anregende Texte zu produzieren. Die Darstellung geschieht in einem verständlichen, mitunter auch lockeren, ironisierenden Ton, was den Spaß am Umgang mit Sprache nicht vergessen lässt.
Anhand berühmter Reden von Abraham Lincoln bis Roman Herzog sowie vielen aktuellen Texten aus der parlamentarischen Praxis wird gezeigt, wie die im ersten Teil dargestellten Wirkungsprinzipien von Sprache umgesetzt werden können.
Hier findet sich wieder (fast) alles, was von einem Bürgermeister abverlangt werden kann: die Rede im Parlament, eine persönliche Ehrung oder die Büttenrede. Im Anschluss gibt der Autor Anregungen für eine verständliche Verwaltungssprache sowie Grußworte, persönliche Schreiben und Texte im Umgang mit den Medien.
Der vorliegende Ratgeber will und kann keine Sammlung von Mustertexten für jede Gelegenheit bieten. Er legt – und das ist produktiver – die Prinzipien und rhetorischen Mittel fest, die guten Reden und Texten zugrunde liegen. Er leistet damit Hilfe zur Selbsthilfe für alle Bemühten, auf dieser Basis die eigenen Auftritte und Äußerungen selbst zu gestalten.
Dem Titel nach richtet sich dieses Buch – wie der Autor selbst klarstellt – zwar an Bürgermeister; aber es sind Dezernenten, Landräte und andere kommunal Verantwortliche ebenso gemeint. Das Gleiche gilt für das jeweils weibliche Pendant, insofern dürfen sich mit „Bürgermeister auch „Bürgermeisterinnen
angesprochen fühlen. Jeweils beide zu benennen, hätte den Umfang des vorliegenden Textes mehr anschwellen lassen, als es puristischen Vertretern (und Vertreterinnen) der sprachlichen Gleichbehandlung lieb sein kann. Wegen der föderalen Struktur Deutschlands herrscht zudem eine Vielfalt von Bezeichnungen für bestimmte Ämter, von Zuständigkeiten, von Verwaltungsabläufen. Derlei begriffliche Unschärfen werden in Kauf genommen – was oder wer gemeint ist, erschließt sich jeweils aus dem Zusammenhang. Um persönlich Betroffene zu schützen, wurden außerdem manche Beispiele anonymisiert oder auch verfremdet. Auf der abstrakten Ebene wird der Mustercharakter deutlich.
Der Autor Dr. Johannes Latsch, geboren 1964 in Bad Homburg v. d. Höhe, ist seit 2002 Pressereferent im Main-Taunus-Kreis (MTK) und kennt daher die gesamte Bandbreite der Medienarbeit inklusive Redenschreiben und Mitarbeitertraining zur bürgernahen Verwaltungssprache. Zudem lehrt er seit 2004 als Gastdozent für Krisenkommunikation an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz des Bundes (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler. In seiner Ausbildung studierte er 1986–1990 Germanistik, Geschichte und Politologie in Frankfurt am Main und schloss 1994 mit einer Promotion zum Dr. phil. mit einer linguistischen Arbeit zum Thema Deutschlandpolitik in der Zeitungssprache. Er nutzt in diesem Leitfaden seine Erfahrungen vieler Jahre als Journalist, Pressereferent eines Landkreises und Redenschreiber. Im Rahmen dieser Tätigkeiten lernte er verschiedene Medien und Institutionen und auch die damit verbundene Textarbeit kennen: 1986–2002 war Johannes Latsch als Redakteur, freier Mitarbeiter und Korrespondent unter anderem bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung, bei Associated Press, der Neue Zürcher Zeitung, dem Taunus-Kurier und diversen anderen Lokalzeitungen tätig. Neben der reisejournalistischen Vortragstätigkeit arbeitete er als Buchautor.
Für den vorliegenden Band wünscht er sich, dass dieses Buch besonders jenen Verwaltungschefs, die bislang wenig Erfahrung mit öffentlichen Auftritten haben, Einblicke geben soll. Aber auch mancher alter Hase entdeckt darin Tipps, über das eine oder andere nachzudenken und noch besser zu werden. Hinweise finden hier ebenfalls Referenten, Pressesprecher und Büromitarbeiter – also all jene, die schriftliche und mündliche Äußerungen ihrer Rathauschefs vorbereiten.
Dazu viel Erfolg, Anregungen und Vorschläge gibt es reichhaltig. Nun sollten anregende Reden und Schreiben entstehen.
Dr. Lutz Kuntzsch, Gesellschaft für deutsche Sprache
Literaturverzeichnis
Die folgende kurze Liste bietet keinen Überblick über sämtliche Standardwerke. Sie liefert nur die Quellen diverser Zitate im vorliegenden Text und nennt Beispiele für vertiefende Literatur zu Teilaspekten, wo es geboten schien. Die Fußnoten dieses Buches verweisen häufig auch auf Quellen aus dem Internet, die vom Autor als seriös eingestuft werden.
Büter, Dieter/Schimke, Hans-Jürgen, Anleitungen zur Bescheidtechnik. Wie Verwaltungsakte verständlich geschrieben werden. Eine Lern- und Arbeitshilfe. 2. Aufl. Berlin, Bonn, Regensburg 1993
Ebeling, Peter, Rhetorik – der Weg zum Erfolg, 9. Aufl. Baden-Baden 2005
Esslinger, Detlef/Schneider, Wolf, Die Überschrift. Sachzwänge – Fallstricke – Versuchungen – Rezepte. 5. Aufl. Wiesbaden 2015
Gesellschaft für deutsche Sprache (Hg.), Fingerzeige für die Gesetzes- und Amtssprache. Rechtsprache bürgernah. Wiesbaden 11. Aufl. 1998
Grewendorf, Günther/Hamm, Fritz/Sternefeld, Wolfgang, Sprachliches Wissen. Eine Einführung in moderne Theorien der grammatischen Beschreibung. 3. Aufl. Frankfurt 2003
Hogen, Hildegard (Red.), Duden Rhetorik, Mannheim 2010
Kegel, Jens, „Wollt Ihr den totalen Krieg?" Eine semiotische und linguistische Gesamtanalyse der Rede Goebbels’ im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943 Tübingen 2006
Latsch, Johannes, Bürgermeister und Medien. Von der Routinemitteilung zum Interview-Duell. Wiesbaden 2011
Lewandowski, Theodor, Linguistisches Wörterbuch (3 Bde.), Heidelberg u. a. 6. Aufl. 1994
Mehrabian, Albert, Silent Messages. Implicit Communication of Emotions and Attitudes. 2. Aufl. Belmont 1981
Neuburger, Rahild, Rhetorik, München 2011
Reden für Bürgermeister (zum Download im Internet: http://www.kommunalpraxis.de/e-produkte/buergermeisterreden)
Reiners, Ludwig, Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa. Bearbeitet von Stephan Meyer und Jürgen Schiewe, 3. Aufl. München 2015
Schneider, Wolf, Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil. München 1999
Simoneit, Ferdinand, Indiskretion Ehrensache. Ein Buch für alle, die Journalisten werden und für alle, die Journalisten verstehen wollen. München 1985
Weischenberg, Siegfried, Nachrichtenschreiben. Journalistische Praxis zum Studium und Selbststudium. 2. Aufl. Opladen 1990
Vorbemerkung
Cato der Ältere hatte nur halb recht. Der römische Staatsmann behauptete nämlich: „rem tene, verba sequentur" – wenn du die Sache im Griff hast, folgen auch die Worte.
Gewiss, die Worte folgen; die Frage ist nur: Sind es die richtigen? Den Gegenbeweis treten immer wieder Bürgermeister in Haushaltsreden, Architekten vor Bauausschüssen und Legionen von Sachbearbeitern in ihren Bescheiden an. Sie wissen sich zwar in der Sache kundig, finden aber oft nicht die Worte, die jeder versteht.
Immerhin schätzte Cato richtig ein, welch überragende Rolle Sprache in der Politik spielt. Für ihn war der Staatsmann ein „vir bonus decendi peritus – ein „erfahrener und ehrenwerter Mann, der die Redekunst beherrscht
. Die Kunst der Rede ist demnach, wie wir neudeutsch sagen würden, eine Schlüsselqualifikation. Das hat sich in den zwei Jahrtausenden seit Cato nicht geändert. Ein Bürgermeister steht im Rampenlicht, muss jedes Wort wägen: Ein unbedachter Nebensatz, ein Missgriff im Ton, ein Bla-bla-bla-Wortbombast – und schon wird er missverstanden, angestarrt, angegähnt oder niedergemacht.
Ein Bürgermeister wird sich nicht drei Tage in eine Eremitage zurückziehen können, um dort über die rechten Worte zur
100-Jahr
-Feier der Ortsteilfeuerwehr zu meditieren; er kann nicht auf einen Stab von Dutzenden Redeschreibern zurückgreifen, die ihm eine Haushaltsrede zusammenkomponieren, vor der antike Rhetoriker das Haupt neigen würden; er wird sich nicht in alle linguistischen Facetten der Sprechakttheorie einlesen, um die theoretischen Bedingungen seines Auftritts beim nächsten Treffen des Gewerbevereins zu analysieren. Aber zumindest ein wenig kann er sich mit dem Wesen und den Möglichkeiten der Sprache befassen, und dazu gibt dieses Buch ein paar Hinweise. Es will ermuntern, nach dem Besten zu streben, auch wenn wir es nicht immer erreichen können. Wie schreibt und redet der Bürgermeister verständlich, begeistert und bleibt dabei sachlich korrekt? Das ist unsere Kernfrage.
Der vorliegende Ratgeber bietet keine Sammlung von Musterreden für jede Gelegenheit von der Goldenen Hochzeit bis zum Bundeskanzlerbesuch. Lieber legen wir die Prinzipien fest, die guten Reden und Texten zugrunde liegen, und leisten damit Hilfe zur Selbsthilfe: Der Rathauschef kann auf dieser Basis seine eigenen Auftritte und Äußerungen selbst gestalten. Zunächst befassen wir uns mit den Prinzipien von Sprache, aus denen sich alles ableitet. Dabei beschränken wir uns auf wenige, für die Praxis wichtige Aspekte sprachlicher Theorien, und übertragen diese dann aus der wissenschaftlichen Lehre in den Alltag eines Rathauses. Wir arbeiten anschließend Regeln für bestimmte Arten von Reden oder Texten heraus und illustrieren sie schließlich mit Beispielen.
Inhaltlich knüpfen wir dabei an den Ratgeber „Bürgermeister und Medien" (2011) aus demselben Verlag an. Dessen Thema – die Sprache im Umgang mit Zeitung, Rundfunk und Online-Plattformen – ist hier zu einem einzigen Kapitel verdichtet. Daneben befassen wir uns mit solch verschiedenen Texten und Ansprachen wie Haushaltsreden, Bürgerbriefen, Trauerkarten, Ansprachen beim Festkommers,
E-Mails
, Grußworten in Festschriften und der Eröffnung von Tagungen.
Dem Titel nach richtet sich dieses Buch zwar an Bürgermeister; es ist aber auch für Dezernenten, Landräte und andere kommunal Verantwortliche geschrieben. Das Gleiche gilt für das jeweils weibliche Pendant, insofern dürfen sich mit „Bürgermeister" auch Bürgermeisterinnen angesprochen fühlen. Jeweils beide zu benennen, hätte den Umfang des vorliegenden Textes mehr anschwellen lassen, als es manch eifrigen Verfechtern (und Verfechterinnen) der sprachlichen Gleichbehandlung lieb sein kann. Wegen der föderalen Struktur Deutschlands herrscht zudem ein Wirrwarr von Bezeichnungen für bestimmte Ämter, von Zuständigkeiten, von Verwaltungsabläufen. Bei den Beispielen im vorliegenden Buch werden Positionen und Funktionen benannt, die in dem einen oder anderen Bundesland anders heißen mögen. Ein Stadtrat beispielsweise ist in Hessen eine Person aus der politischen Spitze der Verwaltung, in Nordrhein-Westfalen hingegen das kommunale Parlament. Derlei begriffliche Unschärfen nehmen wir in Kauf – was oder wer gemeint ist, erschließt sich jeweils aus dem Zusammenhang. Um persönlich Betroffene zu schützen, wurden außerdem manche Beispiele anonymisiert oder auch verfremdet.
Besonders jenen Verwaltungschefs, die bislang wenig Erfahrung mit öffentlichen Auftritten haben, soll dieses Buch Einblicke geben. Aber auch mancher „alter Hase" entdeckt darin Tipps, über das eine oder andere nachzudenken und noch besser zu werden. Hinweise finden hier ebenfalls Referenten, Pressesprecher und Büromitarbeiter – also all jene, die schriftliche und mündliche Äußerungen ihrer Rathauschefs zusammenstellen und vorbereiten.
Der Autor, promovierter Germanist, zehrt in diesem Leitfaden von Erfahrungen vieler Jahre als Journalist, Pressereferent eines Landkreises und Redenschreiber. Im Rahmen dieser Tätigkeiten ist er verschiedenen Medien und Institutionen zu Dank verpflichtet – vom früheren Taunus-Kurier in Bad Homburg (Hessen), der Frankfurter Allgemeine Zeitung, dem Main-Taunus-Kreis und der bundeseigene Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ), wo er als Gastdozent lehrt, über die Gesellschaft für deutsche Sprache e. V., seinem Doktorvater Prof. i.R. Horst Dieter Schlosser (der ihm die Augen für diverse deutsch-deutsche und zeitgenössische Sprachentwicklungen öffnete) nebst Arbeitskollegen in diversen Netzwerken bis hin zu Rainer Maria Rilke, dessen Lektüre ihn die Tiefe und den Anmut der Sprache lehrte.
Während sich Sprache und mit ihr die Regeln guten Stils eher langsam verändern, braust die Entwicklung des Internets und seiner Möglichkeiten immer schneller voran. In der vorliegenden überarbeiteten 2. Auflage wurden neben textlichen Details die in der Erstauflage angeführten Internet-Quellenangaben überprüft und aktualisiert. Zudem trägt der Abschnitt über die Online-Sprache dem Zeitenwandel Rechnung. Jedes Druckwerk kann der rasanten Entwicklung etwa bei den Social Media nur hinterherhecheln, aber es kann Trends und Möglichkeiten benennen, die zeigen, in welche Richtung zumindest die nahe Zukunft weist. So mancher Bürgermeister, der bei der Erstauflage noch zögerte, ist