Witzigkeit kennt eine Grenze
Bevor Ende Juli 2021 mit der Misogynie-und Diskriminierungsklage des California Department of Fair Employment and Housing (DFEH) gegen Activision Blizzard die größte Entrüstungswelle losgetreten wurde, die das Unternehmen jemals gesehen hat, war wohl alles irgendwie in Butter. Der Mantel der Verschwiegenheit lag über Problemen wie geschlechtliche Ungleichbehandlung, Diskriminierung und körperlichen Tätlichkeiten, mit denen sich diverse Angestellte von Blizzard Entertainment Tag für Tag konfrontiert sahen. Und in den Spielen des Kult-Entwicklerstudios wurden moralisch die nicht einwandfreisten Zoten gerissen, sodass die Schwarte krachte.
Folter? Im Krieg okay!
In der WoW-Vergangenheit gab’s nur wenige Dinge in Azeroth, die seit Erscheinen inhaltlich entschärft werden mussten. Im Gedächtnis ist da etwa die Quest „Überredungskunst“ der Kampagne von Wrath of the Lich King geblieben. In deren Rahmen mussten die Spieler in der Boreanischen Tundra heiße Eisen dazu verwenden, einen gefangenen Beryllzauberer zu foltern. Dieser Akt diente dazu, den Aufenthaltsort eines anderen Charakters herauszufinden.
Nicht nur Rollenspieler, die mit ihren Priestern und Paladinen auf dem Weg des heiligen Lichts wandelten, fühlten sich von dieser Quest abgestoßen, sondern auch Ottonormalhelden. Man kann nun diskutieren wie man will, schönreden lässt sich nicht, dass unsere Helden Millionen von anderen Gegnern bereits umgebracht haben. Doch einen NPC foltern zu können, und das über die eigentliche Questerfüllung hinaus, ist noch einmal eine ganz andere Nummer. Das fanden auch viele WoW-Fans.
Mit den Jahren wurde die Quest verändert, es wird nun ein Neuralinjektor statt glühend roter Brandeisen genutzt. Der fade Beigeschmack, dass man über Folter sein Ziel erreicht und im Krieg alles erlaubt sei, der bleibt dennoch. Denn selbst im Krieg ist nicht alles erlaubt.
Alkohol ist toll!
Ein anderes Beispiel für die moralische Zweigleisigkeit des Online-Rollenspiels findet sich in der jährlichen WoW-Hommage an Europas größtes Besäufnis in München, dem Braufest. Mit den Quests „Parade der rosa Elekks“ und „Fangt den wilden Wolpertinger“ wurde hart an den europäischen Altersfreigaben für das MMO gekratzt. Denn ihr musstet euren Helden
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