Beat German

Reduktion aufs Wesentliche

Alex Niggemann ist ein klassisch ausgebildeter Pianist, dessen Liebe zur Dance Music in den Techno-Clubs seiner Heimatstadt Düsseldorf entstand. Eine DJ-Karriere schien ihm zwar reizvoll, doch es war ein Tontechnikstudium, das den Grundstein für sein technisches Verständnis von Produktionen legte. Doch danach ging es darum, ganz seiner Intuition zu folgen. Sein 2012 erschienenes Debütalbum „Paranoid Funk“ regte sofort die Fantasie an. Während bewusste Reduktion ein wichtiger Faktor in Niggemanns kreativem Prozess ist, sind einige Attribute auch rein instinktiv, wie etwa seine unheimliche Fähigkeit, verschiedenste Einflüsse zu verschmelzen und völlig neue Klänge zu kreieren.

Seit 2006 festigte ein steter Strom an von Kritikern gefeierten Releases seinen Ruf als wahrer Visionär. Mit der Gründung des Labels AEON im Jahr 2013 hat Niggemann nicht nur die Karrieren anderer weiterentwickelt, sondern auch seinen eigenen Forschungsappetit noch weiter gesteigert.

Beat / Wie kam ein klassisch ausgebildeter Pianist zur elektronischen Musik?

Alex / Es war ein seltsamer Weg. Ich spiele Klavier seit ich vier bin und trat damit in die Fußstapfen meines Bruders. Auch später beeinflusste er mich noch, weil er Mitte der 90er-Jahre ein echter Ravehead war und seine eigenen Partys veranstaltete. Ich war damals 15 und hatte seinerzeit nur von Techno-Clubs gehört. Ich musste einen Weg finden, mich aus dem Haus zu schleichen und in einen zu gehen. Das war der Ausgangspunkt für alles. Aber wenn ich nicht angefangen hätte, Klavier zu spielen, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Beat / Stimmt es, dass Ken Ishii einen großen Einfluss auf dich hatte?

Alex / Er war derjenige, der gedanklich zu mir sagte: „Du musst das tun“. Er legte mit drei Decks auf und ich erinnere mich, dass ich dachte, wie kann er die Leute so zum Ausflippen bringen, nur indem er Platten abspielt? Ich hatte das Gefühl, dass ich herausfinden musste, wie man das macht. So fing ich auch an aufzulegen. Erst später habe ich mich dafür interessiert, wie die Sounds produziert werden. Aber irgendwie dachte ich schon immer, dass DJing und Produktion zusammengehören.

Beat / War es schwierig, in Düsseldorf DJ zu werden?

/ Die Szene war damals noch ziemlich klein, und wir haben

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