Ich mach´s jetzt einfach: Über den Mut, den ersten Schritt zu wagen
Von Yvonne Simon
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Über dieses E-Book
Nach 17 Monaten Kampf gegen den Krebs blieb sie allein zurück und machte erst einmal weiter wie zuvor. Bis sie beschloss, ihr Leben aufzuräumen und Raum zu schaffen. Womit sie diesen Raum füllen würde, wusste sie damals noch nicht. Ein Abend mit ihrem früheren Kollegen Heiko führte zu dem ersten Schritt in ein neues Leben. Yvonne begann, die Welt zu entdecken, reiste an viele Orte und fand schließlich auf dem Jakobsweg den Weg zurück zu sich selbst.
Der rote Faden in ihrem Leben heißt: „Ich mach’s jetzt einfach.“ Immer dann, wenn sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und den ersten Schritt gewagt hat, konnte sie Ziele erreichen, von denen sie lange nur geträumt hatte. Genau davon erzählt dieses Buch und davon, wie auch jeder andere seinen ersten Schritt gehen kann.
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Ich mach´s jetzt einfach - Yvonne Simon
Wie es begann
WER ICH WAR
1967 – ein Jahr des Aufbruchs und der Umbrüche. Weltweit formieren sich Proteste, die Studentenbewegung stellt Autoritäten infrage, Hippies predigen Liebe und Freiheit, und in San Francisco wird der »Summer of Love« ausgerufen. Während draußen die Welt in Bewegung gerät, beginnt für mich ein ganz anderes Kapitel: mein Leben. Ich kam als Einzelkind zur Welt. Meine Eltern waren für damalige Verhältnisse schon älter. Meine Mutter 31, mein Vater 40. Beide hatten bereits Kinder aus vorangegangenen Beziehungen, die nicht bei ihnen lebten. Ich war das Kind, bei dem sie alles richtig machen wollten. Geliebt, gewollt, behütet. Immer ein bisschen zu viel für mich. Ich war oft für mich und las viel. In der Bücherwelt fühlte ich mich sicher. Ich war ein stilles Kind. In mir drin jedoch war jede Menge los. Vielleicht hatte mich genau deshalb »Julia« so berührte. Ich war etwa zwölf, als ich das Buch von Gunter Preuß las. Julia war wie ich – oder wie ich gern gewesen wäre. Julia war gleichzeitig wach, sensibel, aufmerksam und auf ihre ganz besondere Art mutig. Sie spürte, wenn etwas nicht stimmte, und hatte den Mut, sich innerlich davon zu lösen. Während ich oft versuchte zu funktionieren, zeigte sie mir: Du darfst zweifeln. Du darfst deinen eigenen Weg gehen, auch wenn er nicht der einfachste ist. Julia war meine erste Verbündete in der Welt der Geschichten. Nicht, weil sie alles richtig machte, sondern weil sie fühlte, was richtig für sie war, und es wagte, diesem Gefühl zu folgen.
Ich war eine gute Schülerin. Neben mir gab es zwei weitere Klassenbeste: Annett und Claudia. Wenn ich mit einer Note von der Schule nach Hause kam, fragte mich mein Vater sofort: »Was hat Annett?« Annett hatte immer eine Eins. Ich zwar auch, aber die zählte nicht. Dieses Vergleichen und aneinander Messen hat sich tief in meinem Unterbewusstsein verankert. Für mich war es immer völlig normal, dass ich besser als andere sein musste und dass ich keine Fehler machen durfte. Mein Traumberuf war Journalistin. Ich stellte mir vor, wie es sein würde, zu schreiben, zu reisen und unterschiedliche Menschen zu treffen. Ich hatte eine leise Vorstellung davon, wie sich das Leben anfühlen würde, wenn ich Geschichten erzählen könnte. Doch es gab ein dickes Aber: Ich bin in der DDR aufgewachsen. Da waren Träume oft nur eine Theorie. Sie zerplatzten wie Seifenblasen an der Realität. Für das Studium musste ich eine medizinische Eignungsprüfung bestehen, die mich als standfest und belastbar ausweisen sollte. Bei den Untersuchungen stellte sich eine leichte Skoliose an meiner Wirbelsäule heraus und mein Traum war ausgeträumt. Ich überlegte, Germanistik zu studieren. Dafür ging ich direkt nach dem Abitur für ein Volontariat zum Reclam-Verlag in Leipzig. Dort arbeitete ich im Lektorats-Büro und war nicht nur hoch motiviert und lernbereit, sondern auch zielstrebig. Mit dieser Motivation bewarb ich mich auf einen der 15 Studienplätze für Germanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Als ich die Absage aus dem Briefkasten holte, war ich frustriert und traurig zugleich. Später erfuhr ich, dass die Absage nichts mit mir zu tun hatte: Es lag wahrscheinlich daran, dass mein Onkel in den Westen gegangen war. Die Absage änderte alles, denn zum ersten Mal in meinem Leben war ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, wie es weitergeht. Das Volontariat im Verlag war befristet und ich begann, mir etwas Neues zu suchen. Ich bewarb mich bei allen Firmen, die etwas mit Büchern zu tun hatten – vom Exportgeschäft bis zum Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel sowie bei allen anderen in Leipzig ansässigen Verlagen. Ich erhielt eine Absage nach der anderen und saß drei Monate lang wie auf heißen Kohlen. Es war die erste Phase in meinem Leben, in der ich erfuhr, wie es sich anfühlt, wenn Fleiß allein nicht ausreicht, um mein Ziel zu erreichen.
Als das Volontariat im September 1987 endete, öffnete sich doch noch eine Tür für mich: Die Position der Chefsekretärin wurde frei und der Verlag bot sie mir an. Das war zwar nicht mein Traumberuf, doch ich nahm die Chance wahr, auf diese Weise eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin zu absolvieren.
FÜR DIE FREIHEIT
Die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche begannen Anfang der 1980er Jahre zunächst als kirchliche Veranstaltungen. Aus diesen Gebeten entwickelten sich nach und nach die Montagsdemonstrationen – mit der zentralen Forderung nach mehr Freiheit und demokratischen Reformen. Daraus wuchs eine Bewegung, die weit über die Kirche hinausging – politisch, öffentlich und schließlich unübersehbar auf den Straßen.
Am Anfang schaute ich nur zu. Ich wusste nicht, wohin das alles führen würde. Freunde von mir packten ihre Sachen und gingen über Ungarn in den Westen. Die Luft wurde dichter, Gespräche vorsichtiger. Am 9. Oktober 89 hörte ich das Gerücht, dass am Abend auf die Demonstranten geschossen werden sollte. In dem Moment wurde mir klar: »Ich gehe auch auf die Straße.« Je mehr wir wurden, desto unwahrscheinlicher wäre es, dass einer den Befehl zum Schießen geben würde. Auf dem Innenstadtring sah ich die Plakate mit der Aufschrift: »Keine Gewalt«, »Freiheit«. Immer wieder riefen wir laut: »Wir sind das Volk«. Es war die größte Montagsdemonstration, die Leipzig bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte. Mehr als 70.000 Menschen zogen friedlich durch die Innenstadt. Die Stimmung war dennoch aufgeladen und bedrohlich. Überall standen Wasserwerfer. Über 8.000 Polizisten, Soldaten und Stasi-Leute waren in Bereitschaft. In den Krankenhäusern wurden Betten freigeräumt und Blutkonserven bereitgelegt. Ich hatte Angst und spürte die Angst der Menschen, die neben mir gingen. Die Eskalation war zum Greifen nah. Ich musste unwillkürlich an die Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in China denken und daran, wie diese geendet hatten. Dann hörten wir über den Stadtfunk einen Appell von sechs bekannten Leipziger Persönlichkeiten – unter ihnen der Gewandhauskapellmeister Kurt Masur und der Kabarettist Bernd-Lutz Lange. Es war kein Aufruf zur Rebellion, sondern ein öffentlicher Appell an die Menschlichkeit. Als ich die Worte hörte, lief mir ein Schauer über den Rücken: »Wir, Leipziger Bürger, wenden uns an alle Bürger unserer Stadt, an die Verantwortlichen und an die Staatsorgane. Wir alle brauchen einen Dialog in unserer Gesellschaft.« Das Unglaubliche geschah und es blieb friedlich. Ich spürte, wie mit jedem weiteren Schritt die Anspannung aus meinem Körper wich. Später sprach man vom »Wunder von Leipzig«. Ich weiß: Es hätte auch ganz anders ausgehen können.
Von Woche zu Woche nahm die Zahl der Demonstranten zu. Am 23. Oktober gingen rund 120.000 Menschen auf die Straße. Zwei Wochen später waren es vier Mal so viele. Eine friedliche Revolution rollte durch die Stadt und ich war mittendrin. Ich spürte das Knistern, die Entschlossenheit und den großen Willen zur Veränderung. Ich ging auf die Straße, weil ich Freiheit wollte. Ich wollte nie weg, sondern bleiben. Ich wollte in einem offenen, demokratischen Land leben. Ich wollte sagen können, was ich denke. Ich wollte reisen können, wohin ich möchte. Ich wollte leben können, wie ich will.
Auf einmal ging alles sehr schnell und die Ereignisse überschlugen sich. Die Mauer fiel. Was dann kam, war nicht nur Freiheit, es war auch ein Abschied. Die DDR, das Land, in dem ich aufgewachsen bin, verschwand. Mit ihr verschwanden nicht nur ihre Schatten, sondern auch ihre Sprache, ihre Art, ihr eigener Herzschlag. Mein Vater war Taxifahrer gewesen. In der DDR ein angesehener Beruf, denn es wurden nur wenige Taxi-Lizenzen vergeben und Taxis waren Mangelware. Nach der Wende änderte sich das schlagartig. Die Zahl der Lizenzen stieg genauso schnell wie die Preise für die Fahrten. Das führte dazu, dass mein Vater, inzwischen fast siebzig Jahre alt, stundenlang am Bahnhof auf einen Fahrgast warten musste.
Ich sah vieles verschwinden: Berufe, Routinen, Gewissheiten. Auch Menschen. Gleichzeitig lernte ich, was es heißt, sich neu zu erfinden. Wir Ostdeutschen können das, denn das Improvisieren liegt uns im Blut. Wir haben es gelernt, mit Mangel umzugehen und Möglichkeiten zu erkennen, wo andere Begrenzungen sehen. Vielleicht war es das, was uns in dieser Zeit trug. Und doch: Es blieb eine Lücke.
Der Tag der Wiedervereinigung rückte näher. Überall wurde vorbereitet, geplant und gefeiert. Mein damaliger Freund und ich spürten: Wir wollten nicht dabei sein, nicht mittendrin stehen oder vom Rand aus zuschauen. Es fühlte sich für uns nicht richtig an. Wir fuhren Richtung Norden, hoch bis ans Skagerrak. Es war der nördlichste Punkt, den wir erreichen konnten. Als wir dort ankamen, blies ein starker Wind. Die Sicht war klar und weit. Inmitten dieser Weite standen wir. An diesem Tag, an dem Ost und West offiziell vereint wurden, waren wir da, wo Nord- und Ostsee sich begegnen. Es war kein Zufall und fühlte sich stimmig an. Wir brauchten die Distanz – nicht zur Geschichte, sondern zu dem Gefühl, das in diesem einen Jahr entstanden war.
Während sich um mich herum die Aufregung gelegt hatte und das Neue seinen Gang ging, fand ich den nächsten Stolperstein auf meinem persönlichen Weg. Mein Ausbildungsgang war mit einem Mal nichts mehr wert, weil er zu sozialistisch geprägt war. Ich hatte Fachgebiete gelernt, die niemand mehr hören wollte. Der Leipziger Reclam-Verlag, in dem ich noch immer arbeitete, wurde für eine symbolische D-Mark an die Erben aus Stuttgart rückübertragen. Viele kreative Köpfe gingen. Ich auch. Noch hatte ich keinen Plan, aber mir war längst klar: Hier endet etwas.
In der Leipziger Volkszeitung entdeckte ich die Anzeige einer großen deutschen Bank, die eine Direktionssekretärin suchte. Ich bewarb mich und wurde genommen. Als ich meinen ersten Arbeitstag dort hatte, erkannte ich sofort: Das war eine völlig neue Welt mit einer anderen Sprache, anderen Haltung und anderen Regeln. Es forderte mich heraus, mich einzuarbeiten. Unzählige Nächte lang weinte ich verzweifelt, doch ich hielt durch. Ich ging beharrlich meinen eigenen Weg, lernte, mich zu behaupten, zu organisieren und zu funktionieren. Irgendwann war ich angekommen und blieb 25 Jahre lang. Ich entwickelte mich weiter und stieg zur Assistentin der Geschäftsleitung und zur Eventmanagerin für interne und Kundenveranstaltungen auf.
WAS WIR LIEBE NENNEN
Meinen ersten Kuss bekomme ich mit fünfzehn. Ich habe viele Freunde – darunter einen, den ich mit achtzehn kennenlerne. Ich bin mir sicher: Wir werden heiraten und Kinder bekommen. Für ein paar Jahre war das unsere Wahrheit, bis wir uns trennten. Im Mai 1990 lerne ich auf einer Geburtstagsfeier Alex kennen. Es ist genauso, wie ich es aus den Liebesfilmen im Kino kannte: Liebe auf den ersten Blick. Das erlebt man wohl nur einmal im Leben oder auch nie. Vom ersten Moment an teilen wir den gleichen Humor. Es fühlt sich leicht an mit ihm und ich habe das Gefühl: Wir sind auf derselben Frequenz. Es ist von Anfang an besonders. Die Wende liegt hinter uns und alles ist im Umbruch – politisch, beruflich, persönlich. Und wir beide sind mittendrin. Alex sucht nach neuen Wegen im Job. Gleichzeitig stehe ich vor der Entscheidung, was ich aus meinem beruflichen Leben machen will. Wir gelten als das perfekte Paar und es fühlt sich genauso an. Es läuft gut. Und weil es läuft, denken wir, dass es so bleiben wird. Was wir nicht wissen: Beziehung ist nichts, was einfach bleibt. Beziehung ist Arbeit. Wenn man nicht miteinander über Probleme spricht, dann wird es still.
Die ersten Risse bilden sich schleichend. Meine Mutter wird schwer krank – Brustkrebs. Gleichzeitig wird meine Stelle in der Bank in Frage gestellt. Es ist nicht klar, ob ich bleiben darf oder gehen muss. Alex beschließt, sich selbstständig zu machen – ein Traum, der viel Kraft und auch ein großes finanzielles Risiko bedeutet. Ich habe Angst. Nicht um uns, sondern um das Fundament. Ich sehe vor meinem inneren Auge, dass wir alles verlieren und unter der Brücke schlafen müssen, und sage ihm das auch. Unsere Gespräche werden erst schwieriger und dann immer seltener. In dieser Zeit kommt ein neuer Mann in mein Leben: Heinz.
Ich lernte ihn in der Bank kennen. Er ist neu in Leipzig, erst vor wenigen Monaten hierhergezogen. Wir gehören beide zu denen, die abends länger bleiben. Am Anfang begegnen wir uns nur auf dem Flur und grüßen uns flüchtig. Dann tauschen wir ein paar Sätze. Daraus entwickeln sich längere Gespräche. Heinz strahlt Ruhe aus, wirkt klar, ist freundlich und vor allen Dingen eins: Er ist da. Schon nach kurzer Zeit sprechen wir über alles, über Gott und die Welt und irgendwann auch über das, was weh tut. Heinz hat kurz zuvor seinen Vater an Lungenkrebs verloren. Er hat es am eigenen Leib erlebt, wie es sich anfühlt, hilflos zuschauen zu müssen, wie ein Mensch, den man liebt, immer schwächer wird und leidet. Ich habe das erste Mal nach langer Zeit das Gefühl: Da ist jemand, der mich wirklich versteht. Manchmal sagt er Dinge wie: »Wahrscheinlich wird es jetzt so kommen …« – und es kommt genauso. Es ist, als hätte ich jemanden an meiner Seite, der den Weg schon kennt. Das hilft mir in dieser schweren Zeit sehr, nicht im Strudel meiner Gefühle und Ängste um meine Mutter unterzugehen.
Irgendwann kommt es, wie es kommen musste: Unsere Gespräche werden persönlicher, unsere Verbindung tiefer. Und dann küsse ich ihn. Aus dem ersten Kuss wird schnell mehr und es entwickelt sich eine heimliche Beziehung. Ich weiß, dass das alles nicht sauber ist, dass es Menschen verletzen wird. Doch gleichzeitig fühle ich mich von Heinz verstanden, ohne viel erklären zu müssen. Wir lassen es laufen, genießen, was wir haben. Doch dann kommt der Tag, an dem wir beschließen, dass das Versteckspiel ein Ende hat. Aus der Heimlichtuerei entwickelt sich eine offizielle Beziehung. Eine, die Kraft kostet. Es ist nicht leicht. Weder für ihn noch für mich. Und schon gar nicht für unsere Ex-Partner. Doch wir wollen den gemeinsamen Weg und gehen ihn – Schritt für Schritt, mit allem, was dazugehört.
Heinz und ich lernten uns kennen, als er gerade ein zweites Mal geheiratet hatte. Später pflegt er zu sagen, er sei dreimal verheiratet gewesen: einmal katholisch, einmal evangelisch und einmal glücklich. Diese Aussage prägt unsere Beziehung lange, denn wir haben beide das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Heinz hat aus seiner ersten Ehe einen Sohn. Der Kontakt zu ihm ist jedoch schwierig. Er wächst in einer neuen Familie auf, in der ein anderer Mann als Vater gilt. Heinz entscheidet sich irgendwann schweren Herzens loszulassen. Aus Rücksicht auf das Kind. Immer wieder spricht er davon, einen Brief zu schreiben, um seine Entscheidung zu erklären. Doch dazu kommt es nicht mehr. Viele Jahre nach Heinz’ Tod treffe ich mich mit seinem Sohn und kann ihm erzählen, was Heinz selbst nicht mehr sagen konnte. Für mich schließt sich damit ein stiller Kreis, denn ich kann ihm damit seinen Wunsch erfüllen und ein Vermächtnis einlösen.
Wir beide sind beruflich stark engagiert, arbeiteten viel und genießen das Leben leidenschaftlich. Gelebt, geliebt, gestritten, versöhnt. Wir glauben, wir haben alle Zeit der Welt. Aber das Leben birgt Herausforderungen. Berufliche Probleme tauchen auf – Heinz solle an einen anderen Standort versetzt werden. Das kommt für ihn nicht in Frage und er gerät mit seinem Vorgesetzten aneinander. Seinen Frust redet er sich zwar bei mir von der Seele, unternimmt aber keinen Schritt, um etwas zu verändern. Ich hingegen bin durch und durch eine Macherin, eine, die gern Dinge anpackt. Für mich ist klar: Entweder man findet sich damit ab oder man ändert was. Dieses Hängenbleiben ohne Entscheidung macht mich wahnsinnig. Heinz fühlt sich von mir unverstanden und ich bin nicht mehr seine erste Ansprechpartnerin. Das stellt unsere Beziehung auf eine harte Probe. Es gibt Momente, in denen wir nicht wissen, ob wir zusammenbleiben, aber unsere Liebe ist stärker als unsere Zweifel. Wir finden wieder zueinander und lernen, dass eine Beziehung Arbeit bedeutet. Dass es darum geht, miteinander zu reden, hinzuhören, verstehen zu wollen und gehört zu werden. Wir genießen die neue Kraft in unserer Liebe und haben das Gefühl, dass wir den Sturm gemeinsam gut überstanden haben. Doch dann kommt die Krankheit. Ohne dass wir es mitbekommen haben, braut sich ein Tsunami zusammen, der uns erst völlig den Boden unter den Füßen wegzieht, um uns dann mit einer Flutwelle
